die männliche Schnecke

Fabel zum Thema Frauen/ Männer

von  Augustus

Es war einmal eine männliche Schnecke. Sie beobachtete gerne und genau andere Tiere und sah, dass die Schnecke gegenüber den anderen Tieren zu kurz gekommen ist. Sie war z.B. sehr langsam und wenn sie einen Leoparden Laufen sah, stellte sie schriftlich die Erkenntnis auf, dass die Natur der Tiere den Leoparden bei der Jagd bevorzuge, die Schnecke dagegen sei zur Jagd völlig ungeeignet –
und sie wurde dadurch traurig.

Sie machte weitere Erkenntnisse. Sie sah eines Tages eine weibliche Amsel, die auf einem Ast saß und prahlte, sie könne fliegen. Die Amsel streckte ihre Flügel aus und flog davon. Da dachte sich die Schnecke wie sie gegenüber der Amsel benachteiligt ist. Die Schnecke klebe förmlich auf dem Erdboden, während die Amsel in den Himmel steigen und fliegen kann – die männliche Schnecke wurde erneut traurig.

Dann traf sie eines Tages auf einen Fisch, der im Meer schwamm und am Ufer gerade sich herumtummelte. Der Fisch schwamm in die Tiefe und bald wieder zur Oberfläche, dann sprang er aus dem Wasser um wieder ins Wasser zu fallen. Die Schnecke dagegen konnte weder schwimmen noch springen noch im Wasser so vorzüglich schwimmen – auch hierrüber wurde sie traurig.           

Unterwegs sah sie auf einem Ast einen weiblichen Grünfink sitzen, der von einem Fuchs, der am Boden saß, umgarnt wurde. Die Schnecke schob ihre Hörner nach oben, wie Antennen und vernahm folgendes Gespräch.
„Du bist der schönste Vogel aller Vögel, Grünfink“ schwärmte der Fuchs. „Oh, wie süß die Worte sind.“ antwortet der Grünfink.“
„Wir beide sind vom Charakter verschieden“ sagte der Fuchs, „aber in meiner Höhle habe ich viele Schätze, wie Gold und Silber, die ich gerne mit Dir teilen möchte, wenn du nur vom Ast herabsteigen würdest.“
Der weibliche Grünfink war von der Vorstellung jemandem zu gefallen, der gleichzeitig viel Gold und Silber besaß, entzückt und er flog hinab. Kaum als er vorm Fuchs war um ihn vor Liebe zu küssen, da fraß der Fuchs den Buchfink auf.

Als die Schnecke das sah ließ sie schriftlich die Theorie aufstellen, in der Natur der Tiere gehe es bloß um Gold und Silber und je mehr ein Tier davon besitze, umso leichter habe er’s das Vertrauen  eines anderen Tieres zu gewinnen – darüber wurde die Schnecke wieder traurig.

Auch wurde sie Zeuge, wie Füchse, Löwen und Leoparden von sogenannten Menschen erschossen wurden. Wer das Unglück des anderen fördert, fördert dieser gleichzeitig sein eigenes Unglück zukünftig?
Als die Schnecke nach und nach viele Tiere kennenlernte; die gewiefte männliche Schlange, die  weibliche Mäuse fraß, den Adler, der weibliche Amseln jagte, den Löwen, der Gazellen schnappte – wurde die Schnecke über die  Gesellschaft der Tiere immer trauriger, auch da sie an dem Spiel, wie sie es nannte, nicht mitmachen könne, da es ihr an allen Voraussetzungen dafür fehle.

Und während das Tierreich sich nach den beschriebenen Prinzipien wohl ewig drehen würde, entschied die männliche Schnecke nach diesen Erkenntnissen sich in ihr Häuschen zurück zu ziehen mit der Gewissheit, dass die Schnecke am meisten zu leiden habe. 

Endlich aber kam eine weibliche Schnecke in die Nähe der männlichen Schnecke. Ebenso einsam, aber glücklich. Die traurige männliche Schnecke wunderte sich über die weibliche Schnecke, wie diese nach all den Prinzipien, die in der Gesellschaft der Tiere vorherrschen, glücklich sein könne. Wenn er nach seiner Theorie einem sehr schönen weiblichen Pfau auf der erdachten Skala der herrlichsten weiblichen Tiere eine 9 geben würde, würde er der lahmen und der weiblichen Schnecke, die keine Schönheit besaß, eine 1 geben. Es interessiert sich niemand für eine Schnecke, die auf der Skala einer 1 steht.

Aber als nach und nach die beiden Schnecken mehr Zeit miteinander verbrachten, bemerkten sie, dass sie gleich langsam sich fortbewegten, mit gleichen Antennen die Welt verstanden, in gleichen Häuschen lebten, und ja – während alle anderen Tiere auf Jagd ausgingen, lag das grüne saftige Gras als Geschenk in Fülle vor ihnen. Die grausame Welt der männlichen Schnecke wandelte sich endlich für ihn in eine Welt, die vollkommen wurde mit der weibliche Schnecke an seiner Seite, die ursprünglich eine 1 auf seiner Skala war.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 princess (15.03.19)
Happy End für die männliche Schnecke. So mag ich das!

Liebe Grüße
p.
Cora (29) meinte dazu am 15.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 princess antwortete darauf am 15.03.19:
Ja und?
Cora (29) schrieb daraufhin am 15.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Trainee (71) äußerte darauf am 15.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Cora (29) ergänzte dazu am 15.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Augustus meinte dazu am 15.03.19:
Die Schnecke ist sowohl männlich als auch weiblich. Es wäre zu fragen in dieser Fabel, ob es tatsächlich um eine zweite Schnecke handelt oder um die Entdeckung an sich der weiblichen Seite der zuvor männlichen Schnecke? So wie dies zweideutig ist, so sollte auch das Ende zweideutig sein.
Cora (29) meinte dazu am 15.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 princess meinte dazu am 15.03.19:
Ich hatte in Erinnerung, dass einige Schneckenarten in ihrem Lebenslauf zunächst männlich und dann weiblich sind. Und so las ich die Fabel: als Entwicklung mit Happy End für die männliche Schnecke. Auf jeden Fall eine coole Idee!

 Augustus meinte dazu am 15.03.19:
das Weibliche als Happy End in all ihren Erscheinungsformen

Antwort geändert am 15.03.2019 um 19:37 Uhr

 princess meinte dazu am 15.03.19:
Jaaaa!
Trainee (71) meinte dazu am 16.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
MichaelBerger (44) meinte dazu am 21.03.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram