Klara

Alltagsgedicht zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  Sekundärstille

Regennässe
und zum Trotze aller Widrigkeiten
tanzt er im Rinnstein Walzer

wie damals, als das Grammophon
verhohlen warm echote in schwarzweiß
und Klara in seinen Armen lag
ihr Parfüm roch nach Orangen die bitter sind
und ihre Augen Flutwellen von Blau

Wasser spritzt hoch die Gischt am Schiffsbug
ein Wrack strebt durch verlassene Meere
und irgendwie glitzert der Asphalt

seinen Mantel schleudert er
wie ein Lasso im Western, dann sepia
Küsse von ihr und Erinnerungen von ihr und
Worte von ihr
verblassen lösen sich auf

er dreht sich breitet die Arme aus, immer schneller
Netzhaut hinter angehauchtem Glas
ein Orchester setzt ein Stille im Saal

Zeitlupe alles, der Walzer, der Regen
Zeitlupe die Wellen die das Meer macht auf der Straße
Augen schließen und der Vorhang fällt
Zeitlupe im Abspann der läuft auf sein Leben
Klara alle Gedanken nur an Dich und Applaus

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Kommentare zu diesem Text


 Skala (18.08.15)
Hallo Jan,

Dein Gedicht gefällt mir wirklich gut - ich hab's vor einiger Zeit schonmal gelesen, nur nicht kommentiert, das hole ich jetzt nach. Ich finde es sehr stimmungsvoll und die Bilder gefallen mir außerordentlich gut. (Was ich schräg finde, ist, dass ich beim Lesen allerdings Tango- statt Walzermusik im Kopf habe, aber vielleicht kann ich da noch was dran drehen. :D )
Ich mag außerdem, wie du im Laufe des Gedichts das Tempo anziehst, die ersten Strophen fast noch Prosa in vollständigen Sätzen, und in der letzten Strophe nur noch Fragmente, was du wirklich das ganze Gedicht über vorbereitest, ohne plötzlichen Bruch, wie man es ja auch öfter liest.

Das Einzige, worüber ich beim Lesen stolpere, sind die "Orangen die bitter sind". Bin mir nicht sicher, ob ich da, einfach des Rhythmus wegen, nicht "bittere Orangen" bevorzugen würde - wäre das ein Unterschied?

Liebe Grüße,
Skala.

 Sekundärstille meinte dazu am 18.08.15:
Danke Dir für Deinen Kommentar. Ich finde es klasse, dass Du so ausführlich kommentierst (meiner Meinung auch der Sinn von einem Literaturforum..)!
Zum Gedicht: ich habe meine Gedichte vorher meistens im Schema gedichtet, Kreuzreim z.B.
Irgendwann saß ich dann mal vorm Computer und mir kam dieses Bild, jemand, der da im Rinnstein tanzt und dann ist das Gedicht so schnell entstanden, dass ich selber ganz verblüfft war, was mir da "gelungen" ist.
Mir gefällt die Formulierung mit den Orangen, die bitter sind etwas besser. Ich mag halt dieses Umständliche in der Formulierung manchmal...
Tango würde auch besser passen.
Aber "er tanzte Tango im Rinnstein" klang irgendwie nach Schlager bzw. zu abgedroschen das Bild, finde ich.
Liebe Grüße, Jan

 Skala antwortete darauf am 18.08.15:
Hahahaha, jetzt habe ich tatsächlich Folgendes im Kopf:
"Und sie tanzten einen Tango... unten im Riiiiiiinnstein..." :D :D :D
Na, war in dem Fall auch nur ein Vorschlag, das mit den Orangen, was ja in deiner Version nicht falsch ist, sondern in meinen Augen nur den Flow der ersten Strophe etwas stört.
Und ja, ich denke auch, dass das der Sinn eines Literaturforums ist, aber man bekommt auf ausführliche Kritiken nicht selten einen Halbsatz als Antwort... oder, schlimmer, kein Danke, sondern irgendwas wie "Und bäm, rein in die Fresse" (alles schon passiert )
Bis die Tage! :D
Hannahlulu (18)
(06.01.16)
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 Sekundärstille schrieb daraufhin am 06.01.16:
Vielen Dank! Es freut mich, dass Dir mein Text gefällt. Liebe Grüße, Jan

 tueichler (28.06.18)
Ich mag mich Skala anschließen. Die Steigerung des Tempos ist sehr gelungen, gelesen ist es bestimmt noch akzentuierter. Macht Bilder im Kopf, in Farbe :)

Tom

 Sekundärstille äußerte darauf am 29.06.18:
Hallo Tom, wie schön, von Dir zu lesen! Danke Dir!
Liebe Grüße,
Jan
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