Von Kacheln und anderen Bruchstücken

Text

von  blauefrau

Als ich in Lissabon ankam, fuhr ich vom Flughafen mit der Straßenbahn in das Viertel, in dem sich mein Hotel befand. Ein großes, rotes Gebäude fiel mir auf, als ich aus der U-Bahn-Station kam. Ich ging näher ran. Es war ein Stierkampfstadion. Einen Stier sah ich zwar nicht, wohl aber verschiedene Informationen über Stiere, die ich nur mühsam verstehen konnte.

Das Hotel war schräg in eine Häuserreihe hineingebaut, so als wenn man es nachträglich hineingeprügelt hätte. Die Ausstattung meines Zimmers war soweit in Ordnung. wenn auch etwas altmodisch.

An der Rezeption knöpfte mir das Personal das Geld, das ich für mich als Taschengeld vorgesehen hatte, von vornherein ab, als Pfand. Keine Widerrede!, wurde mein Protest mit Gesten und wenigen Worten niedergeschlagen. Unbewußt rächte ich mich, indem ich versuchsweise an einer Schnur über der Badewanne zog. Dies war ein Notruf.

Ich durchforstete die Gegend in der Nähe des Hotels, um einen Eindruck zu gewinnen. In einem Hauseingang standen Handwerker; sie bohrten und klopften, und ich sah, dass sie einen Berg leuchtend blauer Kacheln mit gelben, weißen und bunten Mustern aus der Wand lösten und auf einen Stapel legten. Die azulejos dürfen inzwischen nicht mehr außer Landes gebracht werden. Sie gelten als nationales Erbe und Kulturgut. In  der Gegend um das Hotel herum, letztlich aber in ganz Lissabon sah ich Häuser, die auch außen mit den azulejos dekoriert waren. Das Blau fängt das Licht ein, den Himmel, die Luft, die Dichte der Farben.

Lissabon heißt nicht umsonst Stadt der Schatten und des Lichts.

An überraschenden Stellen fand ich auch Schablonenbilder, die an Wände aller Art gesprüht waren. Selten werden sie entfernt. Sie finden sich fast überall: an Banken, Geschäften, Mauern wie bunte Marker oder Girlanden, die vom Leben erzählen.

 

 


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