Siebte Traumzeitreise: Yin und Yang

Märchen zum Thema Fantasie

von  Regina

Schließlich ließen wir uns von Jerusalem aus auf dem Südwestwind in den fernen Osten treiben. Um mich dort auf das Ausbalancieren meiner Gehirnhälften vorzubereiten, musste ich zuerst Schafgarbenstengel trocknen, die man für das I-Ging-Orakel braucht. Sohn und Tochter des Kaisers, Zwillinge, erklärten mir die Prinzipien von Yin und Yang. Kirschblütenzarte Pastellfarben von hellviolett bis grün ergänzten einander wie ein junges Paar, das sich der Familiengründung noch nicht gestellt hat.
Interessanter noch als die offiziell erlaubte Bigamie fand ich, dass es ein Musikministerium gab, welches darauf achtete, dass die pentatonischen Skalen im Jahreskreislauf und die zugeordneten Instrumente am richtigen Tag in der richtigen Umkehrung gespielt wurden. Auf diese Weise entstand eine staatlich angeordnete  Musiktherapie gegen jahreszeitlich bedingte Stimmungsschwankungen, die um den violett beleuchteten Zentralton F kreiste. An so eine nützliche Einrichtung denkt man in meinem Land einfach nicht.
Wenn einer kämpft, dann mit der Kraft des Gegners, sollte dieser selbst ein Drache sein. "Was du zusammendrücken willst, das musst du erst richtig sich ausdehnen lassen", lächelte der monokline Luftprinz Azurit-Malachit wie ein lebendes Tao. Schließlich konnte ich davon überzeugt werden, dass mein Körper über Energiemeridiane verfügte und ließ meine Haut mit Nadeln stechen, die Reaktionen hervorriefen, über die ich die Kontrolle verlor. Alsdann arbeitete ich mich in die Ernährungslehre der fünf Elemente und in Feng Shui ein, wohl wissend, dass meine Lebenszeit nicht ausreichen würde, auch nur einen Bruchteil dessen zu begreifen, was die fernöstlichen Wissenschaften an Herausforderungen gegen das materialistische Denken anbieten. Sonnenwärts zog  Merkur damals und erhöhte also Tempo und Temperatur. Mao, Menschenrechtsverletzungen, die große Mauer mit ihrer Himmelsleiter inmitten der bewaldeten Berge, die Ein-Kind-Politik und die verbotene Stadt streiften wir auf dieser Traumzeitreise nur flüchtig. Träume lassen ja oft die irdischen und politischen Aspekte außen vor.

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Kommentare zu diesem Text


 lugarex (22.01.23, 06:11)
die Ein-Kind-Politik
Seit gestern - s. TV Nachrichten - wissen wir, dass dies ein Albtraum war und Folge spürt die weiterwachsende Nation der Rentner.


Sonntagsgruss Luga

 Regina meinte dazu am 22.01.23 um 10:09:
Noch aktuelle Politik zu beurteilen ist nicht wirklich Inhalt dieser Traumzeitreisen, sie wird allenfalls am Rande erwähnt. Jede Kultur hatte und hat Anfangszeit, Blüte und Niedergang. Überall können sich positive und negative Aspekte finden. Ein-Kind-Politik entsprang der intellektuellen Theorie, gegen Übervölkerung vorgehen zu wollen. Ich kenne den Inhalt dieser Sendung nicht, aber dass es da an Renten- und Steuerzahlern und auch Pflegern fehlen wird, liegt ja auf der Hand.

 lugarex antwortete darauf am 22.01.23 um 13:19:
Sicher nicht - es war nur spontane Assoziation.

Herzliche Grüsse Luga
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