Zwei beängstigende Ereignisse

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Plötzlich, mitten in der Nacht, wachte ich auf und war mit einem Schlage hellwach. In der Magengegend verspürte ich ein mulmiges Gefühl. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Vorsichtig schaute ich mich im Klassenraum um.
    Nichts hatte sich verändert. Alles war noch wie beim Einschlafen, lediglich der Mond war weitergewandert. Er schien jetzt nur noch in die vordere Hälfte des Raumes. Gerade als ich mich wieder in meinen Schlafsack einrollen wollte, vernahm ich plötzlich eine leise Stimme in meinem Ohr: Steh auf!

   Die Stimme war nicht akustischer Natur, aber trotzdem klar vernehmbar gewesen.
 

Irritiert kroch ich aus meinem Schlafsack und stand nun mitten im Raum. Geh auf die Toilette! vernahm ich erneut die Stimme in meinem Ohr. Und so ging ich leise hinaus auf den Gang und versuchte mich erst einmal zu orientieren.
    Die Toilette, wo war sie? Ich entschied mich für den kurzen Gang direkt vor mir. Und tatsächlich, als ich um die Ecke bog, sah ich zwei Toilettentüren. Ich öffnete die mit dem Bild eines „Jungen“.                                                                     
    Es war ein übliche Schultoilette und außer mir niemand anwesend. Gerade begann ich mich zu fragen, was ich hier jetzt sollte, als ich die Stimme ein drittes mal hörte: Dreh dich um!

   Gehorsam drehte ich mich langsam um und schaute auf die direkt vor mir stehende Wand.       
    

Es traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Fassungslos starrte ich die Wand an. In Augenhöhe stand mit dickem, schwarzem Filzstift geschrieben: Willi grüßt dich!
    So viele Mal hatte ich diesen Satz in den zurückliegenden Wochen gelesen. Fast jedes Mal hatte er zu Beginn oder am Ende einer spiritistischen Sitzung mit meinen „Verwandten“ auf dem Papier gestanden. 
    Ich rang eine aufkommende Panik nieder, verließ ruhigen Schrittes die Toilette und ging wieder zurück in das Schulzimmer.

Ich lag mit im Nacken verschränkten Armen in meinem Schlafsack und versuchte nachzudenken. Wie war die Schrift an die Wand gekommen?  Ist das nur der zufällige Klospruch eines Schülers, den die Geister jetzt benutzt haben? Oder haben sie es selber dort dran geschrieben? 

   Aber war das nicht egal? Er stand dort und ich war übernatürlich dort hingeleitet worden. Eine echte Machtdemonstration der Geister. Sie sind also noch da!
   
Mein Blick war schon eine Zeitlang auf die mondbeschienene Wand mit der großen Schultafel gerichtet gewesen. Aber es war eher ein leerer Blick gewesen. Auf einmal begann ich sie genauer zu betrachten, bevor ich sie plötzlich mit Entsetzen anstarrte.
    War das möglich oder litt ich vielleicht schon an Wahnvorstellungen? Dort vorne an der Wand waren Fensterbalken schattig abgebildet und das Wort tot war deutlich zu lesen. Ich spürte kaltes Grauen in mir aufsteigen und sprang aus meinem Schlafsack. Dann ging ich hinüber zu Mike und weckte ihn.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 27  meiner autobiografischen und wahren Geschichte  aus dem Jahre 1985

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