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von  Malik

Man könnte ja nun, denkt sich der bartlose, nach getaner Arbeit (oder besser, nach ermüdenden Stunden des Zuhörens, Nickens, Lächelns und Stuhlpolsterabwetzens im Angesicht ebenso bartloser, im Gegensatz zu ihm, der er sich selbst eher als unkonventionell wahrnahm und sich daher zu Anzughose und auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen nur mit einem klassischen, im Stil des angehenden 19. Jahrhunderts gehaltenen Stehkragenhemd, dessen oberstes, offen gebliebenes Knopfloch immer wieder in das Zentrum der Aufmerksamkeit der anderen zu rücken schien, bekleidet hatte, schlipsbehängter Gegenübersitzer, deren Aufgabe allein darin bestehen dürfte, ihn mit ihrer bloßen Anwesenheit - von dem aus ihren immer irgendwie halb offen stehenden Mündern schwappenden Worteintopf gar nicht zu reden - in einen Zustand der fast überbordenden und beinahe in sichtbare Gelangweiltheit umzuschlagen drohenden intellektuellen Unterversorgung zu versetzen, über die ihn auch der zugegebenermaßen gute Kaffee aus dem in der Ecke des Sitzungsraumes stehenden Vollautomaten, den die ansonsten recht ungelenk wirkende und offensichtlich noch nicht lange der Schlipsträgermannschaft beigeordnete Sekretärin hingebungsvoll zu bedienen gewusst hatte, nicht wirklich hinweghelfen konnte) müßig aus dem leicht angekippten Fenster seines schräg hinter dem Bahnhof mit gutem Blick auf die aus der Ferne herbeilaufenden und sich fast unmittelbar unterhalb seines Fensters zwischen drei halb vereinsamten Bahnsteigen hindurch quälenden Gleisen liegenden Hotels schauende Reisende, annehmen, dass an derart grau eingefärbten Tagen wie dem heutigen dieses diffuse Licht der hinter ein paar schlapp am Himmel hängenden Wolken sich versteckenden Sonne, ungeachtet ihrer auf der anderen Seite der Erde in Kürze bevorstehenden Verfinsterung, von der er beim Betreten des Hotels durch eine auf dem Tresen der Rezeption herumliegende Tageszeitung eher zufällig erfahren hatte, da ihn derartige Ereignisse üblicherweise nicht oder nur sehr am Rande zu interessieren pflegten, eine besondere, vielleicht eher ins Silbrige kippende Nuance aufweisen müsse, die den reglos am Bahnsteigrand auf die Feierabendbahn wartenden Vollbartfeministen eine würdigere Aura verliehe als die zu spät gekommener Hipster, die mutlos hinter dem abgefahrenen Zug hinterherschauen und den nächsten sich bereits unzeitgemäß schnaufend dem Bahnhof nähernden nicht mehr wahrzunehmen in der Lage sind.

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (23.08.17)
Hypotaktischer Orgasmus vom Feinsten. Worum gings nochmal?

 Der_Rattenripper (21.11.21, 11:43)
Was für ein Satz Malik, Als sprachliche Spielerei ganz amüsant.  Selten einen so langen Satz gelesen. Gibt es zwar auch in der Literatur, aber ich persönlich bin kein Freund so langen Sätzen.

Schönen Gruß

Der Rattenripper

P.S, Man kann ja wieder Texte bewerten.  Hattest du nicht mal gesagt, du wolltest das Bewerten von Texten nicht wieder anfassen. Korrektur, das ist die Einschätzung von Texten. Weil dort Bewertung und nicht Einschätzung steht, hatte ich vermutet, du hättest doch das Bewerten von Texten wieder aufgeriffen. Sorry.

Kommentar geändert am 21.11.2021 um 11:46 Uhr

 Webmaster meinte dazu am 21.11.21 um 11:49:
Man kann ja wieder Texte bewerten.  Hattest du nicht mal gesagt, du wolltest das Bewerten von Texten nicht wieder anfassen.
Es sind genau die gleichen Funktionen vorhanden wie bisher, nichts Neues dabei. Kommentieren, Bewerten (mit einem der vorgegebenen Eigenschaftsworte), Empfehlen, Lieblingstext. Was ich nicht mehr wollte (und auch nicht drin habe), ist eine Bewertung mit "Daumen hoch" oder "Daumen runter" oder auf einer Punkteskala.
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