Wir sind wendig und arbeiten unermüdlich

Text

von  blauefrau

Wir sind wendig und stolz auf unsere unermüdliche Arbeit. Wir nisten uns in dunklen Nischen ein, spinnen in der Schwärze unsere Netze und fallen möglichst wenig auf.

Nachts wenn kein Licht leuchtet, laufen wir mit unseren langen Beinen durch die Häuser und Wohnungen und tanzen und beleben die Schatten an den Wänden.

Spinnen sind keine Insekten, so rief es die Frau mit den großen klobigen Füßen am Telefon. Sie wird am Telefon ganz leise und freundlich, an ihrem Schreibtisch schreit sie sonst ganz aufgeregt und zappelt auf ihrem Stuhl herum.

Wir hören die Tonfolgen und unterscheiden nach Anzahl und Höhe der Töne, ob Gefahr lauert.

Einen brummenden Kühlschrank brauchen wir nicht, auch keine Fritteuse und keinen Wasserkocher, und vor allem keinen Staubsauger. Menschen sind stolz auf ihre riesigen Geräte. Sie laden sich sogar Gäste ein, um ein Gerät vorzustellen. Vorher putzen sie mit ätzenden Mitteln die Gegenstände.

Wenn ein Netz sichtbar wird, werden Staublappen geholt. Manchmal schreit jemand, wenn sie uns beim Weghuschen sehen. Wir sollen weg, doch wir bleiben. Was ist schon ein Staublappen gegen maximale Wendigkeit?

Wir weben weiter, z.B. hinter dem verborgenen Regal dort, und wenn eine von uns gestorben ist, hängt die Welt nicht am seidenen Faden. Wenn wir alle gestorben sind, wahrscheinlich wohl.



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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (11.12.21, 11:40)
Am seidenen Faden sollte die Welt nicht hängen. LG
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