Niederungen

Gedicht zum Thema Zufriedenheit

von  Isaban

In flachen
Landen scheint
jeder Hügel wie ein
Berg, Gebirge gar und
unwegsam, ein Hindernis,
ein Ärgernis, ein Riesenstol-
perstein und so, als würde er
den Frieden stören, als würd er
ganz woanders hingehören. Ist man
es nicht gewöhnt, bergauf zu gehen, mag
nicht im Schatten stehen, nur das Gewohnte
hören oder sehen, so finden sich 10 000 Gründe,
das Unbequeme zu entfernen: Zur Not kann man, was
aufwärtsstrebt, ja plätten, schleifen oder grundentkernen.

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Kommentare zu diesem Text

fdöobsah (54)
(29.12.18)
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 Isaban meinte dazu am 30.12.18:
Schnee!

Lieber fdöobsah,
wenn du zufrieden bist, dann bin auch ich zufrieden (und sowas von zufrieden!).

Dein Lob geht (nach der dritten Überprüfung, ob ich da nicht doch noch irgendeinen Haken übersehen habe) runter wie Marzipanschokolade. Hach.

Ich danke dir, auch für die Toleranz meinen kleinen, nicht immer 100%ig erfolgreichen Experimenten gegenüber.

Hügelige Grüße

Isaban

 drmdswrt (29.12.18)
So war's schon immer und so wird's ewig bleiben. Und ist der Hügel erst einmal entfernt, reicht der Blick nur bis zum Horizont, und nicht ein Millimeterchen darüber hinaus.

Bild- und worthaft sehr gelungen. Leider ein Schuh, den sich niemand anziehen mag.

Grüße aus dem flachen Rheinland.

 Isaban antwortete darauf am 30.12.18:
Manche ziehen eben lieber jeden Tag das altgewohnte ausgelatschte Schuhwerk an.
Grüße aus dem verschneiten Rennsteigurlaub (Ferienort liegt knapp 800 m ü.M.)

 EkkehartMittelberg (29.12.18)
Wie gut, dass wir alle im Hochgebirge wohnen und uns die Flachländler, die sich über lächerliche Hügel ärgern, nichts angehen.

 niemand schrieb daraufhin am 29.12.18:
@ Ekki
;-)))))))))) mit jodelnden und schmunzelnden Grüßen, Irene
Piroschki (57) äußerte darauf am 29.12.18:
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 Oreste ergänzte dazu am 29.12.18:
;-))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))) Ich auch!

 AZU20 meinte dazu am 30.12.18:
Oh, da bleibt ja kaum Zeit, sich anzuschließen. Guten Rutsch übrigens. LG

 Isaban meinte dazu am 30.12.18:
Och schade, ihr Lieben, ich hatte mich schon so drauf gefreut, dass bei all der Anschlussfreudigkeit der ausgerenkte Unterkiefer des Smileys irgednwann ans Zeilenende stößt. Mist aber auch. Na, vielleicht beim nächsten Mal.
LG zusammen!

 Dieter Wal (29.12.18)
Die locker gestreuten Reime und Bildsatz dieses Dinggedichtes in nahezu dreieckiger Form vermitteln Lesefreude durch Witz und spielerische Leichtigkeit.

 Isaban meinte dazu am 30.12.18:
Hallo Dieter,

es freut mich, dass dir mein Hügelchen gefällt.
Vielen Dank für deine freundliche Rückmeldung.
Agneta (62)
(30.12.18)
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 Isaban meinte dazu am 30.12.18:
Liebe Agneta,

vielen Dank für deinen wohlwollenden Kommentar und die Anregung , die ich allerdings nicht befolgen werde - wir scheinen da sehr unterschiedlicher Auffassung zu sein.

LG von Sabine

 Irma meinte dazu am 07.01.19:
Ein gelungenes Jahresendgedicht, das uns bildlich vor Augen führt, dass wir hier zum Glück in „Niederungen“ leben (toller Titel, weil Niederungen zugleich wie eine Ortsangabe erscheint, wobei die Endung „-ungen“ (ähnlich wie –ingen) „die Leute“ bedeutet).

Wir haben hier keinen Krieg, keinen Hunger, keine Naturkatastrophen, die wir durchstehen müssen und die uns kaum einen Blick auf ein dahinterliegendes Morgen ermöglichen. Stattdessen jammern wir über Problemchen wie die ständig verspätet kommende oder ausfallende Bahn, den Winter mit zu viel oder zu wenig Schnee oder ein Weihnachten mit abgeschaltetem KV. Und der Bügelwäsche-Berg wird zum schier unüberwindbaren Hindernis.

Wir sind kurzatmig und fußlahm geworden, sind es gar nicht gewöhnt, uns die Bergschuhe anzuschnallen und etwas klaglos anzugehen, kommen schon nach wenigen Metern aus der Puste. Wie verwöhnte Gören, die nicht wissen, wie gut sie es haben, und die bei jedem Bisschen schreien: „Mama, ich kann nicht mehr laufen! Papa, nimm mich auf den Arm!“ Jeder Kiesel stört unsere innere Ruhe, unseren Seelenfrieden, wird zum „Riesenstol- / perstein“, an dem wir sichtlich zu zer-brech-en meinen.

Und nein, ich denke nicht wie Agneta, dass man den Hügel des Gedichtes glätten und hier (nach „den Frieden stören“) Schluss machen könnte. Das würde das Gedicht sozusagen zur Hälfte „grundentkernen“. Denn es geht ja noch weiter: „als würd er ganz woanders hingehören“. Haben wir ein Problem? Nein, Probleme haben doch immer nur die anderen! Und sollten sich doch mal welche ergeben, dann ist das Grund genug, diese schnellstmöglichst zu beseitigen (10 000 ist eine 1 mit vielen 0000, die hier wie runde Störenfriede in der Zeile liegen).

Der Wäscheberg muss plattgebügelt werden? Am besten plättet ihn die Wäschefrau. Deine Frau ist der Grund für deine Probleme? Dann weg damit, Scheidungspapiere her. Einfach die Probleme „grundentkernen“ (tolles Wort!), sprich ihrer Daseinsberechtigung berauben. Statt Kraft aufzuwenden, um die Probleme (gemeinsam) zu bezwingen, wählt man den leichten Weg und schafft sie sich vom Hals. Damit geht einem jedoch die Möglichkeit verloren, daran zu reifen. Und das erhebende Gefühl, nach einem anstrengenden Aufstieg vom Gipfel hinab zu schauen auf die Strecke, die man erfolgreich zurückgelegt hat. Denn manches Hindernis war rückblickend sinnvoll. Wie heißt es doch so schön: „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ (Søren Kierkegaard)

Nur wer die Höhen und Tiefen des Lebens kennt, weiß wahrlich, was Glück bedeutet. Das soll jetzt nicht heißen, dass man (dijodelidö) zum Reinhold Messner werden und flugs seine Mount-Everest-Besteigung planen sollte. Ich werde die Berge nie lieben, leide ja schon auf kleinen Hügeln unter massiver Höhenangst. Aber ich werde versuchen, mir zum Jahresbeginn wieder einmal bewusst zu machen, dass die Hügelchen in meinem Leben ihren Sinn haben. Und dankbar dafür sein, nicht mehr jedes Problemchen zum Problem erklären.

Jeder will gerne auf der Autobahn durchs Leben rasen, aber manchmal werden auch ‚von oben‘ ein paar sogenannte „schlafende Polizisten“ in die Fahrbahn eingelassen, Bremsschwellen, die uns zur Entschleunigung zwingen. Und vielleicht ist das auch gut so.

Ein toller Text in Wort und Bild, mit dem ich mich gerne befasst habe. Ein Hügel, den ich gerne wortzahlmäßig hinauf- und graphisch hinabgestiegen bin, indem ich mich an den ausgelegten Reimschlaufen entlanggehangelt habe.

Liebe Grüße aus dem schönen "Niederungen", Irma

Antwort geändert am 07.01.2019 um 14:44 Uhr

 Isaban meinte dazu am 22.02.19:
Liebes Irmchen,

verzeih, ich weiß, ich weiß, ich bin mal wieder zu spät dran, was aber ganz gewiss nicht daran liegt, dass ich diesem überragenden und in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Geschenk hier keine Beachtung zollen würde.

Du weißt hoffentlich, wie wundervoll deine Rückmeldungen durchweg sind und wie HACH! deine Interpretationen ohne Ausnahme, oder?

Hier ist dir mal wieder ein Meisterwerk gelungen, neben dem der Text geradezu in den Komparsen-Status fällt. Es müsste bei KV viel mehr Möglichkeiten geben, den Dank und die Anerkennung für solche Kostbarkeiten wie deine fundierten Kommentare auszudrücken. Mir fehlen leider die Worte, ich kann mich nur immer wieder wiederholen: Tausend Dank!

Deine Rückmeldungen, und insbesondere auch diese hier, sind mir spannende, vergnügliche und lehrreiche Lektüre und eine riesengroße Freude. Du bist bei KV das leuchtende Narzissengelb im düster-grauen Winterbild. Ich wollte dich nicht missen.

Herzliche Grüße
Sabine
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