Willkommensgedicht

Engagiertes Gedicht zum Thema Politik

von  DerHerrSchädel

Du bist in diesem Lande hier willkommen
Und nicht nur das, du bist uns sogar wichtig,
Das sagen wir dir ehrlich und aufrichtig.
Du bist in diesem Lande hier willkommen,
Denn hast einen Abschluss und scheinst tüchtig.

Wer nützlich ist, den können wir gebrauchen,
Wir sichern uns humane Potentiale,
Uns fehlen kluge Leute und geniale,
Wer nützlich ist, den können wir gebrauchen,
Nicht aber Habenichtse, Asoziale.

Wir können dich jetzt ehrlich tolerieren,
Wir fragen nicht nach Rasse, sondern Kompetenz
Zum Zweck der ökonomischen Potenz.
Wir können dich jetzt ehrlich tolerieren,
Das stärkt im Wettbewerb uns gegen Konkurrenz.

Du taugst für unsre Arbeitsmarktmaschine?
Dann darfst du fleißig dich hier integrieren.
Vielleicht sogar bei uns partizipieren.
Du taugst für unsre Arbeitsmarktmaschine,
Sonst kannst du, Neger, ganz schnell emigrieren!

Denn wehe dem, du fällst durch das Register,
Dann bist du wohl stinkfaul und hast gepennt.
Du kostest Geld und bist ineffizient.
Denn wehe dem, du fällst durch das Register,
Wer arm ist, taugt nicht mal als Konsument.

Wir wählen aus, die Andern sind nicht besser.
Wir wollen ja, das sich der Aufwand lohnt
Und kein Gesocks bei uns als Nachbar wohnt.
Wir wählen aus, die Andern sind nicht besser,
Wer nutzlos ist, den schießt man vielleicht besser...
...auf den Mond?

(Juli 2015)

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (21.01.16)
Komisch, dein Willkommensgedicht klingt ganz anders als Willkommenslyrik. )
LG
Ekki

 niemand (21.01.16)
Wer nützlich ist, den können wir gebrauchen,
Nicht aber Habenichtse, Asoziale.

Definiere doch mal bitte "Asoziale" aber nicht im landesüblichen Sinne. Für mich ist asozial nichts anderes als nicht sozial verträglich und schmarotzerhaft, wobei ich diese Sorte nicht nur im unteren gesellschaftlichen Bereich sehe und finde, nein, jeder Reiche ist im Grunde asozial, denn reich wird keiner durch seiner Hände Arbeit, sondern immer nur durch Ausbeutung Ärmerer.
Also letztlich ebenso ein Schmarotzer, wie der, welcher sich um
nichts anderes schert, als um die Tatsache sich seinen Lebensunterhalt von der arbeitenden Bevölkerung zahlen zu lassen. Und ich sehe keinerlei Grund einen von beiden auf den Sockel zu stellen und zu beweihräuchern. Der einzige Unterschied zwischen beiden Schmarotzern ist die gesellschaftliche Anerkennung. Hierbei hat der Reiche Schmarotzer nicht nur die besseren Karten, sondern auch die Möglichkeit sich diese zu kaufen. LG niemand

 DerHerrSchädel meinte dazu am 21.01.16:
Mir geht es eher um den Kampfbegriff mit denen soziale Außenseiter, meist ganze Gruppen - Arme, Arbeitslose stigmatisiert werden. Um Beweihräucherung geht es mir nicht, aber dieser Begriff ist schnell bei der Hand um bestimmte Menschen von vornherein abzuqualifieren. Gerade die schlussstrophe wirft die Frage auf, was mit Menschen geschehen soll, die nicht ins ökonomische Raster passen. Die werden in einer neoliberal geprägten Gesellschaft sehr schnell an den Rand gedrängt.

 Theseusel (21.01.16)
Beim Test der Grammatik dürfen die "Integrationsbefähigungsprüfer" ein Auge zudrücken;)
Was das Thema "Leistungsgesellschaft" angeht trifft das Thema ins Schwarze.
Beim Schlussvers darf die "Abschiebung" in der Konsequenz nur ins Braune treffen!

 DerHerrSchädel antwortete darauf am 21.01.16:
Neoliberalismus und rechtes Denken konvergieren in der sozialdarwinistischen Perspektive auf soziale Außenseitergruppen. Man sollte nicht vergessen, dass der völkische Rassismus erst aus der ökonomischen und politischenVorherrschaft der westlichen Welt über die restliche Welt gewachsen. Insofern gehören Kapitalismus und Rassismus kulturpolitisch eng zusammen.

Wie dünn der kulturelle Firnis ist, der nach 68 über dem völkisch-nationalistischen Paradigma aufgeschichtet wurde, kann man ja gerade wieder erkennen. Seit den Vorfällen in Köln ist es mit der Willkommenskultur (ohnehin nur in wenigen europäischen Staaten vorhanden) vorbei. Die AfD kann die Sektkorken knallen lassen. Von den Entwicklungen in Ungarn und Polen gar nicht erst zu sprechen.
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