Eichhörnchen

Erzählung

von  minze


Du sitzt auf einem Sessel, mir gegenüber, ich sehe dich wenig, mein Mut gärt. Ich muss blinzeln, bin im Bett, immer liege ich im Bett oder sitze ich, trage keine Kleidung. Du schon, du trägst sie aber offen, sie öffnet sich zu allen Seiten, entblättert dich, nicht komplett, aber du lässt es etwas zu. Ich schau es mir nicht an, spüre die Betroffenheit. Du bist verhaftet in deinem Beobachterposten.


Ich drehe mich, mich schützt die Decke, bewege mich im weichen Spielfeld. Der Kopf geht immer ins Kissen und ich glaube, das Kissen ist mein Kanal, ist der Punkt, an dem ich wieder und wieder Druck abgebe, die Stirn geht hin, die Zähne, alles geb ich da hin, meine Nase auch, meine Nase schnuppert, reibt sich hin.


Nur dieser Ausgang bewegt uns lange, immer wieder kehren wir hierhin zurück und ich komme nicht an den Gedanken heran, dass wir es drehen könnten, auch wenn ich es wollte, wenn ich den Gedanken reizvoll finde, dass es anders herum sein könnte, so ist mein Zweifel daran das, was mich im Bett aufregt.


Dieser Wunsch, dich zu sehen, was du mit dir machst, vielleicht soll er bewahrt werden oder ich möchte meine Scham, nicht gleich zu dir zu schauen, überwinden, will dir sagen, will dir flüstern, dass ich's eigentlich will.

Will fragen, was dich hindert, heraus zu kommen, wie lange noch, aus dem Sessel und, was du siehst, was vor deinen Augen passiert.

Die Scheu davor regt mich auf, die Fähigkeit, es auszuhalten, gibt das Level der Erregung weiter, hebt es weiter an. Ich lass die Scheu nicht los, blinzele auch im Maximum, weiterhin.

Bin halb im Schutz, halb in Deckung, aber bin ich nicht vor allem beobachtet - im Versteck geb ich mich hin, mein Versteck, die Beobachtung; so nehm' ich mich übers ganze Bett hinweg. Es ist so groß, dass der Platz, der noch frei ist, dein Fehlen und Wegsein markiert. Er enthält meine Unruhe, mich darin zu bewegen, das Fehlende zu besetzen, ein Rufen.



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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (14.05.22, 00:06)
In der Tat eichhörnchenhaft verspielt. Mir gefällt die Versinnlichung des Intuitiven und Emotionalen.

 minze meinte dazu am 14.05.22 um 08:37:
danke. das ist schön eingefasst, wie du es schreibst.
der titel war auch intuitiv, es freut mich, dass du dahin einen zugang hast.
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