Nie wollte ich Beamtin werden. Das strukturierte Leben des Beamten bedeutete das Abtöten von Lust und Freude, ein graues, ewig gleiches Dasein, nine to five, Ducken vor dem Chef, Büroschränke, das Anlegen von Listen, Pullunder über Oberhemden, gespitzte Stifte, muffige Butterbrote, eine unzufriedene Seelenlage, Langeweile, Schrebergärten mit Blumen in Reihe, geschnittene Hecken, Entfernung von Laub bis zum letzten Blatt.
Ich wollte der Clown sein, der Augenblicke sammelt, so wie Heinrich Böll es schrieb. Mein Geld gab ich so aus, wie es reinkam, ich weiß nicht, wie viele Paare Ohrringe ich mir kaufte und wieder verlor. Manchmal finde ich noch einen in alten Kisten, in staubigen Ecken. Es sollte Spaß machen, das Leben wenig Einschränkungen, zahlreiche Begegnungen. Ich wollte das Glitzern, das Glänzen, das Funkeln, den spannenden Moment, in dem ich mich auch verlieren konnte.
In dem Moment, wo ich meinen ersten Rentenbescheid öffnete, bekam ich einen riesigen Schock. Glanz und Glitter werden nicht bezahlt. So ein momenthaftes Leben kostet Geld, Nerven und legt nichts auf Halde.
Über Rücklagen habe ich früher nur gelacht. Das gehörte für mich in den gleichen Bereich wie Aussteuer. Warum Rücklagen?