say my name

Tagebuch zum Thema Oberflächlichkeit

von  keinB

Es würde nichts ändern. Nichts, das ich sagen könnte, wie tief geschürft und ungeschliffen es auch sein wollte, änderte irgendetwas. Was sich an den Oberflächen kräuselt, sind keine Wellen, die bereit sind zu weichen. Und was in den Tiefen lauert, verstört, zerstört nur, nur mich. Dich (be)trifft das alles nicht.

"Ich kenne deinen Namen noch nicht."
Doch, denn ich habe ihn genannt. Ich nenne ihn immer. Ihn oder einen. Das soll nicht den Unterschied machen. Eine wie ich braucht einen Namen. Das ist keines der Spiele, in denen eine wie ich namenlos bleibt. Bleiben möchte. Fakt ist: Du hast vergessen. Die Gier in deinen Augen schreibst du mir als Person zu, dabei merkst du dir nicht einmal einen Namen.

Ich könnte schreiben. Ich könnte erzählen. Alles. Nach Wochen würde ich enden, bestenfalls, geläutert, schlimmstenfalls. Leer jedenfalls. Verloren vielleicht. Vielleicht gerettet. Aber dein Interesse an mir ist beschränkt, begrenzt, befristet, vergänglich, deine Gier nur momentan, endlich und mich - mich! - ausschließend.

Es könnte so einfach sein. Wär dein Interesse doch nur echter als das der anderen, deine Worte weniger Honig, deine Blicke weniger gezielt. Wie schwierig es doch für andere sein muss, sich Namen zu merken.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(18.04.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 keinB meinte dazu am 19.04.17:
Ich glaube ja, Menschen sind generell viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst nach außen zu beweisen und zu behaupten.
Im schriftlichen Raum bleibt der Austausch immer ein Austausch. Im verbalen hingegen ist das Gegenüber schnell mit Worten überrannt.

Dank&Gruß

 Dieter_Rotmund (18.04.17)
Ich verstehe überhaupt nicht, um was es geht! Sehr hermetischer Text. Nicht gerne gelesen.

 keinB antwortete darauf am 19.04.17:
Ich hab ihn nicht gerne geschrieben. Passt also.

 Irma (21.04.17)
Ich war als Kind gerne zu Besuch bei meinem Onkel. Er hat Hasen gezüchtet. Sie sahen alle gleich aus: groß und schwarz mit langen Ohren und kuschelweichem Fell. Ich habe den ganzen Tag im Stall verbracht, jedes Tier mit frischen Leckereien versorgt und gestreichelt.

Jedes bekam von mir einen Namen. Irgendeines wurde immer mein Lieblingstier, und ich bat meinen Onkel, es nicht zu schlachten. Aber wenn ich im nächsten Jahr kam, waren da wieder lauter neue schwarze Hasen in den Verschlägen.

Mein Onkel hat die Tiere immer gut gehalten, aber er selber hat sich geweigert, ihnen einen Namen zu geben. Sobald etwas einen Namen hat, entwickelt man eine Beziehung dazu. Damit wäre er nicht mehr in der Lage gewesen, die Tiere zu schlachten (die Mina, die Stella oder den Maxel).

Ein Mann, der seine Geliebte immer nur mit Kosenamen versieht, läuft natürlich weniger Gefahr, sich mal zu ’verplappern’. Aber dazu kommt eben auch diese stete Austauschbarkeit des (Bett-)"Häschens".

Würde er sie beim Namen nennen (es zählt im Grunde wirklich nicht, bei welchem), sie als Individuum sehen, würde er eine engere Beziehung zu ihr entwickeln. Er würde ihr Würde schenken, einen Wert, der über den ’Gebrauchswert’ hinausgeht.

So aber bleibt die Beziehung an der Oberfläche. Die Bedürfnisbefriedigung steht im Vordergrund. Alle verbalen Beteuerungen und honigsüßen Komplimente sind nichts als Schall und Rauch. Nach ein paar Minuten ist alles vorbei und vergessen. Wer keine Beziehung aufbauen will, wird sich den Namen nicht im Herzen merken.

Aber macht es Sinn, wenn sie auf die Nennung ihres Namens bestehen würde? Nein. Gefühle lassen sich nicht erzwingen. Was nicht aus einer inneren Regung heraus geschieht, wäre nur Heuchelei. Ihr bleibt eigentlich nur, den Moment zu genießen oder ihren Wert noch einmal neu zu überdenken.

Sehr anregender Text, gut geschrieben! LG Irma
(Kommentar korrigiert am 21.04.2017)
Teichhüpfer (56)
(21.04.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 TrekanBelluvitsh (25.09.18)
Aber hat man sich diese Leute nicht selbst ausgesucht? Nicht dass das, was sie tun dadurch besser wird. Nur haben wir gerade in solchen Fällen (oft?) (manchmal?) (immer?) (nie?) Probleme mit unseren eigenen Fehlurteilen.

Es ist so schwer, am Rande des Abgrunds stehen zu bleiben und so schön zu fliegen... bis klar wird das es ein Abgrund ist... nicht das der zuvor anders aussah...

 RainerMScholz (22.02.22, 23:52)
Demnächst werde ich den Text vergessen haben, was an mir liegt, denn ich bin vergesslich, in meiner Natur ist das angelegt, denn ich weiß nicht viel, und will auch nicht viel wissen. Manche Menschen sind einfach dumm, zu denen zähle ich mich, und das macht mir auch nichts aus. Denn ich bin so. Und das ist allles. Und so ist die Welt. Das ist nicht schön. Aber wer ist das schon.
Grüße,
R.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram