Schmalspur

Sonett zum Thema Unachtsamkeit

von  Irma

Kecke Hasen
spiel’n Verstecken
zwischen Hecken.
Schnuppernasen

mümmeln, grasen,
jagen, necken
sich, entdecken:
Räder rasen

rasch ums Eck.
Und - oh Schreck!
Sie sind weg.

Wo sie saßen,
Gräser fraßen,
mahnt ein Fleck.

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Kommentare zu diesem Text


 niemand (02.11.15)
Es ist flott geschrieben, dennoch irgendetwas stößt mir hier auf
und ich weiß auch was es ist: Das Auto/die menschliche Raserei
kommt mir hier zu gut weg. Der "Fleck" der da bleibt, vermittelt mir hier ein wenig eine Harmlosigkeit, die ich nicht teile.
Mal eben kurz drauffahren und weg ist ein Lebewesen.
Es war ja auch nur ein Hase, sprich: Ist nicht so schlimm,
war ja kein Mensch, diesem ist zum Glück [auch wenn er Verursacher war] nix passiert. LG Irene
janna (66) meinte dazu am 02.11.15:
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 AZU20 antwortete darauf am 02.11.15:
Es ist einfach lapidar formuliert und trifft gerade dadurch, denke ich. LG

 niemand schrieb daraufhin am 02.11.15:
Genau davon bin ich nicht überzeugt und wenn es trifft, wie es beabsichtigt sein könnte, dann höchstens den Sensibleren, der muss aber dann schon sehr wohlwohlend denken. Die meisten Autofahrer wird es kaum kratzen, weil heutzutage nichts so verherrlicht wird und nichts so vergöttert wie die freie Fahrt für alle, egal worüber man fährt und was/wen man totfährt.
P.S. das Einzige was es noch raushaut könnte der Titel sein und
das Posten unter "Unachtsamkeit". Obwohl man auch den Titel
"Schmalspur" so, oder anders deuten könnte. Kritisch und contra
Autofahrer wäre dann ein: "Geistige Schmalspur" als Möglichkeit.
Weniger kritisch, eher pro ein: Die Straßen sind zu schmall, baut
größere, damit wir so richtig ausfahren können.
(Antwort korrigiert am 02.11.2015)

 Irma äußerte darauf am 11.11.15:
Bitte entschuldigt, dass ich erst jetzt antworte, aber ich hatte in den letzten Tagen wenig Zeit für KV.

"Mal eben kurz drauffahren und weg ist ein Lebewesen."
Liebe Irene, genau darum ging es mir in meinem Schmalspur-Sonett. Alles geht rasend schnell. Leider. Allerdings scheint das Gedicht auf dich eine andere Wirkung zu haben.

Natürlich gibt es sie, diese von dir beschriebenen Autofahrer. Erst vor kurzem wurde bei mir vor der Haustür ein Faltenhund getötet, wo der Fahrer sogar ganz bewusst nochmal ins Gas getreten hat, um das Tier zu erwischen. Und dann abgehauen ist. Aber ich denke, das ist nicht die Regel. Und dein Urteil über die Autofahrer insgesamt finde ich schon sehr hart und verallgemeinernd. Ich selbst fahre jetzt seit knapp dreißig Jahren Auto und bin sehr froh, bisher weder Mensch noch Tier überfahren zu haben.

Monas Änderungsvorschlag gefällt mir sehr gut, und es würde mich sehr interessieren, ob du dadurch auch etwas versöhnlicher gestimmt wirst.

Lieber Armin, ich freue mich, dass mein Gedicht dich so getroffen hat, wie von mir beabsichtigt. Lieben Dank! LG Irma
(Antwort korrigiert am 11.11.2015)

 niemand ergänzte dazu am 20.11.15:
@ Irma
ich habe mit Autofahrern so meine Erfahrungen und von denen werde ich kaum abweichen, was natürlich den meisten kaum passen wird. Das Auto ist der Gott dieser Gesellschaft, daher darf man natürlich nichts Negatives sagen, schon weil es die treibende Kraft der Wirtschaft ist. Dass Du weder Mensch noch Tier überfahren hast, sollte eine Selbstverständlichkeit sein und bedarf keinerlei Hervorhebung. Von der Luftverpestung etc. will ich lieber nicht reden.

 EkkehartMittelberg (02.11.15)
Herrlich verkürztes Sonett.
Ich würde es so lassen: Schmalspur reicht, keine Moralinspur!

 niemand meinte dazu am 02.11.15:
Oh, das ginge auf jeden Fall ohne "Moralinspur", da gibt es noch andere Möglichkeiten und Zwischentöne.

 Irma meinte dazu am 11.11.15:
Dankeschön, lieber Ekki. Ich freue mich, dass dir mein Schmalspur-Sonett gefällt und du die Zwischentöne heraushören konntest. LG Irma

 monalisa (02.11.15)
Liebe Irma, erst einmal möchte ich loben, was du da handwerklich hingereimt hast, nur zweihebig und auf die Reimendungen:'-asen; -ecken; -eck/g' begrenzt, ein Sonett der Sonderklasse. Wer schon versucht hat in solchen Kurzversen zu dichten, weiß, wie schwer das ist.
Das ist formal Schmalspur pur, dabei wirken die Häschen flink und putzig in den Quatetten, wie sie mümmeln und grasen und einander necken, darüber zu wenig/zu spät auf die heranrasenden Räder achten. Dann kippt die Szene nicht unerwartet, aber doch plötzlich, ins Tragische.

Vielleicht könntest du dem Fleck am Ende ein wenig mehr Gewicht geben, indem du das 'bleibt' zu einem 'mahnt' machst oder so? Denn ich glaube nicht, dass du das Geschehen verharmlosen möchtest.
Der Titel gefällt mir eigentlich, jedenfalls weiß ich im Moment nicht, wie man es treffender in aller Kürze ausdrücken könnte.

Liebe Grüße
mona
janna (66) meinte dazu am 02.11.15:
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 Irma meinte dazu am 11.11.15:
Dankeschön, liebe Mona, für diesen tollen Kommentar. Mir ging es bei diesem Schmalspur-Sonett mit den nur zwei Hebungen tatsächlich um die Geschwindigkeit, mit der sich alles ereignet. Von einem Augenblick zum nächsten kann dem tobenden Leben rasend schnell ein Ende gesetzt sein.

Ich freue mich, dass du auch auf die Reime Bezug genommen hast. Ich habe versucht, durch Verschiebung des weichen s zum harten ß Härte in die Terzette zu legen. Und durch den Wegfall der eck(en)-Endungen das Fehlen zu veranschaulichen.

Dein Vorschlag mit dem "mahnt" gefällt mir (inhaltlich und klanglich) ganz ausgezeichnet! Werde ich sofort übernehmen. Ganz lieben Dank dafür! Danke auch dir, liebe Janna, für deinen Zuspruch. LG Irma

 loslosch (02.11.15)
mahnt ein fleck ...

guter vorschlag. dann könnte noch das thema in "Mensch und Natur" geändert werden.

der kurzatmige text imitiert das haken-schlagen gut.

 Irma meinte dazu am 11.11.15:
Ja, das "mahnt" gefällt mir auch ausgezeichnet, Lo (s. o.). Vielen Dank für deinen Kommentar und die Empfehlung! LG Irma

 Jorge (03.11.15)
Vielleicht sind sie auch nur weggehoppelt. Sonst wären sie ja auf dem Rasen überfahren worden - denn dort blieb der Fleck.

LG
Jorge

 Irma meinte dazu am 11.11.15:
Das wäre zu hoffen, lieber Jorge. Aber andererseits werden auch immer wieder kleine Rehkitze und Häschen von Mähdreschern zerschreddert. LG Irma
LottaManguetti (59)
(03.11.15)
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 Irma meinte dazu am 11.11.15:
Dankeschön, meine liebe Lotta! Das freut mich wirklich sehr! LG Irma
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