Die Erlösung der Seele

Roman zum Thema Glaube

von  AutortamerYazar

Das Licht in den Zellen ging jeden Tag um 0 Uhr automatisch aus, wobei die Häftlinge ab dieser Uhrzeit auch keinen Strom mehr in den Zellen hatten. Die paar Insassen, die einen Fernseher hatten, konnten ab 0 Uhr nicht mehr weiter schauen. Die meisten schliefen dann entweder ein oder unterhielten sich leise mit dem Zellennachbar. Nach langem Hin und Her schlief dann Fahri irgendwann doch noch ein. Der Stress im Gerichtssaal, die Fahrt zum Gefängnis und dazu noch der Stress in der Aufnahmestelle des Gefängnisses hatten ihn viel Kraft gekostet. Gegen 0:50 Uhr wachte Fahri auf, seine Zelle war stockdunkel, die Lichter waren aus. Ein Klopfen an der Wand weckte ihn. Mit verschlafenem Blick schaute er aus seinem Bett in Richtung der Zellentüre, doch dort stand keiner. Einen kurzen Moment dachte er darüber nach, ob es eine Einbildung sein könnte, doch dann klopfte es wieder an der Wand. Sofort stand Fahri auf und lief vorsichtig im Dunkeln zur Zellentüre vor. Der mittlere Gang im Stockwerk war leicht beleuchtet und es herrschte absolute Stille. Dann hörte Fahri, wie jemand im Dunkeln flüsterte! Die Stimme kam von der rechten Zelle nebenan. Sofort lief Fahri auf die rechte Seite seiner Zelle und flüsterte leise: „Ja, bitte?“

„Hey, hast Du geschlafen?“, fragte der Zellennachbar mit leiser Stimme. „Ja“, antwortete Fahri. „Aber kein Problem“, ergänzte er dazu.

„Entschuldigung, ich dachte, du wärst noch wach, denn in der ersten Nacht im Gefängnis ist es für jeden Häftling schwer einzuschlafen! Ich heiße Sam Beiran, bin 37 Jahre alt und sitze wegen Raubmord seit acht Jahren hier. Und Du?“ – „Ich heiße Fahri Johnson, bin 32 Jahre alt und verurteilt wegen Mordes an meinem Vater, den ich nicht begangen habe!“

„Also eins solltest du wissen, ich bin weder Staatsanwalt noch Richter noch ein V-Mann. Mir kannst du ruhig die Wahrheit sagen. Die Meisten hier geben ihre Tat nicht zu, weil sie noch Hoffnung schöpfen, als Unschuldiger doch noch entlassen zu werden. Keine Angst, ich sage niemanden etwas weiter!“, sagte Sam und versuchte Fahris Vertrauen zu gewinnen.

„Sam, mit Lügen kann ein Mensch sein Schicksal nicht ändern. Wer mit Lügen Hoffnung schöpft, der baut ein Haus ohne ein Fundament. Und ein Haus ohne ein Fundament hält nicht auf Dauer. Du musst mir nicht glauben, ich erwarte es auch nicht von dir, doch mein Herr weiß die Wahrheit!“

„Hmm, deine Aussagen klingeln ziemlich weise. Das habe ich auch gemerkt, als du heute mit Hassan diskutiert hattest. Ganz ehrlich: Ich hasse diesen Mann, aber in einem muss ich ihm leider recht geben. Sei mir nicht böse, aber das mit Gott, da hat er, glaub ich, recht. Ich denke genauso wie er. Wenn es einen Gott geben würde, wäre die Erde nicht so verdorben. Schau dir unsere Erde mal an. Ungerechtigkeit, Armut, Kriege, Trauer, Krankheiten, böse Menschen usw. Ich könnte dir noch genug aufzählen. Wenn es einen Gott geben würde, dann wären all die Dinge nicht da“, meinte Sam.

Fahri hörte aufmerksam zu und war über Sams Aussagen nicht überrascht. Das Wissen und die Weisheit, die er von Gott bekam, ermöglichten Fahri, die richtigen Argumente zu finden, und das tat er auch bei Sam: „Sam, du hast einen Raubmord begangen, meintest du, also hast du jemandem eine Ungerechtigkeit angetan, stimmt es?“ „Ja“, antwortete Sam überrascht und hörte aufmerksam zu.

„Hast du mit deiner Tat den Familienangehörigen Schmerz bereitet?“ – „Ja.“ – „Dieser Schmerz und die Trauer könnten die Familie depressiv machen und diese Menschen könnten dadurch seelisch krank werden, stimmt es?“ „Könnte gut möglich sein“, antwortete Sam ziemlich nachdenklich. „Durch die Krankheiten könnten diese Personen vielleicht arbeitsunfähig werden und ein Sozialfall werden, stimmt es?“ „Ja, könnte sein“, antwortete Sam immer stärker mitgenommen.

„Hättest du an Gott geglaubt und dich an seine Gebote eingehalten, dann hättest du diese Tat nicht begangen. Dann wäre die Person noch am Leben und seine Familienangehörigen wären nicht in einem traurigen Zustand! Und nun frage ich dich: Gibt es so viele schlechte Erlebnisse auf der Erde, weil es keinen Gott gibt oder weil der Mensch nicht an Gott glaubt?“

Ziemlich bewegt und nachdenklich sagte Sam: „Fahri, ich weiß gerade nicht, was ich dazu sagen soll. Ich bin gerade sehr beeindruckt von deinen Aussagen. So tief hatte ich nie nachgedacht, ich weiß echt nicht, was ich gerade dazu sagen soll. Du hast mir eine Erklärung gegeben, die Sinn macht und mich zum Nachdenken gebracht hat.“

Dann wurde es kurz still. Schweigend stand Sam nachdenklich an die Wand gelehnt da und machte sich Gedanken über Fahris Erklärungen. Innerlich wusste er, dass Fahri recht hatte mit dem, was er sagte.

Fahri merkte, dass Sam ziemlich traurig wurde, und versuchte ihn aus dieser Situation zu befreien. „Sam, ich wollte dich nicht verletzen oder kränken. Ich versuche dir nur zu helfen. Die meisten Menschen glauben nicht an Gott so wie du, denn der Satan beschäftigt und manipuliert sie so sehr, dass sie die Wahrheit nicht erkennen können.“

„Was ist denn die Wahrheit nach deiner Meinung?“, fragte Sam neugierig. „ Willst du die Wahrheit wirklich wissen?“, antwortete Fahri mit einer Gegenfrage. – „Ja.“ – „Hast du ein leeres Blatt und einen Stift für mich?“ – „Was? Blatt und Stift? Ja, habe ich – Moment“, erwiderte Sam überrascht und holte einen Block unter seinem Bett hervor. Er riss aus seinem Block ein Blatt heraus und reichte es mit einem Stift durch die Gitter zu Fahri rüber, der ihm die Hände entgegenstreckte.

Der leicht beleuchtete Gang ermöglichte Fahri, etwas auf das Blatt zu zeichnen. Er zeichnete mitten auf das Blatt ein großes Haus und gab es Sam zurück. Sam wurde ziemlich neugierig und nahm das Blatt entgegen. Sofort hielt er das Blatt aus seiner Zellentüre herausgestreckt hin, um vom Licht des Ganges zu profitieren. Als er nur das gemalte Haus sah, starrte er enttäuscht das Blatt an und fühlte sich von Fahri hintergangen. Genervt und mit ernster Miene fragte er: „Willst du mich verarschen?“ „Nein, Sam, du wolltest die Wahrheit wissen!“, antwortete Fahri ernsthaft und machte keinen Scherz. Noch einen Blick warf Sam auf das Blatt und begriff nicht, was Fahri meinte. „Erkläre mir, was du mir mit dem Bild sagenwillst.“

„Sam, das Blatt war leer, als du mir es gegeben hast, und jetzt ist ein Bild drauf. Weißt du, wie das Bild entstanden ist?“, fragte Fahri immer noch in einer ernsten Art. „Hey, Fahri, du willst mich wirklich verarschen, oder was? Was ist das für eine dämliche Frage? Es kann ja nicht von alleine entstanden sein, natürlich hast du das gezeichnet!“, schimpfte Sam genervt, riss das Blatt entzwei und warf es auf den Boden.

Fahri schmunzelte und sagte mit sanfter Stimme: „Sam, beruhige dich. Das ist keine Verarschung, sondern eine Lehre für dich. Du hast nicht gesehen, dass ich das Bild gezeichnet habe, aber dein Verstand lässt dich erkennen, dass ein Bild nicht von alleine entstehen kann. Nun frage ich dich: Wenn ein Bild nicht von alleine entstehen kann, wie kann die Erde, die Sonne, der Mond, das Universum, die Natur so perfekt von alleine entstehen?“

Als Sam diese Frage hörte, blieb er kurz regungslos und sprachlos und wusste nicht, was er darauf antworten könnte. Nach ein paar Sekunden sammelte er sich jedoch und antwortete ziemlich nachdenklich: „Fahri, du hast mich sehr zum Nachdenken gebracht. Ich habe gerade so viele Fragen im Kopf. Ich weiß gar nicht, bei welcher ich anfangen soll.“ – „Es ist spät geworden, Sam. Lass uns schlafen, wir haben noch genug Zeit, um uns zu unterhalten. All deine Fragen werde ich dir mit der Zeit beantworten!“, meinte Fahri lächelnd.

„Ich weiß gar nicht, ob ich heute noch schlafen kann. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der mich mit solchen Beispielen auf Gott aufmerksam gemacht hat. Wer hat dich solche Beispiele gelehrt, vor allem: Wie kommst du auf solche Fragen?“, wollte Sam wissen.

„Alles fängt im Herzen an, Sam. Das werde ich dir mit der Zeit beibringen, wenn du es lernen möchtest. Jeder Mensch kommt unwissend auf die Erde. Um etwas zu lernen, braucht man drei Sachen: Interesse, Willen, Geduld.“

„Ehrlich gesagt, hast du mein Interesse geweckt. Aber ich bleibe trotzdem ungläubig!“, beharrte Sam.

„Das stimmt nicht, Sam. Jeder Mensch ist gläubig. Einer, der nicht an Gott glaubt, ist auch gläubig, denn er glaubt ja daran, dass kein Gott existiert!“

„Hey, stimmt eigentlich“, lachte Sam leise. „Naja, dann lass uns mal schlafen gehen. Schlaf schön, Fahri. Bis morgen.“ – „Danke. Du auch, Sam.“

Dann gingen sie in ihre Betten zurück und legten sich hin. Es war schon kurz nach eins. Die meisten Häftlinge waren schon am Schlafen. Auch Fahri schlief ziemlich schnell ein, während Sam nachdenklich in seinem Bett lag und sich tiefe Gedanken über das Gespräch machte.


Anmerkung von AutortamerYazar:

Es gibt viele Religionen, aber nur einen Gott. Ich recherchierte jahrelang, warum wir Menschen eher gegeneinander als miteinander leben. Ich suchte nach dem Sinn des Lebens und machte erstaunliche Erkentnisse, die ich in einem Roman zusammengefasst habe.
Die Geschichte spielt sich in einem Hochsicherheitsgefängnis ab. Die Leser werden das Leben von der Perspektive eines Gläubigen und Ungläubigen betrachten können.

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (16.09.20)
Ein deutsches Hochsicherheitsgefängnis kann es nicht sein. Denn in deutschen Gefängnissen gibt es keine Gitterzellentüren mehr, durch die man Licht sieht und Dinge austauschen kann.

Der erste vertrauliche Kontakt in Gefängnissen zwischen den Insassen bahnt sich ohne Vermittlung nur sehr langsam an. Das Misstrauen zwischen den Insassen ist meist sehr ausgeprägt.

Woher ich die Erfahrung habe? Ich verkehrte über Jahre beruflich in div. Gefängnissen.

Das Argument mit dem Blatt Papier und dem Stift ist angelehnt an Beispielen aus dem Buch "Der Mann mit der roten Unterhose". Es dient zur Überzeugung/Missionierung von Nicht-Gläubiger, meist jüngerer Mitmenschen. Es hält aber einer Diskussion über Glauben/Nichtglauben nicht stand. Man kann ein Kartenspiel hunderte Male in die Luft werfen, ein Kartenhaus wird nicht daraus. Warum? Weil der ursprüngliche Zweck/die Idee zu den Karten ein anderer war. Gleiches gilbt für das Handy in der Wüste. Wie bei Mobiltelefonen (und vielen anderen Produkten) gibt es eine Produktentwicklung Mod. 1, Mod. 2 usw. Der perfekte Ingenieur (Gott, oder wie man ihn nennen mag), bräuchte keine div. Modelle zu entwickeln. Er würde gleich das ultimative Telefon gestalten. So wäre es dann auch mit den Menschen/der Erde, etc.

Herzlichst
Viktor

 AutortamerYazar meinte dazu am 16.09.20:
Hallo Viktor,

Danke für deinen Kommentar.
Die Geschichte spielt sich in einem Hochsicherheitsgefängnis im Iran ab. Dort gibt es Hochsicherheitsgefängnisse und Gitterzellentüren.

Ich kenne mich gut mit dem Verhalten der Gefangenen aus, da ich viele kenne die jahrelang im Gefängnis saßen.

Mein Beispiel mit dem Blatt und Stift, ist kein Beispiel aus dem Buch "Der Mann mit der roten Unterhose".
Ich kenne dieses Buch nicht!

Mag sein, das du nicht an Gott glaubst, das ist deine Sache. Ich selber weiß, dass es einen Gott gibt und Ihm vertraue ich bei allem was ich tue. Ich respektiere deine Meinung und wünsche dir einen schönen Tag

 ViktorVanHynthersin antwortete darauf am 16.09.20:
Damit keine Missverständnisse aufkommen, den Glauben eines Menschen erachte ich als gut und wichtig. Ob oder an wen er glaubt ist beinahe nebensächlich. Jegliche Religion, Missionierung, etc. ist dabei entbehrlich.
Herzlichst
Viktor

 Dieter_Rotmund (16.09.20)
Zellennachbar -> Zellennachbarn (Dativ!)

Fahri hörte aufmerksam zu und war über (-> von) Sams Aussagen nicht überrascht.

dich an seine Gebote eingehalten -> gehalten
(es sei denn, du möchtest diesen Charakter mit Sprachschwächen ausstatten)

Der leicht beleuchtete Gang -> unpassendes Adjektiv, eher "spärlich" o.ä.

sagenwillst -> sagen willst

Die meisten Häftlinge waren schon am Schlafen.
-> scherzhaft "rheinisches Gerundium" genannt, offiziell heisst es "am-Progressiv". Für Figurenrede nicht schlecht, wenn man den Charakter etwas einfacher gestrickt darstellen will, im Erzähltext hat das aber eigentlich nichts zu suchen.

 AutortamerYazar schrieb daraufhin am 16.09.20:
Das Buch hat 1200 Seiten. Obwohl es korrigiert wurde, sind ein paar Rechtschreibfehler übersehen worden.

Danke Dieter für deine Verbesserungsvorschläge.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 16.09.20:
Der Text entspricht etwa zwei Buchseiten, würde ich sagen. Extrapoliert auf 1000 Seiten wären das 500 grammatikalische Fehler, etwa 1000 RS-Fehler und ca. genauso viel stilistische Unschärfen. Nur so mal hochgerechnet, nichts für ungtu!

Ein gutes Lektorat ist Gold wert, denn wer will Geld für ein schlampig editiertes Werk ausgeben? Eine gewisse Sorgfaltspflicht gehört einfach zum Handwerk des Schriftstellers dazu, finde ich. Der Profi gibt sein Manuskript zuerst an einem professionellen Lektor, bevor es veröffentlicht wird.
Die Leser sind doch für dich hoffentlich nicht nur reines Buch-Bezahl-Vieh, oder?

 AutortamerYazar ergänzte dazu am 16.09.20:
Du hast nicht das komplette Buch gelesen, also kannst du nicht behaupten, dass es so viele Fehler sind. Das Buch wurde von einem Lektorat korrigiert.
Wir sind Menschen, und Menschen machen nun mal Fehler. Auch beim Lektorat kann das passieren.
Die Leser sind mir Gold wert. Daher bemühe ich mich sehr, keine Fehler zu machen.

 Graeculus (16.09.20)
Kann man mit solchen Argumenten (am Bösen sind die Menschen schuld, das Universum kann nicht von allein entstanden sein) heute wirklich noch Menschen zu Gott bekehren?

Daß man so versucht, sie zu bekehren, will ich zugestehen - aber wenn es auf diese Weise gelingt, spricht das nicht für die Klugheit der Menschen.

Daß Leben nur überleben kann, indem anderes Leben zerstört wird, also für dieses Naturgesetz sind doch nicht Menschen verantwortlich! Die Menschen sind Teil dieser Natur, und wenn diese böse (rücksichtslos) ist und wenn es einen Schöpfer der Natur gibt, dann hat der wohl seinen Spaß an sowas.

 Graeculus meinte dazu am 16.09.20:
Ich weiß schon, daß es sich um einen Roman handelt; aber beim Lesen stellt sich mir halt diese Frage.
hanswerner (67)
(26.09.20)
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 AutortamerYazar meinte dazu am 26.09.20:
Hallo hanswerner,
ich bin absolut gegen Sekten und Radikalisierung! Es ist traurig, aber leider die Wahrheit, wenn man versucht Menschen auf Gott aufmerksam zu machen, ist man in der Gesellschaft:

- ein zurückgebliebener Mensch
- verrückt
- Mitglied einer Sekte
- radikal
- Verschwörungstheoretiker

Ich respektiere deine Meinung, aber vertrete sie nicht. Wenn du nach ein paar Zeilen lesen der Meinung bist, dass ich einer Sekte angehöre, dann tuts mir leid. Und ich versuche niemanden zu überzeugen, wie gesagt es ist ein Roman.
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