Hundebesitzer

Kurzprosa

von  autoralexanderschwarz

Wenn man tagsüber vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, kommt man nicht umhin die Hundebesitzer zu beneiden, die dort ihre Vierbeiner täglich auf neuen Routen durch die Großstadt führen. Selten nur wirken sie gehetzt, zumeist ist es der Hund, der das Tempo des Gespanns routiniert bestimmt, lässig lassen sie dabei die Leine baumeln und nutzen den kleinen Spaziergang, um sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Manchmal bleiben sie auch stehen, damit der Hund einen anderen Hund beschnüffeln kann oder damit Kinder die Gelegenheit haben ihn zu streicheln. Hundebesitzer müsste man sein, denkt man, wenn man vom Balkon hinunter auf die Verkaufsstraße blickt, dann wäre man auch bei den Kindern beliebt und überdies hätte man einen besten Freund, treuer als Menschen es jemals vermögen, jemand, der auf einen wartet, wenn man nachhause kommt, dem man einen kleinen Napf kauft, den man jeden Tag mit neuen Leckereien befüllen könnte, dem man Spielzeug zum Kauen oder Jagen mitbrächte und man hätte stets ein kleine Tüte in der Jackentasche, um die manchmal hart, manchmal weich geratenen Exkremente aufzulesen und mit einem Lächeln in der offenen Hand zum Papierkorb zu tragen. Hundebesitzer müsste man sein, denkt man oben auf dem Balkon, das wäre ein lustiges Leben.


Anmerkung von autoralexanderschwarz:

Der obenstehende Text ist Teil der Textsammlung „Reisen im Elfenbeinballon“, die im Athena-Verlag erschienen ist.  Reisen im Elfenbeinballon

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Marjanna (68)
(11.05.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram