„Nein, kaufen Sie nicht diesen Mülleimer“, sagt die ältere Verkäuferin zu ihm in der Haushaltswarenabteilung, „haben Sie gesehen, was der kostet?“, fragt sie und nimmt ihm den Karton aus der Hand, dreht ihn, so dass der Preis auf der Rückseite sichtbar wird.
„Schauen Sie“, sagt sie triumphierend, „149 Euro für so ein bisschen Metall, er ist schön, ohne Frage, aber diese Firma produziert ausschließlich aus hochwertigstem Edelstahl, schauen Sie sich an, Sie sind noch so jung, Sie werden noch häufig umziehen, glauben Sie mir, Sie brauchen keinen solchen Mülleimer. Wenn Sie irgendwann einmal wirklich angekommen sind, dann kaufen Sie sich ruhig so ein Modell, aber jetzt, nein, wir haben da noch andere, preisgünstigere Modelle.“
Er schaut sie an. „Na ja. Er ist auch sehr schön“, sagt er, „eigentlich genau das, was ich gesucht habe und so jung bin ich eigentlich auch nicht mehr.“ Sie lächelt ihn an, so wie seine Großmutter früher manchmal über ihn gelächelt hat, so als hätte er einen Scherz gemacht, den er selbst nicht versteht. „Schön ist er wohl“, stimmt sie ihm zu, „aber das ändert nichts an dem Anderen, was ich gerade gesagt habe. Folgen Sie mir.“ Damit stellt sie den Karton zurück in die Stellage und geht los, führt ihn durch die überfüllten Gänge und schafft es dabei zielsicher zu wirken, obwohl sie in einem großen Bogen zu einem Regal gehen, das sie auf einem anderen Weg viel schneller erreicht hätten.
„Schauen Sie“, sagt sie und weist mit der Hand auf einen kleinen mintgrünen, phallischen Mülleimer, „dort unten können sie drauftreten und dann öffnet sich oben die Klappe“ und sie führt es einmal vor, so als hätte er noch nie einen Mülleimer mit mechanischem Deckel benutzt.
„Ich hätte gerne einen kleinen Mülleimer aus Metall“, sagt er versuchsweise, „einen so wie den da hinten, aber vielleicht ein günstigeres Modell“, sagt er, um ihr entgegenzukommen, „dieser hier gefällt mir weder von der Form noch von der Farbe her.“
„Schön ist er nicht“, sagt die ältere Dame, „da haben Sie wohl recht, aber funktional und einfach zu bedienen und der Preis ist um ein Vielfaches günstiger“, sagt sie und betätigt wie zum Beweis noch einmal den Mechanismus, „sehen Sie, er funktioniert einwandfrei. Den Plastikeimer können Sie übrigens zum Leeren herausnehmen.“
Er weiß nicht, was er sagen soll, betrachtet die ältere Dame, die es ohne Frage gut mit ihm meint, den kleinen mintgrünen Mülleimer, den Plastikeimer, den man herausnehmen kann. Er ist sich sicher, dass er diesen Eimer nicht kaufen möchte und auch der andere gefällt ihm nun nicht mehr.
„Und haben Sie auch noch andere Modelle“, fragt er, obwohl er sieht, dass es keine anderen Modelle mehr gibt, „nein“, antwortet sie entschuldigend, „nur noch das, was Sie hier sehen.“
Eine Weile stehen sie sich schweigend gegenüber, dann bedankt er sich für die Beratung und erst als er das Geschäft verlässt, ist er für einen kurzen Moment traurig, dass er nichts gekauft hat und dass er nicht mehr jung ist. Draußen hat es derweil begonnen zu regnen.