Gnade vor Recht!

Satire zum Thema Helden

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Letztens war ich nach einem Gottesdienst – trotz Sturmwarnung (ich glaube, es war „Sabine“  angekündigt - manche dürften sich noch erinnern) nach Hilden ins Cafe Extrablatt (bitte, was soll diese Schleichwerbung?) gefahren.
    Nun, um ehrlich zu sein, es hatte sich eigentlich nicht gelohnt. Ich saß vor einer halbleeren Apfelschorle, trug ein paar Sachen in mein Notizbuch ein und langweilte mich. Ringsumher eine Menge leerer Tische und eine junge Bedienung, die ab und zu nachschaute, ob ich nun endlich meine Schorle ausgetrunken hatte.
    Ich betone das, um deutlich zu machen, dass ich mehr oder weniger gezwungenermaßen zuschauen musste, wie der an sich gutmütige Kater Tom nach allen Regeln der Kunst von der mehr als hinterhältigen Hausmaus Jerry auf dem Cafe- Bildschirm fertiggemacht wurde. Und natürlich kam mir dabei mein eigener heroischer  und -  ich möchte betonen - siegreicher  Kampf  gegen einen Jerry-Verwandten in den Sinn …

Ich hatte mich gerade in Seitenlage zur verdienten Nachtruhe gebettet, - Licht aus, Hörspiel an – als ich auf einmal eine seltsame Berührung im Rücken verspürte. Was ist denn das und der Griff mit der rechten Hand an die besagten Stelle waren eins, dann eine fluchtartige Bewegung von etwas meinen Rücken hinunter  und mein panikartiger Sprung hin zum Lichtschalter. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Jerry unerreichbar in der Lücke zwischen Bett und Wand verschwand.
    Ich erspare dem geneigten Leser ausführlicher von meiner nächtlichen Verbarrikadierung in der Wohnstube (nötig wegen fehlender Türen) und meinem heldenhaften Kampfes mit einem sehr heimtückischen Gegner zu berichten. Nur so viel: Als ich den Feind letztlich nach zweistündiger Schlacht im unter einer Salatschüssel dingfest gemacht hatte, glich mein Wohnzimmer einem Trümmerfeld. Nichts war mehr so, wie es zuvor gewesen war: umgedrehtes Sofa, leergefegte Bücherregale, abgerückte Schränke usw... 
  Nun saß er also schicksalsergeben  unter der Salatschüssel, der kleine "Schuft", seinen Richter und seiner gerechten Strafe furchtsam entgegensehend. Er versuchte erst gar nicht Reue vorzutäuschen oder um Gnade zu winseln, denn er wusste: Es ist aus!
    Sekundenlang  schaute ich - als  erhabener Herr über Leben und Tod - schweigend  auf ihn herab. Dann drehte ich mich abrupt um, holte ich ein Stück Pappe, schob es unter die Salatschüssel, trug sie vier Stockwerke  hinunter und schenkte unten im Garten Jerry - meinem heroisch um sein Leben gekämpft habenden Gegner - die Freiheit.

Ich winkte die junge Bedienung herbei, zahlte die Apfelschorle plus einem etwas zu üppigem Trinkgeld (Geduld sollte schließlich belohnt werden) und verließ das Cafe. „Sabine“ fegte schon ziemlich kräftig durch die menschenleere Fußgängerzone, als Tom sich auf seinen Heimweg machte.

Und mein heutiger „Coronatipp“: Versuchs mal mit Gemütlichkeit:   Baloo-Song

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (24.03.20)
Ich persönlich bin ja froh, einmal eine Geschichte von Dir zu lesen, in der Gott nicht auf wundersame Weise in Dein Leben eingreift. Es ist auch eine nette Geschichte, die ich als Tierfreund gut verstehen kann. Natürlich muß man die Maus aussetzen - zumal sie ja gar nichts dafür kann, was die ihr entsprechende Comicfigur sich alles leistet.
Aber warum wird das jetzt kaum gelesen und gar nicht kommentiert?
Ich weiß es nicht, halte aber für eine mögliche Erklärung, daß der Text sprachlich ein wenig unbeholfen daherkommt: "meinem heroisch um sein Leben gekämpft habenden Gegner", um nur mal ein Beispiel zu nennen.
Vielleicht ist es aber auch so, daß den meisten Leuten momentan nicht der Sinn nach netten Geschichten steht.
Ich jedenfalls - die Zeiten werden sich wieder beruhigen - wünsche mir, daß Du Dich weiterentwickelst in der Kunst, mit Texten Menschen/Lesern eine Freude zu bereiten. Einfach so, ganz ohne missionarische Absicht. Menschen zum Lachen zu bringen, das ist keine kleine Sache und trägt nicht wenig zur Lebensfreude bei.
Wobei meine persönlichen Favoriten nicht Tom & Jerry, sondern Laurel & Hardy sind. Aber das nur am Rande.

 Bluebird meinte dazu am 25.03.20:
Ja, danke! Ist schon richtig, am Feinschliff muss sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch gearbeitet werden ... übrigens gelten natürlich im Comic meine ganzen Symphatien Jerry, der pfiffigen kleinen Maus, wie sie diesem nichtsnutzigen und bösartigen Kater mal so richtig zeigt, wo der Hammer hängt ... deshalb auch Genre "Satire"

Ja, sich weiterentwickeln ist ein gutes Stichwort. Genau so etwas sollte von Zeit zu Zeit geschehen, sonst stimmt vielleicht auch etwas nicht!

 Willibald antwortete darauf am 25.03.20:
Ja, und den missionarischen Ton herunterdimmen.

 Bluebird schrieb daraufhin am 25.03.20:
Ich persönlich finde mein Schreiben gar nicht so "missionarisch" , eher apologetisch ... gerne auch autobiografisch-exemplarisch ... aber mal sehen, wie alles so weitergeht! :)

Antwort geändert am 25.03.2020 um 10:27 Uhr
Aha (53) äußerte darauf am 25.06.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram