König Heinrichs Gang nach Canossa

Ballade zum Thema Politik

von  harzgebirgler



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Der König saß auf seinem Thron,
die Stirn, sie lag in Falten:
“Wie soll ich's, Räte, sagt es mir,
bloß mit Papst Gregor halten?!

Er weigert mir das Herrscherrecht,
Bischöfe zu belehnen,
will gar die Macht vom Heil'gen Stuhl
auf Reich und Krone dehnen!“

“Herr Heinrich“, sprach ein alter Rat
zu Worms, wo sie berieten,
“Dein ist das Land, Dein ist das Recht -
Du musst ihm Einhalt bieten!

Die Kirchenfürsten steh'n zu Dir
und halten Dir die Treu,
wenn Du ihn absetzt hier und heut'
ganz ohne bedenkliche Scheu!“

In Rom ward Gregor bleich vor Zorn:
“Heinrich will mich bezwingen?!
Das soll ihm kraft des Kirchenbanns
nun keineswegs gelingen!

Erst wenn er um Vergebung fleht
und vor mir beugt die Knie,
soll dieser Bann gebrochen sein
anderenfalles nie!“

Das traf den König bis ins Mark,
der jetzt als Ketzer galt:
Die Feinde nahmen überhand,
kein Freund, der ihn nicht schalt!

“Ich muß“, entschied der stolze Mann,
“das Bußhemd überziehen,
muss mich vor Gregor demutsvoll
und bittend niederknien!“

So tat Herr Heinrich seinen Gang,
der fiel ihm wirklich schwer,
die Schmach aber des Kirchenbanns,
sie drückte ihn noch mehr:

Canossa war des Büßers Ziel,
eine Burg, bei Parma gelegen -
dorthin ging er zur Winterzeit
entschlossen auf frostigen Wegen.

Drei Tage ließ Gregor ihn warten
am schneeverwehten Tor,
denn dieser barfüß'ge Büßer
kam ihm ziemlich scheinheilig vor.

Doch Heinrich blieb fest und beharrte;
fromm blickt' er die Burgmauer an -
da konnte der Papst dann nicht anders
und löste den leidigen Bann.

Herr Heinrich, in Goslar geboren,
fand trotzdem keine Ruh':
Gegner, Gemahlin und Söhne,
die setzten ihm unentwegt zu.

Bald Kaiser sogar, floh er später
vor seinem ältesten Sohn
und starb auf der Flucht in Lüttich -
Prinz Heinrich, der erbte den Thron.




Bildquelle:

Wikipedia




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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (04.03.22, 10:58)
Legst du dich mit dem Papste an,
fällst du rasch in den Kirchenbann.
Canossa wird daran nichts ändern,
nicht hier und nicht in andren Ländern;
drum hüt das fromme Zünglein dein,
sonst wird der Oberhirt gemein!

:'(

 harzgebirgler meinte dazu am 04.03.22 um 16:29:
der kann schon seine schäfchen kaum mehr schrecken
so tief wie manche hirten in ihn' stecken.

 EkkehartMittelberg (04.03.22, 11:56)
Hallo Henning,
immer wieder lasse ich mein Wissen über wichtige historische Ereignisse gerne durch deine Gedichte auffrischen oder ergänzen.
LG
Ekki

 harzgebirgler antwortete darauf am 04.03.22 um 16:15:
solch einstellung ist heute eher selten
wo deppen gerne als allwissend gelten.

lg mit herzlichem dank
henning
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