Der Pferdedieb
Kindergeschichte zum Thema Diebstahl
von tastifix
Emma und Emil besaßen einen Bauernhof. Gegenüber des hübschen Wohnhauses stand ein Pferdestall mit geräumigen, mit Stroh ausgelegten Boxen. Ihre Pferde Braunchen und Schimmelchen hatten sie es also sehr gemütlich.
Der Bauer und seine Frau liebten die Tiere. Die mussten nicht auf dem Feld schwere Karren ziehen, sondern fuhren die Touristen, die von weither anreisten, um sich in der schönen Landschaft zu erholen, in einer Kutsche spazieren. Braunchen und Schimmelchen wussten genau, dass sie, war die Rundfahrt zu ende, meist mit leckeren Zuckerstücken verwöhnt wurden. Dankbar pusteten sie dann den Besuchern zärtlich in den Nacken oder wieherten fröhlich. Waren die Gäste wieder abgereist, durften sie auf ihrer Weide grasen und spielen. Oft war Feechen, die süße Schäferhündin der Familie, mit von der Partie. Die Drei verstanden sich prima. Wehe, jemand wäre böse zu ihren großen Freunden gewesen! Dann hätte sie gefährlich geknurrt und ihn vom Hof gejagt. Weil sie aber ein sehr großer Hund war, traute sich dies wahrscheinlich sowieso keiner.
Eines Morgens las Emma in der Zeitung, dass einem Nachbarn Pferde gestohlen worden waren.
„So eine Gemeinheit!! Dass da aber niemand etwas gehört hat? Hm ...“
„Uns kann das nicht passieren. Feechen passt ja auf!“, meinte Emil dazu.
Der Tag verlief wie jeder andere auch. Nichts Ungewöhnliches geschah. Nach getaner Arbeit setzten sich Emma und Emil abends auf die Gartenbank vor ihrem Haus und bewunderten das tolle Abendrot.
„Sieh mal, wie schön!“
Leider wurde es schnell kühler. So schauten sie nach einer Weile noch rasch im Stall vorbei, ob es Braunchen und Schimmelchen gut ging und spendierten ihnen einen Gutenacht-Leckerbissen.
„Schlaft gut, Ihr Zwei!“
Wieder draußen, verschlossen sie die Tür mit einem schweren Riegel. Dann riefen sie Feechen zu sich und die Drei liefen zurück ins Haus. Emma und Emil gingen zu Bett und Feechen rollte sich auf der Kuscheldecke in ihrem Hundekorb zusammen. Inzwischen war es wunderbar still überall und sie schlummerten bald ein. Mitten in der Nacht aber schreckte Feechen hoch und spitzte die Ohren. Hatte es da nicht irgendwo geknarrt? Doch, weil alles sofort wieder still war und auch Emma und Emil sich nicht rührten, schloss sie wieder die Augen und träumte weiter.
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne ins Zimmer und draußen trällerten die Vögel ihr fröhliches Lied.
„Auufstehen!! Wir haben verschlafen! - Du, ein tolles Wetter heute!“
Emil brummelte etwas unter der Bettdecke hervor. Eigentlich wäre er am liebsten noch liegen geblieben.
„Geht nicht! Die Tiere warten auf ihr Futter!“
Schlaftrunken folgte er Emma ins Bad, wusch sich mit eiskaltem Wasser und wurde endlich munter. Beide zogen T-Shirt, Jogginghose und dazu kniehohe Stiefel an und liefen hinüber zum Pferdestall. Feechen zockelte fröhlich hinterdrein.
Emma und Emil freuten sich schon darauf, wie jeden Morgen von ihren beiden Lieblingen laut wiehernd begrüßt zu werden. Aber heute ... :
„Du, Emil: eigenartig, die Zwei sind so still ...“
Beunruhigt sahen sie sich an. Feechen merkte, dass die Beiden auf einmal nicht mehr so fröhlich wie gerade eben noch waren und schnupperte prüfend. Irgendwas war anders als sonst. Aber was? Nur noch wenige Schritte und Emma und Emil standen vor der Tür des Pferdestalles. Entsetzt starrten sie sie an. Sie hatten sie doch gestern fest verriegelt, aber: Der Riegel hing kaputt herunter und die Tür war nur angelehnt.
„Nein!!“
Feechen sträubte sich das Nackenfell. Es roch so fremd, so bedrohlich. Alarmiert leise knurrend, stieß sie die Tür mit der Schnauze auf und wischte hinein. Emma und Emil hinterdrein. Nichts! Kein Braunchen, kein Schimmelchen, die sie spätestens jetzt lieb begrüßt hätten. Die Boxen standen weit geöffnet. Auf dem Boden entdeckten sie außer Hufspuren Abdrücke von Schuhen. Aber es waren nicht die ihrer Stiefel. Es waren fremde.
„Jemand hat sie geklaut!!“
Geschockt fing Emma an zu weinen:
„Wer weiß, wo sie jetzt sind und was mit ihnen passiert??“
Emil war wütend:
„Hoffentlich landen die nicht bei einem Metzger und der verarbeitet sie gar zu Pferdewurst!!“
„Sag` doch sowas nicht!“
Emma fühlte sich noch elender. Feechen wollte sie trösten und lehnte sich an ihr Bein. Aber selbst das half nicht.
„So,“ entschied Emil wenig später. „Ich halte es auch nicht mehr aus. Wir ziehen gleich los und suchen sie!“
„Aber, wie denn und wo denn nur?“, schniefte Emma und putzte sich erst mal gründlich die Nase.
„Wir lassen Feechen suchen. Die kennt jetzt ja den Geruch des Diebes!“
„Gute Idee!“, meinte Emma. „Sie ist tüchtig und findet den bestimmt! - Ja, Feechen??“
Feechen freute sich über das Lob und wedelte zustimmend.
Emil rannte noch schnell ins Haus zurück und kehrte mit seinem Gewehr und einer Taschenlampe zurück. Die Waffe für alle Fälle, denn sie konnten nicht einschätzen, mit wem sie es tu zu bekommen würden. Emma hatte derweil einen Rucksack gepackt mit Wasserflasche, Brötchentüte sowie einer Packung mit Feechens Lieblingsknochen und auch die kleine Dose mit Zuckerstücken für Braunchen und Schimmelchen nicht vergessen.
„Die haben bestimmt große Angst. Vielleicht kann ich sie so ablenken.“
Weil sie ja nicht wussten, wie lange sie wohl unterwegs sein würden, knoteten sie sich noch warme Jacken um. So ausgerüstet, zogen sie los und eilten an den umliegenden Feldern entlang. Die Suche schien ein Kinderspiel zu werden, denn auf den Wegen waren sowohl die Schuh- als auch die Hufabdrücke überall deutlich zu erkennen. Doch zwei Stunden später endete der Weg auf einmal vor einer ausgedehnten Wildwiese mit dichtem Gebüsch. Spuren waren hier nicht mehr auszumachen.
„Hm, und jetzt …?“, grübelten sie und beschlossen, kurz zu rasten und zu picknicken.
Nachdem sie sich erfrischt hatten, machten sie sich wieder auf die Socken.
„Feechen, such!!“
Diese hatte sowieso die ganze Zeit herumgeschnüffelt. Nun flitzte sie eilig voraus, die Nase immer dich am Boden.
„Emil, der ist mit denen garantiert über diese Wiese und dann bis zum Wald dort hinten gelaufen.“
„Wenn ich den erwischen, dem werde ich einheizen!“, grollte Emil.
„Bis wir dort ankommen, haben wir aber noch einen stundenlangen Marsch vor uns. Hoffentlich ist der Kerl dann nicht längst über alle Berge!“, meinte Emma zweifelnd.
Ja, tatsächlich standen sie erst am späten Nachmittag unter den dichten Laubkronen dessen hohrn Bäume. Hier war es längst nicht so hell wie entlang der Felder. Je tiefer sie in den Wald hinein marschierten, umso dämmeriger wurde es. Schließlich drangen bis auf vereinzelte Vogelstimmen und das Knacken dürrer Äste unter den Schuhen kein Laut mehr zu ihnen.
„Emil, mir ist unheimlich!“
„Hm,“ war die knappe Antwort. ´Sie darf jetzt nicht merken, dass es mir genauso mulmig zumute ist. Sonst kriegt sie noch mehr Angst!`- “Keine Bange! Feechen beschützt uns bestimmt und außerdem hab` ich ja das Gewehr dabei!“
Dennoch kramte er die Taschenlampe heraus. Denn es war nun schon fast dunkel und in ihrem Schein fühlten sie sich doch wohler.
Immer Feechen folgend, liefen sie kreuz und quer. Doch sie trafen weder auf den Dieb noch auf Braunchen und Schimmelchen.
„Die Zwei sehen wir nie wieder!!“
Aber die Suche aufzugeben kam für sie, obwohl sie nach dem langen Marsch bereits ziemlich groggy waren, nicht in Frage. Auf keinen Fall würden sie die Tiere im Stich lassen! Hartnäckig stiefelten sie voran. Inzwischen war es Abend und durch das Laub der Bäume leuchtete bereits der Mond. Emma ängstigte sich sehr, denn in dessen fahlem Licht schienen sich überall Schatten zu bewegen.
„Emil: Dort hinten ... Hilfe!“
„Emma, das bildest Du Dir nur ein! Die Blätter an den Bäumen bewegen sich im Wind!“
Emma wollte es so gern glauben, aber, knackte gar irgendwo ein Ast, zuckte sie zusammen und schielte furchtsam über die Schulter hinter sich, ob sie auch wirklich nicht verfolgt wurden. Doch da war tatsächlich keiner.
Wieder einmal standen sie kurz still. Diesmal war es Emil, der erschrocken lauschte.
„Emma, pssst! Ich höre etwas. Da ist jemand!!“
„Was machen wir denn jetzt? Wenn das der Dieb ist … Der hat bestimmt auch ein Gewehr … Und was, wenn der uns überfällt, uns mit dem niederschlägt oder gar … ??“
Es schüttelte sie.
„Denk doch mal nach: Hörst du etwa Hufgeklapper? Nein, der ists mit Sicherheit nicht! - Außerdem: Wenn uns von dort vorne Gefahr drohen würde, hätte Feechen längst warnend geknurrt!“
Da gab Emma Emil recht.
„Aber wer dann …?“
Emma sah kurz zu Feechen, die auf einmal so aufgeregt hin und her sprang.
´Eigenartig! Was hat sie nur?`
Im nächsten Moment stob sie davon.
„Feechen: Zurück! Hierher. Sofort!“
Doch Feechen ließ sich nicht blicken.
„Sie ist doch sonst immer so brav … ?“
Aber wenigstens hörten sie sie noch. Sie bellte bellte nämlich wie toll. Emma und Emil fiel ein Stein vom Herzen. Das machte Feechen nur, wenn sie sich ganz doll freute.
„Es muss jemand sein, den sie gut kennt und sehr mag!“
Erleichtert rannten die Beiden los, immer dem Gebell nach, an einem breiten Gebüsch vorbei und blieben verblüfft stehen ...
Vor ihnen standen Sven und Maja, ihre besten Freunde. Die Beiden bewohnten einen der Nachbarhöfe und besaßen auch Pferde: Grauchen und Schneeweißchen.
„W..Was macht I..Ihr denn hier?“
„U..Und I..Ihr??“
„Maja, du bist ja ganz blass. Was ist denn los?“
„Emma, und Du guckst so traurig!?“
„Stellt Euch vor: Grauchen und Schneeweißchen sind weg!!“, stieß Sven hevor.
„Genau wie Braunchen und Schimmelchen! Bestimmt sind Eure Zwei auch gestohlen worden!“
„Hoffentlich passiert denen nichts Böses!“
Maja seufzte.
„Ja, hoffentlich nicht! Aber nun fix!“, drängte Emil. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Gemeinsam haben wir größere Chancen, den Kerl noch zu erwischen!“
„Zu blöd! Spuren können wir hier nicht mehr erkennen!“
„Stimmt! Besser, Feechen übernimmt jetzt wieder!“
„Eben! Ist ja unsere Miss Marple! Bin mal gespannt, wo sie uns hinführt!“
„Feechen, weiter geht’s!“
Sofort raste Feechen im Zickzack vor ihnen her, schnupperte hier, schnüffelte dort und ließ sich selbst von einem kleinen Hasen nicht ablenken, der recht nah im Gras saß. Die Vier wussten später nicht zu sagen, wie lange eigentlich sie so herum gestreift waren, bis sich der Wald dann allmählich lichtete. Sie fanden sich am Ufer eines Flusses wieder. Jetzt war guter Rat teuer, denn im Wasser lassen sich weder Schuh- noch Hufabdrücke verfolgen.
„Mist!“, entfuhr es ihnen. „Auf der Wiese war der Kerl nicht, im Wald nirgends … Und hier ...“
„Der muss den Fluss überquert haben,“ folgerte Sven.
„Klar, mit einem Boot! Aber, woher hatte er das?“, überlegte Maja.
„War wohl kaum sein eigenes. Bestimmt auch gestohlen!“, war Emils empörte Antwort.
Emma jammerte:
„Die armen Tiere! Die sind doch noch nie mit einem Schiff gefahren. O je, was ist, wenn denen schwindelig wird?“
Hoffentlich waren die Pferde dann nicht in den Fluss gefallen und gar ...“
Nein, Emma verdrängte jenen Gedanken lieber fix wieder.
Zum Glück fiel Emil das Richtige ein:
„Ich hab` mein Handy mit. Es ist zwar schon spät, aber in diesem Falle … Ich guck mal eben im Internet, ob es in der Nähe einen Fährbetrieb gibt. Den ruf ich dann an!“
Es stellte sich heraus, dass es wirklich einen gab und sogar ein kleines Gasthaus angeschlossen war.
„Prima! Dort erreiche ich bestimmt jemanden!“
Nachdem er das Telefon fünfmal hatte bimmeln lassen, meldete sich tatsächlich ein Mann.
„Ja, hier Delfin. Wer spricht dort bitte?“
„Guten Abend! Mähne ist mein Name … ,“ begann Emil.
„Wiiiee bitte? Wollen Sie mich verulken??,“ brauste das Gegenüber am anderen Ende der Leitung auf.
„Nein, nun hören Sie doch! Ich heiße wirklich so: Emil Mähne,“ stotterte Emil. „Aber vielleicht wollen Sie ja mich mich … !?“
Er war jetzt auch sauer.
„Was fällt Ihnen denn ein? Das wird ja immer besser! Mit mir machen Sie so was nicht. Auf Nimmerwiederhör.. ...“
„Legen Sie nicht auf! Es ist ein Notfall … “
Herr Delfin stutzte:
„Wiiieee? Sind Sie am Ende gar nicht betrunken? Was für`n Notfall denn??“
Emil atmete erleichtert auf.
„Es handelt sich um einen Diebstahl. Unseren Freunden und uns sind Pferde gestohlen worden. Wir wohnen in dem Dorf jenseits des Waldes und suchen schon den ganzen Tag nach ihnen!“
Einen Moment lang blieb es still. Aber dann … :
„Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Über diesen Pferdedieb spricht hier die ganze Gegend!“
„Sie haben mich ja nicht ausreden lassen,“ schmollte Emil.
„Nichts für ungut. Ich konnte ja nicht ahnen … ,“ brummte Herr Delfin, nun schon wesentlich freundlicher. „Wo sind Sie denn jetzt?“
„Hier vor dem Wald am Flussufer!“, entgegnete Emil, gleichfalls sehr viel netter.
„Das ist ja ganz in der Nähe! Ich sage mal eben dem Dorfpolizisten Bescheid. Wir holen Sie gleich mit der Fähre ab!“
„Danke!“, brachte Emil verlegen heraus.
„Gerne. In ein paar Minuten sind wir bei Ihnen! Bis gleich!“
„Dieser Herr Delfin kommt und setzt uns mit der Fähre über. Einen Polizeibeamten bringt er auch mit!“, berichtete er den Anderen.
„Puuh! Immerhin ein Lichtblick!“, meinten Maja und Emma und Sven nickte ausdrücklich.
Wenige Minuten später schon legte das Schiff am Ufer an ...
„Die haben wirklich an alles gedacht!“; meinte Sven anerkennend. „Mit dem Streifenwagen können sie den Kerl dann gleich aufs Revier bringen. - Und sie haben tatsächlich sogar noch ´nen Transporter mitgebracht!“
Herr Delfin machte sie noch schnell mit Herrn Knarre, dem Polizisten, bekannt. Beide Männer waren den Vieren auf Anhieb sympathisch. Sie gingen auf die Fähre und die Freunde setzten sich erschöpft auf eine Bank. Feechen kuschelte sich zufrieden an Emils Bein. Dann befragte Herr Knarre sie ausführlich und notierte sich alles. Am anderen Ufer, lag vor ihnen eine kleine Ortschaft, zu der ein breiter Spazierweg führte. Der wurde von Straßenlaternen gut beleuchtet und die kleine Gruppe kam viel schneller voran.
Plötzlich stutzte Sven und bückte sich:
„Schaut mal: Hier sind frische Hufspuren. Garantiert von unseren Tieren! Der Kerl kann demnach noch nicht allzu weit weg sein!“
Ein wenig zuversichtlicher legten sie an Tempo zu und marschierten, immer den Spuren folgend, die Dorfstraße hinunter. Kaum aber hatten sie den Ort hinter sich gelassen, entdeckten sie am Wegesrand eine alte Scheune.
„Die Spuren führen ja genau dorthin!“, kombinierte Herr Knarre. „Bitte warten Sie hier! Ich kontrolliere besser erst, ob die wirklich so verlassen ist wie es scheint!“
Mit strenger Miene, die Pistole in der Hand, näherte sich Herr Knarre langsam dem Haus.
´Hm, hm! Ich glaub`, hier muss ich mal genauer nachsehen!“
Halb geduckt lief er an dem großen Tor an der Vorderseite vorbei und umrundete die Scheune. Da! An der Rückseite gab es zwei hohe Fenster. Eindeutig waren sie früher mal vergittert gewesen, denn im hohen Gras fand der Polizist mehrere durchgesägte Stücke von Gitterstangen. Prüfend betrachtete er daraufhin die Fenster. Eindeutig waren die Scheiben eingeschlagen worden. Überall lagen Scherben herum.
„Aha!“
Herr Knarre hockte sich unter das eine Fenster.
´Vielleicht … Mal abwarten!`
Emma, Maja, Sven und Emil hielten den Atem an. Was würde geschehen … Oder etwa gar nichts?? Doch, es tat sich etwas: Herr Knarre winkte nämlich Herrn Delfin zu sich und flüsterte ihm zu:
„Beobachten Sie von dort vorne an der Ecke die andere Seite. Wenn Ihnen oder mir etwas auffällt, geben wir uns Zeichen.“
Herrn Delfin pirschte sich an der Mauer entlang ein paar Meter weiter, bis er dann einen guten Überblick über die Seitenfront der Scheune hatte. Derweil bedeutete Herr Knarre den Wartenden im Hintergrund, dass sie sich nun ein Versteck direkt am Haus suchen sollten. Dort hockten die Vier schon eine ganze Weile, als Feechen an Emils Seite plötzlich leise knurrte.
„Still, Feechen!“
Emil horchte angestrengt.
„Hört Ihr das auch??“, raunte er seinen Freunden zu.
Im selben Moment hörten es alle. Es raschelte nämlich und zwar ganz nah. Zu sehen aber war nichts. Erst recht hatte Herr Knarre aufgemerkt und schlich zu Herrn Delfin:
„Hören Sie! Dort drinnen geht irgendetwas vor. Am besten, wir umstellen die Scheune. Bleiben Sie hier! Ich hole rasch die Anderen!“
Ebenso vorsichtig, wie er sich dem Haus genähert hatte, lief er auf Zehenspitzen zurück und erklärte den Freunden seinen Plan.
„Emil, bitte geben Sie mir Feechen mit. Sollte der Dieb wirklich hier sein, kann sie ihn stellen.“
Emil war einverstanden. Genau nach Herrn Knarres Anweisungen liefen die Vier zur Scheune und versteckten sich dort. Er selber aber legte sich mit Feechen nahe des Scheunentores auf die Lauer.
Kurz darauf raschelte es erneut. Diesmal aber noch viel lauter und dann ... Maja und Emma in ihrem Versteck begannen zu strahlen. Jene Laute, jenes Schnauben kannten sie:
„Braunchen, Schimmelchen!“
„Grauchen, Schneeweißchen!!“
Am liebsten wären sie zu ihnen gestürmt, aber ohne Rückendeckung war es viel zu gefährlich. Sie wussten ja immer noch nicht, wo sich der Dieb gerade aufhielt. Also mussten sie hier abwarten, wann und wo der gemeine Kerl auftauchen würde.
Die Sechs verhielten sich mucksmäuschenstill. So aufgeregt, wie sie waren, fiel ihnen dies ziemlich schwer. Aber es lohnte sich: Wenig später endlich erspähten sie einen dicken, gebückt einher schleichenden Mann, der vom Dorfrand her auf die Scheune zulief. Total verdreckt und in zerrissener Kleidung, schleifte er mit der einen Hand einen Sack hinter sich her, mit der anderen umklammerte er eine Pistole. Wieder und wieder schaute er sich misstrauisch um. Es war offensichtlich: Der wollte nicht ertappt werden!
„Zu früh!“, bedeutete Herr Knarre Herrn Delfin, der aufspringen wollte, um dem Kerl den Weg abzuschneiden. „Den knöpfen wir uns drinnen vor!“
Nachdem er sich ein letztes Mal prüfend umgesehen hatte, ob er auch wirklich unbeobachtet wäre, fühlte sich der Mann anscheinend sicher, öffnete das Tor und verschwand in der Scheune. Es rumpelte und dann war alles wieder still.
„Das war der Sack. Den hat er irgendwo abgestellt!“
Herr Knarre wandte sich zu Maja und Emma.
„Ihre Männer und wir machen den jetzt dingfest. Danach rufe ich Sie und Sie befreien die Pferde, okay?“
Die Beiden nickten. Der Polizist rannte zurück zu den drei vor der Scheune wartenden Männern.
„Jetzt!!“, kommandierte er zischelnd.
Herr Knarre, Herr Delfin, Emil und Sven stürzten in die Scheune.
„Polizei: Hände hoch! Lass die Waffe fallen!!“
Völlig überrumpelt warf der Dieb seine Pistole auf den Boden. Hasserfüllt starrte er die Männer an.
„Wehe, Du versuchst, uns auszutricksen!“, drohte ihm der Polizist.
Feechen baute sich vor dem Kerl auf und fletschte die Zähne. Doch leider ließ sich der Fiesling nicht davon beeindrucken. Im Gegenteil! Als die Drei ihn überwältigt hatten und Herr Knarrte ihm blitzschnell die Handschellen anlegte, trat er noch brutal nach ihnen. Aber der Polizist hatte Erfahrung mit solchen Verbrechern und hielt ihn mit eisenhartem Griff fest.
„Oha!“, bemerkte Herr Knarre ironisch. „Der Sack hier scheint mir sehr interessant zu sein. Den nehmen wir mit!!“
„Wartet nur ab: Ich mach Euch fertig!“, schrie der Dieb noch und spuckte ihn an.
„Auf die Gelegenheit dazu musste jetzt sehr lange warten!!“, gab Herr Knarre, noch viel ironischer, zurück.
Herr Delfin rief Emma und Maja herein.
„So, jetzt dürfen Sie sich um Ihre Tiere kümmern. Ist ja furchtbar, wie verschüchtert die wirken!“
Die Beiden redeten beruhigend auf ihre Lieblinge ein und streichelten sie zärtlich. Dann banden sie sie los und spendierten ihnen die Zuckerstückchen. Ganz allmählich hörten die Vierbeiner auf zu zittern. Feechen verteilte immer der Reihe nach Nasenküsschen: Zuerst an Braunchen, dann an Schimmelchen und danach an Grauchen und Schneeweißchen. Maja und Emma führten die Tiere auf die Fähre. Feechen lief nebenher und ließ ihre großen Freunde nicht mehr aus den Augen.
Herr Knarre stieß den sich immer noch heftig wehrenden Dieb auf die hintere Sitzbank des Polizeiwagens. Neben ihm nahm Emil Platz, falls der Kerl mal ... Sven kletterten in die Fahrerkabine des Transporters. Derweil öffnete Herr Delphin die hintere hohe Doppeltür. Die vier Pferde kannten solche Wagen und stiegen brav hinein. Herr Delphin verschloss die Tür sorgfältig und die Fähre tuckerte los. Kurz darauf schon am diesseitigen Ufer stehend, wollten sich die Freunde von ihren Helfern verabschieden.
„Nein, kommt gar nicht infrage. Wir bringen Sie selbstverständlich heim!!“
Dann dauerte es aber doch noch eine ganze Stunde, bis sie endlich ihr Haus erreichten. Erschöpft und todmüde, aber sehr glücklich. Alles war gut ausgegangen und sie hatten ihre geliebten Vierbeiner gesund zurück.
„Wie können wir Ihnen nur dafür danken?“, fragte Emma. „ Ich hab` eine Idee: Wie wäre es denn, Sie besuchen uns mal? Wir würden uns wirklich sehr freuen!!“
„Sehr, sehr gerne!“, antworteten die Beiden. „Wir melden uns in den nächsten Tagen ganz bestimmt! Gute Nacht und erholen Sie sich erst mal von dem Schrecken! - Tschüss, Feechen, machs gut!“
Sie wendeten die Wagen und fuhren von dannen. Die vier Freunde schauten ihnen noch so lange nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Dann brachten sie ihre Tiere in den Stall und versorgten sie mit frischem Wasser. Danach gingen sie ins Haus. Maja und Sven übernachteten im Gästezimmer. Feechen legte sich zufrieden, weil ihre vierbeinigen Freunde wieder da waren, in den Hundekorb und war sofort eingeschlafen. Nach der ausgestandenen Aufregung schlummerten alle tief und fest bis zum nächsten Morgen durch. Als Emil die Freunde nach dem Frühstück nachhause brachte, winkte Emma ihnen fröhlich nach.
Einige Tage später läutete tatsächlich das Telefon:
„Wie nett, Herr Delfin, dass Sie sich melden! Sind Sie gut heim gekommen, ist alles in Ordnung?“
„Ja!“, erwiderte dieser lachend. „Ich wollte auf Ihre Einladung zurückkommen ...“
„Ach, wie schön! Es wäre übrigens toll,wenn Herr Knarre auch Zeit hätte.“
„Na klar. Wir kommen beide! Wann dürfen wir denn … ?“
„Wie wäre es denn morgen, so gegen 15 Uhr? Unsere Freunde wären dann auch hier!“
„Das trifft sich gut. Es gibt nämlich Neuigkeiten.“
„Oh!“, dachte Emma, fragte aber nicht weiter. ´Erfahre es ja früh genug!`
„Du, Emil: Herr Delfin, Herr Knarre und Maja und Sven kommen morgen. Ich back` ´nen Schokoladenkuchen. Den mögen sie bestimmt!“
„Gut, ich kauf noch schnell Sahne! - Es wird bestimmt ein nettes Wiedersehen!“
Es wurde nicht nur nett, sondern sie verstanden sich ausgesprochen gut, scherzten viel und lachten oft. Nach einiger Zeit aber plagte Emma die Neugierde.
„Sie deuteten am Telefon an, es gibt Neuigkeiten … ?“
Auch Emil, Maja und Sven guckten jetzt gespannt.
„Ja, nun steht fest, dass der schon mehrmals Tiere gestohlen und dann für viel Geld verkauft hat.“
„Solch ein Lump!!“
„Tja, aber nun ist er ja überführt und wird für mehrere Jahre im Gefängnis sitzen.“
„Für mehrere Jahre??,“ fragten die Vier wie aus einem Mund.
„Ja,“, ergänzte Herr Knarre, „dies war nämlich noch nicht alles ...“
„Wie???“
„Sie erinnern sich doch an den Sack, ja?“
„Was war denn mit dem?“
„Der Kerl hat nicht nur Pferde gestohlen, sondern noch zusätzlich dabei teuren Schmuck mitgehen lassen! - Und den haben wir ja in dem Sack sichergestellt. Aber jetzt kommt die Überraschung …
Damit es noch etwas spannender wurde, schwieg der Polizist kurz. Dann verriet er:
„Jene Leute hatten eine sehr hohe Belohnung für den Finder ausgesetzt. Ich habe sie getroffen, ihnen alles geschildert und sie haben sie mir daraufhin ausgehändigt. Aber ich würde es unfair finden, wenn ich das viele Geld für mich behalten würde. Wir Sechs haben uns ja gemeinsam auf die Suche gemacht und gemeinsam den Kerl gefasst. Deshalb bestehe ich darauf, dass wir uns den Betrag teilen!“
„Ich hab ´ne bessere Idee,“ meldete sich Emma. „Wir kommen doch so toll miteinander aus. Wie wäre es, wenn wir stattdessen von dem Geld zusammen einen schönen Ausflug machen würden?“
Begeistert stimmten die Anderen zu. Denn sie waren Freunde geworden.
Der Bauer und seine Frau liebten die Tiere. Die mussten nicht auf dem Feld schwere Karren ziehen, sondern fuhren die Touristen, die von weither anreisten, um sich in der schönen Landschaft zu erholen, in einer Kutsche spazieren. Braunchen und Schimmelchen wussten genau, dass sie, war die Rundfahrt zu ende, meist mit leckeren Zuckerstücken verwöhnt wurden. Dankbar pusteten sie dann den Besuchern zärtlich in den Nacken oder wieherten fröhlich. Waren die Gäste wieder abgereist, durften sie auf ihrer Weide grasen und spielen. Oft war Feechen, die süße Schäferhündin der Familie, mit von der Partie. Die Drei verstanden sich prima. Wehe, jemand wäre böse zu ihren großen Freunden gewesen! Dann hätte sie gefährlich geknurrt und ihn vom Hof gejagt. Weil sie aber ein sehr großer Hund war, traute sich dies wahrscheinlich sowieso keiner.
Eines Morgens las Emma in der Zeitung, dass einem Nachbarn Pferde gestohlen worden waren.
„So eine Gemeinheit!! Dass da aber niemand etwas gehört hat? Hm ...“
„Uns kann das nicht passieren. Feechen passt ja auf!“, meinte Emil dazu.
Der Tag verlief wie jeder andere auch. Nichts Ungewöhnliches geschah. Nach getaner Arbeit setzten sich Emma und Emil abends auf die Gartenbank vor ihrem Haus und bewunderten das tolle Abendrot.
„Sieh mal, wie schön!“
Leider wurde es schnell kühler. So schauten sie nach einer Weile noch rasch im Stall vorbei, ob es Braunchen und Schimmelchen gut ging und spendierten ihnen einen Gutenacht-Leckerbissen.
„Schlaft gut, Ihr Zwei!“
Wieder draußen, verschlossen sie die Tür mit einem schweren Riegel. Dann riefen sie Feechen zu sich und die Drei liefen zurück ins Haus. Emma und Emil gingen zu Bett und Feechen rollte sich auf der Kuscheldecke in ihrem Hundekorb zusammen. Inzwischen war es wunderbar still überall und sie schlummerten bald ein. Mitten in der Nacht aber schreckte Feechen hoch und spitzte die Ohren. Hatte es da nicht irgendwo geknarrt? Doch, weil alles sofort wieder still war und auch Emma und Emil sich nicht rührten, schloss sie wieder die Augen und träumte weiter.
Am nächsten Morgen strahlte die Sonne ins Zimmer und draußen trällerten die Vögel ihr fröhliches Lied.
„Auufstehen!! Wir haben verschlafen! - Du, ein tolles Wetter heute!“
Emil brummelte etwas unter der Bettdecke hervor. Eigentlich wäre er am liebsten noch liegen geblieben.
„Geht nicht! Die Tiere warten auf ihr Futter!“
Schlaftrunken folgte er Emma ins Bad, wusch sich mit eiskaltem Wasser und wurde endlich munter. Beide zogen T-Shirt, Jogginghose und dazu kniehohe Stiefel an und liefen hinüber zum Pferdestall. Feechen zockelte fröhlich hinterdrein.
Emma und Emil freuten sich schon darauf, wie jeden Morgen von ihren beiden Lieblingen laut wiehernd begrüßt zu werden. Aber heute ... :
„Du, Emil: eigenartig, die Zwei sind so still ...“
Beunruhigt sahen sie sich an. Feechen merkte, dass die Beiden auf einmal nicht mehr so fröhlich wie gerade eben noch waren und schnupperte prüfend. Irgendwas war anders als sonst. Aber was? Nur noch wenige Schritte und Emma und Emil standen vor der Tür des Pferdestalles. Entsetzt starrten sie sie an. Sie hatten sie doch gestern fest verriegelt, aber: Der Riegel hing kaputt herunter und die Tür war nur angelehnt.
„Nein!!“
Feechen sträubte sich das Nackenfell. Es roch so fremd, so bedrohlich. Alarmiert leise knurrend, stieß sie die Tür mit der Schnauze auf und wischte hinein. Emma und Emil hinterdrein. Nichts! Kein Braunchen, kein Schimmelchen, die sie spätestens jetzt lieb begrüßt hätten. Die Boxen standen weit geöffnet. Auf dem Boden entdeckten sie außer Hufspuren Abdrücke von Schuhen. Aber es waren nicht die ihrer Stiefel. Es waren fremde.
„Jemand hat sie geklaut!!“
Geschockt fing Emma an zu weinen:
„Wer weiß, wo sie jetzt sind und was mit ihnen passiert??“
Emil war wütend:
„Hoffentlich landen die nicht bei einem Metzger und der verarbeitet sie gar zu Pferdewurst!!“
„Sag` doch sowas nicht!“
Emma fühlte sich noch elender. Feechen wollte sie trösten und lehnte sich an ihr Bein. Aber selbst das half nicht.
„So,“ entschied Emil wenig später. „Ich halte es auch nicht mehr aus. Wir ziehen gleich los und suchen sie!“
„Aber, wie denn und wo denn nur?“, schniefte Emma und putzte sich erst mal gründlich die Nase.
„Wir lassen Feechen suchen. Die kennt jetzt ja den Geruch des Diebes!“
„Gute Idee!“, meinte Emma. „Sie ist tüchtig und findet den bestimmt! - Ja, Feechen??“
Feechen freute sich über das Lob und wedelte zustimmend.
Emil rannte noch schnell ins Haus zurück und kehrte mit seinem Gewehr und einer Taschenlampe zurück. Die Waffe für alle Fälle, denn sie konnten nicht einschätzen, mit wem sie es tu zu bekommen würden. Emma hatte derweil einen Rucksack gepackt mit Wasserflasche, Brötchentüte sowie einer Packung mit Feechens Lieblingsknochen und auch die kleine Dose mit Zuckerstücken für Braunchen und Schimmelchen nicht vergessen.
„Die haben bestimmt große Angst. Vielleicht kann ich sie so ablenken.“
Weil sie ja nicht wussten, wie lange sie wohl unterwegs sein würden, knoteten sie sich noch warme Jacken um. So ausgerüstet, zogen sie los und eilten an den umliegenden Feldern entlang. Die Suche schien ein Kinderspiel zu werden, denn auf den Wegen waren sowohl die Schuh- als auch die Hufabdrücke überall deutlich zu erkennen. Doch zwei Stunden später endete der Weg auf einmal vor einer ausgedehnten Wildwiese mit dichtem Gebüsch. Spuren waren hier nicht mehr auszumachen.
„Hm, und jetzt …?“, grübelten sie und beschlossen, kurz zu rasten und zu picknicken.
Nachdem sie sich erfrischt hatten, machten sie sich wieder auf die Socken.
„Feechen, such!!“
Diese hatte sowieso die ganze Zeit herumgeschnüffelt. Nun flitzte sie eilig voraus, die Nase immer dich am Boden.
„Emil, der ist mit denen garantiert über diese Wiese und dann bis zum Wald dort hinten gelaufen.“
„Wenn ich den erwischen, dem werde ich einheizen!“, grollte Emil.
„Bis wir dort ankommen, haben wir aber noch einen stundenlangen Marsch vor uns. Hoffentlich ist der Kerl dann nicht längst über alle Berge!“, meinte Emma zweifelnd.
Ja, tatsächlich standen sie erst am späten Nachmittag unter den dichten Laubkronen dessen hohrn Bäume. Hier war es längst nicht so hell wie entlang der Felder. Je tiefer sie in den Wald hinein marschierten, umso dämmeriger wurde es. Schließlich drangen bis auf vereinzelte Vogelstimmen und das Knacken dürrer Äste unter den Schuhen kein Laut mehr zu ihnen.
„Emil, mir ist unheimlich!“
„Hm,“ war die knappe Antwort. ´Sie darf jetzt nicht merken, dass es mir genauso mulmig zumute ist. Sonst kriegt sie noch mehr Angst!`- “Keine Bange! Feechen beschützt uns bestimmt und außerdem hab` ich ja das Gewehr dabei!“
Dennoch kramte er die Taschenlampe heraus. Denn es war nun schon fast dunkel und in ihrem Schein fühlten sie sich doch wohler.
Immer Feechen folgend, liefen sie kreuz und quer. Doch sie trafen weder auf den Dieb noch auf Braunchen und Schimmelchen.
„Die Zwei sehen wir nie wieder!!“
Aber die Suche aufzugeben kam für sie, obwohl sie nach dem langen Marsch bereits ziemlich groggy waren, nicht in Frage. Auf keinen Fall würden sie die Tiere im Stich lassen! Hartnäckig stiefelten sie voran. Inzwischen war es Abend und durch das Laub der Bäume leuchtete bereits der Mond. Emma ängstigte sich sehr, denn in dessen fahlem Licht schienen sich überall Schatten zu bewegen.
„Emil: Dort hinten ... Hilfe!“
„Emma, das bildest Du Dir nur ein! Die Blätter an den Bäumen bewegen sich im Wind!“
Emma wollte es so gern glauben, aber, knackte gar irgendwo ein Ast, zuckte sie zusammen und schielte furchtsam über die Schulter hinter sich, ob sie auch wirklich nicht verfolgt wurden. Doch da war tatsächlich keiner.
Wieder einmal standen sie kurz still. Diesmal war es Emil, der erschrocken lauschte.
„Emma, pssst! Ich höre etwas. Da ist jemand!!“
„Was machen wir denn jetzt? Wenn das der Dieb ist … Der hat bestimmt auch ein Gewehr … Und was, wenn der uns überfällt, uns mit dem niederschlägt oder gar … ??“
Es schüttelte sie.
„Denk doch mal nach: Hörst du etwa Hufgeklapper? Nein, der ists mit Sicherheit nicht! - Außerdem: Wenn uns von dort vorne Gefahr drohen würde, hätte Feechen längst warnend geknurrt!“
Da gab Emma Emil recht.
„Aber wer dann …?“
Emma sah kurz zu Feechen, die auf einmal so aufgeregt hin und her sprang.
´Eigenartig! Was hat sie nur?`
Im nächsten Moment stob sie davon.
„Feechen: Zurück! Hierher. Sofort!“
Doch Feechen ließ sich nicht blicken.
„Sie ist doch sonst immer so brav … ?“
Aber wenigstens hörten sie sie noch. Sie bellte bellte nämlich wie toll. Emma und Emil fiel ein Stein vom Herzen. Das machte Feechen nur, wenn sie sich ganz doll freute.
„Es muss jemand sein, den sie gut kennt und sehr mag!“
Erleichtert rannten die Beiden los, immer dem Gebell nach, an einem breiten Gebüsch vorbei und blieben verblüfft stehen ...
Vor ihnen standen Sven und Maja, ihre besten Freunde. Die Beiden bewohnten einen der Nachbarhöfe und besaßen auch Pferde: Grauchen und Schneeweißchen.
„W..Was macht I..Ihr denn hier?“
„U..Und I..Ihr??“
„Maja, du bist ja ganz blass. Was ist denn los?“
„Emma, und Du guckst so traurig!?“
„Stellt Euch vor: Grauchen und Schneeweißchen sind weg!!“, stieß Sven hevor.
„Genau wie Braunchen und Schimmelchen! Bestimmt sind Eure Zwei auch gestohlen worden!“
„Hoffentlich passiert denen nichts Böses!“
Maja seufzte.
„Ja, hoffentlich nicht! Aber nun fix!“, drängte Emil. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Gemeinsam haben wir größere Chancen, den Kerl noch zu erwischen!“
„Zu blöd! Spuren können wir hier nicht mehr erkennen!“
„Stimmt! Besser, Feechen übernimmt jetzt wieder!“
„Eben! Ist ja unsere Miss Marple! Bin mal gespannt, wo sie uns hinführt!“
„Feechen, weiter geht’s!“
Sofort raste Feechen im Zickzack vor ihnen her, schnupperte hier, schnüffelte dort und ließ sich selbst von einem kleinen Hasen nicht ablenken, der recht nah im Gras saß. Die Vier wussten später nicht zu sagen, wie lange eigentlich sie so herum gestreift waren, bis sich der Wald dann allmählich lichtete. Sie fanden sich am Ufer eines Flusses wieder. Jetzt war guter Rat teuer, denn im Wasser lassen sich weder Schuh- noch Hufabdrücke verfolgen.
„Mist!“, entfuhr es ihnen. „Auf der Wiese war der Kerl nicht, im Wald nirgends … Und hier ...“
„Der muss den Fluss überquert haben,“ folgerte Sven.
„Klar, mit einem Boot! Aber, woher hatte er das?“, überlegte Maja.
„War wohl kaum sein eigenes. Bestimmt auch gestohlen!“, war Emils empörte Antwort.
Emma jammerte:
„Die armen Tiere! Die sind doch noch nie mit einem Schiff gefahren. O je, was ist, wenn denen schwindelig wird?“
Hoffentlich waren die Pferde dann nicht in den Fluss gefallen und gar ...“
Nein, Emma verdrängte jenen Gedanken lieber fix wieder.
Zum Glück fiel Emil das Richtige ein:
„Ich hab` mein Handy mit. Es ist zwar schon spät, aber in diesem Falle … Ich guck mal eben im Internet, ob es in der Nähe einen Fährbetrieb gibt. Den ruf ich dann an!“
Es stellte sich heraus, dass es wirklich einen gab und sogar ein kleines Gasthaus angeschlossen war.
„Prima! Dort erreiche ich bestimmt jemanden!“
Nachdem er das Telefon fünfmal hatte bimmeln lassen, meldete sich tatsächlich ein Mann.
„Ja, hier Delfin. Wer spricht dort bitte?“
„Guten Abend! Mähne ist mein Name … ,“ begann Emil.
„Wiiiee bitte? Wollen Sie mich verulken??,“ brauste das Gegenüber am anderen Ende der Leitung auf.
„Nein, nun hören Sie doch! Ich heiße wirklich so: Emil Mähne,“ stotterte Emil. „Aber vielleicht wollen Sie ja mich mich … !?“
Er war jetzt auch sauer.
„Was fällt Ihnen denn ein? Das wird ja immer besser! Mit mir machen Sie so was nicht. Auf Nimmerwiederhör.. ...“
„Legen Sie nicht auf! Es ist ein Notfall … “
Herr Delfin stutzte:
„Wiiieee? Sind Sie am Ende gar nicht betrunken? Was für`n Notfall denn??“
Emil atmete erleichtert auf.
„Es handelt sich um einen Diebstahl. Unseren Freunden und uns sind Pferde gestohlen worden. Wir wohnen in dem Dorf jenseits des Waldes und suchen schon den ganzen Tag nach ihnen!“
Einen Moment lang blieb es still. Aber dann … :
„Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Über diesen Pferdedieb spricht hier die ganze Gegend!“
„Sie haben mich ja nicht ausreden lassen,“ schmollte Emil.
„Nichts für ungut. Ich konnte ja nicht ahnen … ,“ brummte Herr Delfin, nun schon wesentlich freundlicher. „Wo sind Sie denn jetzt?“
„Hier vor dem Wald am Flussufer!“, entgegnete Emil, gleichfalls sehr viel netter.
„Das ist ja ganz in der Nähe! Ich sage mal eben dem Dorfpolizisten Bescheid. Wir holen Sie gleich mit der Fähre ab!“
„Danke!“, brachte Emil verlegen heraus.
„Gerne. In ein paar Minuten sind wir bei Ihnen! Bis gleich!“
„Dieser Herr Delfin kommt und setzt uns mit der Fähre über. Einen Polizeibeamten bringt er auch mit!“, berichtete er den Anderen.
„Puuh! Immerhin ein Lichtblick!“, meinten Maja und Emma und Sven nickte ausdrücklich.
Wenige Minuten später schon legte das Schiff am Ufer an ...
„Die haben wirklich an alles gedacht!“; meinte Sven anerkennend. „Mit dem Streifenwagen können sie den Kerl dann gleich aufs Revier bringen. - Und sie haben tatsächlich sogar noch ´nen Transporter mitgebracht!“
Herr Delfin machte sie noch schnell mit Herrn Knarre, dem Polizisten, bekannt. Beide Männer waren den Vieren auf Anhieb sympathisch. Sie gingen auf die Fähre und die Freunde setzten sich erschöpft auf eine Bank. Feechen kuschelte sich zufrieden an Emils Bein. Dann befragte Herr Knarre sie ausführlich und notierte sich alles. Am anderen Ufer, lag vor ihnen eine kleine Ortschaft, zu der ein breiter Spazierweg führte. Der wurde von Straßenlaternen gut beleuchtet und die kleine Gruppe kam viel schneller voran.
Plötzlich stutzte Sven und bückte sich:
„Schaut mal: Hier sind frische Hufspuren. Garantiert von unseren Tieren! Der Kerl kann demnach noch nicht allzu weit weg sein!“
Ein wenig zuversichtlicher legten sie an Tempo zu und marschierten, immer den Spuren folgend, die Dorfstraße hinunter. Kaum aber hatten sie den Ort hinter sich gelassen, entdeckten sie am Wegesrand eine alte Scheune.
„Die Spuren führen ja genau dorthin!“, kombinierte Herr Knarre. „Bitte warten Sie hier! Ich kontrolliere besser erst, ob die wirklich so verlassen ist wie es scheint!“
Mit strenger Miene, die Pistole in der Hand, näherte sich Herr Knarre langsam dem Haus.
´Hm, hm! Ich glaub`, hier muss ich mal genauer nachsehen!“
Halb geduckt lief er an dem großen Tor an der Vorderseite vorbei und umrundete die Scheune. Da! An der Rückseite gab es zwei hohe Fenster. Eindeutig waren sie früher mal vergittert gewesen, denn im hohen Gras fand der Polizist mehrere durchgesägte Stücke von Gitterstangen. Prüfend betrachtete er daraufhin die Fenster. Eindeutig waren die Scheiben eingeschlagen worden. Überall lagen Scherben herum.
„Aha!“
Herr Knarre hockte sich unter das eine Fenster.
´Vielleicht … Mal abwarten!`
Emma, Maja, Sven und Emil hielten den Atem an. Was würde geschehen … Oder etwa gar nichts?? Doch, es tat sich etwas: Herr Knarre winkte nämlich Herrn Delfin zu sich und flüsterte ihm zu:
„Beobachten Sie von dort vorne an der Ecke die andere Seite. Wenn Ihnen oder mir etwas auffällt, geben wir uns Zeichen.“
Herrn Delfin pirschte sich an der Mauer entlang ein paar Meter weiter, bis er dann einen guten Überblick über die Seitenfront der Scheune hatte. Derweil bedeutete Herr Knarre den Wartenden im Hintergrund, dass sie sich nun ein Versteck direkt am Haus suchen sollten. Dort hockten die Vier schon eine ganze Weile, als Feechen an Emils Seite plötzlich leise knurrte.
„Still, Feechen!“
Emil horchte angestrengt.
„Hört Ihr das auch??“, raunte er seinen Freunden zu.
Im selben Moment hörten es alle. Es raschelte nämlich und zwar ganz nah. Zu sehen aber war nichts. Erst recht hatte Herr Knarre aufgemerkt und schlich zu Herrn Delfin:
„Hören Sie! Dort drinnen geht irgendetwas vor. Am besten, wir umstellen die Scheune. Bleiben Sie hier! Ich hole rasch die Anderen!“
Ebenso vorsichtig, wie er sich dem Haus genähert hatte, lief er auf Zehenspitzen zurück und erklärte den Freunden seinen Plan.
„Emil, bitte geben Sie mir Feechen mit. Sollte der Dieb wirklich hier sein, kann sie ihn stellen.“
Emil war einverstanden. Genau nach Herrn Knarres Anweisungen liefen die Vier zur Scheune und versteckten sich dort. Er selber aber legte sich mit Feechen nahe des Scheunentores auf die Lauer.
Kurz darauf raschelte es erneut. Diesmal aber noch viel lauter und dann ... Maja und Emma in ihrem Versteck begannen zu strahlen. Jene Laute, jenes Schnauben kannten sie:
„Braunchen, Schimmelchen!“
„Grauchen, Schneeweißchen!!“
Am liebsten wären sie zu ihnen gestürmt, aber ohne Rückendeckung war es viel zu gefährlich. Sie wussten ja immer noch nicht, wo sich der Dieb gerade aufhielt. Also mussten sie hier abwarten, wann und wo der gemeine Kerl auftauchen würde.
Die Sechs verhielten sich mucksmäuschenstill. So aufgeregt, wie sie waren, fiel ihnen dies ziemlich schwer. Aber es lohnte sich: Wenig später endlich erspähten sie einen dicken, gebückt einher schleichenden Mann, der vom Dorfrand her auf die Scheune zulief. Total verdreckt und in zerrissener Kleidung, schleifte er mit der einen Hand einen Sack hinter sich her, mit der anderen umklammerte er eine Pistole. Wieder und wieder schaute er sich misstrauisch um. Es war offensichtlich: Der wollte nicht ertappt werden!
„Zu früh!“, bedeutete Herr Knarre Herrn Delfin, der aufspringen wollte, um dem Kerl den Weg abzuschneiden. „Den knöpfen wir uns drinnen vor!“
Nachdem er sich ein letztes Mal prüfend umgesehen hatte, ob er auch wirklich unbeobachtet wäre, fühlte sich der Mann anscheinend sicher, öffnete das Tor und verschwand in der Scheune. Es rumpelte und dann war alles wieder still.
„Das war der Sack. Den hat er irgendwo abgestellt!“
Herr Knarre wandte sich zu Maja und Emma.
„Ihre Männer und wir machen den jetzt dingfest. Danach rufe ich Sie und Sie befreien die Pferde, okay?“
Die Beiden nickten. Der Polizist rannte zurück zu den drei vor der Scheune wartenden Männern.
„Jetzt!!“, kommandierte er zischelnd.
Herr Knarre, Herr Delfin, Emil und Sven stürzten in die Scheune.
„Polizei: Hände hoch! Lass die Waffe fallen!!“
Völlig überrumpelt warf der Dieb seine Pistole auf den Boden. Hasserfüllt starrte er die Männer an.
„Wehe, Du versuchst, uns auszutricksen!“, drohte ihm der Polizist.
Feechen baute sich vor dem Kerl auf und fletschte die Zähne. Doch leider ließ sich der Fiesling nicht davon beeindrucken. Im Gegenteil! Als die Drei ihn überwältigt hatten und Herr Knarrte ihm blitzschnell die Handschellen anlegte, trat er noch brutal nach ihnen. Aber der Polizist hatte Erfahrung mit solchen Verbrechern und hielt ihn mit eisenhartem Griff fest.
„Oha!“, bemerkte Herr Knarre ironisch. „Der Sack hier scheint mir sehr interessant zu sein. Den nehmen wir mit!!“
„Wartet nur ab: Ich mach Euch fertig!“, schrie der Dieb noch und spuckte ihn an.
„Auf die Gelegenheit dazu musste jetzt sehr lange warten!!“, gab Herr Knarre, noch viel ironischer, zurück.
Herr Delfin rief Emma und Maja herein.
„So, jetzt dürfen Sie sich um Ihre Tiere kümmern. Ist ja furchtbar, wie verschüchtert die wirken!“
Die Beiden redeten beruhigend auf ihre Lieblinge ein und streichelten sie zärtlich. Dann banden sie sie los und spendierten ihnen die Zuckerstückchen. Ganz allmählich hörten die Vierbeiner auf zu zittern. Feechen verteilte immer der Reihe nach Nasenküsschen: Zuerst an Braunchen, dann an Schimmelchen und danach an Grauchen und Schneeweißchen. Maja und Emma führten die Tiere auf die Fähre. Feechen lief nebenher und ließ ihre großen Freunde nicht mehr aus den Augen.
Herr Knarre stieß den sich immer noch heftig wehrenden Dieb auf die hintere Sitzbank des Polizeiwagens. Neben ihm nahm Emil Platz, falls der Kerl mal ... Sven kletterten in die Fahrerkabine des Transporters. Derweil öffnete Herr Delphin die hintere hohe Doppeltür. Die vier Pferde kannten solche Wagen und stiegen brav hinein. Herr Delphin verschloss die Tür sorgfältig und die Fähre tuckerte los. Kurz darauf schon am diesseitigen Ufer stehend, wollten sich die Freunde von ihren Helfern verabschieden.
„Nein, kommt gar nicht infrage. Wir bringen Sie selbstverständlich heim!!“
Dann dauerte es aber doch noch eine ganze Stunde, bis sie endlich ihr Haus erreichten. Erschöpft und todmüde, aber sehr glücklich. Alles war gut ausgegangen und sie hatten ihre geliebten Vierbeiner gesund zurück.
„Wie können wir Ihnen nur dafür danken?“, fragte Emma. „ Ich hab` eine Idee: Wie wäre es denn, Sie besuchen uns mal? Wir würden uns wirklich sehr freuen!!“
„Sehr, sehr gerne!“, antworteten die Beiden. „Wir melden uns in den nächsten Tagen ganz bestimmt! Gute Nacht und erholen Sie sich erst mal von dem Schrecken! - Tschüss, Feechen, machs gut!“
Sie wendeten die Wagen und fuhren von dannen. Die vier Freunde schauten ihnen noch so lange nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Dann brachten sie ihre Tiere in den Stall und versorgten sie mit frischem Wasser. Danach gingen sie ins Haus. Maja und Sven übernachteten im Gästezimmer. Feechen legte sich zufrieden, weil ihre vierbeinigen Freunde wieder da waren, in den Hundekorb und war sofort eingeschlafen. Nach der ausgestandenen Aufregung schlummerten alle tief und fest bis zum nächsten Morgen durch. Als Emil die Freunde nach dem Frühstück nachhause brachte, winkte Emma ihnen fröhlich nach.
Einige Tage später läutete tatsächlich das Telefon:
„Wie nett, Herr Delfin, dass Sie sich melden! Sind Sie gut heim gekommen, ist alles in Ordnung?“
„Ja!“, erwiderte dieser lachend. „Ich wollte auf Ihre Einladung zurückkommen ...“
„Ach, wie schön! Es wäre übrigens toll,wenn Herr Knarre auch Zeit hätte.“
„Na klar. Wir kommen beide! Wann dürfen wir denn … ?“
„Wie wäre es denn morgen, so gegen 15 Uhr? Unsere Freunde wären dann auch hier!“
„Das trifft sich gut. Es gibt nämlich Neuigkeiten.“
„Oh!“, dachte Emma, fragte aber nicht weiter. ´Erfahre es ja früh genug!`
„Du, Emil: Herr Delfin, Herr Knarre und Maja und Sven kommen morgen. Ich back` ´nen Schokoladenkuchen. Den mögen sie bestimmt!“
„Gut, ich kauf noch schnell Sahne! - Es wird bestimmt ein nettes Wiedersehen!“
Es wurde nicht nur nett, sondern sie verstanden sich ausgesprochen gut, scherzten viel und lachten oft. Nach einiger Zeit aber plagte Emma die Neugierde.
„Sie deuteten am Telefon an, es gibt Neuigkeiten … ?“
Auch Emil, Maja und Sven guckten jetzt gespannt.
„Ja, nun steht fest, dass der schon mehrmals Tiere gestohlen und dann für viel Geld verkauft hat.“
„Solch ein Lump!!“
„Tja, aber nun ist er ja überführt und wird für mehrere Jahre im Gefängnis sitzen.“
„Für mehrere Jahre??,“ fragten die Vier wie aus einem Mund.
„Ja,“, ergänzte Herr Knarre, „dies war nämlich noch nicht alles ...“
„Wie???“
„Sie erinnern sich doch an den Sack, ja?“
„Was war denn mit dem?“
„Der Kerl hat nicht nur Pferde gestohlen, sondern noch zusätzlich dabei teuren Schmuck mitgehen lassen! - Und den haben wir ja in dem Sack sichergestellt. Aber jetzt kommt die Überraschung …
Damit es noch etwas spannender wurde, schwieg der Polizist kurz. Dann verriet er:
„Jene Leute hatten eine sehr hohe Belohnung für den Finder ausgesetzt. Ich habe sie getroffen, ihnen alles geschildert und sie haben sie mir daraufhin ausgehändigt. Aber ich würde es unfair finden, wenn ich das viele Geld für mich behalten würde. Wir Sechs haben uns ja gemeinsam auf die Suche gemacht und gemeinsam den Kerl gefasst. Deshalb bestehe ich darauf, dass wir uns den Betrag teilen!“
„Ich hab ´ne bessere Idee,“ meldete sich Emma. „Wir kommen doch so toll miteinander aus. Wie wäre es, wenn wir stattdessen von dem Geld zusammen einen schönen Ausflug machen würden?“
Begeistert stimmten die Anderen zu. Denn sie waren Freunde geworden.