Adolfs vielleicht letzte Gedanken (2004)
Experimenteller Text zum Thema Gedanken
von harzgebirgler
„Seltsam, wie jetzt die Felle erst schwinden und das Grauen dämmert...
Warum haben die mir eigentlich alle so lange bedingungslos gehorcht?! Hörige Sklaven der Macht ihrer Träume! Als wenn ich jemals gewesen wäre einer von
Geblüt, vorherbestimmt zu Herrschaft und Krone, ich Braunauer Maulheld ich, mittelmäßiger Kunstmaler einst und simpler Gefreiter, dem alle dann von seinen Lippen das Weltenschicksal lasen und alle auch allzugern wie Fliegen auf den Leim gegangen sind, bereitwilligst, fast alle!
Führer, ach Führer - Anführer oh ja... angeführt hab’ ich sie nach allen Regeln der Kunst und Strich und Faden, total hinters Licht geführt habe ich sie mit ihrem Wahnwitzglauben an ein Tausendjähriges Reich...
Allerdings dieser Stalin da in Mokau, dem ich noch liebend gerne seinen Bolschewikentraum zerschossen hätte, ist auch nicht von schlechten Eltern, kein Kostverächter, geht eiskalt über Leichenberge.
Hat bestimmt einiges ausgestanden in jungen Jahren und ein teuflisches Gedächtnis. Haßt auch, denke ich, abgrundtief die Menschen und tut alles, wirklich alles, für die Erfüllung seines Willens. Erst die Idee, dann der Mensch, und wenn der sich dem Plan
widersetzt, wird ausgemerzt, wenn’s sein muss zuhauf, ohne mit der Wimper zu zucken! Scheint so, er hat mich jetzt erwischt, wütet schon in Berlin, fällt mir nun doch in den weltergreifenden Arm...
Gott, ich sehe ja aus wie ein Gespenst in dieser schlotternden Uniform!
Sieht das, sah das denn niemand, das Ausgehöhlte, Hohle, Gespenstische! Die ganzen Phrasen, oh hörig ja, aber hellhörig?! Konnten nicht widerstehen...Kroppzeug, Kriecher, Ratten, Geschmeiß!
Tausend Jahre! Ha! Dazu war die Welt nicht chinesisch genug, noch zu viel Eigenbrötler und Zweifelköpfe, die nicht an meinem Strange zogen. Gezeigt hab ich’s dennoch allen, Willen gebrochen wie Halme im Wind und ihre vermaledeiten, kleinkarierten Eitelkeiten vor meinen Schinderkarren gespannt, weiß Gott!
Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und dann rollt die Rübe! Kaum einer, der Widerworte wagte und wer welche hatte, hatte selten wieder Worte...
Dabei: Was für eine Inszenierung mit Tschingderassabum-Reden und Heil! und Schwüren unter Fahnen strammgestanden Gewehr bei Fuß im Fackelschein die Mordslawine... Leuchtende Augen, brennende Herzen, trügerisch... vernichtungsschwanger, totensatt.
Oh ich habe sie weiß Gott angeführt!
Oh diese Massen, diese Masse Mensch, diese Menschenmassen - nichts bedeuten sie mir, gar nichts, nicht einmal Eva, die, wäre ich nicht der Führer gewesen, mich kaum hätte kennen mögen.
Umschwirren alle nur wie Mücken die Laterne vor dem großen Tor... Alle bloß Rohstoff, Knetmasse in der Hand des entschlossenen Töpfers... Ja, Wölfchen, die treue Hundeseele, wird mich vermissen. Weiß ja auch nichts von Macht, Verführung und dem ganzen Zauber...
Und das alles nur wegen dieser SCHEISSEREKTIONSSTÖRUNG, die mir schon immer höllisch zu schaffen machte und bis heute den Schlaf raubt, wegen Männern, Weibern‚ die mich verlachten oder hätten verlachen können. Mann sein, männlich, KÖNNEN - oh, ich konnte, und wie:
Ein Reich, ein Schlachthaus errichtet auf Impotenz, einredsamen Lippen, Rache! Geschworen hab’ ich’s mir einst und zeitig genug weiß Gott bleckte das Ungeheure bereits verhohlen/verstohlen die Zähne!
Gehorchen noch immer, kriechen im Staube wie Nattern - diese entmannten, ruhmsüchtigen Ritterkreuzträger von meinen Gnaden. Treue? Angst!
Wer hat denn hier nun am Ende die Eier gehabt?!
Muß mich jetzt selber zwar vom Acker machen wie ein geprügelter, räudiger Köter, bevor sie mich zum Richtplatz schleifen. Doch den Mumm ring’ ich mir allemal noch ab mit Zitterhand, Blähungen und lädierten Lenden.
Gehängt zu werden von Feindeshand wie der letzte Volksschädling, Kulak, das würde noch fehlen nach all den unglaublichen Taten!
Der Führer und Rechenschaft, Verteidigung?! Pustekuchen! Husten werde ich euch was!
Könnt mich alle mal, nach mir die Sintflut, haben mich im Stich gelassen diese Hasenfüße, opferscheues Gesindel, Verräter, hatten mich einfach nie verdient, nie würdig meiner! Wäre es sonst so weit gekommen, müßte ich sonst so abtreten?!
Kadavergehorsam?! waren ja geradezu versessen darauf, Handlanger
meines Willens, Vollstrecker meiner Befehle zu sein!
"Führer befiehl, wir folgen!" wagten einfach nicht zu widerstehen, hatten keinen Arsch in der Hose - wäre ihnen ja auch weiß Gott nicht zu raten gewesen! Das funktionierte, lief wie am Schnürchen...
Doch insgeheim, wirklich, hätte ich früher schon an Auflehnung mehr erwartet, da draußen zumindest, weniger hier, in der Höhle des Löwen! Trotz des ganzen Apparats, der ganzen Vollzugsmaschine, verläßlich jedes Rädchen, ausgefellt bis ins kleinste Detail, mit tödlicher Präzision!
Geblendet/verblendet, Sand in die Augen gestreut, zum Teufel gejagt millionenfach erbarmungslos — war eigentlich federleicht, die Vorstellung!
Nun los, Adolf!, Führer!, des zerschmetterten Reiches blutrünstiger Kanzler!, mach Schluss, die Zeit ist reif, zeig‘ ein letztes Mal aus welchem Holz du geschnitzt bist! Lebend sollen sie dich nicht kriegen! Eva liegt ja schon da, ganz friedlich eigentlich, und ist hinüber...“
2004
Warum haben die mir eigentlich alle so lange bedingungslos gehorcht?! Hörige Sklaven der Macht ihrer Träume! Als wenn ich jemals gewesen wäre einer von
Geblüt, vorherbestimmt zu Herrschaft und Krone, ich Braunauer Maulheld ich, mittelmäßiger Kunstmaler einst und simpler Gefreiter, dem alle dann von seinen Lippen das Weltenschicksal lasen und alle auch allzugern wie Fliegen auf den Leim gegangen sind, bereitwilligst, fast alle!
Führer, ach Führer - Anführer oh ja... angeführt hab’ ich sie nach allen Regeln der Kunst und Strich und Faden, total hinters Licht geführt habe ich sie mit ihrem Wahnwitzglauben an ein Tausendjähriges Reich...
Allerdings dieser Stalin da in Mokau, dem ich noch liebend gerne seinen Bolschewikentraum zerschossen hätte, ist auch nicht von schlechten Eltern, kein Kostverächter, geht eiskalt über Leichenberge.
Hat bestimmt einiges ausgestanden in jungen Jahren und ein teuflisches Gedächtnis. Haßt auch, denke ich, abgrundtief die Menschen und tut alles, wirklich alles, für die Erfüllung seines Willens. Erst die Idee, dann der Mensch, und wenn der sich dem Plan
widersetzt, wird ausgemerzt, wenn’s sein muss zuhauf, ohne mit der Wimper zu zucken! Scheint so, er hat mich jetzt erwischt, wütet schon in Berlin, fällt mir nun doch in den weltergreifenden Arm...
Gott, ich sehe ja aus wie ein Gespenst in dieser schlotternden Uniform!
Sieht das, sah das denn niemand, das Ausgehöhlte, Hohle, Gespenstische! Die ganzen Phrasen, oh hörig ja, aber hellhörig?! Konnten nicht widerstehen...Kroppzeug, Kriecher, Ratten, Geschmeiß!
Tausend Jahre! Ha! Dazu war die Welt nicht chinesisch genug, noch zu viel Eigenbrötler und Zweifelköpfe, die nicht an meinem Strange zogen. Gezeigt hab ich’s dennoch allen, Willen gebrochen wie Halme im Wind und ihre vermaledeiten, kleinkarierten Eitelkeiten vor meinen Schinderkarren gespannt, weiß Gott!
Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und dann rollt die Rübe! Kaum einer, der Widerworte wagte und wer welche hatte, hatte selten wieder Worte...
Dabei: Was für eine Inszenierung mit Tschingderassabum-Reden und Heil! und Schwüren unter Fahnen strammgestanden Gewehr bei Fuß im Fackelschein die Mordslawine... Leuchtende Augen, brennende Herzen, trügerisch... vernichtungsschwanger, totensatt.
Oh ich habe sie weiß Gott angeführt!
Oh diese Massen, diese Masse Mensch, diese Menschenmassen - nichts bedeuten sie mir, gar nichts, nicht einmal Eva, die, wäre ich nicht der Führer gewesen, mich kaum hätte kennen mögen.
Umschwirren alle nur wie Mücken die Laterne vor dem großen Tor... Alle bloß Rohstoff, Knetmasse in der Hand des entschlossenen Töpfers... Ja, Wölfchen, die treue Hundeseele, wird mich vermissen. Weiß ja auch nichts von Macht, Verführung und dem ganzen Zauber...
Und das alles nur wegen dieser SCHEISSEREKTIONSSTÖRUNG, die mir schon immer höllisch zu schaffen machte und bis heute den Schlaf raubt, wegen Männern, Weibern‚ die mich verlachten oder hätten verlachen können. Mann sein, männlich, KÖNNEN - oh, ich konnte, und wie:
Ein Reich, ein Schlachthaus errichtet auf Impotenz, einredsamen Lippen, Rache! Geschworen hab’ ich’s mir einst und zeitig genug weiß Gott bleckte das Ungeheure bereits verhohlen/verstohlen die Zähne!
Gehorchen noch immer, kriechen im Staube wie Nattern - diese entmannten, ruhmsüchtigen Ritterkreuzträger von meinen Gnaden. Treue? Angst!
Wer hat denn hier nun am Ende die Eier gehabt?!
Muß mich jetzt selber zwar vom Acker machen wie ein geprügelter, räudiger Köter, bevor sie mich zum Richtplatz schleifen. Doch den Mumm ring’ ich mir allemal noch ab mit Zitterhand, Blähungen und lädierten Lenden.
Gehängt zu werden von Feindeshand wie der letzte Volksschädling, Kulak, das würde noch fehlen nach all den unglaublichen Taten!
Der Führer und Rechenschaft, Verteidigung?! Pustekuchen! Husten werde ich euch was!
Könnt mich alle mal, nach mir die Sintflut, haben mich im Stich gelassen diese Hasenfüße, opferscheues Gesindel, Verräter, hatten mich einfach nie verdient, nie würdig meiner! Wäre es sonst so weit gekommen, müßte ich sonst so abtreten?!
Kadavergehorsam?! waren ja geradezu versessen darauf, Handlanger
meines Willens, Vollstrecker meiner Befehle zu sein!
"Führer befiehl, wir folgen!" wagten einfach nicht zu widerstehen, hatten keinen Arsch in der Hose - wäre ihnen ja auch weiß Gott nicht zu raten gewesen! Das funktionierte, lief wie am Schnürchen...
Doch insgeheim, wirklich, hätte ich früher schon an Auflehnung mehr erwartet, da draußen zumindest, weniger hier, in der Höhle des Löwen! Trotz des ganzen Apparats, der ganzen Vollzugsmaschine, verläßlich jedes Rädchen, ausgefellt bis ins kleinste Detail, mit tödlicher Präzision!
Geblendet/verblendet, Sand in die Augen gestreut, zum Teufel gejagt millionenfach erbarmungslos — war eigentlich federleicht, die Vorstellung!
Nun los, Adolf!, Führer!, des zerschmetterten Reiches blutrünstiger Kanzler!, mach Schluss, die Zeit ist reif, zeig‘ ein letztes Mal aus welchem Holz du geschnitzt bist! Lebend sollen sie dich nicht kriegen! Eva liegt ja schon da, ganz friedlich eigentlich, und ist hinüber...“
2004
