Stehkaffee

Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches

von  Wortsucht

Ja, ich weiß, ich bin oft nicht nett zu meinen Kunden, aber diesmal konnte ich wirklich nichts dafür!
Im Rahmen einer Sortimentsausweitung und zur Steigerung der Kundenzufriedenheit, hatte ich im Dorfladen ein Stehkaffee eingerichtet. Zwei kleine Tische, eine vollautomatische Kaffeemaschine und eine schöne Auswahl an Zubehör.
Das Angebot wurde gerne angenommen und gerade ältere Leute nutzten die Gelegenheit, bei einem Kaffee zu schwatzen.
Mal ehrlich: was ist an einem Display mit Knöpfen und Text so schwer zu verstehen? 1 Tasse schwarz, 2 Tassen schwarz, 1 Espresso, 2 Espresso, 1 Milchkaffee, 2 Milchkaffee.
Einfacher geht nicht.
Dachte ich zumindest. Die alte Dame sah das etwas anders.
„Warum ist in ihrem Laden auch immer alles so kompliziert?“, fragte sie giftig.
„Das dient der natürlichen Selektion, die Dummen sterben aus!“, konterte ich, „aber ich kann Ihnen natürlich auch helfen, damit es noch etwas weiter geht mit ihrem Familienstammbaum. Möchten Sie einen großen oder einen kleinen Kaffee?“
Sie starrte mich an. „Was ist der Preisunterschied?“, wollte sie wissen.
„Es gibt keinen!“, antwortete ich sachlich.
„Dann nehme ich einen großen!“, sagte sie mit einem hämischen Unterton. „Nicht, dass Sie noch zuviel daran verdienen!“
„Ach, das lassen Sie mal meine Sorge sein, sagen Sie mir nur noch, ob sie ihren Kaffee mit oder ohne Milch wollen!“
Sie neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite, ihre graue Hornbrille mit heftpflasterrepariertem Bügel begann auf ihrer Nase zu hüpfen.
„Ich habe ja gleich gesagt, es sei viel zu kompliziert mit dieser Maschine! Holen Sie doch jemanden, der mehr Ahnung hat!“
Ich verließ sie ohne viel zu sagen, ging ins Büro und trank dort in Ruhe meinen eigenen Kaffee. Danach ging ich wieder zu ihr zurück.
„Wissen Sie jetzt, was Sie wollen?“
„Das hat aber lange gedauert!“
„Dafür wissen Sie jetzt bestimmt, was Sie wollen? “
„Ja klar! Was kostet denn bei Ihnen ein Pfefferminztee?“
„Gleich viel wie ein Kaffee!“
„Das ist Betrug! Tee ist viel billiger als Kaffee!“
„Dann trinken Sie doch einen großen Kaffee mit Milch!“
„Das hätten Sie wohl gerne? Bestimmt zocken Sie mich ab!“
Habe ich schon erwähnt, dass „abzocken“ ein Wort ist, das ich nicht leiden kann?
„Ich glaube, Sie wollen ganz einfach nichts trinken.“
„So wie ich Sie kenne, wird auch das etwas kosten!“
„Genau, nichts trinken kostet gleich viel wie Kaffee und Tee!“
„Gangster!“, sagte sie und trottet zum Ausgang. Irgendetwas brummelte sie, als sie den Laden verließ.
Ich lächelte. Ich hatte tatsächlich mehr an ihr verdient, als wenn sie einen Kaffee genommen hätte. Ich stellte die Heißgetränke nämlich umsonst zur Verfügung! Das erfuhr die Dame aber leider nicht …


Anmerkung von Wortsucht:

Eine neue Dorfladengeschichte - respektive eine ältere, die ich als Entwurf auf einem Datenträger wiedergefunden habe!

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Kommentare zu diesem Text


 sandfarben (28.12.16)
DU bist aber auch ein böser Verkäufer, gell? )) Ein bisschen mehr Respekt vor alten Damen..!!
Nein, im Ernst, wieder so eine tolle Dorfladengeschichte!
lg christa

 Wortsucht meinte dazu am 28.12.16:
Ich kann auch nett sein, wenn man mich lässt
Danke für deinen netten Kommentar!
LG
Urs

 tulpenrot (28.12.16)
Ich komm NIE wieder *beleidigt tststampf* oder ich bring nächstes Mal meinen Kaffee selber mit. "Kundenzufriedenheit" ? - Pah.

 Wortsucht antwortete darauf am 28.12.16:
Kannst mir auch gleich einen mitbringen

 tulpenrot schrieb daraufhin am 28.12.16:
Ich bring mein Sternchen mit, hatte es zu Hause vergessen.... - und wenn schon Überarbeitung, dann auch "Stehcafe", nicht Stehkaffee. Das eine richtet man ein, den anderen trinkt man aus. Und dann noch die verschiedenen kleinen "ihren" zu großen "Ihren" werden lassen...
(Antwort korrigiert am 28.12.2016)
(Antwort korrigiert am 28.12.2016)

 tulpenrot äußerte darauf am 13.01.17:
Jetzt versuche ich es noch mal mit meinen Anmerkungen zur Überarbeitung der kleinen Unebenheiten.

Stehcafe
Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches
von Wortsucht.

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Im Rahmen einer Sortimentsausweitung und zur Steigerung der Kundenzufriedenheit, hatte ich im Dorfladen ein Stehcafe eingerichtet.
...
„Warum ist in Ihrem Laden auch immer alles so kompliziert?“, fragte sie giftig.....
damit es noch etwas weiter geht mit Ihrem Familienstammbaum.
...
„Ach, das lassen Sie mal meine Sorge sein, sagen Sie mir nur noch, ob sie Ihren Kaffee mit oder ohne Milch wollen!“
"Gangster!“, sagte sie und trottete zum Ausgang.

Nur mal so... Vielleicht magst du es ja übernehmen.
LG
tulpenrot *Kakao trink*
Sätzer (77)
(28.12.16)
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 Wortsucht ergänzte dazu am 28.12.16:
Danke für den Tipp, ich hatte es leider nicht beachtet.
Graeculus (69)
(28.12.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Wortsucht meinte dazu am 28.12.16:
Zum Glück sind die Dorfladengeschichten nicht wahr
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