Der von mir auf Youtube im Herbst 2013 entdeckte russische Biologie Sergey Saveliev ist einer der führenden Aufklärer unserer Zeit, vergleichbar nur mit Steven Pinker und Gunnar Heinsohn. Der Mensch als biologisches Wesen hat drei Ziele im Leben: Essen, Fortpflanzung und Dominanz. Eine weitere These Savelievs ist, dass in prähistorischer Zeit die menschiche(n) Gesellschaft(en) ihren nennen wir es ruhig Zivilisationsprozess durch die negative Auslese (Vertreibung oder Tötung) der Asozialsten und Aggressivsten beschritten. Diese These führt der Anthropologe und Schimpansenforscher Richard Wrangham in seinem Buch von 2019 aus.
Von der experimentellen Zuchtwahl der Füchse bis zum Institut der Todesstrafe erstreckt sich eine kurzweilige Reise in die Untiefen der Biologie. Die Todesstrafe als höchster Ausdruck des Gruppenzwangs führte zur Evolution des Konformismus und zum großen Als Ob, dessen aktueller Ausdruck das Gutmenschentum ist: faking morality bzw. virtue signalling. Menschen haben in der Gesellschaft gelernt, als Einzelne Wut und Zorn zu unterdrücken, und als Gruppe planmäßig maßlose Gewalt gegen Mitglieder anderer Gruppen anzuwenden.
Die düstere Moral dieses Aufklärungswerks wird versüßt durch die Erkenntnis, dass die Entwicklung der Neotenie beim Menschen durch die Aussortierung der Aggressivsten mitverursacht wurde: friedliche und folgsame Individuen sind auch phänotypisch kindlicher, und das erklärt teilweise die Entstehung des schönsten Tieres im Tierreich, des kindergesichtigen Weibchens des Homo Sapiens Sapiens.
