Mann mit Teller in der Hand, gebrochen

Lyrischer Prosatext

von  autoralexanderschwarz

Die Haarrisse sind
so furchtbar langsam
und immer tiefer
in das Porzellan
gekrochen,
breiten sich noch immer aus,
wandern wie Wellen über einen stillen Teich,
dehnen und umschlingen einander,
knirschen dabei so entsetzlich leise
und irgendwo
zwischen diesen wirren Linien
sitzt die Schuld ruhig wie eine fette Spinne
und saugt fast zärtlich
das Leben aus kleinen Fliegen.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (28.05.19)
Hallo Alexander,
dein Text gefällt mir inhaltlich sehr und nochmals sehr. :)

Die Form ist gut gewählt. - Lediglich bei der Anzahl der Adjektive könntest du ein wenig in dich gehen ...
- Haarrisse sind immer fein. Da du Musiker bist, wirst du mir zu Recht entgegnen: "Dann fehlt da aber was!"
Stimmt.
Vielleicht fände sich was Stylisches, das auf den Gegenstand selbst hinweist o. ä.?
Und dann gibt es noch die "kleinen Fliegen." Vielleicht ließe sich ein Name für die finden?

Insgesamt - ich sagte es schon - saugut. Sehr schön auch die korrespondierenden Endungen mit ihrem hervorragenden Klang.

Der8.

 autoralexanderschwarz meinte dazu am 28.05.19:
Danke. Das „feine“ hab ich rausgekickt. Ursprünglich war es (und ist es wieder) nur ein „die“. Manchmal erliege ich der Versuchung so einer zusätzlichen Hebung (und ich mag Diphtonge im ersten Vers), aber du hast recht, es ist weder lautlich noch inhaltlich notwendig. Die kleinen Fliegen hingegen mag ich an dieser Stelle. Hier, finde ich, hat es auch eine inhaltliche (quasi steigernde) Funktion.
Lieben Gruß
AlX
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