Für z läbe glehrt (Berndeutsch mit Übersetzung)

Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches

von  Wortsucht

“Potz Heilanddonner”, het Köbu gseit u hantli der Hosalade zue ta. “Da isch aber Pfus druffe, das het mer itz eis putzt wie ne moore!” Hänsu u Rüedu hei fasch i d hose gschiffet vor lache. “I ha eigentlich gmeint, du chöntsch e Grashaum a Draht ha zum luege, ob er glade isch!”, het Rüedu gmeint u sech gäng no der Ranze müesse ha. Hänsu het e Stäcke greicht u mit däm der Draht achedrückt, dass die drei hei chönne drüberstige, ohni dass ne eis zwickt. Chum si si i der Weid gstange, si si scho nüm sicher gsi, ob die Idee guet isch. Z gliche het der Muni dänkt, wo uf der hingere Site vor Weid isch gstange. Er het dene Giele zuegluegt u gli gmerkt, dass die nid zu sire Herde ghöre. Uf jede Fau isch er ohni lang z studiere im gstreckte Galopp uf die drei junge Wanderer losgstürmt, der Gring ache u d Hörner gäge füre. Köbu isch der erst gsi, wo der Muni het gseh. Di angere zwe hei gäng no träne i de Ouge gha wäg Köbus blöder Idee, uf e Draht z bisle zum luege, ob Strom drin isch. U we die drei nume chli witer studiert hätte, de wärne vilech i Sinn cho, dass d Chüeh dusse si, we Strom im Draht isch.

“Passet uf, der Muni chunnt!”, het er sine zwe Fründe zuegrüeft. Au drei si bockstiu blibe stah u hei mit grosse Ouge u offne Schnöre gluegt, wi der Muni im voue Garacho ufse zue sirachnet. Das isch nid der schönst Momänt i däm churze Läbe vo dene drei Giele gsi.

Die drei hei ke Muggs gmacht. Hänsu het no gmeint, dass der Grosvättu aube gseit heig, e Chueh übersecklet niemer. Druf het Köbu gmeint, dass e Muni ke Chueh sig u die Gschicht vom Grossvättu drum e Seich sig u är sich da nid chön druf verlah.

Ratlos si die drei blibe stah, aus hätte si Würze gschlage. Wo der Stier ändlich bi ihne isch gsi, het er gmerkt, dass die drei Knirbse ke Gfahr si u isch blibe stah. Er het der Gring gsänkt u mit sire länge Zunge e Schübu Gras abgschrisse. Druf abe isch er zrugg trottet zu sine Chüeh u het die drei Giele nümme beachtet.

Hänsu het phouptet, der Grossvättu heig äbe glich rächt gha. De angere zwe isch das glich gsi …

Ganz süüferli isi die drei abtüüselet, us dere Weid use u uf e Schueuhuusplatz ga schutte. Vo däm vorfau a däm sunnige Summernamittag hei si niemerem öpis verzeut. Schliesslech het kene vo dene dreine öpis z plagiere gha.

Aber Köbu het sit däm Tag ganz es angers Verhäutnis gha zu Strom.

So hei die drei a däm scheufreie Namittag doch no öpis glehrt, wone für z läbe blibt.



Übersetzung:

“Himmeldonnerwetter”, sagte Jakob und zog schnell den Reißverschluss des Hosenstalls zu. “Da ist richtig Strom drauf, es hat mir eins gewischt, wie ein Schwein!”

Hans und Rudolf haben sich vor lachen fast in die Hosen gemacht. “Ich hatte eigentlich gemeint, du könntest einen Grashalm an den Draht halten um zu schauen, ob Strom drauf ist!”, meinte Rudolf und musste sich noch immer den Bauch halten. Hans holte einen Ast und drückte damit den Draht herunter, damit die drei ihn übersteigen konnten, ohne dass sie einen Stromschlag abbekamen. Kaum standen sie in der Wiede, waren sie nicht mehr sicher, ob die Idee gut gewesen sei. Das gleiche dachte der Stier, der auf der hinteren Seite der Wiese stand. Er schaute den Jungs zu und stellte schnell fest, dass sie nicht zu seiner Herde gehören. Auf jeden Fall ist er, ohne lange nachzudenken, in gestrecktem Galopp auf die drei jungen Wanderer zugestürmt, den Kopf gesenkt, die Hörner nach vorne. Jakob war der erste, der den Stier gesehen hat. Die beiden anderen hatten immer noch Tränen in den Augen wegen Jakobs blöder Idee, auf den Draht zu pinkeln, um zu sehen, ob der Draht unter Strom stand. Und wenn die drei noch etwas weiter studiert hätten, wäre ihnen vielleicht aufgefallen, dass die Kühe auf der Weide sind, wenn der Draht unter Strom steht.

“Passt auf, der Stier kommt!”, rief er seinen Freunden zu. Alle drei standen stockstill und schauten mit großen Augen und offenem Mund, sie der Stier in vollem Tempo auf sie zu rannte. Das war nicht der schönste Moment im kurzen Leben der Jungs.

Die drei machten keinen Mucks. Hans meinte noch, dass sein Großvater immer erzählt hatte, dass Kühe niemanden umrennen würden. Worauf Jakob meinte, dass es ein Stier sei und keine Kuh und die Geschichte seines Großvaters deshalb Blödsinn und er sich nicht darauf verlassen könne.

Ratlos blieben die drei stehen, als hätten sie Wurzeln geschlagen. Als der Stier endlich bei ihnen war, bemerkte er, dass die drei Knirpse keine Gefahr darstellten und blieb stehen. Er senkte seinen Kopf und riss mit seiner langen Zunge einen Büschel Gras ab. Darauf hin trottete er zurück zu seinen Kühen, ohne die drei Jungs weiter zu beachten.

Hans behauptete, der Großvater hätte doch recht gehabt. Den anderen beiden war das egal …

Ganz vorsichtig schlichen sich die drei weg, aus der Weide raus, um auf dem Schulhausplatz Fußball zu spielen.

Von dem Vorfall an diesem sonnigen Sommernachmittag haben sie niemandem etwas erzählt. Schließlich hat keiner der drei etwas zum Prahlen gehabt.

Aber Jakob hatte seit diesem Tag ein ganz anderes Verhältnis zu Strom.

So haben die drei an diesem schulfreien Nachmittag doch auch etwas gelernt, das ihnen fürs Leben bleibt.


Anmerkung von Wortsucht:

Dieser Text ist aus der Idee entstanden, mit typisch berndeutschen Worten eine kurze Alltagsgeschichte zu erzählen und diese in Hochdeutsch zu übersetzen.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(16.05.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 souldeep (16.05.18)
Mir chunnt de Mani Matter z Sinn...u i ghöre fascht scho, wiener es luschtigs Liedli drus hätti gmacht - ou, will die Gschicht eso ewig gültig isch...für Mönsche, wo geng no uf em Land läbe...wie früecher! :)
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram