Ich war achtzehn.

Gedicht

von  Willibald

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Ich, Ruth Stein (90 ),  legte damals.
ich war achtzehn, den Brief auf mein Bett. 


Ich kannte die Schrift von Sigi.
Ich wagte es nicht, den Umschlag dort  zu berühren, 

geschweige denn, ihn zu öffnen.

In diesem Moment  konnte  er noch alles enthalten: 

Verstummen, Alleinsein, Trauer, Spott, Tränen und Tränen 

und Tränen. 

Atmen, Zukunft, leiterwagenweise  ausgelassenes Lachen, 

kuschelnde, schnurrende Katzen, 

das Leben in Blau.


Solange der Brief daliegt, 

weiß auf weiß,  

bleibt alles möglich.





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Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(28.01.22, 19:02)
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 niemand (28.01.22, 19:04)
Das ist doch eine Möglichkeit sich alle Illusionen zu erhalten und sich zugleich vor möglichen Enntäuschungen zu hüten ;) Vielleicht eine Lebenkünstlerin, wer weiß
LG niemand

 Willibald meinte dazu am 28.01.22 um 19:28:
Danke an Agnete und niemand.

 Quoth (28.01.22, 19:28)
Und hat sie ihn, den Brief, mit ihren 90 Jahren, immer noch ungeöffnet bei sich? Fragt sich und Dich Quoth

 Willibald antwortete darauf am 28.01.22 um 19:37:
Da ist  Spannung und Empathie und Lächeln.

greetse an quoth

 Graeculus (28.01.22, 23:41)
Ein interessantes Paradox:  Alles war möglich und wurde durch das Nicht-Öffnen des Briefes (also dadurch, daß alles möglich blieb) unmöglich.
Sehr schön - ich liebe Paradoxa.

 Willibald schrieb daraufhin am 29.01.22 um 06:03:
Gratias tibi paradoxa amanti.

 AchterZwerg (29.01.22, 08:50)
Mir fällt dazu eine junge Jüdin in Nazideutschland ein.
Eine mit arischem Freund, der sie verstoßen, erretten, verachten und / oder weiterlieben kann.

Herzlichst
der8.

 loslosch äußerte darauf am 29.01.22 um 09:05:
wie komme ich bloß auf den gedanken, an die beziehung zwischen Arendt und Heidegger zu denken?

 Willibald ergänzte dazu am 29.01.22 um 09:31:
Lieber 8er, der Sigi hört sich germanisch an, ja.
Danke.

 Willibald meinte dazu am 29.01.22 um 12:25:
Lieber Loslosch, "leiterwagenweise" ist nicht ganz nah an Hanna, aber die Ambivalenz der Beziehung zwischen beiden, mein lieber Msnn!

 EkkehartMittelberg (29.01.22, 13:32)
Das Schönste an der Liebe ist die Erwartung.
LG
Ekki (29.01.22)


Vergiss bitte den privaten Kommentar.

 Willibald meinte dazu am 29.01.22 um 21:12:
Lieber Ekki, so ist es.

 Judas (29.01.22, 13:38)
Schrödingers Liebesbrief?

 Willibald meinte dazu am 29.01.22 um 20:35:
Additum für Judas:

a)
Geht also Schrödingers Katze in eine Bar.
Und tut es auch nicht.

b)
Neugierde! Wehe! Ei-Wei!
Sie könnte Schrödingers Katze getötet haben.

c)
Neu im Angebot: 
Schrödingers Katzenfutter. Halber Preis.
(Allerdings fifty-fifty, dass die Dose leer ist.)

d)
"Mäh, Mäh!"
"Hei, Schrödingers Schaf, hast du Wolle?"
"Ja, Sir, nein, Sir, drei Säcke gleichzeitig voll und leer."

e)
Gesucht:
Schrödingers Katze.
Tot und Lebendig.

 Fridolin (30.01.22, 01:02)
Da hast Du eine Erfahrung eingefangen, die wohl viele schon gemacht haben, wenn auch vielleicht nicht in dieser extremen Form.
Was ist es?
ein Versuch die Zeit anzuhalten?
oder der Beweis, dass Träume schöner sind als die Wirklichkeit?
dass einem der Traum lieber sein kann?
Oder das fortgesetzte Rätsel: Wer ist Ruth Stein? Sie muss Dir etwas bedeuten, die Odenwälderin ...
In jedem Fall: sehr faszinierend!

 Willibald meinte dazu am 30.01.22 um 19:19:
Danke Dir für deine Rückmeldung.

Antwort geändert am 30.01.2022 um 19:20 Uhr
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