Wie ich einmal was Lustiges schreiben sollte

Essay

von  tulpenrot

„Schreib mal was Lustiges, nicht immer so traurige Sachen“, meinte ein Kritiker.
Ich fing also an über eine lustige Geschichte nachzudenken, obwohl mir traurige  eher liegen. Ich finde, sie sind viel spannender, weil man ja immer erwartet, es könnte sich doch noch alles zum Guten wenden. Oder aber sie berichten davon, wie jemand Schwierigkeiten zu meistern versucht und daran scheitert. So etwas berührt die Leser im tiefsten Inneren.

Lustiges ist ja schon bei der Erleichterung des Lebens angekommen. Das Lachen funkelt einem aus den Augenwinkeln, es steckt im Hals und will nur noch raus, bevor man daran erstickt. So gesehen sind eigentlich lustige Geschichten geradezu gefährlich, wenn man es recht bedenkt. Lebensgefährlich.

Lustiges hat keine lange Verweildauer, denke ich. Das ist schnell vorüber. Man lacht kurz oder etwas länger, aber nie richtig lange – und schon ist es vorbei. Lustiges hat eigentlich keinen richtigen Platz im Leben. Schwermütiges verlangt nach langer Beschäftigung mit dem Problem. Man sucht nach Lösungen, die sich nicht so recht einstellen, die ausführlich bedacht werden wollen oder die einen langen Umweg erfordern. Das braucht Raum und Zeit. Der Leser grübelt mit und leidet mit.

Das ist wie beim Malen – ein Porträt einer vollendet schönen jungen Frau zum Beispiel wirkt unglaubwürdig. Solch überirdische Wesen gibt es doch gar nicht, denkt man als Betrachter. Die Realität, das Leben ist doch viel rauer und hinterlässt markante Gesichtszüge, keine glatten faltenlose Gesichter.

Man weiß, wie flüchtig jegliche Schönheit ist. Schönheiten fallen zwar auf und sind dennoch irgendwie langweilig. Ihre Bilder erzählen keine Geschichten vom durchgestandenen Leiden oder vom mühevollen Leben. Es regt die Phantasie viel zu wenig oder nur einseitig an, eher schürt es ungebührliches Verlangen. Die Porträts einer vom Leben gezeichneten Person dagegen leben von der Bewegung der ausdrucksstarken Formen und Linien, der Spannung zwischen ihnen, dem Streben nach Vollendung, ohne sie je zu erreichen.

Aber ich kann es ja einmal versuchen mit der lustigen Geschichte, denke ich gutmütigerweise.
Jetzt sitze ich hier und schreibe einfach drauf los. Ins Blaue hinein, ohne zu überlegen, ohne Konzept, ohne Plan.
„Das werden immer die besten Texte bei mir“, sagte mir vor einiger Zeit eine Bekannte, die auch Geschichten schreibt. Na gut. Es entsteht also nun eine Geschichte. Vielleicht gelingt sie und wird lustig, vielleicht aber missrät sie. Man wird sehen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (03.04.17)
Sie ist gelungen. LG

 tulpenrot meinte dazu am 03.04.17:
Da bin ich aber erleichtert! Danke!

 GastIltis (03.04.17)
Liebe Angelika, gestern habe ich den Text schon einmal gelesen. Da erschien er mir deutlich länger. Um nicht zu sagen: zu lang. Nein, natürlich habe ich gemerkt, dass du ihn geteilt hast. Schreiben kannst du gut, Teilen auch. Das ganz Lustige ist natürlich schwierig. Aber ins Blaue hinein zu schreiben, das ist dir sehr gut gelungen. Liebe Grüße von Giltis.

 tulpenrot antwortete darauf am 03.04.17:
Hallo G.Iltis,

dein Kommentar freut mich.

Das Teilen des Textes hab ich auf Anregung von Jorge unternommen. Es hat sich offensichtlich gelohnt. Ihm war der Text auch zu lang bzw. der zweite Teil kam ihm aufgepfropft vor.

Ganz Lustiges finde ich auch schwierig zu schreiben, es mutiert bei mir eher zur Groteske, zum völlig Schrägen, zur Blödelei. Das kann ich besser als richtig Humorvolles zuwege zu bringen.

Also noch mal Danke für deine Worte und liebe Grüße
Angelika

 Karlo (11.04.17)
’Es bringt doch nichts’, dachte der Geist, überlegte einen Moment und legte sich wieder hin. Schnell begann er zu träumen, doch plötzlich schoss er hoch. Mitten im Traum erzählte ihm jemand einen Witz - und den kannte er nicht mal. So schnell hat noch niemand einen Geist einen Computer hochfahren sehen. Viele Grüße Karl ;)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram