Topfrühren

Kurzprosa

von  autoralexanderschwarz

„Kommt doch endlich heraus, das ist nicht mehr lustig“, ruft er seinen Gedanken zu, die sich wie so oft hinter dornigen Sträuchern und Nadelbäumen verbergen, „ich spüre doch, dass ihr da seid: ich kann euch im Unterholz flüstern hören.“

So horcht er in die Wälder, wenn er abends am Herd steht und sich in einem kleinen Topf eine kleine Mahlzeit zubereitet und manchmal kann es dabei vorkommen, dass die Vergangenheit dann plötzlich aus dem Topf springt, ihn greift, schüttelt und mit dampfenden Fäusten hinunter in das brodelnde Wasser zerrt.

Alles tut dann auf einmal weh und wie ein alter Mann muss er dann sein ganzes Gewicht auf den Kochlöffel stützen und sich dabei schwerfällig wie ein Lügenbaron am Schopf wieder nach oben ziehen.

„Das ist nicht dein Topf“, schreit die Vergangenheit währenddessen in seine Ohren, „das ist nicht dein Herd, deine Küche, dein Leben.“

„Wir haben dich“, rufen die Gedanken und während er weiter und weiter im Topf rührt, rennen sie wie Kinder zurück zu ihren alten Verstecken.


Anmerkung von autoralexanderschwarz:

Der obenstehende Text ist Teil der Textsammlung „Reisen im Elfenbeinballon“, die im Athena-Verlag erschienen ist.  Reisen im Elfenbeinballon

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (08.07.18)
Ein undurchdringlicher Bilderwald ohne erzählerische Kraft, muss ich leider feststellen. Nichts für ungut!

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 08.07.18:
Hm... ein richtiger Verriss.... Kann jetzt nicht sagen, dass mir das gefällt und inhaltlich kann ich da auch wenig entgegnen, auch wenn das mit der erzählerischen Kraft ein wenig schmerzt. Nicht für ungut zurück!

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 08.07.18:
Ja, ich habe doch schon weitaus bessere Sachen von dir gelesen. Wieso reihst Du Dich mit diesem Text ein in den endlosen Reigen der kvler, die meinen, so äußerst verkrampft wirkende Sachen schreiben zu müssen? Was war Deine Motiation, Dein Vorbild?

 autoralexanderschwarz schrieb daraufhin am 10.07.18:
Ich probiere Dinge aus, das ist eben eine sehr dichte Prosa, wobei sie m. E. mit Fokus auf Intonation und Rhythmus durchaus auch eine lyrische Seite hat. In dem Text zuletzt („Im Zug speit der Schaffner ein Pferdchen über das dicke Kind“) ist das ein Mix aus Symbolismus (es gibt eine ganz eindeutige Lesart, die aber ohne spezifisches Wissen kryptisch bleibt) und expressionistischem Montagestil. Unter diesem Text hätte ich die Kritik vollkommen nachvollziehen können, hier, beim obenstehenden Text ist das aber m. E. eigentlich gar nicht so schwer verständlich. Ich mag das ganz grundsätzlich nicht meine eigene Lesart unter einen Text zu schreiben, aber denke, dass man keine komplizierten Verfahren (oder spezifisches Wissen) benötigt, um diesen Text zu analysieren bzw. zu verstehen. Ich persönlich mag die Metaphorik (sonst hätte ich ihn auch nicht veröffentlicht) und ich mag, wie er klingt. Was meinst du denn eigentlich mit erzählerischer Kraft? Einen Spannungsbogen? Mehr Pathos, Dramatik? Es ist letztendlich nicht mehr als ein komplexes Bild, dass sich in der Summe seiner Teilbilder gewissermaßen selbst erklärt, vielleicht sogar - jetzt, wo ich darüber nachdenke - eine Art paraphrasierte Emotion.

 autoralexanderschwarz äußerte darauf am 10.07.18:
Und: Literatur muss auch nicht immer leicht sein, auch verkrampfte Literatur hat ihre Berechtigung.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 10.07.18:
Nun ja, Du verschreibst Dich hier ganz der Ästehtik und verscherzt es Dir völlig mit den Lesern, muss man feststellen. Aber okay, kann man machen.

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 10.07.18:
Ja, ich glaube das stimmt ein Stück weit, zumindest der erste Halbsatz und irgendwie nehme ich dabei auch ein vor den Kopf gestoßenes Publikum in Kauf, was mir aber auch erst gerade jetzt, wo du es so auf den Punkt gebracht hast, deutlich wird. Das gilt aber mitnichten für alle Texte. Lies doch einmal eine Erzählung von mir, bspw. „Tag des Mitgefühls“, „Die Motte und das Licht“, „Finsterland“ oder „Der neue König“. Da erwartet dich kein Bilderwald, sondern eine sorgsam ausgestaltete Landschaft.

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 10.07.18:
... und wirklich vielen Dank für diese Rückmeldung. Ich denke da tatsächlich immer noch drüber nach.
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