Nihilistisches Journal

Anordnung zum Thema Aktuelles

von  Terminator


Nihilistisches Journal vom 16.5.2011



Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nihilisten! Ich heiße Kathetus Cotangens und Sie willkommen zum ersten nihilistischen Journal. Das Internet ist ein halbvolles Glas an aktuellen Informationen, aber dieses Glas ist bei genauerem Hinsehen halbleer, denn, wie der recht unbekannte Nicolás Gómez Dávila sagte, bezeichnet "Aktualität" den Gipfel des Unbedeutenden. Das ist nun kein Verbrechen, aktuell sein zu wollen, aber ein Zeitraub, dies mit der angeblichen Bedeutsamkeit der "Informationen" zu rechtfertigen. Sensationen und Skandale soweit das Auge reicht, - alles Täuschung und Ablenkung von wirklich wichtigen Themen wie Ruhe, Erholung, physische Bequemlichkeit, Wellness und Beauty. Das sind Themen für die Ewigkeit und für jede Woche. Sobald es um Aktuelles geht, sage ich vorweg, dass es Nichtigkeiten sein werden. Nichts wird heißer gekocht, als es gegessen wird, keine Bedeutsamkeitsdelle zur Blase aufglebläht. Viel Vergnügen und frohes Küken!



Nichtigkeiten.


- Die Volkszählung in Bielefeld ergab, dass es kein Bielefeld gibt. Die Arminia muss sich umbenennen, um für die Dritte Liga eine Lizenz zu erhalten.


- Laut einem EU-Parlamentarier, dessen Name nicht genannt werden kann, da er nicht wünschte, mit zum Volk gezählt zu werden, ist die EU schon im August dieses Jahres Geschichte. Außerdem, so der ehemalige Gymnasiallehrer, sei sie Mathematik, Physik, Chemie und Sport, und auf einem guten Weg zu einem Leistungskurs.


- Die Bundesschattenregierung äußerte sich besorgt über Enthüllungen griechischer Nihilosophen, die die finanzielle EU-Rettungsshow als Umverteilung von Unten nach Oben, von den Steuerzahlern zu den Banken bezeichneten. Der Bundesschattenkanzler sagte, es flögen im verschwörungstheoretischen Bereich zu viele Eulen nach Athen.


Qultur.


- Die wichtigste Meldung des Monats: der wahre Terminator is so gut wie back.


- Die unwichtigste Meldung des Monats: Nur Kühe schreiben Qultur mit K.



Nihilistische Filmkritik. Hostel 2 (Eli Roth, 2007): Gesellschaftskritik gewürzt mit Snuff



Man hat nie das Gefühl, das man haben sollte, wenn man einen Horrorfilm schaut. Bei "Hostel" zuckt man bei einigen Szenen zusammen, wenn man den zum ersten Mal sieht, bei "Hostel 2" zuckt man bestenfalls mit den Schultern.

Die andere Perspektive, die Roth im zweiten Teil einführt, ist durchaus interessant. Doch sie erinnert sehr an "Anatomie 2" - vor lauter Gesellschaftskritik vergeht einem das Fürchten. Die für die deutschen Kinos weggeschnittene Snuff-Szene mit den zwei Frauen und viel Blut, wobei nur eine von den Beiden blutet, ist das Einzige, was mit der ursprünglichen "Hostel"-Idee noch etwas zu tun hat: Keine Monster, keine Vampire, keine Aliens. Normale Menschen. Normale Menschen foltern normale Menschen. Und das wird gezeigt. Und soll Angst machen. Macht es auch im ersten Teil. Im zweiten leider nicht.




Wetter.


17.5. Mann, wird es regnen!


18.5. Wird es regnen, oder was?


19.5. Isch mach disch Regen!


20.5. Zum Tränentrinken.


21.5. Gut, dass es mal regnet. Diese Sonne nervt schon seit Tagen.


22.5. Nichts ist besser zu ertragen, als wenn sich Passanten da draußen plagen. Guten Regen!



Nihilistische Buchempfehlung. Khalatbari, Parviz (Hrsg.): "Die Weltbevölkerung in Zahlen", Berlin, 1983.



Ich hoffe, diese noch etwas hirngemäßigte Pilotfolge hat Sie nicht abgeschreckt. Bleiben sie am Leben! Bis zum nächsten Mal und zum ersten Interviewgast.



Nihilistisches Journal vom 23.5.2011



Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Illuminaten! Wie immer am 23.5., fängt auch heute die Popularitäts-WM an. 64 große Persönlichkeiten treten im K.O.-Modus gegeneinander an, die Popularitätsduelle werden von jeweils einer zufällig ermittelten Stimme aus der vox populi entschieden. Die beiden populärsten Deutschen, Guido Knopp und Konrad Adenauer, haben es dieses Jahr leider nicht geschafft, aber es sind viele deutsche Underdogs ins Zweiunddreißigstelfinale gekommen. Viel Spaß und seid krass!



Zuerst die Nichtigkeiten.


- Skolkowo. Enttäuschte russische Reporter haben selber Schuld - der galaktische Darth Vader hat ja auch erst am Ende von Star Wars gegen den Imperator gekämpft. Abwarten, Freunde. Die Wahlen sind erst 2012.


- Oberhaching. Oliver Kahn und Jens Lehmann sind die Kanzlerkandidaten der FDP (Fussballdeutsche Politikpartei) für die Bundestagswahl 2013. Der Sieg der FDP steht so gut wie fest, aber wer Kanzler und wer Vizekanzler wird, ist die große Frage, die auf dem Platz entschieden wird. Experten rechnen mit einem Elfurnenschießen.


- Mond. Damit keiner an den Mondflügen der Amerikaner zweifelt, wurde 1972 ein Menschenpaar auf dem Mond ausgesetzt. Die Nachkommen der Inzucht der zweiten Generation vermehren sich rasant und werden schon im Sommer 2012 mit bloßem Auge von der Erde aus zu sehen sein.



Qultur.


- Am Tag der Erleuchteten muss die Kultur kürzer treten. Aus Respekt vor allen an einem 23. Getöteten heute kein kutureller Beitrag im Nihilistischen Journal.



Nihilistische Filmkritik. Cabin Fever (Eli Roth, 2002): Kritischer Nihilismus.


Ein Horrorfilm. Was ist das? Kann man nicht mathematisch definieren, aber Beispiele anführen. "Scream", "The Ring", "I Know What You Did Last Summer" - das sind keine Horrorfilme. "A Nightmare on Elm Street", "28 Days Later" - das sind Horrorfilme. Dem Horrorlaien ist alles dasselbe, ob Mystikthriller, Splatter oder Gruselschocker. Daraus resultieren Erwartungen, die ein wirklicher Horrorfilm nicht erfüllen kann, die er auch nicht erfüllen will.

"Cabin Fever" ist ein klassischer Horrorfilm, wenn man mit Horror wirklich Horror meint, und nicht etwas Anderes. Horror hat etwas mit Angst zu tun. Mit roher Angst. Angst ist die Uremotion schlechthin. Das Letzte, was dem Horrorfilm gut tun würde, wären Charaktere, die wie Computer streng nach der Logik handeln. Ein entstellter Kranker bittet um Hilfe. Was tun? Wie wird das entschieden? Auf dem Papier durch das Abwägen von logischen Argumenten. In der wirklich gegebenen Situation durch den Widerstreit von zwei Emotionen: dem Mitgefühl mit dem Kranken und der Angst vor der Krankheit.

Ein tödliches Virus. Wer damit in Berührung kommt, stirbt innerhalb von drei Tagen. Die junge Frau in der Badewanne weiss, dass sie infiziert ist. Sie weiss, was das bedeutet. Würde sie logisch denken, würde sie etwas Anderes tun als das, was sie im Film tut. Aber würde sie logisch denken können? In der Situation? Nein. Die Szene in der Badewanne gehört darum zu den Besten im Film. Sie will es nicht wahrhaben. Sie will es einfach nicht wahrhaben. Sie ist von der Angst gelähmt. Um die Art von Angst geht es in Horrorfilmen. Wer keine Horrorfilme mag, wird diesen Film auch nicht mögen. Wer den 5-ten Teil der Freddy-Krueger-Saga zu schätzen und zu verstehen weiss, wird auch "Cabin Fever" schätzen und verstehen. Und gesellschaftskritisch ist er auch noch...



Wetter.


24.5. Es wird furchtbar sonnig.


25.5. Die Sonne scheint aus allen Ärschen auf Arschgesichter.


26.5. Isch mach disch Sonne!


27.5. Zum Im-Wannsee-Ertrinken.


28.5. Gut, dass es mal so richtig schwül ist. Das angenehm-frische Wetter der letzten Tage lernt sonst kein Schwein zu schätzen.


29.5. Was ist denn das für eine gelbe Kugel am Himmel? Sehe sie zum ersten Mal...



Nihilistische Buchempfehlung. Heinsohn, Gunnar: "Lexikon der Völkermorde", Reinbek bei Hamburg, 1998.


Und nun das Zweiunddreißigstelfinale der Popularitäts-WM 2011.


Spiel 1: Lenin vs Eminem. Wer hat die coolere Glatze? Wladimir Ilitsch. 1:0 Lenin. Wer nannte sich der persönliche Feind Gottes? 2:0. Aber hat Dr. Dre je einen Beat für Uljanow aufgelegt? 2:1. Und Dr. Dre war an dem für den amerikanischen Hip Hop paradigmatischen "California Love" maßgeblich beteiligt - 2:2. Und die Russische Revolution? Das mieseste Eigentor nach dem 0:1 Ballacks in Unterhaching - 3:2 für Slim Shady.


Spiel 2: Pythagoras vs Lena. Längere Haare hat schonmal die Lena - 1:0 für die Underdoggeress. Aber Pythagoras ist kein Mädchen - 1:1, und besser in Mathe - 2:1. Wie schon beim ESC ist Lena eine gute Verliererin - mit welcher Würde sie ihre Niederlage hinnimmt, das grenzt schon an Helmut Kohl.


Spiel 3: Einstein vs Eisenstein. Wessen sterblicher Nick (bürgerlicher Name) ist furchteinflößender? 1:0 für Eisenstein. Aber alles ist relativ - 1:0 für Einstein. Aber wer ist hier der Regisseur? Die Kirche bleibt im Dorf beim 1:0 für Eisenstein.


Spiel 4: Alter Schwede vs Katharina die Große. Ein Underdog gegen eine Underdöggin. Königin? Das ist doch gar nichts. Katharina Witt ist hierzulande bekannter - 0:1 für die Kaiserin. Kathi, guck, da, ein Vogel - und währenddessen schießt das Publikum das 2:0 für den Schweden. Wie stehts? Zwei zu Null? Alter Schwede! 3:0 für den Alten.


"Bis zum nächsten Mal und zum ersten Interviewgast" - sagte ich vor einer Woche. Das war gelogen. Aber - ich lüge nicht - in der nächsten Folge werden wir unseren ersten Gast begrüßen. Bis zum nächsten Mal und Journal!



Nihilistisches Journal vom 30.5.2011



Sehr geehrte Kindinnen und Kinder, liebe Erwachsene! Der Erste Juni ist ein Feiertag, der nicht gebührend gefeiert wird. Schade, denn es ist der Tag der Kinder, ferner der Kindheit, des Kinderschutzes, also der Jungfräulichkeit und des Jungfräulichkeitsschutzes. Es ist kein Tag der Rache, der Selbstjustiz und der härteren Gesetze, es ist ein Tag der Vorbeugung und der Sicherheitsverwahrung. Es ist ein Tag der Hoffnung, dass das Thema endlich aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwindet, und zwar nicht weil es totgeschwiegen, sondern weil es gegenstandslos wird. Schämt euch auch mit 15 nicht, unschuldig, "noch Jungfrau" zu sein, lasst euch durch den Kinderschänder namens Popkultur nicht missbrauchen!



Nichtigkeiten.


- Die Ratten im Weltvernichtungsrat ratifizierten die Vernichtung der Welt auf Raten.


- Wem die Nichtigkeit oben nicht nichtig genug war: wozu gibt es Nachrichten?



Qultur. Der Religionspsychosoph und professioneller Schlechterwisser Alfred P. Kretschet nahm sich spannenderweise die Zeit für ein Interview im Königspalast Uran-235. Der vielkritisierte Ckriticker erntete für seine kontroversen Aussagen wie gesagt viel Kritick und darum erhofften sich Unsere Majestät die Könige der Wahrheit ein interessantes Gespräch. Werden Sie Zeuge, hier in Leverkusen, wo Geschichte geschrieben wird, im Palast aller Paläste Uran-235, im Volksmund BayArena.


Frage (wird komischerweise im weitern Verlauf mit F abgeküztrt): Herr Kretschet....


AK (Alfred Kretschet, wer sonst): Ja, bitte?


F: Erstmal möchte ich Sie ganz herzlich begrüßen...


AK: Worum geht es?


F: Es geht um Ihre kontroversen Äusserungen zu religiösen und politischen Auseinandersetzungen in der heutigen Welt. Was halten Sie zunächst von der katholischen Kirche?


AK: Nichts.


F: Und die Evangelische....


AK: Klarer Fall- das ist eine Sekte.


F: Sie kritisieren oft den Islam. Wofür?


AK: Für seine Talibanitäten.


F: Was heisst das konkret?


AK: In islamischen Ländern sind Frauen ihr ganzes biologisch produktives Alter lang schwanger. Die Moslems müssen wohl noch "bibelfester" sein, als ihre satanistischen Freunde aus okkulten katholischen, evangelischen und freikirchlichen Talibanschaften.


F: Dennoch verstehen Sie sich gut mit einigen Moslems. Wie ist das möglich?


AK: Neckermann macht´s möglich.


F: Welche Beziehungen haben Sie zu Neckermann?


AK: Das ist vertraulich.


F: Was halten Sie von der Homo-Ehe?


AK: Der Gedanke, dass sich die Ehe nicht auf Liebe, sondern ausschliesslich auf Sexualität bezieht, ist im Kern richtig. P.S. Gott schuf den Menschen als Frau und Frau (oder als Mann und Frau, da bin ich mir nicht ganz sicher, welche Version die Richtige ist), aber ganz bestimmt nicht als Mann und Mann. P.P.S. Vorausgesetzt, Gott existiert. P.P.P.S. Vorausgesetzt, Gott (den es, vorausgesetzt, gibt) schuf diese Welt in dieser Form, wie wir sie kennen.


F: Sie favorisieren lesbische Beziehungen?


AK: So zu sagen.


F: Warum?


AK: Ihre Frage ist amüsant. Darf ich Sie etwas Fragen?


F: Etwas Persönliches?


AK: Ja, sehr sogar.


F: Wenns sein muss....


AK: Warum ist die Banane krumm?


F: Darum.


AK: Korrekte Antwort...Übrigens dieselbe die ihre vorherige Frage als einzig Richtige erlaubt.


F: Sie sagen, die Schwulenbewegung geht Ihnen auf den Keks...


AK: Sage ich das?


F: Sieht so aus.


AK: nein nein nein nein nein, jetzt wollen Sie mich absichtlich in die rechtsradikale Ecke dringen...


F: Aber verzeihen Sie.....


AK: Vergessen Sie es.


F: Arschloch!


AK: Selber Arschloch!


Das Interview wurde im September 2004 für ein anderes Medium aufgezeichnet.


Nihilistische Filmkritik. Dirty Harry 3 - The Enforcer (James Fargo, 1976): Das waren noch Zeiten, das waren noch Filme!


Der Frauentyp der 70-er war große Klasse: "I Spit on Your Grave", "The Gauntlet" - powerfulle Frauen, stark, ohne männlich zu wirken. Was macht aber dieser Film nihilistischerweise mit der Frau dieses Typs, die dafür auserkoren zu sein scheint, bis zum Ende durchzufighten und nein, nicht getötet, sondern mit einem zynischen Kommentar des Inspektors verhaftet zu werden? Sie wird früh erschossen, und die Entschlossenheit des Films, seine zweite Hauptfigur früh zu opfern, wird durch eine furchteinflößend kaltherzige Handlung bestätigt. Stattdessen kämpft ein ganz anderer Frauentypus bis zum Schluss und Schuss durch - um Harry das Leben zu retten und selbst draufzugehen.


Was wurde nicht alles über den Film gequakt, welch dicke Stäbe wurden über Dirty Harry gebrochen - er sein faschistoid, gewaltverherrlichend, frauenlassenwirdas. Tritt man ehrlicherweise an alle Filme so heran, dann dürften die Kinosäle für immer leer bleiben. Teil 1 ist einfach das herrlich zynische Original, im Teil 2 schiebt der ach so faschistoide Inspektor höchstselbst den nun wirklich, aber weiserweise Linksfaschistoiden einen Riegel vor. Teil 3 ist an Nihilismus nicht mehr zu übertreffen, große und größere Klasse. Die Schlussszene ist ein Denkmal für die 70-er. "Wir sind bereit, Ihre Forderungen zu erfüllen" - und zwar nachdem alle Banditen tot sind. Darauf muss man erstmal kommen. Teil 4 zeigt Harry sehr dirty von seiner menschlichen Seite, er verarbeitet seine Schuld aus dem dritten Teil, indem er nun seinerseits einer Frau das Leben rettet. Im Fünften stinkt es überall nach den klebrigsüßsauren Achtzigern, aber Harry ist immer noch ein wohltuend trocken-staubiges Relikt der Siebziger.


Wetter.


Die Regenmacher bitten für den Wetterausfall in der ersten Juniwoche um Entschuldigung.



Nihilistische Buchempfehlung. Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Hannover, 1998.



Die Popularitäts-WM 2011 läuft weiter; für den disqualifizierten Hosewicht Bill Clinton rückt der BJ-freie Bösewicht Milosevic nach. Bis zur nächsten Runde in der späten Stunde!











Nihilistisches Journal vom 6.6.2011



Sehr geehrte Lockere, liebe Pünktlinge! Seinem Namen verpflichtet, kann das nihilistische Journal nicht weiter stets montags erscheinen, da dies der nihilistisch zwingend erforderlichen Beliebigkeit einen willkürlichen Abbruch täte. Zwar öfter als der Regen in diesen Tagen, wird dieses krumme Ding dennoch thematisch passend unregelmäßig erscheinen. Nihilieren Sie weiter vor sich hin, genihießen Sie den die Feuchtgebiete hart rannehmenden Sonnensommer, oder aber nihilen Sie einfach drauflos, wobei - wobei hierbei beiderseitsbei - viel Spaß!



Nichtigkeiten.


- Wer Adelheidsdorf auf der Karte findet, hat sich auf der B3 excellent verfahren.


- Nicht zum Kartenlegen fährt der Zug nach Gardelegen.


- Nimm wegen mir auch einen in Nimwegen, aber fahr nicht zu stoned zu Stonehenge.



Qultur.


- Der rubinrote Politikexperte und bekennende Kulturbanause Alexei Puschkov (TVC, "Post Scriptum") lässt keine Gelegenheit aus, kein gutes Haar am ausgedehntesten der Dänen, dem Regisseur und Depri Lars von Trier ungedehnt zu lassen. Der Film "Antichrist" sei wegen der gezeigten Szenen psychisch-seelischer Qualen grausig-grauenhaft. Depression darf nicht gezeigt werden, nicht wahr, du winkender japanischer Kater, du kleines Fukushima der Filmkritik? Gut, dann will ich keine Personen mit Doppelkinn oder BMI über 30 mehr im Kino sehen. Was? Die gibt es aber wirklich, und es wäre diskriminierend, die nicht mehr zeigen zu dürfen? Überzeugt! Depression, Schuldgefühle, Selbstgeißelung - das alles sind ja dänische Erfindungen, wozu sie dem Weltpublikum zumuten?



Nihilistische Filmkritik. Draußen am See (Felix Fuchssteiner, 2009): Menschen und.


Stilles deutsches Kino, das in deutsch-deutlicher Furchtbarkeit die Redundanz der angreifenden Zobmies oder schießwütigen Psychopathen für einen soliden nihilistischen Film zeigt. Es gibt Menschen und es gibt Menschen. Deutlicher? Es gibt gröbere und sensiblere Menschen. Noch deutlicher? Es gibt bessere und schlechtere Menschen. Noch deutlicher? Es gibt, ach wie herrlich das auf der Zunge zergeht, höher- und weniger hochwertige Menschen. Da gab es ein so richtig nihilistisches Wort mit M, ein leckeres Wort. Sprich es aus, wer sich traut, der Filmkritiker ist zur Neutralität verpflichtet.


Ein sensibles Kind wird in eine Familie geboren, die dieses Kind nicht wert ist. Vierzehn Jahre quält sich das Mädchen durchs Leben, ein im Schweinestall gefangener Schwan. All die Wertungen, die diese unbarmherzige Geschichte beim moralisch gesunden Zuschauer impliziert, können - könnte man einwenden - doch nicht nihilistisch sein, ganz im Gegenteil. Gewiss, aber die Geschichte zeigt, dass all die Werte fürn Arsch sind, wenn jede Sau ein Kind nach Belieben reinvögeln resp. auskacken kann. Ja, die Wortwahl ist nicht auf gewohnt alpinem Niveau, aber auch ein Filmkritiker ist ein Mensch, und wen Hostel nicht kalt lässt, der wird sich auch draußen am See zu gruseln wissen.



Nihilistische Buchempfehlung. Machiavelli, Niccolo: Der Fürst. Stuttgart, 2004.



Und nun weiter das Zweiunddreißigstelfinale der Popularitäts-WM 2011.


Spiel 5. Freddy Krueger vs Jens Lehmann. Wer ist gruseliger? 1:0 Lehmann. Und das war positiv gemeint - 2:0 Lehmann. Wer spielt in einem Film mit? Krueger verkürzt, Lehmann verlängert (2010) - 3:1. Schlechtestes Remake überhaupt? 1:4, und Freddys Alptraum geht weiter: wer hat mehr zuletzt als der andere ein Tor gewartet? 5:1 Lehmann. Ein klarer Beweis, dass der Wahnsinn hauptsächlich außerhalb des Platzes liegt.


Spiel 6. Obama vs Dan Aykroyd. Welcher Bruder kann besser Blues? 1:0 für Dan. Der peinlichste Nobelpreis? Eigentor für Obama. Liberaler als Clinton, konservativer als Bush? Obama verkürzt auf 1:2. Wenn Klinsmann Obama ist, ist Uli Hoeneß, so er selbst, Mutter Theresa. Wenn aber Obama Mutter Theresa ist, ist Dan Aykroyd Uli Hoeneß. Nein? Egal. 2:2 als Vorschuss für große Versprechen. Wessen Geburtsurkunde ist nicht echt? Bei Dan hat keiner nachgesehen, also 3:2 für den Präsidenten.


Spiel 7. Oma Hedwig vs Berlusconi. Wer kann fliegen? 1:0 für die Hexe. Wer hat noch nie für Sex bezahlt? 1:1. Baba Yaga kann ohne Herd kochen, ohne Ofen backen - 2:1. Wer muss nichts können, um nichts müssen zu müssen? 2:2. Wer ist im Märchen der Böse? 3:2 Oma. Und in der Realität? 3:3. Wer ist reicher? 4:3 Silvio. Schöner? 5:3. Wer kommt in Märchen vor? 5:4. Wer lebt in einem Märchen? 6:4.


Spiel 8. Milosevic vs Batman. Wer kann kein Serbokroatisch? 0:1 aus der Sicht der Fledermaus. Wer übt Selbstjustiz? 0:2, Mäuschen. An wem wurde Selbstjustiz verübt? 0:3. Wer wurde noch nie von Christian Bale verkörpert? 4:0 für den kleinen Diktator. Diese Jury ist so einseitig, dass sie fast schon an Den Haag erinnert. Aber - so weiß man seit "Last Action Hero" (1993) - in der wirklichen Welt können auch die Bösen gewinnen.


Unregelmäßig bedeutet übrigens nicht nicht auch wieder mal am Montag! Danke fürs Lesen, keine Ursache fürs Lachen.




Nihilistisches Journal vom 11.6.2011



Sehr geehrte politisch Desinteressierte, liebe politisch Interessierte! Was ist die ehrlichste Partei der Bundesrepublik? Welche Partei karikiert die Inkompetenz der gesamten politischen Klasse, stellt die politische Beliebigkeit der gegenwärtigen Politik so deutlich dar, wie sie die Freiheitsstatue dieser Republik beherbergt? Welche Partei verzapft so viel Blödsinn, dass sogar die anderen Blödsinn verzapfenden Parteien sich einig sind, dass es Blödsinn ist? Gehen Sie die nächsten fünf Jahre nicht zur Wahl, damit diese ehrliche Partei eine faire Chance bekommt, weiterhin nicht das Volk, sondern das, was sie am Besten repräsentieren kann, die politische Klasse dieser freien Statuenrepublik, zu vertreten!



Nichtigkeiten.


- Anlässlich des Bilderbergertreffens in der Schweiz gilt bis auf Weiteres ein Nichtigkeitenembargo.



Qultur.


- Mal ehrlich: dass reiche und mächtige Männer über mehr sexuelle Attraktivität verfügen würden (sie verfügen durchaus darüber, aber es ist nicht ihre eigene, über die sie verfügen), ist Unsinn. Geld ist genau so sexy wie eine Schubkarre voller Gold - geil, eine zu haben, aber schlafen möchte man doch lieber in einem Bett. Macht ist genauso charmant wie die Erdanziehung - je weiter man vom Machtzentrum entfernt ist, umso härter schlägt sie zu und man auf (außer außerhalb des Bereichs ihrer Wirkung, im Kosmos, im Machtvakkuum). Frauen, die reiche und mächtige Männer heiraten, sind nicht deren Charme verfallen, sondern kluge Nihilistinnen, die wissen, was sie wollen, und es sich auch nehmen. Ebenso übt das vielverrätselte Böse keine magische Anziehungskraft aus: Tausende, die riefen: "Hitler, ich will ein Kind von dir!" konnten nur nicht wissen, dass seine Macht nicht von Bestand sein würde.



Nihilistische Filmkritik. Law Abiding Citizen (F. Gary Gray, 2009): Das Gesetz des Nihilismus.


Hallo Freundchen, ich will ein Spiel spielen. Vor die liegen zwei Filme: "Final Destination 4" und "Law Abiding Citizen". Was siehst du? Einen herrlichen schwarzhumorigen Horrorthriller und einen fragwürdigen Selbstjustiz-Film? Fein. Wenn Menschen wahllos und grundlos abgeschlachtet werden, eines grausamen Todes sterben, - das gefällt dir, oder? Wenn jemand die grausame Ermordung seiner Familie rächt, gefällt dir das aber gar nicht. Merkst du nicht, wer hier der Perverse ist? Ich gebe dir einen Tipp: es ist nicht wirklich nicht der Zuschauer, der Rache verurteilt, aber sich am Sterben Unschuldiger (nennen wir sie ruhig mal so) ergötzt.


Die deutschen Filmübersetzer gehören zu den besten der Welt. Oft sind ins Deutsche übersetzte Filme interessanter als das englische Original - die Rededuelle des Killers mit dem Taxifahrer in "Collateral" (2004) sind im Original ziemlich platt im Vergleich zur Übersetzung. Aber wenn es um die Übertragung von Filmtiteln ins geliebte Deutsch geht, grenzt die Leistung oft ans Debile, und überschreitet diese Grenze nicht selten. "Gesetz der Rache" nimmt dem Titel das trocken-zynische Element - der gesetzestreue Bürger, wie der Originaltitel wörtlich zu übersetzen ist, legt das Gesetz wörtlich aus und führt es ad absurdum. Einen Foltermord begangen und auf Video aufgenommen? Nicht schuldig, so will das Gesetz.


Es ist höchst fragwürdig, wie der sich für einen eigentlich ganz guten Menschen haltende Zuschauer es schafft, sich jeden Filmabend am sinnlosen Töten zu ergötzen, und sich dabei scheinheiligsterweise über nicht ganz sinnloses Töten aufzuregen. Ist doch nur ein Film? Gewiss. Der mit dem nicht ganz so sinnlosen Töten ist aber auch nur ein Film. Wenn Leichenteile fröhlich durch die Luft fliegen, sollte der Zuschauer, der dem psychopathischen Serienmörder zujubelt, doch auch keine Probleme mit einem Rächer haben, der ganz bei Verstand ist. Hat er aber. Weiß er wenigstens, warum? Ich glaube nicht.



Single Malt. Zeit, endlich das Niveau zu heben. Zu diesem Zweck erscheint diese whiskykritische Kolumne von nun an ab und an im nihilistischen Journal. Zur Begrüßung stelle ich Ihnen bzw. stellen wir uns einen 14-jährigen Clynelish vor. Eine nicht zu extravagante, etwas schüchtern aussehende Flasche. Öffnen wir sie. Es riecht fein nach Hartkaramell und einer verspielten Großchance zum 1:0 einer schottischen Mannschaft gegen England. Füllen wir das Ding runderweise in ein anständiges Whiskyglas, nehmen es und lassen die sanfte Tour der Handzentrifuge hochfahren. Riechen wir nochmal - es entwickelt sich ein zum Trinken einladender Duft, selbst für Schwache nicht zu stark. Der erste Schluck ist etwas trocken auf der Zunge, der zweite kommt feuchter. Der Abgang ist mittellang und erinnert an geschreddertes Papier; eine sanfte Trockenheit und mandelhafte Süße, aber nur mangelhaft, nicht aufdringlich. Genießen Sie diesen Whisky am Besten an einem bewölkten Mittwoch gegen 20 Uhr, die empfohlene Trinksaison erstreckt sich von Mitte Juni bis Ende Oktober, wenn der Oktober mild ausfällt.



Nihilistische Buchempfehlung. Cioran E.M.: Der Absturz in die Zeit. Stuttgart 1980.


In vier weiteren Spielen des Zweiunddreißigstelfinales der Popularitäts-WM 2011 schlug Alexander der Große überraschenderweise Charlie Sheen mit 3:1, Superman unterlag Ronald Reagan knapp im Elfmeterpissen, Bill Gates zog den um ein Haar Kürzeren gegen Nicole Kidman, und Madonna wurde wegen mangelnder Trunkenheit am Spielfeld vor dem Spiel gegen den leicht favorisierten Boris Jelzin disqualifiziert. Schade, dass wir nicht dabei waren. Guten Abend, und kippen Sie nicht den Whisky in sich rein, sondern trinken Sie ihn. Bis zum nihinächsten Mal!





Nihilistisches Journal vom 27.6.2011



Sehr geehrte Sportgucker, liebe Lieberkrimigucker! Während wir mit Fussball-Übertragungen dekadenter Art überschüttet werden (zur gleichen Zeit laufen eine WM der Knaben, eine EM der Jünglinge und eine WM der Damen), ist bei der diesjährigen Popularitäts-WM ein Fauxpass, ein Fehlpass, passiert - darüber später mehr. Und lesen Sie im Sommer nicht zu viele Bücher!


Cooltour. Die fünf coolsten Jahre aus den 80-ern der Ästhetik der Jahreszahl nach:


1. 1988


2. 1980


3. 1985


4. 1981


5. 1986



Forschung und Muße. Es gilt gemeinhein als eines der schönsten Naturgesetze, dass die Attraktivität von Frauen für Männer sich weder durch Geld und Macht noch durch Intelligenz und besondere Fähigkeiten steigern lässt, - allein das Aussehen zählt. Der Femininist Alfred Kretschet warnt die Männer jedoch vor deplatziertem Stolz: nicht die geistig-emotionale Souveräntität des Mannes, sondern die Tatsache, dass es schöne Frauen, aber keine schönen Männer geben kann, sorge für die ästhetische Indifferenz der Frauen gegenüber dem männlichen Äußeren. Kretschet vertritt die Theorie der nichtpolaren Attraktivität, wonach die Attraktivität allein durch objektive Schönheit gewährleistet wird, von der es ein Mehr oder ein Weniger geben kann, aber keine zwei Schönheiten. Die Attraktivität des Anderen hänge für einen Menschen nicht vom Vergleich mit sich selbst ab, so Kretschet, darüber hinaus sei die bipolare Sexualität eine bloß genetische Disposition, die sich nur in fortpflanzungsrelevanten Bereichen der Ästhetik bediene. Von einer Verzerrung des Schönheitsideals durch die Geilheit sprachen schon alte Griechen wie Schopenhauer, - Kretschet weist jedodch darauf hin, dass deren Reduktion der Schönheit auf Kunst unter Vernachlässigung der Naturschönheit selbst eine Verzerrung war, die den männlichen Athleten zum Ideal menschlicher Schönheit erhob.



Nihilistische Filmkritik. Birth (Jonathan Glazer, 2004): Nicoles gräßlichste Frisur.


Ein zehnjähriger Junge taucht bei einer erwachsenen Frau auf und behauptet, das Reinkarnat ihres verstorbenen Ehemanns zu sein. Die Geschichte selbst ist so zäh und mittelweilig, dass sich eine Kritik der Geschichte selbst nicht lohnt, - aber etwas Anderes. Stellen wir uns doch vor, wir sähen im Kino einen Film, in welchem ein zehnjähriges Mädchen einen erwachsenen Mann aufsuchte, um ihm zu sagen, es sei die Reinkarnation seiner verstorbenen Ehefrau.


Den Jungen im Film lässt man in ausführlicher Bedeutung wie ein Ehemann sich benehmen. Nun dasselbe mit einem Mann und einem kleinen Mädchen. Wo "Lolita" noch die Parthenophilie explizit thematisierte und kritisch problematisierte, hätte jeder Kritiker diesem Film über - angeblich - Seelenwanderung attestiert, auf Umwegen die Pädophilie legitimieren zu wollen.


Welcher ältere Herr ginge dann nicht mit dem Herzenswunsch aus dem Kinosaal, seine in die Jahre gekommene Gattin würde sterben und als ein Mädchen zu ihm zurückkommen, - würde wohl in der "Emma" stehen. Dabei ist es doch nur ein harmloser Perspektivwechsel, und dennoch gänzlich etwas Anderes, als eine aus sich selbst heraus (sagen wir ruhig: aus Liebe, denn es handelt sich ja um die Liebe zweier Eheleute) legitimierte Beziehung eines kleinen Jungen und einer erwachsenen Frau.



Keine nihilistische Buchempfehlung, dafür fängt heute eine Groschenfortsetzungswildwestnovela an: Fünf gegen Willi.


Unterlüß. Fünf Reiter verlassen ein Lokal. "Und wer wird bezahlen?" ruft der Wirt. "Ich bin der berüchtigte Daum", sagt der Dicke, der Chef der Clique, "wir sind die Fünf und werden in fünf Samtgemeinden gesucht". "Ganz Wedemark schämt sich für euch!" ruft eine alte Dame aus Bissendorf den Fünf hinterher.

Eschede. Die Bürger versammeln sich im Rathaus, um dem Spuk ein Ende zu setzen. Sie beauftragen den Reiter und Alkoholiker Willi, die Fünf zur Strecke zu bringen. "Ich will 5000 Mark", sagt Willi. "Gut", sagt der Bürgermeister, "das lässt sich machen". "Und ich will Freibier in jedem Lokal in Burgdorf, Burgwedel und Wedemark", sagt Willi. "Das ist unmöglich", sagt der Bürgermeister. Willi dreht sich zur Tür, der Bürgermeister ruft: "Ich sehe, was sich machen lässt!" Willi bleibt. Er sagt: "Keine Strafzettel entlang der B 191 bis Uelzen und auf der B 214 von Braunschweig nach Nienburg will ich besoffen fahren dürfen". Der Bürgermeister ringt mit seinem Gewissen fast wie vorhin mit der Geldbörse bei Rausrücken von 5000 Mark, stimmt aber zu. "Ich werde den Fünf das Schluckwerk legen", verspricht Willi. Er setzt sich auf sein Pferd und reitet nach Süden.



Nach dem Selbstmordanschlag auf einen Amoklauf in einer Spielstätte der Popularitäts-WM 2011 am letzten Sonntag, also gestern, wurde die diesjährige WM ausgesetzt. Äußerst schade, sehr nihilade. Im nächsten Journal widmen wir uns einem wenigere Selbstmordanschläge auf Amokläufe provozierenden Sport.



Nihilistisches Journal vom 1.7.2011


Sehr geehrte Vereinigte, liebe Staaten! Ich begrüße Sie diesmal aus dem nordschottischen Whiskonsin. Es war ein im Durchschnitt zu warmer Juni, viele Bäume kamen dabei ums Leben. In Berlin-Lichtenberg stiegen die Temperaturen zu keinem Zeitpunkt über 32°C, und selbst 30°C wurden nur an zwei Tagen erreicht. Im Schnitt aber 20°C, zwei Grad zu warm. Die Nacht muss wieder kälter werden, sonst droht Klimawandel! Weniger paarweise Zuwendung vor dem Einschlafen, weniger Huren am Hackeschen Markt aufsuchen, mehr Menschen auf der Straße schlafen lassen - und die angenehme kühle Nacht erlebt auch in Berlin ihr Comeback.



Verkehr. Die drei schlimmsten Kleinstädte für eine Fahrradfahrerdurchfahrt:


3. Potsdam


2. Laatzen


1. Haldensleben



Forschung und Muße. Allgemeine Sexpflicht. Ein Essay von Eisbert Winterkeusch.


Was ist von einem Mann zu halten, der sein Selbstbewusstsein davon abhängig macht, wie attraktiv er für Frauen ist? Von ihm nichts, aber er ist in einem Käfig im Zoo zu halten, denn er ist kein Mann, sondern ein Männchen. Ebenso ist eine Frau, die großen Wert darauf legt, was Männer von ihr halten, nur eine reale Entsprechung eines beleidigenden Wortes. In der Schule sagte mir mal einer: "Bist du noch Jungfrau? Dann frag Nadine - alle in unserem Jahrgang haben mit ihr geschlafen, außer dir natürlich". Vielleicht war diese Nadine (Name geändert) am Heißesten begehrt, dafür umso geringer geachtet. Dem Männchen ergeht es nicht anders - oder doch? Steht die männliche Nutte, der Playboy, nicht noch mit 80 Jahren, von Frauen begehrt und von Männern beneidet, auf den Gipfeln der Anerkennung? Gewiss. Aber wie hoch sind denn seine Anerkenner zu achten? Wer begehrt ihn, wer beneidet ihn? Keine geachteten Menschen gehören dazu, wenn auch viele Begehrte und Beneidete.


Was Frauen über einen denken, ist einem (auf)richtigen Mann egal - das Männchen will so viele Weibchen wie möglich begatten, der Mann verliebt sich in eine bestimmte Frau. Er kann nicht vorher wissen, welche Frisur und welche Kleidung er tragen muss, was er tun und wie er aussehen muss, um ihr zu gefallen. Und sie wird ihm nicht dadurch mehr gefallen, wie sehr sie den Männern gefällt, sondern durch ihre individuellen Vorzüge. Selbst wenn er sich (auch deshalb) in sie verliebt, weil er langbeinige (ein Euphemismus für dünnschenklige) Blondinen mag - es gibt hunderttausende solcher Blondinen. Aber Verlieben ist doch langweilig, man muss Erfahrungen sammeln! Besser, als Kind sexuell missbraucht worden zu sein, als mit 18 noch Jungfrau, nicht wahr? Je mehr Partner im Bett einer hatte, umso kompetenter in Sachen Sex? Und je mehr Verbrechen einer begeht, ein umso besserer Jurist wäre aus ihm geworden?


Sich zu entscheiden ist eine Last, die die Oberhirten dieser vere(le)ndenden Zivilisation ihren Schäfchen nicht mehr zumuten wollen. Freiheit ist nunmehr eine Sünde - wieder einmal - , und nicht die Unzucht. Wenn du dich für einen anderen Mann entscheidest, und somit gegen mich, muss ich damit leben, - ich werde mit Gott und meinem Schicksal hadern, aber nicht mit deinem Recht, dich mir zu verweigern. Aber du willst dir unbedingt die Chance wahren, irgendwann auch mich vor den Karren spannen zu können, selbst wenn ich (heute) für dich zweite, dritte, zehnte Wahl bin. Ich soll ja nicht glauben, ich wäre damit aus dem Spiel, und müsste um deine Gunst nicht mehr buhlen, nachdem du dich für einen anderen Mann entschieden hast. Doch genau das will ich - den Korb von dir will ich behalten.


In der perfekten neosodomischen Gesellschaft muss jeder mit jedem einmal im Bett gewesen sein können, nur dann können sich alle auf Augenhöhe begegnen. Nur wenn alle Sex haben, und es Transparenz bezüglich der Betten anderer Menschen gibt, sind alle mündige Bürger geworden! Nicht warum Sex, sondern wie, ist die Frage. Nekrophile, Zoophile, Pädophile kann man therapieren. Kein Sex geht nicht - die muss man töten! Ein Moratorium täte gut, eine Sex-Quarantäne, vielleicht nur für ein Jahr. Ein Jahr sauber leben, auf andere Gedanken kommen, Mann und Frau - nicht Männchen und Weibchen - sein. Wer damit nichts anfangen kann, hätte nach einem Jahr Notgeilheit wieder Sex, und es wäre so herrlich, wie nach drei Stunden ohne Pissgelegenheit endlich zu pissen.



Single Malt. Der gute alte 17-jährige Bowmore - es ist müßig und strandspaziergängerisch, ihn zu charakterisieren, besonders Anfang Juli. Darum eine kleine Anekdote. Es war ein Sommernachmittag an einem Strand, Kinder wateten mit hochgezogenen Hosen im Wasser, ein alter Herr las in seinem Strandkorb Zeitung, sein Hund spielte mit den Kindern im Wasser. Es kam die erste Welle. Einige Kinder wurden bis zum Arsch nass, gingen aus dem Wasser, Eltern schimpften. Der Hund rannte zu seinem Herrchen im Strandkorb. Es kam die zweite Welle. Nun wurde die Zeitung des Alten nass, Eltern verließen mit ihren Kindern in Eile den Strand. Der alte Herr schimpfte, legte die nasse Zeitung weg, da kam die dritte Welle, stieß den Strandkorb um und spülte den Hund weg. Der alte Herr nahm seinen Gehstock und marschierte ohne Strandkorb und Hund zu seiner Strandhütte, in der er sich vor dem Kamin einen weichen, fruchtig-ledrigen Malt einschenkte. Da kam die vierte Welle und spülte seine Strandhütte weg. So ist der gute alte 17-jährige Bowmore, und weil er so heftig ist, hat ihn der Hersteller mittlerweile mit dem delikaten kinderfreundlich-schokoladigen 18-Jährigen ersetzt.


Logik und Willkür. Das Wissen darum, wie der Motor funktioniert, lässt mich ratlos, warum der Fahrer seinen Wagen startete.


Einen keuschen Juli!




Nihilistisches Journal vom 8.7.2011



Sehr geehrte frei marktwirtschaftende DemokratInnen! Es ist unverantwortlich, Goldgruben wie die Schule in sexueller Hinsicht brachliegen zu lassen: was nicht in den freien Markt eingebunden ist, ist gegen die freie Marktwirtschaft, und deshalb faschistisch oder kommunistisch. Darum präsentiere ich im Auftrag der galaktischen Antifa diese Anzeigen kostenlos, um der Demokratie und der wohlmenschlichen Gemeinsamkeitstoleranz einen bärenstarken Dienst zu leisten.


Anzeige 1. Wir, eine 11-te Klasse aus dem katholischen Gymnasium in Berlin-Stehschlitz, stellen uns gegen eine angemessene Vergütung für Aktfotos jeder Art bereit. Der Fotograf und alle sonstigen Anwesenden über 18 müssen einen Transgender- und einen Organspenderausweis mitbringen, wir bitten dafür um Verständnis um fordern reschpeckt-ey!


2. Eine 9-te Klasse aus Berlin-Zählendorf bietet unschuldig gucken könnende Mädchen für Luftballon-Fetischisten! Für nur 4,99 die 15 Minuten können Sie einem Mädchen beim Aufblasen und Platzenlassen der Luftballons zusehen, nur 3,49 die 10 Minuten für jedes weitere Mädchen. Aufpreis von 15 Ct. pro roten Luftballon, Langkrallenbonus nach Vereinbarung.


3. Eine 7-te Klasse aus Fotsdam zieht sich für Sie aus! Nur privat, nur zum Angucken, keine Fotos! Wir bitten Sie im Namen der Staatsanwaltschaft, nicht während der Vorstellung zu masturbieren. Wenn Sie es tun, dann so, dass wir hinterher sagen können, wir hätten es nicht bemerkt (Sie können sich z.B. Ihre Jacke auf den Schoß legen). Da der ganze Erlös für die Bekämpfung der örtlichen Antife gespendet wird, haben wir die von militanten Linken sanft und unaufdringlich erbetene Erlaubnis unserer Eltern.


4. Eine 4-te Klasse aus Gameover bietet kükenhaft süße Kinder für eine theatralische Missbrauchsanklage gegen Sie - fühlen Sie sich als Pflücker der zartesten Pflänzchen, genießen Sie falsche Zeugenaussagen, die Sie detalliert beim Akt beschreiben! Wir garantieren, dass Sie den Prozess schnell und ohne Gesichtsverlust gewinnen werden - Sie kommen sexy und interessant davon, nur für 15000 Euro pro Zess.


5. Eine Kita (die Stadt darf nicht genannt werden, da unsere Anzeige gesetzeswidrig ist) bietet ihnen vollgeschissene Kinderhöschen zum kleinen Preis! Darf es etwas mehr sein, als nur Scheiße? Dann setzten Sie sich mit der Kindersexsmafia http://www.sgipt.org/forpsy/kisema.htm vor Ort in Verbindung. Es besteht keine Gefahr für den Kunden: das Gewerbe ist durch namhafte Lobbyisten vor Strafverfolgung geschützt.



Kultur. Die fünf dümmsten Länder (nach der absoluten Rinderzahl):


1. Indien: 240 Millionen Rinder.


2. Brasilien: 200 Millionen Rinder.


3. China: 110 Millionen Rinder.


4. USA: 100 Millionen Rinder.


5. Argentinien: viel klüger als 50 Millionen Rinder (dem Anschein nach doppelt so klug wie USA - aber wahrscheinlich sogar neunmal so klug, denn die meisten argentinischen Rinder werden für argentinische Steaks gezüchtet (nur argentinische Steaks aus argentinischen Rindern sind argentinische Steaks, nichtargentinische Steaks zählen nicht als argentinische Steaks, weshalb alle nichtargentinischen Rinder in die Dummheitsrechnung einzumuhen sind)).



Nihilistische Filmkritik. Dreizehn (Catherine Hardwicke, 2003): Unschuld ist Illusion



"Threads" oder "The Day After" erzählen, wie es werden könnte, wenn die Welt in einem Atomkrieg untergeht. "Christiane F" und "Dreizehn" zeigen erbarmungslos, dass die Welt längst untergegangen ist. Die Selbstzerstörung , von unschuldigen Kindern betrieben, reicht in diesen beiden Filmen sehr viel weiter als nur pubertäre Rebellion oder Folge nicht-kindgerechter Lebensverhältnisse. Es wird ein Einblick in die menschliche Seele gewährt, der deutlich macht, dass das sogenannte Gute nur die Illusion ist, die wir uns vom Bösen machen, weil wir ohne das Gute, das Schöne, das Liebenswerte nicht leben können. Der Mensch ist ein sehr liebesbedürftiges Wesen, aber leider kein Liebenswertes.




Forschung und Muße. Die zehn sterblichsten Länder der Welt in absoluten Sterbezahlen (gerundet):


10. Brasilien: 1.200.000 Sterbefälle pro Jahr.


9. Japan: 1.200.000 Sterbefälle pro Jahr.


8. Bangladesh: 1.200.000 Sterbefälle pro Jahr.


7. Pakistan: 1.400.000 Sterbefälle pro Jahr.


6. Indonesien: 1.500.000 Sterbefälle pro Jahr.


5. Russland: 2.100.000 Sterbefälle pro Jahr.


4. Nigeria: 2.200.000 Sterbefälle pro Jahr.


3. USA: 2.500.000 Sterbefälle pro Jahr.


2. Indien: 9.000.000 Sterbefälle pro Jahr.


1. China: 9.200.000 Sterbefälle pro Jahr.




Logik und Willkür. Warum wird die Staatsverschuldung eigentlich am BSP/BIP/BNE gemessen? Was gehen die jährlichen Privateinkommen den Staat an? Was den Staat betrifft, ist im Staatshaushalt beziffert, und so beträgt die Staatsverschuldung der BRD nicht etwa 70% (denn die zugrundeliegende Größe, das BSP, ist irrelevant), sondern 700% (des Staatshaushalts). Um die Staatsschulden bei gleichbleibenden Steuereinnahmen zu tilgen, müssten sämtliche Steuern sieben Jahre lang in den Schuldendienst fließen, und ein achtes Jahr wäre nötig, um die Zinsen zu bezahlen. Sieben magere Jahre (null Rente, Hartz 0 usw.) plus ein Extrajahr - oder wir denken nach, wer wem dieses Geld eigentlich schuldet, und bekommen schlagartig eine Steuersenkung, von der nicht einmal die FDP zu träumen wagt (weil der Posten "Schuldendienst" in den Staatsausgaben entfallen würde).


Egal. Die fünf oben geschalteten Anzeigen sind bei der jeweils örtlichen Polizei mit der Nennung der Namen der Anzeigenanzeiger angezeigt worden. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, jede - und ich wiederhole ausdrücklich jede (wer es immer noch nicht kapiert: auch die als Ursache und Wirkung) - Verbindung zwischen Sex und Kindern zu verunmöglichen.










Nihilistisches Journal vom 19.7.2011



Sehr geehrte Pleitegeier, liebe Sparer! Es gibt so viel Wohlstand auf der Welt wie noch nie in der Geschichte der Menschheit, und dennoch ist dieser Wohlstand nichts wert, denn wir sind alle pleite. Werden die USA ab dem 2. August zahlungsunfähig, dürfen die US-Amerikaner nichts mehr essen und müssen verhungern, während die im Überfluss vorhandenen Lebensmittel verfaulen werden. China wird nichts mehr produzieren und Russland kein Öl mehr liefern. Die Arbeiter werden streiken und die Forscher Urlaub nehmen. Echte und unechte Doktoren werden ihre Titel gegen Goldmünzen eintauschen, und da Gold kein gesetzliches Zahlungsmittel ist, werden auch sie verhungern. Guten Hunger also und vergessen Sie nicht, in welcher Zeitzone Sie leben, denn nicht überall auf der Welt beginnt der 2. August später als in den USA.




Nichtigkeiten.



- Berlin. Das Brachland zwischen Schöneberg und Treptow wird endlich erschlossen. Der neue Bezirk soll ab 2015 südlich von Tempelhof entstehen und Sarazenenstadt heißen.


- Abatmen für Phantasielose: der Weltsexrat will vaginale Penetration nicht mehr als Sex anerkennen - demnächst soll sie als eine Dienstleistung zwischen Massage und Fremdmasturbation gelten.


- Mehrere Länder haben angekündigt, den Genozid an Wildkaninchen in Australien anzuerkennen, wobei dieser von französischen, schweizerischen, österreichischen, tschechischen, polnischen, dänischen, niederländischen und luxemburgischen Historikern und Politikern gleich nach der Ankündigung relativiert wurde: auch in Europa habe es die Massenvernichtung von Wildkaninchen gegeben. In einem Land, das an alle Relativiererländer grenzt, soll das Wildkaninchen heilig gesprochen werden.


- Der Ghostautor des im nihilistischen Journal erschienenen Lüneburger-Heide-Westerns "Fünf gegen Willi" hat den noch nicht erschienenen weiteren Verlauf der Nihinovela im Wesentlichen bei Clint Eastwood abgekupfert, wurde vom Rächergespann Josey Wales, dem Prediger und Dirty Harry abgeknallt und ist jetzt im Doktorenhimmel. Und sein Hauptschulabschluss war gefälscht. Und seine Schnürsenkel konnte er nicht selbst zubinden. Aber weshalb wir ihn nun wirklich nicht mehr engagieren können: nach Geheimdienstinformationen fährt er einen Opel. Kein anständiger Nihilist fährt einen Opel.



Kultur. Lifestyle-Anmerkungen zum Suizid



Die fünf besten Alter für den Freitod:


1. 27: drei hoch drei, Aufnahme in den Club27.


2. sagen wir mal 79: das Leben voll ausgekostet und sich die lange Sterbequal erspart.


3. 17: romantischer Freitod als Liebesbeweis - aber unbedingt vor der Volljährigkeit, sonst wird es zu kindisch!


4. ein Jahr vor der Rente: eine stolze Geste.


5. 110: bewundernswert, so lange gelebt zu haben, doch noch bewunderswerter, sich in dem Alter aus eigener Kraft umbringen zu können.



Die drei originellsten Orte, den Abschiedsbrief zu hinterlassen:


1. Auf der Bank mit der Vollmacht für eine Person der Wahl, ihn nach sagen wir mal 5 Jahren öffnen und lesen zu dürfen - das wird spannend!


2. Abschiedsbrief als Flaschenpost. Man könnte zur Legende werden, bekommt seine Geschichte von einer beziehungsunbelasteten Perspektive erzählt.


3. Sich ihn in den Arsch schieben. Nicht zynisch genug?



Nihilistische Filmkritik. Petite Playthings (Oliver Brand, 2007): Ein langweiliger Reißer.



Nicht nur dass der Episodenfilm einige Längen hat - die Filmmusik passt hinten und vorne nicht. Immer weniger Zeit lassen sich die Filmemacher dafür, eine Geschichte auszudenken, die im Film erzählt werden soll. Man hat oft den Eindruck, als würden überhaupt keine Drehbücher mehr geschrieben; alles wirkt - und in diesem Film wird es sehr deulich - wie unter Zeitdruck improvisiert.


Was die Härte angeht, so steht dieser Film auf einer Stufe mit der Brutal-Schamlos-Avantgarde, nichts wird dem Zuschauer ausgespart, wobei es hier gar ohne Brutalität schamlos zugeht. Dennoch hat der Film eine wichtigte Botschaft, die sich in der Ähnlichkeit der Episoden immer klarer herauskristallisiert: am Ende kommt alles auf deasselbe hinaus, egal wie es anfing. Diese Fatalität erlaubt einen Vergleich mit "Final Destination", welcher wiederum auf reine Brutalität setzt und ohne Obszönitäten auskommt.


Dass dieser Film in Deutschland nicht in die Kinos kam, ist ein wenig verwunderlich, denn es kamen Anfang 2007 viel billigere Produktionen in die Kinos. Wahrscheinlich lief der Film Gefahr, extrem geschnitten in den Kinos anzulaufen, was diesen Streifen auf eine Kurzfilmlänge verkürzt hätte.



Wetter.


Dem Wetter in Berlin in den ersten drei Juliwochen 2011 gebührt ein Denkmal. Aber dies gehört in den Bereich Qultur, weshalb alle meteorologisch relevanten Worte dazu bereits verloren sind.



Feiern Sie den Erfolg der Japanerinnen bei der Fussballweltmeisterschaft der Frauen nicht mit Produkten aus Japan, denn diese könnten mit Fleiß, Besonnenheit und Siegeswillen kontaminiert sein! Einen guten Flutsch in den 2. August wünscht Ihnen und Ihren Sparguthaben Ihr Kathetus Cotangens.



Nihilistisches Journal vom 10.8.2011



Sehr geehrte Börsenspekulanten, liebe Lebensversicherte! Am 2. August ist die Welt nicht untergegangen, aber das Top-Rating der USA, das immerhin ein Menschenleben lang unumstritten war. Es folgte eine Woche der Gewinnmitnahmen an den Handelsplätzen auf dem ganzen 55cm-Plastikglobus, auf dem sich zufälligerweise da, wo Deutschland ist, eine Delle befindet. Ist das ein gutes Omen, dass Kapital aus der ganzen Welt nach Deutschland fließen wird? Mehr dazu in der neuen Rubrik Wirdschaft.



Wirdschaft. Die wahre Kreditwürdigkeit der Top-Schuldner:


USA: Ramsch.


Japan: Karoshi.


Italien: Finito.


Frankreich: C´est la vie.


Deutschland: D.



Nichtigkeiten.


- Cooler Spaß-Crash beim DAX gestern, oder?


- Die ökonomische Vernunft sagt: raus aus dem Euro, aber...



Qultur.


- London. Der Sparkurs der Regierung Cameron hat zu einem verheerenden Kulturausfall geführt, die Theateraufführung von Walter Hills "Straßen in Flammen" geriet zu echt.


- Berlin. Die ohnehin kulturell geschundene deutsche Hauptstadt wurde in den letzten Tagen durch Wahlwerbung zusätzlich kulturell verwüstet. Vulgäre Plakate prägen nunmehr das Stadtbild.



Forschung und Muße. Die zehn sich am Schnellsten abschaffenden Länder der Welt mit dem hochgerechneten Abschaffungsjahr und dem finalen Abschaffungsgrund:


10. Niederlande: 2050 (Nach der erneuten Niederlage in einem Fussball-WM-Finale beschließen die Niederlande ihre Auflösung).


9. Kiribati: 2042 (Ein Flugzeug aus Nauru explodiert über Kiribati, das Gewicht der Passagiere verursacht einen Tsunami, der das Land wegschwemmt. In Mikronesien bleibt einer übrig, auf den Philippinen zwei).


8. Indonesien: 2040 (Beitritt zu Singapur).


7. Dänemark: 2039 (Überfall von 1.420.000.000 Protestierenden in der Neuauflage des Karikaturenstreits).


6. Estland: 2037 (Keiner kennt die Ursache, Finnland genießt und schweigt).


5. Polen: 2034 (Der letzte Pole wandert nach Island aus).


4. BRD: 2028 (Reaktorunfälle in Frankreich und Tschechien löschen die atomentwöhnte deutsche Bevölkerung innerhalb von 72 Stunden aus).


3. VR China: 2021 (der Nachholbedarf der letzten 100 Jahre an Freiheit wird gewährt und von allen sofort in Anspruch genommen).


2. Liechtenstein: 2014 (Atomkrieg Russland-USA, ein Fehlschuss).


1. USA: 2012 (Weltuntergang).



Wetter.


Der meteorologisch moderateste Juli seit 2002 ist für den Diskretionsnobelpreis nominiert wurden. Erfreulicherweise will ihm der August in nichts nachstehen, während der Altweibersommer aufgrund seiner politisch inkorrekten Bezeichnung gar auszufallen droht.



Nihilistische Buchempfehlung. Epikur: Von der Überwindung der Furcht. Zürich 1949.



Trendbarometer.


Out. Wer "Ich masturbiere nicht" sagt, macht sich nur lächerlich: 98% der sexuell reifen Menschen masturbieren, der Rest ist dazu physisch nicht in der Lage.


In. Wer mal ohne Hund spazieren geht, kommt auf Gedanken, anstatt nervige Hundebesitzer zu grüßen; Hund, Auto, Zigarette - das sind Existenzrechtfertigungskrücken, die zu entsorgen der erste Schritt zu mehr Selbstvertrauen ist.



Zu guter Letzt beantwortet unser Experte für die kleinen Dinge, Hedonikus, einen Leserbrief, in dem gefragt wird, ob die kleinen Dinge das Leben wirklich schöner machen: Ja, aber sie stören im Alltag und müssen täglich gepflegt werden. Die anderen Leserbriefe betrafen den Goldschatz, den Hitler 1946 in der Antarktis vergraben haben soll. Derlei Fragen beantworten wir nicht - wir sind erstens selber gierig, und zweitens behaupten wir, bevor wir selbst nachgesehen haben: Verschwörungtheorie!








Nihilistisches Journal vom 8.9.2011



Sehr geehrte Verschwörungstheoretiker, liebe Truther! Wann kapiert ihr endlich, dass es vierzig mit Teppichmessern bewaffnete Räuber waren, angeführt von einem afghanisch-irakisch-libyschen Ali Baba? Ob der Iran und Syrien ebenfalls dahinterstecken, - diese Frage wird ein Befreiungsangriff der NATO auf diese despotischen Diktaturen beantworten, und sollte er nicht stattfinden, dann haben diese demokratischen und für Stabilität und Ordnung im Nahen Osten sorgenden Länder womit auch immer eben nichts zu tun.



Qultur.


- Mit viel Kultur sind Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern dem letzten Sonntag auf die Nerven gegangen.


- Mit noch mehr Kultur stehen Wowereitwahlen in Berlin den Nerven von 78 Millionen Nichtberlinern bevor.



Film und Wirklichkeit. Die drei schlechtesten Gewohnheiten von Horrorfilmen:


3. Den Serienkiller fasst in der Regel nicht der klügste Cop, der seit Jahrhunderten in dem betreffenden Fall ermittelt, und nicht die gerissenste FBI-Agentin, sondern ein zickiges schlampiges Fräulein, das sonst nichts auf die Reihe kriegt. So sieht fast jeder Horrorfilm wie seine eigene Karikatur aus.


2. Die Folterszenen zeigen, was sie zeigen wollen, und zeigen es doch nicht, zeigen es effekthascherisch aber hastig, blutrünstig aber angewidert. Wer solche Szenen widerlich findet, sollte gar keine drehen, und es den Japanern überlassen. Wer die Zuschauer mit Folterszenen lockt, soll auch die Ruhe haben und die nötige Liebe zum Detail vorweisen.


1. Die schönsten Frauen im Kino kommen in Horrorfilmen vor, aber ihre Todesszenen sind so undankbar grobschlächtig inszeniert, dass der Zuschauer vermuten könnte, hinter der Morden würde nicht ein psychopathischer Killer stecken, sondern eine neidische beste Freundin.



Börse. Kursziele der wichtigsten Indächse und Ausdächse (Ende Dezember 2011):


- Dachs: 4000.


- Fauldachs: 2000.


- Dow(n) Jones: 7500.


- Euro Koks: 1600.


- DFB: 10 Spiele, 10 Siege (aber Holland macht dasselbe mit einem besseren Torverhältnis nach).


- FCB: 15-1-1, 49:9 Tore.


- Lufttemperatur: 0 (Null).



Wetter.


Der August war so edel wie der Juli: bestes Single-Malt-Wetter. Der September will beiden in nichts nachstehen.



Nihilistische Buchempfehlung. Werbeprospekte von Real und Kik.



Berliner! Lasst euch nicht beim Kaffee vernaschen - die Wahlurnen brauchen eure Stimmen! Tötet sie und begrabt sie gut, damit sie ja keiner findet (Wahlgeheimnis)! Glaubt nicht den Politikern, und glaubt nicht dem Wahlomat - er ist ein gemeiner Kerl und hat die Fragen so ausgewählt, dass wer sie am Vernünftigsten beantwortet, die NPD als Wahlempfehlung bekommt! Wählt nach Bauchgefühl, wie schon Altvater Adenauer: "Wir wählen die Freiheit!" Oder, wenn ihr arm aber sexy bleiben wollt, wählt weiterhin den Wowi, und das sei auch gut so!



Nihilistisches Journal vom 16.10.2011



Liebe sehr Geehrte, sehr geehrte Liebe! Fünf lange Wochen erschien kein Nihilistisches Journal mehr, da ein gewisser Jack mich, den großen Schriftshowmaster Kathetus Cotangens, als debilen Ochsen beschimpfte, woraufhin ich ihn wahrheitsgemäß eine durchgeknallte, miese, literaturverachtende und hirnvergessene Ratte nannte. Dieser scheußliche Depp beleidigte mich daraufhin anmaßenderweise mit den Worten "Leck mich an der Hypotenuse", was völlig inakzeptabel, dreckig, menschenverachtend und genderfeindlich war. Ich befand mich seit Mitte September im Streik, um diesem profitgierigen geldgeilen Schlafsack sozialen und demokratischen Anstand beizubringen, er feuerte mich und stellte mich niederträchtigerweise auf die von Ratten wie er frequentierte Gossengasse. Wir einigten uns außergerichtlich darauf, dass er ein fieser Schurke ist, der Menschen wie Biomüll behandelt, und auf eine Gehaltsverdopplung, die mir nach all dem Mobing und Bossing als das Allermindeste zusteht.



Qultur.


- Der Friedensnobelpreis schuf sich in diesem Jahr endgültig ab.


- Der Film "Freche Mädchen 2" bestätigte sämtliche Klischees, die der Film "Freche Mädchen" vor zwei Jahren bediente, um die Vierzehnjährigen von Heute so kitschig wie möglich darzuspielen; die Hauptfigur war wohl eine Hommage an Jacks Kommentar "Die weibliche Hauptperson" (Anfang 2010).


- Die letzte Diskussion bei Anne Will bestätigte noch mehr Klischees und gab den Rechtsradikalen Recht.



Forschung und Muße. Die zehn schlimmsten Schauspieler in absoluten Aufdienervengehzahlen (auf den 5-Neuro-Schein gerundet):


10. Christian Bale (ab 2006): 120 Neuro.


9. Brad Pitt (in den Filmen nicht von 1995): 130 Neuro.


8. Tobey Maguire (doppelt so öde in den Szenen mit Kirsten Dunst): 145 Neuro.


7. Bruce Willis (seit Langem): 150 Neuro.


6. Julia Roberts (weil ihr schockierenderweise das Attribut "schön" zugeschrieben wird): 165 Neuro.


5. Anne Hathaway (bedarf keiner Erklärung): 175 Neuro.


4. Harrison Ford (besonders als US-Präsident): 190 Neuro.


3. Veronica Ferres (Schreck aller GEZahler): 275 Neuro.


2. Kirsten Stewart (die langweiligste Schnulzessin): 310 Neuro.


1. Will Smith (gilt in diesen Zeiten cineastischen Niedergangs als Charakterdarsteller): 325 Neuro mit Trinkgeld.



Börse. Kosten für Rettungspakete im Vergleich:


- Gewissensberuhigung durch Almosengabe in Berliner S-Bahn: 1 Euro pro Fahrt.


- Vollständige Gewissensrettung durch Mitgliedsbeiträge an Wohltätigkeitsorganisationen: ab 60 Euro jährlich.


- Freizeitrettung für einen faulen Studenten durch den Kauf eines externen Backoffens: 100 Euro.


- Existenzminimum (nach Hartz): 4000 Euro jährlich.


- Rettung des Ansehens nach Wegfall der Potenz durch Kauf eines Sportwagens: ab 100000 Euro.


- Hinüberrettung aus dem Stand der Zinssklaven in den Stand der Zinssklavenhalter: ab 400000 Euro an verzinsbarem Vermögen.


- Massivhaus mit Rettungsbunker in der Schweiz: ab 1.000.000 Euro.


- Rettung der Spitzenposition in der Kaste der Milliardäre: 60.000.000.000 Euro.


- Rettung Griechenlands: optimistisch gerechnet 200.000.000.000 Euro.


- Rettung Deutschlands aus sämtlichen Schuldenverstrickungen: 5.000.000.000.000 Euro.


- Rettung der USA: 75.000.000.000.000 Euro.


- Rettung des Planeten: für 7 Milliarden Bevölkerungseinheiten 100.000.000.000.000 Euro jährlich (mittleres Einkommensniveau, ab welchem und höher die Umweltverschmutzung relativ abnimmt).



Wetter.


Interessanter Temperatursturz! So schnell kommt man mit der Umstellung von Cidre Doux auf Whisky in Fassstärke gar nicht mit.



Nihilistische Buchempfehlung. TV Spielfilm, 8. Woche des Jahres 1998.



Kritik an dieser Ausgabe des Nihilistischen Journals empfinde ich persönlich und beleidigend als kapitalistische Propaganda für Lohndumping! Geizt nicht mit Lob, damit Jack von seinem so gut wie gar nicht vorhandenen Gewissen gezwungen wird, mein Gehalt zu verdreifachen! Einen kalten Spätherbst, falls wir uns nicht mehr lesen.




Nihilistisches Journal vom 13.11.2011



Hi. Ich bin die neue Modelrattorin, Gewalt Petrowna Bakunina. Für ein Hartzvier von 5 Euro das Leben präsentiere ich dieses niveaulose Journal. Besser so eine Arbeit, als gar keine. Ich geh doch nicht putzen, ich bin 93. Nein, ein Scherz natürlich, ich bin 22. Aber ein typischer Frauenjob im Niedriglohnsektor ist immer frauenfeindlich, und wer das nicht einsieht, ist kein Feminist, so leid es mir tut. Ich weiß, wie weit ich mich damit aus dem Fenster lehne, denn es gibt keinen böseren Vorwurf, als kein Feminist zu sein. Egal. Was heißt egal? Nicht egal, aber aus dem Wasserstoffbombentestgelände auf Nowaja Semlja präsentiere ich Ihnen ihr wisst schon welches anzügliche frauenfeindliche gewaltverherrlichende Journal.


Qultur. Die fünf nervenerregendsten Nachnamen:


5. Alle, die auf "man" enden.


4. B...court.


3. "-vic".


2. "-ski"/"-sky".


1. Die 10 häufigsten Nachnamen im spanischen Sprachraum (für Opfer mexikanischer Telenovelas).


High Tech. Die 7 coolminantesten Online-Flashgames:


1. Ricochet Kills 2.


2. Cosmic Crush.


3. Gun Game.


4. Warzone Tower Defense.


5. Demolition City.


6. Blosics 2.


7. Dice Wars.



Forschung und Muße. Die zehn stilvollsten geographischen Schreibfehler:


10. Achen


9. Ennepertal


8. Money Court


7. You York


6. Dschomolúnga


5. Austrasien


4. Arktarktis


3. Klimandscharo


2. Rabatá


1. Casabalanca



Börse.


- Meines Chefs Lieblingstorverhältnis für einen Tabellenführer einer der internationalen Fussball-Topligen nach der ersten Hälfte der Hinrunde und ohne Niederlage: 22:3.



Wetter. Ich habe euch aus der Arktis ein paar Temperaturen mitgebracht. Als da wären: minus vierzig, minus fünfundfünfzig, minus einundsiebzig und so kalt wie gestern in Berlin.



Nihilistische Buchempfehlung. Die Rückseite von Dove - limited edition - Winter Pflege.


Und schon schiede ich mich wieder verab. Solange ich das Ding hier moderiere, wird der faule Sexist Kathetus Cotangens, dessen Arbeitsverweigerung fast schon an Journalismus grenzte, nicht einmal Schnee schaufeln vor dem neuen Studio. Der Bastard. Dachte allen Ernstes, sein Diplom wäre hier in Zeiten der Gleichberechtigung was wert. Wichtigtuer. Angeber.



Nihilistisches Journal vom 16.12.2011



Guten Morgen, gutes Heute, Gestern war gestern! Vor 7 Monaten erschien das erste nihilistische Journal, und es versprach viel, wurde gar in 19 Sprachen (darunter ins Deutsche) übersetzt, und erreichte eine extrainternette Leserzahl von durchschnittlich einer Million - bis zum Herbst. Dann ging es steil bergab, und das Journal wurde außerhalb von KV und Grönland nicht mehr gelesen, was an der schlampigen Arbeit des ersten Moderators Kathetus Cotangens lag, aber auch an der Unfähigkeit meiner inkompetenten Vorgängerin Gewalt Bakunina. Ich, Sadian von Föltringen, begrüße Sie zu einer neuen Ausgabe ohne Schnick und Schnack. Lesen Sie nur noch, was Sie wirklich interessiert!



Qultur. Die fünf schönsten Schülerfoltermethoden:


5. Der Lehrer schweigt und schaut ab und an einen bestimmten Schüler an, und bittet ihn nach Vorn, als die Stunde fast zu Ende ist, und dieser nicht mehr damit rechnet.


4. Der Lehrer liest die Flop 10 der Noten der Klassenarbeit genüßlich vor.


3. Der Lehrer nimmt einen Schüler ran und leitet ihn mit scheinbar auf die Sprünge helfenden Rückfragen in die Irre.


2. Der Lehrer lässt einen Schüler eine Aufgabe an der Tafel vorführen und äfft seine Art, sich zu bewegen, nach, während der Schüler mit dem Rücken zur Klasse steht.


1. Die Lehrerin ist hübscher als alle Mädchen in der Klasse.



Forschung und Muße. Die fünf ärgerlichsten Single-Malt-Reinfälle.


5. Bowmore Enigma: Geschmackliches Niemandsland, Antiwerbung für alles, was sich im Single-Malt-Revier Sherry nennt.


4. Glen Moray 16 Jahre: Schönes Äußeres, keine inneren Werte.


3. Laphroaig 15 Jahre: Nur süß, sonst nix. Für ein Mädchen hätte dies vielleicht gereicht, aber es ist kein Mädchen, sondern ein Whisky.


2. Glenlivet Nadurra: Jede gute Oma würde seine Enkel vor diesem Whisky wie vor einem Eimer Bonbons warnen, und zwar mit den Worten: "Dir klebt sich noch das Arschloch zu!"


1. Highland Park 21 Jahre: Nehmen Sie Jim Beam oder Teachers oder Glen Grant aus dem Supermarkt und pfeffern Sie das Zeug, was es hält, - billiger wird es, schlimmer kaum. Kein Scherz, der Whisky schmeckt nach Pfefferkörnern! Ein Malt für Masochisten.



Börse.


- Bei der Rezession 2003 fiel der DAX auf unter 2300 Punkte.


- Bei der Depression 2009 fiel der DAX auf bequeme 3666 Punkte.


- Beim Weltuntergang 2012 steht der DAX bei 5000. Prognostischer: fällt der DAX unter 5000, geht die Welt unter.



Trendbarometer.


Out. Kerzen, Lack und Leder, Gummistiefel, Peitschen, Mundkugel.


In. Fesseltisch, Fesselbett, Luftfesselbett, Hartnoppenrollball, Eiswürfel.



Wetter. Wer kein Gold gekauft hat, kauft sich keines mehr. Auf den Fluren werden Winde losgelassen, zwischen Silverster und Neujahr fällt der Alexanderturm vom Himmel, wobei die Kugel fortgerissen wird und zum Mond fliegt. Hat sie Glück, wird sie Mondesmond.



Nihilistische Buchempfehlung. Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Hamburg, 1998.



Meine Wünsche für das Jahr 2012 lauten: Freedom und Lezdom. Frohe Weinachten!









Nihilistisches Journal vom 20.3.2012



Guten Frühling, was für ein schöner Dienstag! Der 11-te, nein, nicht der Dienstag, der Bundespräsident ist gewählt, und wird in 20 Monaten das erste Nagetier zum Kanzler krönen, aber seine Gauckiade geht schon früher los:


Sommer 2012: Väterchen Gauck gratuliert die deutsche Fussball-Nationalmannnschaft der Herren zum Europameistertitel.


Sommer 2014: Großväterchen Gauck gratuliert die deutsche Fussball-Nationalmannnschaft der Herren zum Weltmeistertitel.


Sommer 2016: Urgroßväterchen Gauck gratuliert die deutsche Fussball-Nationalmannnschaft der Herren zum Europameistertitel.


18. März 2017: Verbalballkünstler Gauckinho freut sich über seine Titelverteidigung als Bundespräsident.



Qultur. Die penetrantesten Selbsthymnen.


5. Mark Morrison: Return of the Mack.


4. Eminem: The Way I Am.


3. Michael Jackson: Don´t Stop´Till You Get Enough.


2. C-Block: Looking to the Sky.


1. Anastacia: Paid My Dues.



Forschung und Muße. Die schönsten Frauen der Welt.


1. Nofretete


2. die Büste der Nofretete


3. ...lange nichts


4. die schönste Frau der Welt



Börse.


- Im Juni 2012 knackt der DAX das Allzeithoch.


- Im Oktober 2012 finden die Chinesen in Uganda das Allzeitloch - mit unbregrenzten Ölreserven - , der Ölpreis fällt von 1 Dollar pro Liter auf 2 Dollar pro Barrel.


- Im Dezember 2012 wird der Euro endgültig gerettet.



Trendbarometer.


In: Frauen.


Out: Männer.



Wetter. Bis Ende März trocken bis heiser, im Saarland herrschen lange Gesichter vor, ein Eitelkeitshoch über Bellevue.



Nihilistische Buchempfehlung. Jan Assmann: Moses der Ägypter. Entzifferung einer Gedächtnisspur. München 1998.



Zum Schluss eine Cheopsbotschaft: die niedersächsische CDU wird im Frühjahr 2013 man weiß wen wieder als Ministerpräsidenten von und zu Niedersachsen aufstellen, außer Maschmeyer unterstützt wieder einen SPD-Kandidaten durch eine barackobamische Summe im Wahlkampf.






Nihilistisches Journal vom 1.4.2012



Sehr Geehrte und Geehrtinnen! Ich und ichin wünschen Ihninnen und Ihnen einen scherzfreien Start in den April!



Qultur. Die ruhigsten Eisdielen in Alt-Tegel.


5. Die Eisdiele auf der anderen Straßenseite.


4. Die italienische Eisdiele gegenüber der seefernen Florida-Eisdiele.


3. Die Eisdiele zwischen den Florida-Eisdielen.


2. Die seefernen Florida-Eisdiele.


1. Die seenahe Florida-Eisdiele.



Wirdschaft. Die Hautpreise sind im ersten Quartal 2012 zum 31-ten Mal in Folge gestiegen. Dies ist hautsächlich auf den Mangel an reiner Haut zurückzuführen. Für die Standardberührung einer reinhäutigen 18-Jährigen waren am 31. März 4,48 Euro pro Quadratzentimeterstunde hinzublättern. Das Umkehrungsalter (das durchschnittliche Alter, ab dem man selbst für Berührungen bezahlen muss) sank bei Frauen auf 28,7 Jahre, und lag bei Männern, wie seit 10 Jahren, unter dem Schutzalter von 14 Jahren.



Film und Wirklichkeit. Die irrst gut aussehendsten Filmschauspieler.


- Ciarán Hinds: ein Cäsar von einem Mann, ein gestandener Julius, ein Edelire.


- Cilian Murphy: immer ein glaubwürdiges Gesicht in der Rolle eines Guten, aber ebenso der Traumpsychopath anspruchsvoller Regisseure. Auch Ire.


- Michael Fassbender: ob als Stelios im Brachialfest "300" oder als als junger Magneto im misslungenen "X-Men: First Class" - der Deutsch-Ire sieht irre gut aus.


- Liam Neeson: der joviale Schindler mit der Liste (1993), der sympathische Vorzeigeberserker auf der Suche nach seiner entführten Tochter ("Taken", 2009), der grausam-weise Ra's al Ghul im (neu) beginnenden Batman (2005). Übrigens Ire.


- Colin O'Donoghue: der priesterliche Bösewicht, der auch mal einen harmlosen Typen spielt. Ein Ire mit wahlweise einem oder zwei "r".



Trendbarometer.


In: lügen.


Out: betrügen.



Zum Schluss eine amtliche Erklärung Ihrer Majestät der Wahrheit selbst: jeder heutige Aprilscherz hat als wahr zu gelten.






Nihilistisches Journal vom 12.6.2012



Sehr geehrte Menschen, liebe Leute! Die erste Runde der Fussball-EM ist vorbei, und der Russe marschiert durch Europa. Zar Putin weigert sich, Terroristen in Syrien beim Massenmord an der Zivilbevölkerung zu unterstützen, aber Papst Obama braucht nunmal das Land, um von dort aus besser auf den Iran zielen zu können. 80% der Weltbevölkerung sind in Unfreiheit glücklicher, weil ihnen das Wort Freiheit kulturbedingt nichts sagt, und die, die frei sind, haben längst auf ihre kulturelle Überlegenheit geschissen, und benehmen sich wie Barbaren. So sieht ein Weltuntergang kurz vor einem Atomkrieg aus.


Qultur.


- Schwedische Jahrtausendstudie veröffentlicht: die drei wichtigsten Völker in kultureller Hinsicht sind die alten Ägypter, die alten Griechen, und ein Volk, dessen Nennung zensiert wurde.


- Schwedische Gardinen geklaut: Ikea in Spanndau scheitert mit dem Verkauf erster Hauskeller-Gefängnisse für Fritzl & Freunde.


- Schwedische Mannschaft blamiert schwedische Männer: nach der gestrigen Niederlage gegen die Ukraine haben Sextouristen keine gute Ausrede mehr, nach Kiew zu reisen.



Wissentschaft. g, gefühlt:


Jamaika: 7,54 Meter pro Quadratsekunde. Darum ist Usain Bolt so schnell.


Brasilien: 8,18. Pure Leichtigkeit.


Neuseeland: 8,94. Leichtfüßige Lebensfreude.


Italien: 9,31. Dolce vita.


Erde: 9,81. Normale Beschleunigung beim freien Fall.


Belgien: 10. Man hat Sorgen.


Kasachstan: 10,96. Das autokratische System drückt auf die Stimmung.


Polen: 11,44. Nichts wie raus hier: nach Spanien, England oder Deutschland!


Ungarn: 13,19. Rauchen und sich aufhängen...


Schweden: 17,62. Schaut euch mal schwedische Filme an!


Japan: 18,36. Das unglücklichste Volk Asiens.


Deutschland: 19,45. Die Erbsünde lastet schwer auf der ohnehin depressiven Stimmung.



Witz:


- Doktor, ist mein Sohn nun schwachsinnig?


- 70.


- Was 70? IQ?


- I. Tr.



Trendbarometer.


In: Denken.


Out: Analytische Philosophie.



Zum Schluss noch ein guter Rat: dreh dich doch um 180° (C, auf einem Spieß).








Nihilistisches Journal vom 12.7.2012



Sehr geehrte Ehrenwerte, hoch verheerte nicht Geehrte! EM-Titel, wem EM-Titel gebührt! So schnell vorbei die EM, und wieder kehrt der triste Alltag ein: unser täglich Mitleid mit den Islamisten in Syrien, unser täglich Kampf gegen die Islamisten in Afghanistan. Langweilig ist auch die EURO-Debatte - ob Grexit oder Dexit, ob Staatsbankrott oder die Wiedereinführung der D-Mark über Nacht. Eine Schlaftablette auch die drohende Weltrezession, die gegen den Einruch von 2008/09 als das wahre 1929 erscheinen wird. Zum Einpennen öde die Gefahr einer ökologischen und klimatischen Katastrophe im Nordatlantik zwei Jahre nach der Bekämpfung des Ölteppichs im Golf von Mexiko - die Ölpest sieht man nicht, das Heilmittel verspricht hundertfach größere Schäden. Alles beim Alten, alles langweilig, so deprimierend langweilig. Nichts passiert, nichts geschieht, warten wir also auf das nächste große Fussballturnier, die WM 2014 in Brasilien!


Qultur. Unanständige Preisverleihhung:


Sonnenuntergangpreis für Sunset Thomas (1993).


Mondaufgangspreis für Sophie Moone (2002).



Geist und Materie. Die drei radikalsten Idealisten:


3. Real G. Berkeley: "Sein ist Wahrgenommenwerden".


2. Ein Dreijähriger: "Wen ich nicht sehe, sieht mich nicht".


1. Geweef Hegel: "Das Bewusstsein bestimmt das Sein".



Feelosophie. Descartes - die neuzeitliche Lust am Subjekt.


Descartes ist neben Hobbes und Bacon einer der Begründer der Moderne, die das Individuum als eine unabhängige Grösse einsetzt. Descartes begründet den Rationalismus und trennt Materie und Geist: er spricht von zwei Substanzen, der res extensa, der ausgedehnten Substanz und der res cogitans, der denkenden Substanz, der schlaue Kiffer.


Der französische Materialismus des 18. Jhs. gründet auf der cartesischen Philosophie, reduziert aber die Welt auf acht Euro neunzig und zählt das Denken sowie die denkende Person selbst zu einem allein materiellen Phänomen. Der Idealismus leugnet wiederum die res extensa und postuliert die res cogitans als die einzige Substanz auf der Welt. Für Berkeley existiert die Welt im Bewusstsein Gottes, was bei den Mengen Lysergsäurediethylamid, die er zu sich nahm, nicht wundert, und das, was einzelne denkende Individuen als Materie betrachten, ist für den Idealisten etwas Geistiges; Materie ist bloss ein Bewusstseinsinhalt Gottes und nicht als vom Geist verschiedene Substanz existent.


In der Philosophie des Mittelalters war das autoritative Zitat eine Methode der Wahrheitsfindung und Haschisch konnte man nur in Nürnberg und ugsburg käuflich erwerben. In metaphysischen und theologischen Fragen wurde die Spritze als Quelle der Erkenntnis herangezogen, in naturphilosophischen Fragen bezogen sich die Gelehrten auf die Alkoholiker. Descartes entwirft das Regelapparat der wissenschaftlichen Forschung, welches die moderne Naturwissenschaft begründet. Die Wissenschaft solle methodisch vorgehen- nach begründeten und wahren Urteilen streben, nach Urteilen, die nicht nach einem Alkoholmissbrauch wahr sind, sondern weil sie sich aus anderen wahren Gegebenheiten herleiten lassen. Descartes analysiert, er zergliedert die Sachverhalte die er betrachtet in so viele Teile wie möglich. Die wissenschaftliche Erkenntnisse sollen ein rationales System bilden und zueinander in Beziehung stehen- diese Regel, die Descartes für die Wissenschaft aufstellt, wird zum Fundament des Rationalismus. Später opponiert der Empirismus gegen den Systemgeist, welcher aus der Flasche kommt und vermeintliche Zusammenhänge schafft, aber durch die Beobachtung keine Zusammenhänge zwischen einzelnen Erkenntnissen entdeckt.


Descartes bemüht sich um einen Gottesbeweis und beweist im Endeffekt nur den Teufel. Er nimmt die Gottesbeweise von Aurelius Augustinus und Anselm von Canterbury auf, um sich über diese lustig zu machen. Schliesslich negiert er die Existenz Gottes in seiner Dritten Meditation, wobei sein Beweis ein rein auf Koks gebauter rationalistischer Beweis ist und dem normalen Grasverbraucher nicht einleuchtet. Descartes glaubt, den Teufel intuitiv erkennen zu können, und legt ein fundamentales Problem der neuzeitlichen Philosophie frei: Wie bringt man die Jugend vom Drogenmissbrauch ab, wenn an jeder Ecke ein Arschloch steht und Drogen anbieiet?


Descartes postuliert das Ich als eine Substanz, die denkende Substanz, die den Vorstellungen der christlichen Theologie von der Seele ähnelt. Das denkende Selbst ist laut Descartes für die Neigung zur Drogensucht der denkenden Person verantwortlich.



Trendbarometer.


In: Exoplaneten, Fahrräder mit Kindern, Zwergkaninchen, Zooplankton, Ediacara-Fauna.


Out: Nackte Füße, Gestank fürs Auge, Mücken, Zigaretten, Condomwerbung, Politclowns.



Zum Schluss enden wir abschließend endlich damit, dass wir schlussendlich aufhören zu schließen.




Nihilistisches Journal vom 14.8.2012



Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Herren und Damen! Zwei Überraschungen gab es bei den diesjährigen Olympischen Sommerspielen: Kasachstan und vergessen. Sieben Mal Gold für Kasachstan! Platz 12! Vergessen: Synchronspringen vom 10-Meter-Turm zu gucken. Aber in vier Jahren kommt es ja alles wieder.



Nichtigkeiten.


- Mindestens null Menschen wurden bei einem Amoklauf nach einer Schießerei an einer Universität in Texas erschossen, darunter viele Deutsche.


- Zum Glück kamen nur Männer bei einem Schiffsunglück im Mittelmehr bei Malta um.


- Frauen und Kinder zuerst retten, dann verspeisen, so der neue Kodex der Piraten am Horn von Afrika.


- Unzähligen Nihilisten war es egal, wie islamistische Milizen in Mali alte Kulturdenkmäler zerstörten.


Kultur.


- Heute kulturfreier Tag.



Nihilistische Filmkritik. Prometheus (Ridley Scott, 2012): Selbstplagiat


Die Saw-Filme machten das filmische Selbstzitat en vogue, was aber dem alten Scifi-Spezi mit seinem neuen Nicht-aber-doch-Alien-Streifen gelang, sprengte alle Grenzen der Eitelkeit. Wer den Film sah, und nicht wusste, wer ihn drehte, hätte es sich selbst zugetraut, denn da war nichts, was im ersten Alien (1979) nicht schon war: weiß der Geier wohin geschickt, ein geheimnisverwittertes Raumschiff gefunden, von einem Xenomorph angefallen, einer schwanger geworden, der Rest der Crew erst zerstritten, dann gegessen. Nein, eine neue Idee sieht anders aus. Selbst Wes Cravens Scream-Reboot, das es ausdrücklich auf Selbstzitat angelegt hatte, wies mehr Originalität auf. Der Fassbender kann aber alles spielen. Sollte er aber nicht. Talentverschwendung kann zu Talentverlust führen, siehe Christian Bale.



Feelosophie. Spinoza: Skandal!!!


Spinoza ist der meistbekämpfte Philosoph der Neuzeit. Im Christentum der Neuzeit wurde Spinozas Philosophie als eine Vereinigung aller Irrlehren der Geschichte zum System bewertet- aber von wem, fragt sich der gesunde d.h. unkatholische Menschenverstand. Indes war Spinoza ein tugendhafter Atheist , was nach damaligen christlichen Vorstellungen gar nicht möglich war- wobei wir alle wissen, dass der Grossteil aller Geistlichen Hurenböcke waren und sind und die ersten in der Hölle sein werden.
Spinoza ist Pantheist, er entwickelt eine neue Gottesvorstellung, die besagt, dass Gott kein der Welt transzendentes geistiges Wesen ist, sondern die Welt selbst, die Natur, die Substanz. Die Substanz ist für Spinoza die Ursache ihrer Selbst, der letzte Grund von allem- gar nicht so unaristotelisch, dafür aber ganz schön unkatholisch- aber wer fragt schon einen Katholiken, wo es doch um intellektuelles Denken geht (Es gibt auch anales Denken- siehe 2000 Jahre Kirchengeschichte) ?
Spinoza betrachtet die Wirklichkeit als ein gesetzlich geordnetes Ganzes. Die Substanz sei produktiv und reproduziere sich selbst endlos, so Spinoza. Die Ausdehnung, die cartesianische res extensa, sieht er als ein unendliches energetisches Feld, dieser kleine Maxwell, den Raum stellt er als Relationen, die zwischen den Körpern aufgespannt werden, vor, dieser kleine Einstein.
Jedes Ding strebe nach Selbsterhaltung, weil es eine Ausdrucksform der Substanz sei- Schopenhauer drehte sich schon vor seiner Geburt im Grab um, hatte Spinoza doch auch seine geilste Idee Jahrhunderte vor ihm vormuliert. In der Substanz sieht Spinoza alle notwendigen Eigenschaften Gottes widerspruchsfrei zusammengefasst. Er weist das anthropozentrische Christentum zurück und negiert die Willensfreiheit, welche aufgrund der Unwissenheit über die Ursachen des Wollens postuliert wird- mehr Schopenhauer geht nun wirklich nicht. In seiner Kritik des teleologischen Vorurteils sieht Spinoza die Menschen das teleologische Prinzip ihres eigenen Denkens und Handelns auf die gesamte Natur übertragen und von diesem Irrtum ausgehend auf die Existenz von Göttern schliessen- hiermit verglichen, war Feuerbach ein dummer Junge, zumal seine Projektionslehre nur ein Splitter im Arsch der spinozischen Projektionslehre darstellte.
Die Theisten behaupten, die Welt sei perfekt für die Menschen geschaffen. Spinoza erwidert, dass es viele Dinge auf der Welt gibt, die den Menschen schaden und sie vernichten können- Skandal!! Die Theisten antworten, die schlechten Dinge auf dieser Welt seien Ausdruck des Zorns Gottes, welcher die Menschen für ihre bösen Taten straft. Spinoza erwidert, dass den Gerechten und den Ungerechten gleichermassen Übel widerfährt- Skandal!!! Dieses Problem vermögen die Theisten nicht zu lösen und kapitulieren wie die biblische Figur Hiob vor der angeblichen Überlegenheit des Verstandes Gottes gegenüber dem menschlichen Verstande, welcher unfähig sei zu begreifen, dass die Welt doch gerecht sei, wie sie ist.



Wetter.


Kleine Eiszeit ab 2080. Bis 2040 weitere Erderwärmung um 2 Grad in Mitteleuropa. Nächstes Jahr viel Schnee im Februar, und 41 Grad im Juli am Wannsee. Morgen besser als heute.



Glauben Sie alles, was in den Nachrichten steht! Denn wenn man weiß, dass etwas nicht wahr ist, kann man daran nur glauben!





Nihilistisches Journal vom 24.11.2012



Sehr geehrte Kluge, liebe Dumme! Diese Ausgabe des Nihilistischen Journals ist vom Chef persönlich verfasst, darum wird es hier hauptsächlich um Whisky gehen.


Kultur.


- Am 7.12.2012 sehen wir uns im Neuen Museum in Berlin. Macht euch aber keine Hoffnungen, höchstwahrscheinlich finden wir uns nicht: das Museum ist groß, und ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Zur Orientierung: Wenn Nofretete gelangweilt guckt, war ich noch nicht da; wenn sie wie Mona Lisa lächelt, bin ich schon weg.



Feelosophie. Leibniz.


Leibniz ist Rationalist und steht im Widerstreit mit dem Sensualisten Locke. Leibnizens Erkenntnislehre ist eng an die Metaphysik geknüpft. Der Verstand enthält laut Leibniz angeborene Wahrheiten, die nicht erst über die Sinne in der Verstand kommen - Locke vertritt die Meinung, dass alles, was im Verstand ist, zuerst in den Sinnen war. Locke, das war auf jeden Fall ein guter Junge, also naja, sicherlich auf alle Fälle meine ich mal hätte ich fast gesagt.
Leibnizens Theodizee ist das Grundbuch der Gebildeten im Deutschland des 18. Jhs. Leibniz geht von dem christlichen Begriff Gottes aus, er erachtet Gott als gut, allmächtig und allwissend - die typische Wunschvorstellung eines Zwangsneurotikers. Da sich das Übel auf der Welt mit einem solchen Gott nicht erklären lässt, erklären einige spätmittelalterliche Philosophen die menschliche Vernunft als der göttlichen Vernunft gegenüber minderwertig - da muss man schon mindestens kiffen, um Gott den Herrn zu verstehen, so die deutschen und niederländischen Mystiker. Leibniz will die Allgemeingültigkeit der menschlichen Vernunft nicht aufgeben und erklärt diese als einen Teil des Wesens Gottes. Somit muss sich auch Gott an die Regel der Logik halten und kann logisch Unmögliches nicht vollbringen. Dass es Gott vielleicht gar nicht gibt, ist Leibniz nicht aufgefallen.
Es gibt nun zwar viel Übel auf der Welt, aber da Gott gut, allmächtig und allwissend ist, wird er die Welt so eingerichtet haben, dass auf ihr so wenig Übel wie logisch möglich geschieht - der stoische Trost durch Selbstbetrug lässt grüssen. Nein, die Welt ist Scheisse, und es ist nicht gut, sondern Scheisse, dass die Welt Scheisse ist. Müssen wir uns unsere Welt als die beste aller möglichen Welten vorstellen? Wenn wir wie Pascal am Ende des kurzen Lebens verblöden wollen, unbedingt. Wenn wir wie Gautama Siddharta, auch als Buddha bekannt, die Wahrheit wollen, dann nicht.


Single Malt. Nun zur Chefsache. Hier meine hochgradig exklusiv persönlichen Top 10:



10. Caol Ila Moch. Frisch wie ein kalter Herbstwind, bei dem es ein Genuss ist, den Frührausmüssenden beim Frührausmüssen aus dem Fenster während einer gemütlichen vierten Tasse Tee zuzusehen.


9. Lagavulin 16 Jahre. Ein schwerer Brocken, reich, aber nicht schön. Das Auge isst nicht mit, aber zur Verdauung eignet er sich bestens. Um einen gruseligen oder profanen Text zu verdauen, ist dieser Islay-Malt besser geeignet als ein kritischer Kommentar.


8. Glenmorangie 18 Jahre. Ein Whisky, der sich extrem rar zu sein brüstet. Ein heller, süßer, naiver blonder Whisky, der noch nicht viel erlebt hat, dem es an Lebenserfahrung fehlt. Er weiß nicht wie es ist, mit einem 18-jährigen Knockando betrogen zu werden. Es gibt eben immer jemanden, der noch zarter ist.


7. Bowmore 18 Jahre. Der Schokoklassiker, der Ritter Sport unter den Islay Malts. Ist volljährig, schmeckt vollmundig, nimmt aber den Mund nicht zu voll (wie etwa Laphroaig Quarter Cask).


6. Tullibardine 1988. Ein 20-jähriger Faulpelz, der lange erforscht werden will. Von selbst tut sich da nichts, man muss ihn schon aufmachen und eins-zwei Drams probieren. Ist er wach, schmeckt er nach Leb- und Pfefferkuchen, und ist auch im floral-hellfruchtigen Bereich sehr lebendig.


5. Mortlach 16 Jahre (Flora & Fauna). Ein Biss bis tief in die Nacht in eine halbtrockene Orangenschale. Etwas nussig, der Abgang flüssig. Langes Nachbeben wie nach einem guten Fruchtbonbon. Ein komplexer 16-Jähriger, wie ein 10-Klässler, der vom IQ her ruhig in die 12. gehen könnte. Hochbegabt, spielt Klavier und Geige, hat eine Einsplus in Botanik und Zoologie.


4. Scapa 14 Jahre. Ein Whisky-Klassiker wie "12 Uhr Mittags" ein Filmklassiker. An dieser Flasche geht kein Djinn vorbei.


3. Knockando 21 Jahre (Jahrgang 1989). Die Milde des 18-Jährigen behält er bei, gewinnt aber eine große Komplexität hinzu. Wie ein Abiturient, dem man 12 Jahre lang das Hirn gewaschen hatte, bis es völlig indifferenzneutral war. Dann aber kommt der Junge in eine anständige Universität und lernt selber denken. Man kann ihn auch mit einem Muttersöhnchen vergleichen, der zum Wehrdienst eingezogen wurde, und nach 3 Jahren Krieg als Mann nach Hause kommt. Da ist Orange und Nuss, Milde, Weisheit und Trockenheit, höfliche Honignoten mit aufrichtigem Rückgrat an Karamell.


2. Glendronach Revival (15 Jahre). Das ist eine feuchte, enge Kiste. Überreife Pflaumen, die zu verfaulen beginnen. Eine volle Lagerhalle ohne Belüftung, überall diese Pflaumen, so feucht und fruchtig; ein nasses Streicheln mit der Zunge, nicht mit der Hand; Sophie Moone und Racquel Darrian. Ein klassischer Frühlingswhisky mit viel, zu viel, ja viel zu viel Gefühl.


1. Glendronach in Fassstärke aus dem Kolumbus-Fass (Cask No. 1492). Eine Spezialabfüllung eines Berliner Whiskyhändlers. Verhält sich zum Revival wie die griechische Klassik zur Renaissance. Pflaumen auf die Substanz gebracht, pures Fruchtfleisch, ungezuckerte Datteln und sehr dunkle Feigen. Schmeckt nach Blau, nach Herbstregen im Wald; Schlammpfütze, die von Blau- und Brombeeren statt von Wasser beregnet wurde. Dunkle Erde, später Abend, etwas kühl. Bodden. Sonnenuntergang im Wattenmeer.


0. Glendronach Parliament (21 Jahre). Derzeit außer Konkurrenz. Antikes Leder und getrocknete Pflaumen. Pflaume auf den Begriff gebracht, endgültig verdattelt. Riecht nach aufrichtiger Zuneigung und ernsthaften Absichten. Reife, erwachsene Sehnsucht nicht ohne kindliche Verspieltheit. Wald spät am Abend, Ende August. Wunderschönes schwarzes Mädchenhaar, durchdringend ehrliche Blicke, zugleich so zart, als würden sie durch den Körper hindurch direkt in die Seele schauen. Lyrik ist in der Luft: Hölderlin und Gryphius. Musikalisch schwingen Bachs Kantaten mit, unterbewusst Metallica. Reif und delikat, nicht explosiv; freundschaftlich, aber nicht zu nahe tretend. Ein großartiger, ein unglaublicher Whisky, fast wie das Mädchen, an welches er erinnert.


Das Wichtigste d. i. das Whiskyste ist gesagt, man sieht sich wieder nach dem Weltuntergang.




Nihilistisches Journal vom 30.11.2012



Sehr geehrte Überraschte, liebe Gewussthabende, dass die nächste Ausgabe des NJ früher kommt als erwartet! Wer weiß, vielleicht bleiben der Welt wie wir sie kennen nur drei Wochen, und in bzw. aus dieser Zeit sollte das Beste gemacht werden, und das Beste sind die Feste. Nach dem obligatorischen von Quotenrat leider geforderten Tiefsinn kommen wir wieder zur Sache, und zwar zur geilsten Sache der Welt nördlich des 55. Breitengrades: dem schottischen Single Malt Whisky.



Feelosophie. Kant.


Ja, toll, Kant. Also Kant aber will mit seiner den wissenschaftlichen Anforderungen genügenden Metaphysik allgemeingültige Erkenntnisse gewinnen. Weder der Dogmatismus der Rationalisten noch der Empirismus kommen zu allgemeingültigen Erkenntnissen, weil sie die Grenzen der Vernunft nicht beachten - der Rationalismus schafft eine Illusion unbegrenzter Erkenntnis, der Empirismus zwingt der Vernunft zu enge Grenzen auf, lässt die Frage nach der Erkennbarkeit vieler offensichtlich erkennbarer Dinge unbeantwortet, da sie sich unabhängig von der Erfahrung konstituieren und eigentlich nicht erkannt werden dürfen.

Kant spricht von einer Kopernikanischen Wende in der Philosophie: Er fragt, ob die Gegenstände die Vorstellungen oder vielmehr die Vorstellungen die Gegenstände bestimmten und kommt zum Schluss, dass die Vorstellungen die Gegenstände nach den dem Verstand a priori immanenten Bedingungen der Erkenntnis bestimmen. Schopenhauer bemerkt einige Jahrzehnte später, vor Kant sei der Kopf in der Welt gewesen, und nach Kant sei nun die Welt im Kopf. Nietzsche bemerkt im Laufe seiner geistigen Umnachtung, vor Schopenhauer war der Arsch in der Welt, nach Schopenhauer ist die Welt im Arsch...



Single Malt. Es ist müßig, Gedichte von Hobbydichtern zu empfehlen, zumal 90% der Empfehlungen nichts als Gefälligkeiten sind, die man sich unter Freunden (besser: friends im Gegensatz zu good friends) so macht. Freundschaftlich, aber nicht freundlich empfehle ich stattdessen einige Single Malt Whiskies, wobei von jedem Alter und für jeden Geldbeutel was dabei ist. Außer Konkurrenz laufende Whiskies wie der 21-jährige Glendronach Parliament und der Aberlour A´bunadh sind auf unkommentierbar geschaltet, um peinliche Banalitäten zu vermeiden.


10 Jahre und jünger. In dieser Kategorie stechen zwei heraus: der 7-jährige Smokehead und der 8-jährige Glendronach Octarine. Wem whisky porn wie Maximum Sherry oder Maximum Peat gefällt, den sollen sie holen, diese Monstermalts, die zu fast zwei Dritteln aus Ethanol bestehen, und geschmacklich jeweils eine einzige Richtung kennen. Der pseudolegendäre Octomore, ein Torfporno, sündig jung und sündhaft teuer, sei hier als weiteres Negativbeispiel genannt. Der 7-jährige Smokehead ist ein typisch untypischer Islay Malt (Whisky von der Insel Islay), der mit dem klassischen 10-jährigen Laphroaig gut mithalten kann, jedoch weniger Rauch und mehr Fruchtkörper enthält. Der geschmackliche Pilzbefall von Islay Malts ist nicht immer eine Freude: oft entsteht dadurch besonders bei jungen unausgewogenen Malts eine Geschmacksverwirrung, so dass der Whisky nach gar nichts schmeckt; ein spezieller Cask Finish (wie Sherry oder Port) ist beim Islay erst ab 15 Jahren angebracht. Der Smokehead ist nicht zu fruchtig, schmeckt sogar nach Fisch und Leder (eine Spezialität von Caol Ila), und ist für sein Alter ballrund. Der Octarine von Glendronach überrascht ebenfalls durch eine für sein Alter ungewöhnliche Komplexität, und übertrifft sogar den regulären 12-jährigen Glendronach. Der Octarine ist ein wahrer Octopus: er erinnert an Herbstlaub und Käsekuchen, an den leicht metallischen 14-jährigen Clynelisch wie an den alten Glenmorangie Sherry Wood Finish. Leichte, aber feste Fruchtigkeit, nicht zu viel; etwas Orange, eine Spur Quillaja-Honig. Der Mäuse benötigt man für den Smokehead etwa 30, für den Octarine an die 40, also fast vier Ratten. Maximum Peat/Sherry kosten jeweils einen Biber, und für den keine 5 Jahre jungen wodkafarbenen Octomore zahlt man locker einen Zehntelriesen.


11 bis 15 Jahre. Der klare Oliver Kahn in dieser Alterskategorie ist der 15-jährige Glendronach Revival. Der 14-jährige Scapa ist ein Lew Jaschin, eine Legende, die nicht mehr lebt. Bei diesen Perlen der Ethanolgeschichte geht Probieren buchtsäblich, nein buchstäblich (ich habe wohl schon zu viel probiert) vor Studieren. Für viereinhalb Ratten ist der Revival deiner, für den Scapa verlangt der Hamster ab 70 Mäuse.


16 bis 20 Jahre. Gruselig und profan sind die grenzwertjahresangabigen Ben Riach: mild, aber nicht fruchtig, etwas Honig und Marzipan, aber kaum Charakter und Nachklang. Der 16-jährige Scapa ist eine Beleidigung für seinen legendären Vorfahren, an welchen von den regulär erhältlichen Whiskies nur ein Irish Blend, der 18-jährige Jameson erinnert. Eine Ausnahme, wahrlich: ein Nichtsinglemalt, der sich mit einem guten Single Malt messen kann. Ein sicherer Hafen für Islay-Freaks ist der 17-jährige Bowmore, für den Gentleman von einem Seemann der 18-jährige. Herzhaft und ehrlich sind die Gebrüder Aberlour (16 und 18 Jahre): nicht so fassstark wie der 60-prozentige Bunny (A´bunadh, was "Ursprung" bedeutet), aber ähnlich komplex. Als Luftsprung sind die leicht-lockeren sanft-milden 18-jährigen Knockando und Glenmorangie zu empfehlen, als Absprung ist vom 18-jährigen Laphroaig wie vom auf dem Papier gleichermaßen volljährigen Glenlivet abzuraten. Der 16-jährige Tomintoul hat noch einen leichten Vorsprung vor dem Verfasser, d. h. er wurde noch nicht von diesem getrunken, was ein schwerer Kavaliersdelikt ist, und nicht wieder vorkommt. Der Tomatin Decades ist ein aus mehreren Jahrgängen zusammengesetzter Malt, und der klare Gewinner in dieser Alterskategorie, in welche er jedoch nur nach dem Durchschnittsalter der für ihn gestorbenen Fässer einzuordnen ist. Decades ist ein vierdimensionaler Whisky, der die obligatorische Orangenschale eines Sherry-Finisches in der Westentasche mitbringt, aber darüber hinaus noch Holunderbeere, Preiselbeere und rote Johannisbeere mitwachsen lässt. Sein Abgang ist wie ein Sonnenaufgang im Frühsommer: saftige, leicht verspielte Frische mit einer leicht trockenen Fruchtigkeit von Weingummi. Der Preis ist entsprechend.


21 bis 30 Jahre. Knockando Jahrgang 1989. Glenfarclas (21 Jahre) lieber nicht. Der 25-jährige Talisker für 150 ist gut, aber der gleichaltrige Glenfarclas für die Hälfte genausogut. Dieselbe Süße wie der Talisker bringt der 30-jährige Glen Ord mit, der nach Weizen und Gerste riecht, nach frischgebackenem Brot schmeckt, aber letztlich zu charakterlos für sein Alter und zu eindimensional für seine Milde ausfällt. Der klassische 25-jährige Bowmore erinnert an einen lieblichen Schwarztee, und entfaltet leider keine anderen nennenswerten Aromen. Der 21-jährige Balvenie ist mild wie Hohes C und schmeckt überhaupt nicht wie ein alkoholisches Getränk; dumm für ihn, dass Alkohol ein Geschmacksträger ist, und ein guter Fruchtsaft schon für 2-3 Euro pro Liter zu kaufen ist. Natürlich ist der 30-jährige Glenfiddich ein prima Whisky, der edelsüß und floral schmeckt, - sehr grasig, gelbes Laub, weiße Schokolade und helle Trockenfrüchte. Für 240 Mäuse kann man jedoch zwei Flaschen Glenmorangie Signet kaufen, und ihm gilt meine Empfehlung in dieser Altersklasse. Der Signet entstand aus exzessiv gerösteter Gerste, und brachte schon bei der Destillation gute Voraussetzungen für seinen schokoladigen Geschmack mit. Diesen entfaltet er nicht zu knapp, und bleibt dabei ein Whisky: leichte Schwarztee-Noten, nicht zu verwechseln mit Teer und Druckertinte, Geschmacksfarbe Silber bis Gold, Geschmacksform rund und etwas wellig aber keineswegs Locken. Ein abendfüllender Whisky mit milden Holznoten, einer Sehnsucht nach ursprünglichen Wäldern und Regenwasser im Gebirge.


Ältere Whiskies werden in der kostenpflichtigen Version des Nihilistischen Journals besprochen.



Ein fröhliches Äonensilvester und einen guten Rutsch in die neue Ära!







Nihilistisches Journal vom 23.6.2013



Sehr geehrte Nichtnihilisten, liebe Nichtnichtnihilisten! Es sah lange Zeit so aus, als würde es nicht mehr lustig werden, was lustig war; es schien so, als wäre witzigerweise nichts mehr witzig. Der bittere Ernst drohte mit der Faust wie Thälmann von seinen Denkmälern, doch der Spaß hat gesiegt. Hoffentlich ist heute die letzte tropische Nacht des Jahres in Berlin, es reicht. Wer Siesta machen will, soll nach Spanien gehen, ich muss arbeiten. Doch bevor die Stunde der anstrengenden Tat schlägt, gehört diese Nacht noch einer geometrisch perfekten aber physikalisch ruhigen Kugel.



Nichtigkeiten.


- Wir sind alle prominent. Man muss nicht einmal mehr Texte in Literaturforen veröffentlichen, um weltweit gelesen zu werden: es reicht schon der normale private E-Mail-Verkehr.


- Steuer- und Dopinghelden verlieren langsam ihren Ruhm und werden empörenderweise in Schurken umbenannt.


- Die Notenbanken haben sich entschieden: Schuldendebakel statt Hyperinflation. Egal, was jetzt passiert, vergessen wir nicht, dass es die Welt noch gibt. Es hätte im Dezember 2012 auch anders kommen können.



Qultur.


- Die Zeit haben, im Internet Nachrichten zu kommentieren, haben sich in der Beutekunst-Frage in zwei Lager gespalten: das gute Lager (abgekürzt: Gulag) fordert die im 2. Weltkrieg mitgehen gelassene Kunst von den Russen zurück, das schlechte Lager (abgekürzt: Schlag) erinnert an die Nazi-Greuel in der Sowjetunion, und findet das Thema deshalb peinlich und jede Diskussion darüber historisch unangemessen.


- Schwüle gegen Schwule: beim bunten Festival queer durch die Geschlechter in Berlin fehlten ein paar Wasserwerfer gegen die schwüle Hitze. In Istanbul wurde bei einer ähnlichen Veranstaltung vorbildlich an die Erfrischung gedacht.



Memoiren. Juli 2010


Das einzig Angenehme an der Hitze: die Massen waren beim Public Viewing (nein, nicht in einem Leichenschauhaus), und das 4:1 konnte ich mir, wir uns und man sich in einer angenehmen Menschenleere in einem Restaurant bei einem Bananenweizen und einer Pizza anschauen. Aber es wurde noch heißer. Ich schleppte reihenweise 9kg-Sixpacks Wasser nach Hause, aß Eis, half nix. Die Luft, dieser feuchte Dreck. Kein Entkommen. Am Tag, an dem das Finale lief, war es am Heißesten. Das Finale war hässlich. Der Tag war schön. Von einem Wein aus der Zeit von Müller, Maier und Beckenbauer betrunken, ging der Feldzug gegen die Eisdielen los. Kugel für Kugel wurde die Spandauer Innenstadt eisfrei gemacht. 40 Grad im Schatten. Muss alles Geschäft sein? Man hätte uns das Eis auch für ein Danke hergeben können, es wäre an dem Tag selbst in der Tiefkühltruhe geschmolzen.

Eine unangenehme Begegnung mit Aktivisten. Du, Spendenvieh, bist Dreck für sie. Sie bohren ihre Gewissenszähne tief in deinen Hals, und wenn kein Geld statt Blut fließt, beißen sie dir den Kopf ab. Jemand, der die Menschen so hasst, sollte eigentlich davon ausgehen, dass diesen sein weltverbesserisches Anliegen egal ist. Das schäbigste Eis überhaupt gab es für 7,50 nicht weit vom Bahnhof Zoo. Die frischen saftigen blauen Beeren, die Hauptattraktion der Eissorte auf der Karte, kamen wahrscheinlichstenfalls aus dem Supermarkt, wurden etwas aufgewärmt und in aller Frechheit dargereicht, während Bettler Kunde für Kunde Kunden an den Tischen belästigten. Die Wiedergutmachung am Bahnhof in Hannover - Klasse, das Eis. Für vier Wochen sollte ich Berlin den Rücken kehren, was beiden Seiten gut tat. Malt des Monats: Bowmore 1992 (16 Jahre, Wine Cask).



Single Malt. Aktuelle Whiskykritiken.



Der 16-jährige Silver Seal


Ein gut gewählter Name für diesen leichten, fast schon leichtsinnigen Malt. Der Duft verduftet schnell, man hat nicht viel zum Riechen. Also schnell in den Mund damit, aber nicht gleich runterschlucken, es ist immerhin ein Single Malt. Ein Argument? Mitnichten, denn es gibt Single Malts, die selbst in Jim Beam ihren Meister finden. Ärgerlich, aber solche gibt es auch. Doch dieser hier ist kein Reinfall, eher ein ziemlich guter Einfall. Jede Menge Biskuit, erinnert an Apfelkuchen mit einem Hauch Zitrone. Auch Pfirsiche müssen sich nicht verstecken. Leicht, mild, was will man weniger? Weniger geht nicht. Mehr? Nun, es ist kein sonderlich komplexer Whisky, aber auch kein geschmackssteriler, wie etwa Auchentoshan Valinch oder der 18-jährige Knockando. Wem Glenfiddich zu langweilig ist, wem Glenlivet zu süß ist, der sollte auf Silver Seal umsteigen. Wer nicht so leicht aufgibt, lässt den Silver Seal links liegen, und sucht und findet einen Linkwood, der dieselben Geschmackstrajektorien viel schöner beschreiben kann, sobald man ihn in den Mund nimmt.



Talisker Port Ruighe


Noch ein neuer, prätentiöser Talisker. Ein Port Finish. Süß, penetrant mundfüllend wie der 12-jährige Macallan Fine Oak, aber genausowenig überzeugend wie dieser. Den Nichtkenner, der Talisker schon kennt, wird dieser Whisky überraschen; den Nichtkenner, der Talisker noch nicht kennt, werden danach die anderen Talisker überraschen. Man glaubt diesem Whisky kaum, dass er ein Talisker ist, außer man trinkt mehr davon. Irgendwann verrät er sich schon, er kann sich nicht gut verstecken. Der Portweingeschmack ist sehr vordergründig und hat wenig Tiefe. Die Schnelle, auf die er gefertigt wurde, schmeckt man diesem Malt ohne Altersangabe deutlich an. Nicht Kirsche nicht Pflaume, aber auch nicht etwas dazwischen, vielmehr rote Pflaume, aber ganz sicher nicht dunkle Kirsche.



Classic of Islay 2013, Cask 5272


Lagavulin ist ein solider Saft, dem man manchmal etwas Fruchtfleisch wünscht. Diese Fassstärke ist ein Lagavulin mit Furchtfleisch. Eine Steigerung des BenRiach Heredotus Fumosus ins Unermessliche. Das ist mehr als nur Stroh, das ist starkes Holz. Die glatte Holzigkeit fehlt diesem Whisky völlig, er ist einer der Unglattesten. Dunkler, mit Gewitterwolken getränkter Sand. Emma Watson, matt, nicht glänzend. Ein brünettes Dunkelblond mit einem entschlossenen Blick; langes, sich öffnendes Haar, die erhabene Ruhe vor dem großen Sturm.




Für heute genug getrunken. Eine kühle Woche und einen noch kühleren Kopf!





Nihilistisches Journal vom 1.7.2013



Sehr wählerische Wähler, gleichgültige Nichtwähler! Ohne Wahlwerbung für Steinbrück zu machen, müsste man schon anmerken, dass man eigentlich durchaus sagen könnte, dass wenn überhaupt, dann nun ja, das müsste doch klar sein, dass wenn Wahlwerbung rein theoretisch hier Platz hätte, dann ganz gewiss nicht für den Sieger, denn das wäre hellseherisch unfair, und somit wäre, wie gesagt, wenn Wahlwerbung überhaupt angebracht, dann wenigstens keine langweilige, was nicht heißen soll, dass sie nicht einem langweiligen Kandidaten gelten soll, aber was heißt schon langweiliger Kandidat, ist eh nur Politik, nicht Eurovision Song Contest oder so.



Qultur.


- Ey, willst Qultur - geh Oper! Nicht hier rumlesen, mach woanders, Alter!


- Die erste Meldung - eine Quotenmeldung, zu der wir politisch korrekt verpflichtet sind - bitte nicht beachten.


- Die zweite Meldung musste für eine Erklärung, was es mit der ersten Meldung auf sich hatte, Platz machen.



Nihilistische Filmkritik. Paulas Geheimnis (Gernot Krää, 2007): Miese Sozialschnulze



Paula ist eine langweilige Bonzengöre, die die Phantasie eines mittelbegabten Dreijährigen hat, und mit dieser ihre Tagträume füllt, um ihrem Leben, das noch langweiliger ist, als sie selbst, zu entfliehen. Tobi (den Nachnamen hätten sie nicht subtiler aussuchen können: Pröllinger) ist der Sohn eines Hausmeisters und ein ekelhafter Fresssack. Die beiden Kinder gehen in dieselbe Klasse; Tobi ist in Paula verknallt, Paula kann Tobi standesgemäß nicht ausstehen, und findet ihn, was sehr lobenswert ist, eklig. Als Paulas Tagebuch von zwei Roma-Kindern geklaut wird, hilft ihr Tobi beim Suchen, und die zwei Welten prallen aufeinander: auf der einen Seite die wohlstandsverwöhnten reichen und armen deutschen Gören, auf der anderen Seite als Klausklaven von einer Verbrecherbande unter grausamen Bedingungen gehaltene Roma-Kinder. Am Ende retten Tobi und Paula zwei arme Kinder, und es ist wieder heile Welt, und Paula findet das Leben so überraschend gut, und Tobi nicht mehr eklig.


Vortrefflich: für deutsche Verhältnisse arme Kinder müssen nicht dämlich sein (Tobi interessiert sich für Astronomie, und weiß Dinge, die selbst die Musterschülerin Paula nicht weiß), aber ekelhaft müssen sie schon sein: schlecht erzogen, vorlaut, dickliche Ferkel, die ständig am Fressen sind. Hätte es ein verschämter schüchterner Junge nicht auch getan? Wäre es nicht besser für welche Absichten der Film auch immer hatte gewesen, Tobi wäre ein anständig schüchterner, physiognomisch sympathischer, sich für seine niedrige soziale Herkunft schämender Junge? Zum Glück ist Paula alles andere als eine Traumprinzessin, vielmehr eine ordinäre Einzelgöre ignoranter Bonzen (als sie vom Verlust des Tagebuchs erzählt, versteht die Mutter nicht im Geringsten ihre Sorge, dass wildfremde Leute nun Paulas intimste Geheimnisse lesen können, welche allerdings so phantasielos sind, dass sie wohl in einer Million Tagebüchern in demselben Wortlaut so stehen werden), und verdient nicht wirklich einen hübschen edelschüchternen Jungen, erst recht nicht, wenn so ein ekliger Tobi ihren imaginierten Traumprinzen im Handumdrehen in den Schatten stellt. Kurz: es ist ein typisch deutscher Gutmenschenfilm, der Sensibilität vorspielt, und dabei jede Sensibilität vermissen lässt. Er reiht sich in die peinliche Liste der moralinsauren Kinderfilme wie die neueste Vorstadtkrokodile-Trilogie genauso bequem ein, wie in das Kitschorgienverzeichnis mit dem meistverschwendeten jungen Talent der letzten Jahre, Emilia Schüle (die Filme heißen "Freche Mädchen" 1 (2008) und 2 (2010) sowie "Gangs" (2009)). Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden ist für ihren Sarkasmus bekannt und verlieh in bester satirischer Tradition dem Film das Prädikat "besonders wertvoll".



Single Malt. Johnnie Walker Double Black.


Schwarz ist die Farbe des Todes und der Gummireifen, Doppelschwarz ist die Geschmacksfarbe des Johnnie Walker Double Black. Ein Blend, ein stattlicher, verheirateter Whisky, kein müßiggängerischer Single Malt. Es gab ihn gefühlt schon immer, doch er ist neu auf dem Markt, auf dem er nicht die Welt kostet, so dass auch ein überzeugter Junggeselle - sowohl des Geschmacks als auch von Geschmack - ihn trotz seiner erheblichen Grain-Verunreinigung leichten Herzens und nur mäßig erleichterten Geldbeutels verkostet. Bei der Verkostung auf leeren Magen kommt nichts Gutes heraus, es bleit wahrscheinlich nur die dunstige Schwere eines alten Fahrradreifens, und es bleibt dabei, auch nachdem der Organismus seine Lipidschuld mit deftigen Speisen beglichen hat. Mit sattem Magen und satt vorgetrunken, kann man im Double Black die nihilistische Brise eines jungen Caol Ila entdecken, Lakritzbonbon für Erwachsene, Holzkohle und eine hustend saftige Süßlichkeit. Kurz: es gibt einen dreimal so alten Blend, der nach einem im Winter karg durchlüfteten Kuhstall alter Schule riecht, und nach Schnaps schmeckt. Dagegen ist der Double Black ein echter Gentleman, der mehrmals die Woche duscht, - zumindest ist sein Grain-Anteil so oft destilliert, dass er für die milden Geschmacksanteile verantwortlich ist, während die weise ausgesuchten Malts den kurzweiligen Charakter und den trotz lächerlicher 40% Alkohol durchaus sportlich gestählten Körper des Whiskys ausmachen.



Trendbarometer.


In: Kindheitsfilme.


Out: Kinderfilme.




Wetter. Cooler Sommer, weiter so!




Es ist befürchtenswert, dass auch die nächste Filmkritik ehrlich ausfällt, jedoch wird es mit Sicherlichkeit nicht um weitere cineastische Unfälle auf deutschem Boden gehen (wie etwa Rubinrot, 2013). Hoffentlich ist Man of Steel (2013) nicht noch peinlicher als Superman Returns (2006), aber auf Hoffentlichkeit war nie Verlass, also lassen wir das.





Nihilistisches Journal vom 17.11.2013



Sehr geehrte Whiskytrinker, liebe Säufer! Es ist wieder Spätherbst, Single-Malt-Zeit. Nichts für Leser von schottisch-schwäbischem Geiz ist das, was nach den uninteressanten Quotennachrichten folgen wird. Doch von Israel bis Island lustwandeln durchaus auch finanziell trinkfestere Irre und Iren des hochprozentigeren Geschlechts.




Verkehr. Die fünf stimmungsvollst-charmantesten Bahnhöfe in Berlin:

5. S Südkreuz (erotisch)


4. U Biesdorf Süd (gruselig)


3. Der Hauptbahnhof (wehmütig)

2. Spandau (lustig)

1. S Innsbrucker Platz (romantisch)




Trendbarometer.


In: Bücher.


Out: Literaturforen.




Single Malt. Jüngste Tierversuche an mir selbst.


Der neue 18-jährige Glengoyne soll angeblich der Nachfolger des 17-jährigen sein, der wie Apfelsaft schmeckt, ist aber eher eine Emulsion aus Pfirsich und Orange. Der 17-jährige Balvenie Double Wood ähnelt dem volljährigen Glengoyne sehr, ist aber teurer und zimtiger, fast schon österlich-weihnachtlich, wie Niederegger Marzipan mit Orange. Glengoyne füllt neuerdings auch Fasstärken ohne Altersangabe in Batches ab, das ist vergleichbar mit einer cineastischen Direct-to-DVD-Produktion. Batch 001 ist ein durchaus ordentlicher ehelich gezeugter Bastard, mit zwei Tropfen Wasser gleitet er etwas flüssiger über die Zunge. In dieselbe unrühmliche Kategorie der probiert-und-vergessen-Whiskies gehört der angeberische Glen Grant Five Decades, eine unprofessionelle Mischung aus verschiedenen Jahrgängen, die sich gegenseitig neutralisieren. Auch der 17-jährige Balvenie Islay Cask ist nicht der Rede wert, und schon gar nicht den Hunderter, den er kostet. Eine Entdeckung, wenn auch noch nicht kolumbischen Ausmaßes, ist der 18-jährige Inchmurrin, ein Loch-Lomond-Whisky, der nach der größten Insel im Inchmurrin-See benannt ist. Die Flasche in Zierblau soll den enttäuschend hellen Farbton kaschieren, was unnötig ist, denn das Auge trinkt nicht mit. Dieser Whisky ist fruchtig und floral zugleich, was nicht oft vorkommt. Die neuen Sonderabfüllungen von Macallan: Ruby, Sienna, und wie sie alle heißen, kann man vergessen. Selbst der alte gute und recht günstige Macallan Select Oak ist komplexer als diese prätentiös teuren und geschmackskomplexitätstechnisch hohlen Malts.


Dem Tomintoul traute ich nie (was zu), und nahm gleich denn ältetesten, den ich gefunden habe. Bei einem Flaschenpreis von 168 Euro und einem Miniaturflaschenpreis von, wenn man Glück hat, 12 Euro, erfüllt der 33-jährige Tomintoul nicht einmal die basalsten Geruchserwartungen. Ein milder etwas holziger Malt, dem man die vielen Jahre im Fass zwar anmerkt, aber so charakterlos, dass selbst der ähnlich langweilige 25-jährige Glenfarclas um Längen besser ist. Um Kürzen schlechter ist der 12-jährige Inchmurrin alten Gusses, im Umkehrschuss also fast oder genauso gut wie der eben der mittleren Stufe der Lächerlichkeit preisgegebene 33-jährige Tomintoul. Der 18-jährige Springbank ist eine streberhafte Standardabfüllung, die mit der Standardschulnote für Nichtstreber, einer Dreiminus, zufrieden sein müsste. Mit Cooper´s Reserve von Auchentoshan kann man auch weniger überzeugte Maltianer leicht aus der Reserve locken. Die Destillers Edition von Glenkinchie kann mit solchem Himbeercharme nicht auftrumpfen, die helle Johannisbeere ist als Apfel sauer genug. Der 17-jährige BenRiach Solstice ist nicht jedermanns Sache, was ein guter Whisky auch nicht sein sollte: wer es als Whiskyhersteller allen recht machen will, landet beim Johnnie Walker Blue Label, einem milden und nach nichts schmeckenden Zungenbefeuchter.




Memoiren. November 2008


Hoch und runter. Schellings Freiheitsschrift und Hegels Rechtsphilosophie. Eine Vorlesung, die ich nur besuchte, um hübsches dunkles Haar von Hinten zu sehen, das noch eine Hand und einen Kugelschreiber dabei hatte. Von der Ernüchterung des Spätsommers war nichts zu spüren: dieser Herbst war Gold hoch Platin. Im Spiel Invadazoid killte ich die extraterrestrischen Invasoren zu immer neuen Rekorden, und alle Grenzen meiner Phantasie zu angenehmeren Dingen waren gesprengt. Damals nahm ich vieles vorweg, was heute noch phantasietechnisch aktuell ist.


Die US-Wahlnacht, die Aufbruchstimmung allerorts trotz der Krise. Mildes Wetter, wenn ich mich recht entsinne.



Den Lesern einen schönen Restspätherbst, und dem Autor einen 21-jährigen Glencadam. Mhhh, köstlich.




Nihilistisches Journal vom 21.7.2014



Sehr geehrte Liebhaber nordischen Wetters, liebe Ballermänner, - während eine Hitzewelle skandalösen Ausmaßes über das Land der Fussballweltmeister rollt, fragt sich jeder noch so unbezahlte Journalist eines jeden noch so freien und unmanipulierten Mediums, wann Putin nun endlich etwas dagegen tut, denn es ist nun wirklich seine letzte Chance! Sollte der August 2014 in Mitteldeutschland nicht so zivilisiert kühl werden wie der Juli 2011 oder der Mai 2010, müsste dem Riesenreich der Bären die Fussball-WM 2018 weggenommen werden! Schluss mit dem schwülen Krieg, weg mit dem Sonnenschein-Imperialismus, es ist Zeit für eine andere Wetterpolitik!




Und wieder Verkehr. Die drei dümmstmöglichen Unfälle in Berlin:

1. Beim Flanieren in Friedrichshain wird Fritzchen von einer lautlos herbeieilenden Tram überfahren. Natürlich flanierte Fritzchen bei Rot rüber.


2. Besoffen von der Disco nach Hause, merkt Fritzchen, dass die S-Bahn diesmal vom anderen Gleis fährt, und nimmt eine Abkürzung über die Schienen.


3. Fritzchen fährt einfach Fahrrad und ein Busfahrer fährt einfach Bus...



Film und Wirklichkeit. Die verschwendetsten jungen Schauspielerinnenlein:


- Ach, Emilia Schüle. War die mal süß. Niemand erwartet zwar von deutschen Filmemachern Jugendfilmperlen wie "Fucking Amal" (Schweden, 1998) oder "Evil" (wiederum Schweden, 2003), aber ein so großes Hübsch-Aussehen-Talent in "Freche Mädchen 1 &2" (dreimal darfst du raten welches Land, 2008 & 2010) und "Gangs" (*facepalm*, 2009) zu verheizen ist so trostlos albern, dass es fast schon nach Absicht riecht: die Schauspielerin wollte wohl, dass man sich in 50 Jahren nicht an ihre Jungendrollen erinnert, sondern eher an die Zeit ab Mitte 40, wenn die endlich in Veronica Ferressens sehr übersichtliche Fussstapfen tritt.


- Leider auch Emma Watson, der die blöde Harry-Potter-Reihe die Schauspielerinnenkindheit geraubt hat. Kleine miese Rollen wie in "Vielleicht lieber morgen" (2012) oder "Noah" (2014) meistert sie mit Leichtigkeit, aber es wird immer unwahrscheinlicher, diese im Vergleich zur Erstgenannten wirklich schöne (nicht bloß hübsche) Schauspielerin noch in einem Film zu sehen, in dem Talent und Schönheit angemessen entfaltet werden.


- Und natürlich Ellen Page, die große kanadische Tragödie. Ein Feministinnenporno wie "Hard Candy" (2005), ein belangloser Streifen wie "Juno" (2006), - sie scheint einen strengen Riecher für dreckige oder (manchmal auch und) beschissene Rollen zu haben, was sie mit "The Tracey Fragments" (2007) und "Super" (2010) leider allzu deutlich unterstreicht. Ob die Erinnerung an ihre jungen Jahre aufgrund ihrer passablen Rollen in der X-Men-Reihe oder in "Inception" (2010) nicht allzu düster sein wird, ist mehr als zu bezweifeln, denn man wird sich letztlich kaum an etwas anderes als an ihre unsympathischen Freakrollen in "Hard Candy" (2005), "Super" (2010), "To Rome With Love" (2012) und ihre grässlichen Gammelpfoten erinnern.


- Fehl am Platze wäre Dakota Fanning, die zumindest als Kind noch brilliert hatte - in der Serie "Taken" (2002), im Actionfilm "Mann unter Feuer" (2004) sowie im Thriller "Hide and Seek" (2005); aber auch "Die Bienenhüterin" (2008) und "Winged Creatures" (2009) waren keine Schande, wenn auch der Eindruck entstand, dass da ein Kind sich nach Kräften bemüht, eine Jugendliche zu spielen. Womöglich gibt es wirklich Kinderdarsteller, deren schauspielerische Fähigkeiten sogleich mit der Kindheit aufhören. Die Kindheit ist kurz, umso größer der Respekt für jene, die in dieser Zeit unvergessliche Charaktere darstellen. Schauspielerinnen, die von 15 bis 30 jungendlich aussehen, haben dagegen ein Vielfaches an Zeit, sind reifer, und sollten sich dementsprechend schämen, wenn das Ergebnis so wenig ausgefallen ausfällt, wie es bei den ersten drei auffälligerweise bisher ausgefallen ist.



Wetter.


21.7. Heute werden sich die Hitzemacher endlich zu ihrer historischen Schuld bekennen.


22.7. Morgen werden sie feuchte aber vor allem kühle Taten folgen lassen.


23.7. Am Mittwoch wird wettermäßig Frieden herrschen.


24.7. Kann Frieden überhaupt herrschen? Anders als Freiheit, durchaus, und so werden die Hitzköpfe beherrscht, und fernerhin als "Wann-kommt-endlich-wieder-die-Sonne"-Meckerziegen dienen.


25.7. Und falls es keine angenehm kühle Woche wird, wird am Freitagabend der Golfstrom abgeschaltet. Ein Kinderspiel (wer´s nicht glaubt, frage Zhirinovski, der z. B. sagte: "...in der Nacht werden unsere Wissenschaftler ein wenig das Gravitationsfeld der Erde verändern, und ganz Amerika wird unter Wasser sein").



Nihilistische Buchempfehlung. E. M. Cioran: "Lehre vom Zerfall" (Stuttgart, 1978).





Nihilistisches Journal vom 13.10.2014



Sehr geehrte Diese, liebe Jene! Es ist Krieg, und keiner will sterben. Wo bleibt der Patriotismus? Konsumieren und Masturbieren kann doch nicht alles im Leben sein, oder? Krieg schafft Arbeitsplätze, Krieg begeistert Nationen, und schließlich wollen Beta-Männchen auch mal ran, aber das geht nicht, wenn die Alpha-Männchen nicht an der Front sterben wollen! Will immer noch keiner? Wahrscheinlich ist die Atombombe schuld. Ich würde auch nicht mit einem Spaten Tunnel graben wollen, wenn in der Garage eine Maschine steht, die das 10000000 Mal schneller kann.



Film und Wirklichkeit.


Schauspieler sehen es gemeinglich nicht gern, wenn sie auf eine einzige Rolle in ihrer Filmographie reduziert werden; so wäre es für Hugh Jackman wahrscheinlichstenfalls keine Freude, auf Wolverine aus den X-Men-Filmen reduziert zu werden, doch freilich wird weder Wolverine noch Hugh Jackman in der Filmgeschichte unvergesslich bleiben. Es gibt jedoch Schauspieler, die durch eine einzige Rolle unvergesslich wurden. Hier ist die Hackordnung der Unvergesslichkeit:



3. Doug Bradley als Pinhead. Der Chef-Zenobit aus den Hellraiser-Filmen strahlt die natürlichste Autorität aus, die eine Filmfigur jemals ausstrahlen konnte. Kein noch so alter und bärtiger Greis aus noch so bedeutungsschwangerer Fantasy oder Historiensaga kann sich mit Clive Barkers Freddy Krueger für Erwachsene messen. Die Erhabenheit und Ruhe, die dieser Fürst der Hölle ausstrahlt, lassen sogar jeden Teufel der Filmgeschichte erblassen.


2. Remo Girone als Tano Cariddi. Er allein machte "Allein Gegen die Mafia" zur Königin der Krimiserien.


1. Robert Patrick als der Terminator aus flüssigem Metall. Nie harmonierten Schauspieler und Rolle so technisch perfekt, - als hätten die Maschinen aus der Zukunft ihn selbst gecastet, und damit einen Oscar für Skynet verdient.



Politik. Das Schlechteste über Putin.


- Putin kann nicht fliegen wie Superman.


- Putin ist nur "Kreml-Chef", wie die Medien es ausdrücken, während Obama der Präsident der USA ist und Merkel die Bundeskanzlerin der BRD, - so mächtig ist er also gar nicht.


- Es gibt in Deutschland unglaublich schreckliche Menschen, die die Presse verniedlichend "Putinversteher" nennt. Wenn es eine gefühlte Ungeheuerlichkeit ist, Putin zu verstehen, wie furchteinflößend muss der Mann selbst dann sein?


- Putin wurde noch nie Formel1-Weltmeister.


- Putin ist niemals im bosnischen Bürgerkrieg unter Beschuss geraten und hat keine 57 Staaten der USA besucht.



Kunst und Kultur. Die endgeilsten Serienmusiken:


7. Die Walking-Dead-Anfangsmusik.


6. Die Mad-Men-Anfangsmusik.


5. Die Akte-X-Anfangsmusik.


4. Die Dexter-Endmusik.


3. Die Spartacus-Endmusik.


2. Die Allein-gegen-die-Mafia-Endmusik.


1. Die Allein-gegen-die-Mafia-Anfangsmusik.



Literatur. Die literarischsten Städte der Welt.


3. Berlin. Eine Weltliteraturstadt.


2. Paris. Die Stadt der Weltliteratur!


1. New York. New York, New York!



Kaum gelesen, schon zu Ende. Wir bitten um Tschuldigung, weisen aber darauf hin, dass Gesendetes auch nicht anders als Geschriebenes ist, dort heißt es nämlich: kaum gesehen, schon zu Ende. Aber Spaß beiseite. Fun ist nicht alles und nicht alles ist witzig. Seid kein wandelndes Satiremagazin!





Nihilistisches Journal vom 10.12.2014



Sehr geehrte Putinversteher, liebe Journalisten! Das zuendegehende Jahr stand unter dem Sternzeichen der Politik, nicht der Wirtschaft. Ja, es ist wieder mal die Politik, die die eigene und fremde Wirtschaft in den Bankrott treibt. Der Sanktionenkrieg wird die russische Petrokratie empfindlich treffen, d. h. in ein besseres Wirtschaftssystem umzuwandeln helfen. Den kurzfristigen Wohlstandsverlust um ein Drittel, um die Hälfte, ja sogar um ein Ganzes wird der Russe so locker wie immer verkraften, aber was in Deutschland los sein wird, wenn die Wirtschaft mal um 10% schrumpft, kann man sich selbst in der Ukraine nicht vorstellen. Russland hat außer beachtlichen Währungs- noch beträchtliche Humorreserven; die Russen haben Michail Zadornov, die Deutschen haben Volker Pispers. Beide Kabarettisten sind Klasse, doch die Publikumsklassen sind nunmal verschieden: der Deutsche jammert auf einem Niveau, auf dem ihn, um mit Pispers zu lachen, 90% der Menschheit beneiden, der Russe lacht mit Zadornov, wenn, ja gerade weil zum 50-sten Mal mal wieder Weltuntergang angesagt ist. Eine andere Lachkultur zu entwickeln ist viel schwerer als eine marode Wirtschaft von Grund auf zu reformieren...



Geopolitik. Hat Deutschland eigentlich Interessen?


Der erste Hauptsatz der geopolitischen Dynamik lautet: wenn England/USA und Russland streiten, verliert Deutschland. Der erste Hauptsatz der deutschen Außenpolitik lautet: der erste Hauptsatz der geopolitischen Dynamik ist aus transatlantischen Gründen verboten (Zusatz: aus der Geschichte lernen ist gechichtsrevisionistisch und rückt einen in die Nähe von Rechts).



Wirdschaft. Die ehrlichsten negativen Antworten auf eine Bewerbung:


5. "Sehr geehrter Bewerber, wir sind total beeindruckt von Ihrem Lebenslauf, und Ihr Anschreiben besticht durch Wortwitz und Formulierungsphantasie, doch wir haben irgendwie den Eindruck, dass in Ihren Unterlagen derselbe langweilige Mist steht wie bei Ihren Mitbewerbern, und durch kreative Umschreibungen wird Scheiße leider nicht zu Gold".


4. "Ihre Bewerbungsmappe ist top, wäre da nur nicht dieses hässliche Foto".


3. "Sie machen einen freundlichen und kompetenten Eindruck, sind offensichtlich intelligent und kommunikativ. Doch leider mangelt es Ihnen erheblich an Terengresdenz, und auch Ihre Grendeteranz lässt zu wünschen übrig. Wir wünschen Ihnen alles Gute".


2. "Wir können überhaupt keinen Grund finden, Sie nicht einzustellen. Sie sind einfach der perfekte Bewerber. Aber eigentlich suchen wir gar keinen fähigen Buchhalter, der für seine Kollegen den Job erledigt, während sie den ganzen Tag tratschen und Kaffee trinken. Wir suchen eine hübsche dumme Blondine, die der Chef sexuell belästigen kann und der die Kollegen auf die Titten gucken können".


1. "Ihre beeindruckende Bewerbungsmappe zeigt uns, dass es Ihnen wahrscheinlich nur darum geht, genommen zu werden, doch sobald der Arbeitsvertrag unterschrieben ist, werden Sie sich vermutlich auf die faule Haut legen und Löcher in die Decke starren. Wir suchen keinen Auswendigkenner von Bewerbungsratgebern, der sich um jede Stelle perfekt bewerben kann, sondern jemanden, der hinterher auch arbeiten wird".



Zeitgeschichte. Vorbericht zum EM 2012 Viertelfinale: Deutschland - Griechenland


Nimmt man den Begriff der Menschheit qualitativ, und nicht bloß quantitativ, so treffen heute, zumindest symblolisch, durchaus zwei Wiegen der Menschheit aufeinander. Gewogen und zu leicht befunden sind dagegen die beiden großen Weltreiche der abendländischen Geschichte: das Römische und das Angloamerikanische. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ist jedoch viel erträglicher als die Tyrannei der entfesselten Vernunft, und so war das römische Recht dem griechischen Unrecht gegenüber viel menschlicher, wie die angloamerikanische freiheitliche Demokratie die deutsche Demodiktatur in der Realität vorgeführt hat, so schön die gedachte Idee auch gewesen ist.


In den USA werden seit einigen Jahren zunehmend - und zunehmend realistischere - Filme und Serien über das eigene historische Vorbild, das alte Rom, gedreht. Leider hat das alte Rom keinen Rechtsnachfolger, - könnte der Vatikan als Kulturfortsatz einspringen? Fussballerisch wäre die Sache eindeutig: die von der deutsch-klinsmännischen Romantik beeinflussten Amis würden 100:0 gewinnen. Das Duell der toten Geister findet heute auf dem Fussballplatz statt, und ist keine Farce, sondern ein harter Kampf der Repräsentanten des Euro-Meisters gegen das Euro-Schlusslicht in ökonomischer Hinsicht. Nicht Rommel und Themistokles werden die Mannschaften ins Feld führen, aber der Geist der großen Heerführer wird über dem Platz wehen, und eine Sorgenfalte mehr im Gesicht der deutschen Linksintellektuellen hinterlassen - angesichts wachsenden Nationalismusses jener Deutschen, die nie mit einem Fuss gegen einen Ball getreten haben. Die Wut der Griechen könnte nach einem erwartbaren sportlichen Ausgang des Spiels noch wachsen. Es ist ein Spiel, in dem es nur Verlierer gibt, es sei denn, die beiden Völker besinnen sich darauf, dass wenn man schon miteinander spielt, dem Hass und dem Ressentiment der Stachel des Ernstes abgerungen ist. Schwerter zu Fussbällen? Der Sport hätte es längst geschafft, wenn manche Medien auf beiden Seiten mit ihrer Volksverhetzung aufgehört hätten.



Und so geht auch diese Folge des nihilistischen Journals mit vielen Worten und ohne Torte zu Ende. Das Wetter wird kalt bis grau, Weihnachten, je nach Luftmassengemisch, froh oder weiß.




Nihilistisches Journal vom 17.12.2014



Sehr geehrte Internetnutzer, liebe Fernsehzuschauer! Wer für voll genommen wird, wird mit "sehr geehrt", wer nicht, wird mit "lieb" angesprochen. Es gibt nichts, was es im Internet nicht gibt, und dennoch sieht Adolf Durchschnittsmann drei Stunden täglich fern. Nur ein Bruchteil der damit vergeudeten Zeit geht für informative Dokumentationen, gute Filme und Serien, und geile Pornos drauf. Die meiste Zeit wird menschenverachtenden Unterhaltungssendungen, volksverhetzerisch-desinformativen Propagandalügen und rhetorisch minderbegabten Fussballkommentatoren geschenkt, welche bei der reichs- wie der bundesdeutschen Nachrichtenmafia gleichermaßen als Schlaftabletten jede Propaganda im Nickerchen ersticken würden. Es gibt aber auch Gutes im Fernsehen, und damit ist nicht das Fernsehen der Anderen gemeint, das genauso propagandaverseucht ist, wie die öffentlichen Geistestoillten der Vassallenstaaten der USA, sondern die hammermordsmäßig coolen US-amerikanischen Serien, die zu gucken einen auf den angenehm entarteten Gedanken bringt, warum Russland und nicht Südkorea Atommacht ist, denn sollte Südkorea plötzlich verschwinden, wäre das ein großer Verlust für Cineasten auf der ganzen Welt, eine nukleare Vernichtung Russlands aber, welches, wenn es selbst keine Atomwaffen hätte, von unseren Verbündeten, den Guten, schon vor 50 Jahren oder früher in die Steinzeit gebombt worden wäre, würde bis auf die Tatsache, dass viele illegale Streaming-Portale auf einmal offline wären, in film- und serienschauender Hinsicht unbemerkt bleiben.



Neueste News.


Das Schlechte. Die beste Serie aller Zeiten, "Breaking Bad", ist seit einem Jahr zu Ende.


Das Gute. Ein Spin-Off von "Breaking Bad", genannt "Better Call Saul", ist vor dem Sturz der Kiewer Junta, dem nuklearen Dritten Weltkrieg und sämtlichen Kinofilmstarts und Sportveranstaltungen das meisterwartete Ereignis des Jahres 2015.



Kultur. Dojtsch nikht (imma) gut.


Es gibt Spinner, die eine Deutschpflicht für Migranten fordern. Das sind kluge Spinner. Ich bin selbst Migrant, und hatte das Glück, ein Jahr lang - mein zweites in Deutschland - nur Deutsch sprechen zu müssen. Am Anfang jenes Jahres verstand ich langsam und deutlich gesprochenes Deutsch, und konnte mich leidlich auf dem Niveau eines Touristen ausdrücken, am Ende jenes Jahres war ich der Klassenbeste im Deutschunterricht und schockierte positiv mit seitenlangen Tucholsky-Gedichtinterpretationen.


Doch sie sind trotzdem Spinner, denn an eine Situation haben sie nicht gedacht: man stelle sich vor, ein jugendlicher Migrant ist in der Öffentlichkeit einer Kleinstadt mit seinen Eltern unterwegs. Die Familie unterhält sich in aller ihr möglichen Intellektualität in ihrer Muttersprache, vielleicht über den Baustil der Häuser der Innenstadt, vielleicht über ein Gedicht von Schiller. Eben normale, kultivierte Menschen halt. Doch kaum sind Deutsche in der Nähe, sprechen die Eltern das Kind auf einmal demonstrativ mit ihrem Idiotendeutsch an, und der Inhalt ihres Ersprochenen ist so dämlich wie ihr Akzent. Der jugendliche Migrant sieht Klassenkameraden, und, was noch schlimmer ist, Klassenkameradinnen vorbeischleichen, senkt den Blick, und sagt lieber gar nichts, anstatt die Blamage noch mit einer Antwort zu unterstreichen. Seine Eltern verstehen sein grimmiges Schweigen nicht, und schimpfen ihn an, natürlich auf Deutsch, solange Leute in der Nähe sind, und in einer derart beschränkten Ausdrucksweise, dass der Junge sich wie ein geistig minderbegabter Dreijähriger vorkommt. Wenn das sexy ist, dann heißt die CSU mit ihrem Spitznamen Metallica.



Film und Wirklichkeit. In Wirklichkeit sind Serien die neuen Filme. Hier sind die besten der derzeit laufenden Serien:


5. Justified. Der "Tatort" ist von allen als Sozialkririk missbrauchten deutschen Filmen, Serien und Filmserien das abschreckendste Beispiel. Wer eine Sozialstudie mit tiefer Kenntnis der Milieus sehen will, muss "Justified" sehen. Der Autor der der Serie zugrundeliegenden Romane lässt sich leicht googeln, und ist ein Meister genau dieses Fachs, dessen wohl peinlichstes Machwerk der furchtbare Gutmenschenfilm "Free Rainer" war, und wie so oft bei furchtbaren Gutmenschenfilmen, mit Moritz Bleibtreu.


4. Mad Men. Die 60-er sind 2015 zu Ende, mit dem zweiten Teil der 7. Staffel von "Mad Men". Die Serie hatte zwar geringen, aber für Aufmerksame dennoch feststellbaren Einfluss auf den Stil von Stadtmiezen von heute. Frauen weltweit lieben diese Serie, weil Männer in ihr rauchen und saufen, und richtige Machos sind, die nichts von Gleichberechtigung, und viel von gutem Sex halten. Für Männer eignet sich "Mad Men" als Gewissenspflaster nach einem Besäufnis: die Mengen an Alkohol, die in jeder Folge getrunken werden, beruhigen den Kater, und lassen den Hengst, der wieder zu tief in die Flasche geschaut hat, sich mit ebendieser versöhnen.


3. Vikings. "Spartacus" ist ja vorbei. Die beste Männerserie aller Zeiten hatte im Gegensatz zur vom Rang vergleichbaren Frauen- und Vampirserie "True Blood" einen würdigen Abschluss. Ein schwuler Gladiator - mit derselben Selbstverständlichkeit schwul wie Gladiator - küsst den Helden aller Freiheitsfanatiker zum Abschied ins Jenseits, in dem dieser seine Frau wiedersehen wird, mit einer wiederum griechisch-römischen Selbstverständlichkeit, ohne christliches Erlösungsschnickschnack. Ragnar, der in seiner historischen Existenz unsichere Volksheld der Vikinger, sorgt für die derzeit beste Geschichtsserie für Männer. Das weibliche Pendant heißt "Downton Abbey", und begeistert weibliche Zuschauer weltweit mit der schmerzlich vermissten Ständegesellschaft.


2. Hannibal. Ein junger und dynamischer, tiefgründiger anstatt zynischer, faszinierender anstatt furchteinflößender Hannibal Lecter, und ein Will Graham wie aus dem Film "Manhunt" von 1986, nur jünger. Die Serie übertrifft alle Lecter-Filme bei Weitem, was schauspielerische Leistungen, Schauwerte, und, was das Wichtigste ist, die nihilistische ((Hinter-) Grund-) Stimmung angeht. In der zweiten Staffel kommt noch die süße Maus aus "Ginger Snaps" dazu, eine der vermissunterschätztesten Schauspielerinnen unserer Zeit.


1. Masters of Sex. So ehrlich, als wären sie von Roman Polanski, sind in diesem Jahr der Film "Gone Girl" und die Serie "Masters of Sex". Es geht wirklich um Sex, nicht ums Vögeln. Es geht um Sexualität, um das Zwischenmenschlichste zwischen den Menschen, und die Sexualforscher Masters und Johnson, die in der Erforschung des Unaussprechlichen Pionierarbeit leisten. Dazu ein auf (nach "Mad Men" und "Boardwalk Empire") gewohnt hohem Niveau präsentiertes Sittengemälde der Zeit, in der die Serie spielt.


0. The Walking Dead ist die populärste, aber nicht die beste Serie. Nach einer kurzen und dynamischen ersten Staffel tritt die Serie immer prätentiöser auf der Stelle. Nach dem Abgang von Shane in der zweiten Staffel ist die fünfte Staffel die dritte Staffel in Folge ohne einen einzigen Charakter zum Mitfiebern. Wer auf Endzeit steht, probiere "The Leftovers", wer todesgeil ist, entdecke das serielle Todesstrafe-Drama "Rectify". "Z Nation" und "Under the Dome" sind Zeitverschwendung, dann schon lieber Fussball gucken, auch wenn ein Kommentator kommentiert, für dessen Rausschmiss sich 98% der Zuschauer ausgesprochen haben, und der dank Ihrer Gebühren immer noch kommentiert.



Zum Schluss eine Betrachtung aus dem politischen Nihilismus. Es hat seine Vorteile, in einem Vassallenstaat zu leben: während die Geheimdienste der USA Menschen weltweit hemmungslos foltern, ist die grausamste Foltermethode, die die BRD gegen ihre Bürger anwendet, the motherfucking GEZ.





Nihilistisches Journal vom 28.6.2015



Ja, leider gibt es abermals eine neue Ausgabe des Nihilistischen Journals. Es tut uns leid. Mir, Dr. Kathetus Cotangens ganz besonders, denn ich habe den Doktor in griechischer Mathematik, einen Master of Science in transbaikalischer Chronostratigraphie und einen Master of Arts im Weltliteratur-Namedropping, und muss, um zu überleben, dieses frivole, unseriöse, tendenziöse, ach, sagen wir doch, um die Schimpftirade abzukürzen, dieses journalistische Journal herausgeben!



Vorrichten.


- Wozu Nachrichten? Vorsicht ist klüger als Nachsicht.


- Wozu der Euro? Um mit einem Griechenland-Austritt Europa zu spalten?


- Wozu Arsch- und Achselhaare rasieren? FKK ist schon lange out.



Kuh-L-tour. Aus dem Aphorismen-Mülleimer.


Sammlung A:


1. Du hast wohl nur die Hälfte von denen!


2. Dem Einen Tochter, dem Anderen Maus.


3. Das Leben ist gar nicht so, wie du es lebst.


4. Wie im Kino, so im Film.


5. Warum laufen 22 Irre einem Ball hinterher? Sie wurden auf den Ball nicht eingeladen.


6. Schechter Pfropfen müllt den Wein.


7. Wer noch nie, der eigentlich immer.


8. Die hat gut weinen!


Sammlung B:


1. Eine Träne überweint die andere.


2. Je wässer, umso dässer.


3. Man kann nur so traurig sein, wie einem lustig ist.


4. - Weinst du Freudentränen? - Bin ich etwa eine Freudendame?


5. Tränen in der Liebe, Kommen ins Taschentuch.


6. Trau, er!


7. Deine Glückstränen weint meist der Andere.


8. Was ist verirrte Lust? Verlust!


Während der Leser überlegt, welche Sammlung abgedroschener ist, kann der Mitleser, der in der U-Bahn, S-Bahn und Straßenbahn immer bei Fremden die Rückseite der Zeitung heimlich liest, das folgende Rätsel lösen: Sind derer vier, denkt der Unanständige dabei an eine Frau, der Verständige an einen Kuss, und der Anständige an ein Gespräch. Geht es um A: Nippel oder B: Lippen?



Grooße Litheratur. Die Oscar-Pulitzer-Nobelgekrönte Zweidritteltrilogie "Achmed in Dzhömäni" von U. N. B. Kannt.


Theyl 1. Achmed studiert Brainstorming


Was geht in Isernhagen Hohenhorster Bauernschaft? Ich bin Achmed, Schafhirte aus Tatütatatarstan, und das ist mein erster Smalltalk:


- Hey, ich bin Achmed, gehts hier zum Gender Mainstreaming?


- Studierst du es auch? Voll cool das Fach, oder?


- Wie studieren, junge Studentin? Ich meinte doch Gender Mainstreaming, dieses Streaming, wo man sein Gender so schön locker auf dem Wasser streamt...


- Nein, das ist ein Fach.


- Natürlich ist das einfach. Man setzt sich in so eine Gondel und streamt, aber wo ist hier der Freizeitpark? Das ist doch eher eine Uni.


- Ja, das ist eine Uni. Und du bist wohl so ein dummer Mongole aus der Wallachei.


- Aber junge Frau, ich bin auch Student!


- Glaube ich nicht. Du bist wahrscheinlich ein Moslem.


- Aber ich studiere trotzdem.


- Ach ja, was denn!?


- Brainstorming.


- Oh, Brainstorming, davon habe ich gehört. Ich hatte mal ein Wochenendseminar dazu.


- Und ich mache jedes Wochendende Seminar. Erst ein kleines Streaming am Morgen, und dann Brainstorming. Ich bin voll der Master darin.


- Macht man nicht erstmal Bachelor?


- Ich mach dir Bachelor, wenn du willst! Ich bin Bachelor, also Junggeselle, wollen wir zusammen im Gender streamen?


- Du meinst, uns gemeinsam die langweilige Emanze anhören? Lass uns besser auf dem Wasser, wie du sagtest...


- Meinte ich ja...



Theyl 2. Achmed und der Weiberheld


Was geht auf Pitcairn? Ich bin Achmed, Schafhirte aus Taratatatarstan, und wundere mich, warum sich Leute hier in Hamburg so tierisch wundern, warum eine Frau selbstverständlich eine Jungfrau sein muss, bevor ich was mit ihr anfange:


- Hey, Junge, scharfe Braut, die du da gerade geleckt hast!


- Ja, Mann, ein heißer Feger!


- Aber sag mal... die ist doch bestimmt keine Jungfrau?


- Nein, Mann. Wieso?


- Nur so. In meinem Kulturkreis gilt es als schwul, wenn ein Mann mit einer Frau rumknutscht, die schon durch viele Betten gerteicht wurde...


- Echt?


- Nein, ich verarsch dich.


- Dann ist gut. Allahu aleikum.


- Wenn, dann schon akbar.


- Ja, Mann. Ich heiße übrigens Heinz. Fuck USA, Fuck Israel. Servus.


- Ich bin Achmed. Auf Wiedersehen.


- Warte...


- Was?


- Das was du vorhin gesagt hast, wegen schwul und so?


- Ja?


- Leck mich am Arsch, Mann, aber das stimmt! Wenn ich mich so auf die Couch lege... Komm, ich geb dir einen aus, mit 90 Umdrehungen, und wenn du willst, Marihuana oder Crystal Meth dazu. Da drüben der Laden, das ist das Mekka der Szene hier.


- Ich trinke keinen Alkohol. Trotzdem vielen Dank.


- Oh Scheiße, Mann! Ja, verdammt! Es tut mir so leid! Vergib mir, bitte! Ich deutsches Faschistenschwein habe deinen Propheten beleidigt! Ich habe deine Hauptstadt beleidigt!


- Die Hauptstadt von Saudi-Arabien ist Riad. Ich nenne das Land Mordor. Steinzeitdiktatur. Hör auf, dich für tote Nazis zu schämen, was kannst du dafür? Und ich komme übrigens aus Tatarstan, das ist in Russland.


- Danke, ich wusste, dass du korrekt bist! Die USA sind an allem Schuld! Hitler war ein britischer Spion, aber das weißt du sicherlich.


- Kann sein, mir egal. Was war mit dieser schwulen Scheiße, die du mir erzählen wolltest?


- Oh, genau, ja, eh, nun, ehm, äh, wenn ich also eine vögle, oder nein, wenn ich, sagen wir mal, mir vorstelle, eine Frau zu küssen...


- Ja?


- Da habe ich eben zum ersten Mal nachgedacht - was reizt mich denn an ihrem Mund? Für dich ist die Sache klar - ein schöner junger frischer fruchtiger Mund, du magst ja nur Jungfrauen. Aber bei mir ist es ja so: ich will eine Frau küssen, von der ich so gut wie sicher weiß, dass sie gestern noch einen Schwanz im Mund hatte.


- Ja, das ist in der Tat schwul.


- Und ich finde Zungenküsse geil. Warum stehe ich auf eine Zunge, die gestern noch Eier von einem anderen Typ geleckt hat?


- Ja, warum wohl? Ganz schön schwul, nicht?


- Ich weiß nicht, ich schwanke noch mit den Hüften, ob das so stimmt.


- Vielleicht bist du nicht schwul, aber hast dich damit abgefunden, dass es keine Jungfrauen gibt. Und willst trotzdem ficken.


- Stimmt. Ja, ich bin ein Loser, nicht schwul. Aber. Eins ist da noch. Es ist mit furchtbar peinlich.


- Dann erzähl es nicht.


- Ja, doch, gerade weil es so peinlich ist, erzähl ich es dir, sonst würde es mich ja nicht geil machen. Also die Sache ist die, dass ich anderen Typen getragene Unterhosen klaue, und sie auf der Innenseite du weißt wonach lecke. Ich dachte erst, das wäre so eine Perversion von mir, aber jetzt ergibt es einen Sinn...


- Ich hab dich nur verarscht, Mann. Euer Gelecke in der Öffentlichkeit ist mir auf den Sack gegangen, genauer gesagt, auf den Magen geschlagen, das ist alles.


- Verarscht oder nicht: das stimmt. Verdammt, das stimmt! Geil! Scheiße! Nehmt mich durch!!!



Fussball. In der Champions-League-Saison 2011/2012 ist der FC Bayern München auf klägliche Art im Finale gescheitert, hat aber die CL 2013 verdient gewonnen: ein Verdienst des großen aber bescheidenen Trainers Heynckes. Der von den Medien gefeierte Übertrainer Guardiola ließ die Bayern in der CL 2014 im Halbfinal-Rückspiel scheitern (0:4 gegen Real Madrid), und die Moral von der Geschichte war das Scheitern schon im Halbfinal-Hinspiel der CL 2015 (0:3 gegen FC Barcelona). Mit Sicherheit gibt es 2016 einen weiteren Schritt zurück, d. h. die Bayern fliegen diesmal im Viertelfinale raus. Aber schwelgen wir nochmal genüsslich in der nihilistischen Atmosphäre des CL-Finales 2012:


Emotionen sind Gefühle, und weinen tun auch Männer, etwa ein Gannicus, wenn er um seinen gefallenen Freund Oenomaus trauert. Fussball ist nur ein Spiel der Millionäre für das einfache Volk, dem jede andere Form von Transzendenz abhanden gekommen ist. Once in a lifetime! - darum kauft man ein Fussballticket für 3 Riesen, anstatt einmal im Leben zu einer nichttrivialen Fernreise aufzubrechen. Chelsea schlug Bayern, doch niemand hat Kolumbus ausgelacht. Hier sind einige Erklärungen sowie Widerlegungen reflexartig hochschießender emotional bedingter Irrtümer:


1. Nicht das Geld hat gewonnen, sondern die Erfahrung. Das beste Alter im Sport ist, wenn der Körper noch mitmacht, und die Bewegungsabläufe so automatisch routinieren, dass der moderne Hirnforscher nur sagen kann: es ist kein Wunder, dass so eine Mannschaft Barcelona niederringt und die Bayern-Bubis letztlich besiegt.


2. Wie bereits mit Manchester United 1999 hat auch diesmal die bessere Mannschaft gewonnen. Ein Milliardär als Mäzen hindert eine Mannschaft nicht zwangsläufig daran, Teamgeist zu entwickeln.


3. Das Elfmeterschießen ist keine Lotterie. Mata und Schweinsteiger hat der aufmerksame Beobachter es angemerkt, dass sie scheitern würden. Die feinen Nuancen der Körperprache kann man - Erfahrungssache - nicht selten ablesen. Dem Olic hat man übrigens angesehen, dass es reine Glücklssache war, ob er treffen würde.


4. Kahn ist nie als Schütze angetreten. Neuer musste offenbar, weil einige seiner Mitspieler keine Eier in der Hose hatten. Diese Glaskinn-Bayern brechen bei ernstem Widerstand sofort zusammen (vier Saison-Niderlagen gegen zwei Borussias, 2:5 im Pokalfinale); nicht ihre individuelle Klasse und ihr Mannschaftsgeist (wie etwa 2001), sondern allein die Tagesform entscheidet, ob sie auch mal kämpfen und gegen einen starken Gegner dagegenhalten.


5. Der Trainer ist zwar wieder die tragische Figur, aber es war im Ganzen eine Niederlage der Arroganz und der Weltklasse nicht würdigen Siegessicherheit kurz vor Schluss (mit "jetzt kann nichts mehr schief gehen" werden Niederlagen eingeleitet, - ein Spiel ist erst vorbei, wenn abgepfiffen wurde: 1999 wechselte Hitzfeld Matthäus aus, zwei Gegentore in der Nachspielzeit. Diesmal rächte sich die Auswechslung von Müller gar sofort). Die Arroganz und Dominanz, die van Gaal vor drei Jahren als Spielweise mitbrachte, schwebte über dem Stadion, was aber fehlte, waren die Eier zum Senf. Der zusammengekaufte und zerstrittene Haufen ist seit Jahren zu verunsichert, um große Titel zu gewinnen.



Nihilistsche Buchempfehlung.Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert. München, 2014.




Nihilistisches Journal vom 29.6.2015



Ja ist denn bald Weltuntergang? Kommt der Atomkrieg schon vor der letzten Staffel von "Game of Thrones"? Wird Russland schon wieder den Westen überfallen, wie es zusammen mit Hitler 1941 Deutschland und 1942 die Ukraine überfallen hat? Ist Superman gerade in einer psychiatrischen Klinik auf dem Pluto, und wird die russischen Atomraketen nicht in der Luft abfangen und ins Weltall schießen, wie bereits 1962 und 1983 getan? Nein, nichts dergleichen soll durch die verfrühte Ausgabe einer neuen Folge des Nihilistischen Journals angedeutet werden. Aber diese Woche kommt eine große Hitzewelle, und ich, Kathetus Cotangens, bin ein alter Mann, über 30, und befürchte, als der schönste Hitzetote aller Zeiten dahinzuscheiden.


Apropos scheiden.


- Die BILD-Zeitung jubelte neulich über die Gerichtsentscheidung, dass Berlusconi seiner Ex-Frau weniger zahlen muss, als befürchtet. Hatte da jemand Schiss, bei geringerem Budget von den Bunga-Bunga-Parties wieder ausgeladen zu werden? Die Sittenpolizei ermittelt.


- Es gibt ein hübsches junges Model mit zwei Scheiden. Ja genau, mit zwei Vaginas. Es gibt offenbar nichts, das es nicht gibt. Ach, doch: Gerechtigkeit, die gibt es nicht, aber sonst gibt es nichts, das es nicht gibt.


Arbeit. Belastung durch fehlende Belästigung.



Was sexülle Belästigung ist, ist klar: eino Kollega (wird im Folgenden für beide Geschlechter als Neutralform verwendet) als sexülles Wesen zu behandeln, und zwar als bestimmtes, einem bestimmten Geschlecht zugeordnetes. Unklar ist, wo sexülle Belästigung endet und sexülle Belastung anfängt. Wenn eino Kollega im sexüll relevanten Sinne deutlich besser aussieht als der Rest der Neutronenschaft, werden die anderen Kollega dadurch schon sexüll belästigt oder noch sexüll belastet? Eine sexülle Belastung ist zumutbar, eine Belästigung strafbar. Darum wichtige Frage. Wenn andersrum eino Kollega deutlich schlechter aussieht als andere, und dadurch sexüll neutraler behandelt wird, lastet oder lästigt es es im juristischen Sinne be?


Wenn eino Kollega mit andero Kollega flirtet, ohne dieses sexüll zu belästigen, werden die anderen dadurch sexüll belastet oder belästigt? Beim Flirt wird eino Kollega, wie bei sexüller Belästigung, als bestimmtes, einem bestimmten Geschlecht zugeordnetes sexülles Wesen behandelt. Also werden die anderen durch flirtende Kollega belästigt. Wenn keino Kollega am Arbeitsplatz flirtet, ist es für die anderen Kollega eine sexülle Belastung, da sie, obwohl nicht wie sexülle Wesen behandelt, es immer noch sind. Auf der Arbeit scheint sexülle Belastung dann aufzutreten, wenn Belästigung nicht auftritt, also ist das beste Mittel gegen sexülle Belästigung sexülle Belastung. Was macht mano mit eino Kollega, das sich selbst sexüll belästigt, indem es auf der Arbeit Pornos guckt oder an Sex denkt, und sich zugleich sexüll belastet, indem es Pornos nur heimlich guckt und an Sex nur denkt?



Freizeit. Flirtuelle Missverständnisse zwischen Homo und Hetero.


Es gibt sie in der Tat, diese friedfertige, harmonische, homogene Sexualität - die Homosexualität. Wer aber nicht zustimmt, dass lesbisch etwas völlig anderes ist als schwul, hat von der Sexualität nichts verstanden. Im Folgenden geht es um die schwule Homosexualität, und es geht so: ein heterosexueller und ein homosexueller Mann halten sich unter, und unter dem Gesagten wird das vom jeweils Anderen Verstandene aufgezeigt.


Hetero: Ich bin nicht schwul.

Homo: Ich hasse Schwule.


Homo: Keine Angst, du bist nicht mein Typ.

Hetero: Du bist für Schwule und Frauen (!!!) nicht attraktiv.


Hetero: Ich habe nichts gegen Schwule.

Homo: Ich bin schwul.


Homo: Hast du eine Freundin?

Hetero: Bist du vielleicht doch schwul?


Hetero: Zur Zeit möcht ich keine.

Homo: Ich versuche, so gut es geht, meine verkappte Homosexualität vor dir zu verstecken, da ich eigentlich sehr scharf auf dich bin, aber mich nicht traue, es dir zu sagen. Es ist mir so peinlich, aber ich wollte dir schon immer sagen, dass...


Homo: Es ist spät. Ich muss nach Hause.

Hetero: Ich bin enttäuscht, dass du mich nicht anbaggerst.


Hetero: Er hat wohl gedacht, dass ich gedacht habe, dass er gedacht hat, dass.

Homo: Er hat wohl gedacht, dass ich gedacht habe, dass er gedacht hat, dass ich gedacht habe, dass.



Cityshit. Anekdote aus einem City-Café.


Café. Kaffee. Kellner. Frisur gefällt. Zeitung. Am Fenster bequeme Sitze. Verkehr. Kaffee schmeckt gut. Uhr. Bald los. Gast rein. Kommt zu. Drehe mich weg. Bleibt. Spricht: "Für Aktivismus aktiv?" Verneine. Sagt: "Bin Aktivist. Aktivismus schützt vor Apokalypse". Trinke auf. Sage: "Aktivismus wofür?" Offener Mund. "Wissen Sie nicht wofür?" Mund noch offener. "Einfach Aktivist?" Nickt. Lache. Gehe. Hinterher. "Für Rettung der Rettung vor Nichtrettung!" Bemitleide. Frage: "Spendenkonto?" Nennt. Gehe. Geht.



Literatur.


Literatur, die, also nicht er, sondern sie, bezeichnet 1) ein Schulfach in der ehem. UdSSR, in dem explizit literarische Inhalte des Fachs Landessprache gelehrt werden, wobei das Auswendiglernen der vielen Puschkin-Gedichte ab der 5. Klasse nervt und ab der 7. Klasse pädagogisch nicht mehr sinnvoll ist, 2) alles, was aufgeschrieben wurde, so dass man es lesen kann, und wo keine Zahlen vorkommen (schwächer: wo nicht nur Zahlen vorkommen, und Worte etwas über die Verbindung der Zahlenbeziehungen zueinander hinaus bedeuten können), 3) eine Ratte light, also eine Maus, 4) einen Berechnungsmodus für Biere und Schnäpse in Kneipen - literweise: Literatur, grammweise: Grammatik, 5) alles, was man lesen kann, z.B. wenn man im Knast sitzt und nichts zu lesen bekommt, und die Rückseite einer Duschgeltube o. Ä. notgedrungen zum Lesen missbraucht, 6) jede Buchstabenkombination, in der das ganze Alphabet mindestens einmal vorkommt und mindestens ein Buchstabe doppelt, 7) Belletristik, Muhetristik, Krähetristik, Sudokustik, Kreuzwortistik, 8) sich selbst, 9) nichts.



Kosmosophie. Ein Betrunkener wird vom Auto überfahren und kommt direkt zum Demiurgen (einem gottähnlichen Weltenschöpfer):


- hätt gern eine welt. aber nicht zu teuer.


- da hätte ich eine im angebot. steady state, also ewiges universum, 900 lebensplaneten unabhängig vonei...


- zu teuer. was günstigeres vielleicht?


- die hier. nur ein planet mit leben. urknall. aber fast ewig. kältetod erst in 10²²² jahren.


- bin wirklich knapp bei kasse.


- heißt?


- heißt am arsch. nur die paar astro hab ich noch.


- kauf dir ein billignirvana und leg den rest der münzen bei einer bank an. wach in einer quardillion jahren auf und komm wieder.


- aber ich will eine welt. egal welche.


- so notgeil?


- es ginge auch eine, in der ich mir die wixfilmchen die ich in meiner traumwelt gucken würde selber im kopf ausdenken müsste.


- so eine welt kack ich dir umsonst. überleg dir das mit den nirvanas. sind zur zeit welche im angebot...



Aphorismen.


Übertreibungsaphorismus


Der Valentinstag ist mindestens so ungeheuerlich wie ein armageddonisch-apokalyptischer Weltuntergang, erfüllt aber die viel bescheidenere Funktion der Bevölkerungskontrolle, indem er das Glück der glücklich Verliebten dem Unglück der unglücklich Verliebten in schamloser, gar obszöner Indiskretion zur Schau stellt, um sie in den Suizid zu treiben.


Verharmlosungsaphorismus


Mangelnde Hygienebestimmungen in Krankenhäusern, an denen in diesem Land jährlich zehntausende Patienten sterben, sind gewollt, damit sich Enthüllungsjournalisten weniger mit Korruption und Steuerhinterziehung beschäftigen und Sendungen wie Panorama und Monitor ihre Sendezeit damit füllen und weniger über Parteispendenaffären berichten können.


Provokationsaphorismus


Provokante Texte erfüllen dieselbe Funktion wie die Kollekte in der Kirche oder ein Spendenkonto für arme Kinder, nur besser, da sie einem ohne finanzielle Ausbeutung die Möglichkeit geben, sein Gewissen zu entlasten und sich besser zu fühlen; man hat nichts getan, nur einen (moralisch, nicht literarisch) furchtbaren Text kommentiert, und fühlt sich, als hätte man in Ghana zwei Brunnen gegraben oder ein Fussballfeld brasilianischen Regenwaldes vor der Rodung gerettet.



Knackige Sprüche.


1. Ein Mann ist ein Pudel, der seinen Schwanz steht.


2. Einen Mann, der zuhört, kann jede Frau einparken.


3. Wer Frauen liebt, ist ein Romantiker, wer sie mag, ein Zyniker.


4. Ein Mann ist für eine Frau immer ein Trostpreis.


5. Die Ausgangsform ist männlich, die Eingangsform nicht mehr.


6. Der Mann kann rechnen, die Frau kann berechnen.


7. Was ein Mann kann, kann eine Frau schon lange, und zwar für selbstverständlich halten.



Genießt die Hitzewelle, Freunde der Sonne!




Nihilistisches Journal vom 30.6.2015



Kulturellen Tag, sehr kultivierte Damen und Ritter! Heute, verehrte Frauen und Herren, wird sich alles um Kultur drehen (nur die Erde nicht, sie wird sich weiterhin um die Sonne drehen). Werte Weiber und Männer, es gibt so viele Kulturen auf der Welt, und doch so wenig Kultur! Heute werden wir versuchen, diesem Problem völlig kulturlos auf den Grund zu gehen (und sehen ein, dass abgedroschene Redewendungen wie "auf den Grund gehen" ein Teil des Problems sind).


Kulturanthropologie. Sprichwörter über Liebe.


Da das Wort Liebe fast nur noch als Euphemismus für Sex gebräuchlich ist, droht vielen alten Sprichwörter das Vergessen, - damit sie für die Nachwelt überhaupt noch einen Sinn haben, und so weiter im Sprachgebrauch bleiben können, müsste das veraltete Wort Liebe mit einem Wort ersetzt werden, welches mit dem, wofür Liebe der heute gebräuchliche Euphemismus ist, am Leichtesten in Verbindung zu bringen ist. Die modernisierten Sprüche und Redewendungen würden lauten:


- Ficke deinen Nächsten wie dich selbst.


- Fick und teuer.


- Im Ficke, N.


- Alte Ficke rosten nicht.


- Ficker ein Spatz in der Hand...


- Du machst dich unbefickt.


- Das Alter der Frau beginnt dort, wo der Fick aufhört.


- Lust und Fick zu einem Ding macht die schwerste Arbeit gering.


- Ficken verleiht Flügel.


- Freundschaft ist Ficken ohne Flügel.


- Das wahre Glück kennt nur der, dem alles, was der Fick gewähren kann, von einer einzigen Frau geschenkt wird.


- Der Fick ist einäugig, aber Hass gänzlich blind.


- Wer wegen dem Ficken heiratet, hat gute Nächte und üble Tage.


- Der Kaffee muss heiss wie die Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel, süß wie das Ficken sein.


- Ficken vertreibt die Zeit und Zeit vertreibt den Fick.


- Gezwungenes Ficken und gemalte Wangen dauern nicht.


- Das erste Ficken ist das seligste - das letzte das süßeste.


- Es ist kein Weg zu weit, wenn das Ficken treibt.


- Lust und Ficken zu einem Ding macht alle Mühe und Arbeit gering.


- Ficken geht durch den Magen.


- Zuviel Mutterfick schadet den Kindern.


- Ficke deinen Nachbarn, aber reiss den Zaun nicht ein.


- Klopft die Not an, so tut der Fick die Tür auf.


- Trennung frischt den Fick auf.


und, natürlich:


- Ich ficke dich.


Man versuche es nun andersrum:

"Du denkst, du bist fickend, und ich bin gefickt,
doch wen fickst du, wen ich nicht ficke?"

(Anfang meines Gedichts von 2007, indem ich Abstinenz wegen zu hoher Ansprüche der Allesfickerei vorziehe). Es hieße:

"Du denkst, du bist liebend, und ich bin geliebt,
doch wen liebst du, wen ich nicht liebe?"

Völliger Unsinn also. Minus mal Minus ist nicht immer Plus, ein aufgetauter Hund aus der Tiefkühltruhe fängt nicht wieder an zu bellen. Nun bedeutet das Wort Ficken nicht nur Geschlechtsverkehr, sondern auch fertigmachen, zerstören, vernichten, was wohl daher rührt, dass Vergewaltigung immer mit im Spiel ist - früher roh, heute symbolisch, im Rahmen einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs (ihr als Erster die Unschuld nehmen, oder aber sie ficken, im Wissen, wie sehr ein anderer sie liebt).



Andere Kulturen. Fritzchen Fünfhaber von Diskurs ist Austauschschüler in Milton Keynes. Die englische Retortenstadt, weiß Fritzchen, wurde nach dem Monetentheoretiker Milton Friedman und dem Staatsverschulder John Maynard Keynes benannt. So gut gebildet, dürfte er seine neuen Mitschüler vor den Teachern (den Tee-Herrn, übersetzt Fritzchen) schwer auf Englisch beeindrucken:


1. I did not throw with againststandings!


2. This was a driveleaving killing!


3. Thank you beautiful!


4. We live in freedom and have a right to piss!



Ganz andere Kulturen. Über Überüberfremdung.


"Passt auf, wir spielen jetzt Laurasien gegen Gondwana", sagte der Sportlehrer.



Unsere Kultur. Einigkeit, recht frei (freilich frei nach der deutschen Nationalhymne).


A. Einigkeit


1. Wir sind uns einig über bestimmte Rechte, wie etwa das Recht auf persönliche Freiheit.


2. Wir sind uns freierweise über diese Rechte einig.


3. Wir haben das Recht, uns in und über die Freiheit einig zu sein.


B. Recht


1. Wir haben einigerweise das Recht auf Freiheit.


2. Es steht uns frei, uns über unsere Rechte einig zu sein.


3. Einig und allein das Recht gibt uns die Freiheit.


C. Freiheit


1. Wir sind frei von Einigkeit und Recht, wenn wir uns über dieses Recht einig sind.


2. Jeder hat das Recht, sich mit jedem Mitbürger darüber zu einigen, wozu beide frei sind.


3. Als Recht gilt eine einstimmig beschlossene Freiheit.



Alte Kulturen. Wiedergefundenes Fragment: von Kant?


Ich frug mich, durch welche Kräffte die Thätigkeit des Mannes und des Weibes gegen anderes zu beschreiben sey, da es niemals nicht dieselbe seyn könnte. Dieser Foderung entspräche womöglich die folgende Eintheilung: dem Manne entspricht die Electirictät, insofern er sich durch abstrakten Widerstand und Behauptung seiner Selbst gegen jedes Andere auszeichnet; dem Weibe entspricht der Magnetismus, da es seine Macht äußert, indem es den einen mag, und den anderen nicht, wesentlich aber von seinem Gegentheil angezogen und von seinesgleichen abgestoßen wird. Mich dünkt, hiemit sey auch dem Umstande Genüge gethan, dass dem Manne das Thätige, und dem Weibe das Leidende zu entsprechen habe.



Und schon ist die Kultur vorbei. In den kommenden Folgen des Nihilistischen Journals wird es mit der Kulturellität noch weiter nichtswärts gehen, sogar so weit, dass ab der nächsten Folge Fortsetzungsromane erscheinen werden, wie in der kulturfernen alten Zeit. Haltet die Libido hoch und die Geburtenrate niedrig!




Nihilistisches Journal vom 8.7.2015



Kühlen Tag, erlauchte, durchlauchte und stark lauchende Damen und Ritter! Sehr gelehrte Frauen und Herren, die Hitze ist vorbei, und Griechenland ist immer noch im Euro-Raum. Viele Experten haben den griechischen Staatsbankrott für eine Frage der Zeit gehalten, und damit durch eine Wissenslücke in Sachen Geostrategie sehen lassen: es ist nämlich eine Frage des Raumes, was nun mit Griechenland passiert. Soll dieser Raum nicht dem russischen Bären gehören, muss der deutsche Osterhase weiter fleißig Finanzeier legen.


Nichtigkeiten.


- Nichts.


- Nein, gar nichts.


- Nein, wirklich nichts.



Bild-Dung.


Weltgeschichte. Was habe ich in Russland gelernt?


1457 v. Chr.: Schlacht bei Megiddo.


490 v. Chr.: Schlacht bei Marathon.


334 - 326 v. Chr.: Alexandrinische Eroberungsfeldzüge.


216 v. Chr.: Schlacht von Cannae.


476: Endgültige Einnahme Roms durch die Barbaren.


1242: Schlacht auf dem Peipussee.


1453: Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen.


1709: Schlacht bei Poltawa.


1812: Vaterländischer Krieg.


1941 - 1945: Großer Vaterländischer Krieg.


Auch in Deutschland hatten wir in der Schule Geschichte:


Steinzeit: Unterdrückung der Frauen mit dem Faustkeil.


Eisenzeit: Unterdrückung der Frauen mit dem Schwert.


Antike: Unterdrückung der Frauen durch die alten Ägypter, Perser, Griechen und Römer.


Mittelalter: Unterdrückung der Frauen durch die Kirche.


Neuzeit: Hexenverbrennung.


1942 - 1945: Holocaust.


2001: Erster Lichtstreifen am Horizont der Weltgeschichte: die Niederlande führen als erstes Land die Homo-Ehe ein.



Kurzprosatext des Zeitraums. Es hat nicht wollen sein (von Peter Prost)


"Hurensöhne werden weiterleben", dachte Peter, als er sich hinten anstellte. Er kaufte eine Flasche Mineralwasser, nein, nicht irgendeine, Staatl. Fachingen. Es hat schon feierlich sein sollen. Alkohol trank Peter nicht, er rauchte auch nicht, aß nichts Süßes, befriedigte seine Wollust stets widerwillig und selbst. Er bezahlte die Flasche und dachte noch: "Reiche Säcke, die überleben immer, egal was passiert". Er setzte sich auf sein Fahrrad und fuhr durch den Regen bis zu einer hohen Eisenbahnbrücke. "Mörder und Vergewaltiger werden weiterleben", dachte er unterwegs, "Nazis, Drogendealer, Betrüger, Kriegstreiber, sie werden weiter leben". Peter lehnte sein Fahhrad an das Brückengeländer. "All die Parasiten, Vampire, Blutsauger, - sie alle werden einfach weiterleben", dachte er, und sprang in die Tiefe.



Literatur. Das Literaturforum KeinVerlag ist ein vielfältiges Kommentatorenbiotop, in dem alle genannten Kommentatorentypen vorkommen:

1. Das Kommentarvirus: verteilt Wertungen "gruselig" und "profan"; Wertungen sind Selbstzweck, Texte dienen als Zellen zur Reproduktion der Meme in den Wertungen.

2. Der Kommentarprokaryot: findet einzelne Wörter im Text, kann diese buchstabieren, und gegebenenfalls Fehler oder Strittigschreibungen finden.

3. Der Kommentareukaryot: sein Kommentar hat einen Zellkern, er kann den Text in seiner Ganzheit als Text wahrnehmen, aber nur entweder abstrakt bejahen oder negieren, ohne sich konkret auf den Sinn des Textes zu beziehen.

4. Der Kommentarmehrzeller: kann mehrere Aspekte im Text isolieren und sich darüber hysterisch echauffieren, versteht somit triviale Sinnzusammengänge.

5. Der Kommentararthropode: kann Texte zergliedern und jeden Satz zusammenhanglos kommentieren.


6. Der Kommentarfisch: kann Texte überfliegen und die Quintessenz verstehen, ist aber argumentativ nicht in der Lage, sich mit dem Text auseinanderzusetzen. Kann aber auf assoziativ-emotionaler Ebene mit anderen Kommentatoren streiten.

7. Der Kommentarfrosch: kann im Text getroffene Aussagen persönlich nehmen, somit auf sich selbst beziehen, womit er erste Anzeichen von Selbstreflexivität zeigt.

8. Das Kommentarreptil: kann den Aussagen im Text rhetorisch aber ohne treffende Argumente widersprechen.

9. Der Kommentarvogel: kann argumrentieren, aber konzentriert sich stets auf Unwesentliches, holt Argumente weit her, hat keinen Standpunkt und schwebt in der Luft.

10. Das Kommentarsäugetier: versteht den Sinn des Textes, kann fundiert widersprechen oder qualifiziert zustimmen. Repruderziert jedoch letztlich, was im Text steht, ohne einen eigenen Gedanken zu entwickeln.


11. Der Kommentaraffe: versteht den Sinn des Textes, und veralbert den Text sinnvoll, indem der die Aussage ins Maßlose übertreibt oder parodistisch nachäfft.


12. Der Kommentarneandertaler: arbeitet sich mühevoll am Text ab, interpretiert und analysiert, schreibt viel Kleingehacktes zusammen; seine Kommentare sind langatmig und zeigen, dass er sich mit dem Text auseinandergesetzt hat, aber was das Ganze letztlich soll, bleibt sein haariges Geheimnis.


13. Der Kommentarjetztmensch: erfasst den Text ohne Mühe, und schreibt intellektuell niveauvollen kurzweiligen Bullshit auf der Höhe des Zeitgeistes.


14. Der Kommentartransmensch: denkt den Gedanken des Textes weiter, und schreibt einen intelligenten, nicht bloß intellektuellen Kommentar, der zu weiteren Gedanken anregt.


15. Der Kommentarterminator: packt den Text an der Wurzel und reißt ihn aus, denkt der Gedanken, der den Gedanken des Textes denkt, und überhöht ironisch die Ironie gegenüber dem Text zur Ironie der Ironie.


Lebensweisheit. Bescheidenheit bei anderen Menschen wird besonders von mutfernen kleinen Charakteren ohne Talent und Leidenschaft gelobt; der großzügige edle Charakter braucht dagegen keine Scharen von mutlosen Leisetretern um sich herum, um sich in ihrer Mitte wohl zu fühlen, und die Bescheidenheit, die er bei anderen Menschen schätzt, heißt Diskretion.



In der letzten Folge wurden Fortsetzungsromane angekündigt! Positiv. Und kommt noch ein Fortsetzungsroman? Negativ. War das also ein Scherz? Positiv. Ich will aber einen Fortsetzungsromaaaaaan!! Soll ich jetzt heulen oder was!? Negativ. Sei nicht so negativ und habe einen positiven Tag.








Nihilistisches Journal vom 13.10.2015



Alter, guckst du nach draußen: die Blätter fallen. Und ich schwör, Alter, sie fallen wie von weit, als welkten da beim Chef ferne Gärten. Und sie fallen, weißt du, mit verneinender Gebärde. Es ist Herbst, ey!




Was egal ist.


Alles.



Was zählt.


Nichts.




Bier. Die Rangliste des Augenblicks.


1. Schönramer Imperial Stout.


2. Chimay.


3. Gulden Draak.


4. Lausitzer Kupfer.


5. Westmalle.


6. Feldschlößchen Urbock.


7. Leffe Brune.




Klimawandel. Öko (ein preisgekröner Schüleraufsatz)


Ein furchtbares Geschrei. Ein Fussgänger mit perfekter CO2-Bilanz ging die Landstraße entlang und sah sie da liegen: zwei Autos waren aneinandergeprallt, einer tot, vier steckten fest. Der Fussgänger kam näher und drehte gemütlich am Verschluss seiner Mineralwasserflasche aus der Region, bis sie auf war. "Hilfe!" hörte er sie durcheinander schreien. "So ist es, Freunde, wenn man Auto fährt. Das ist das Risiko dabei". Einer der beiden nicht so schwer Verletzten forderte ihn auf, Hilfe zu holen. "Einen Krankenwagen? Nein, - ich ernähre mich so gesund, dass ich diese Nummer leider vergessen habe. Oder willst du einen Leichenwagen, du armes Hundchen? Aber eins nach dem Anderen, erst sterben, dann unter die Erde kommen. Die Nummer kenne ich übrigens auch nicht - meine Lebenserwartung beträgt 95 Jahre, und ich bin erst 35. Schönen Tag noch". Er spazierte genüßlich weiter, es war ein angenehm warmer Sonntag, und die ersten Fliegen legten auf dem ersten Toten ihre Eier ab.




Kantzitat des Jahrtausends: "Glückseligkeit ist die Befriedigung aller unserer Neigungen, (so wohl extensive, der Mannigfaltigkeit derselben, als intensive, dem Grade, und auch protensive, der Dauer nach). Das praktische Gesetz aus dem Bewegungsgrunde der Glückseligkeit nenne ich pragmatisch (Klugheitsregel); dasjenige aber, wofern ein solches ist, das zum Bewegungsgrunde nichts anderes hat, als die Würdigkeit, glücklich zu sein, moralisch (Sittengesetz). Das erstere rät, was zu tun sei, wenn wir der Glückseligkeit wollen teilhaftig, das zweite gebietet, wie wir uns verhalten sollen, um nur der Glückseligkeit würdig zu werden. Das erstere gründet sich auf empirische Prinzipien; denn anders, als vermittelst der Erfahrung, kann ich weder wissen, welche Neigungen dasind, die befriedigt werden wollen, noch welches die Naturursachen sind, die ihre Befriedigung bewirken können. Das zweite abstrahiert von Neigungen, und Naturmitteln sie zu befriedigen, und betrachtet nur die Freiheit eines vernünftigen Wesens überhaupt, und die notwendigen Bedingungen, unter denen sie allein mit der Austeilung der Glückseligkeit nach Prinzipien zusammenstimmt, und kann also wenigstens auf bloßen Ideen der reinen Vernunft beruhen und a priori erkannt werden". (Kritik der reinen Vernunft, B 834).




Neues vom Mars.


Im Jahr 2020 werden die ersten Menschen den Mars besuchen. Ein preußischer Beamter hat den Organisatoren der Marsmission zuliebe und der Crew zusexe gestern die Bevölkerung des roten Planeten gezählt. Von 6333 Bevölkerünglingen lebten gestern auf dem Mars 6294 Personen, die anderen starben. Unter den Lebendlebenden waren 78% Marsianer, 5% Venusier, 4% Uraner, 3% Juden, 2,5% Marsmännchen, 2% Flüchtlinge, 1% SPD-Wähler, ein Typ, der aussieht wie Uli Hoeneß, der wiedergeborene James Dean sowie auf der Erde unbekannte Prominente von anderen Planeten. Drei Persönlichkeitseinheiten stammen nicht vom Sonnensystem, und werden anscheinend astronomisch verfolgt.




Nihilistische Bücherbrennerei.


Der Roman „Was Mädchen mächcheln“ von Kleinelia Lilienlein und Gespielinnen ist ein feminologischer Roman von pädophilen Lesben für pädosexuelle Lesben. Kathetus Cotangens sagt: Umbedynkt kaufen!


Der Gedichtband „Was Drachen machen“ ist ein Vermächtnis von der untergegangenen Targaryen-Dynastie an die irdischen Nachkommen der Drachen. Kathetus Cotangens sagt: lieber auf die Verfilmung warten! Wegen der Ungenauigkeit (das Starkbier Gulden Draak wird genau genommen nicht aus Drachenblut gemacht) nur für Lügenpresse-Konsumenten lesenswert.


Die Kurzgeschichtensammlung „Auchen-toshan“ ist nichts als Schleichwerbung für eine bestimmte Whisky-Marke. Kathetus Cotangens schweigt (und trinkt einen Glendronach).




Während in den Nächten die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit fällt, schiedet das nihilistische Journal sich wieder verab, und zwar anders lächelnd, als die andern Schwestern.




Nihilistisches Journal vom 13.2.2016



Am 13. Februar 1542 wurde Catherine Howard, fünfte Ehefrau des englischen Königs Heinrich VIII, in London hingerichtet. Sie hat nichts getan, sie hat nur zu 100% der Beschreibung der Frau (Typ Dirne, nicht Mutter) in Otto Weiningers „Geschlecht und Charakter“ entsprochen. Sie hatte vorehelichen und außerehelichen Sex, doch wurde nie schwanger, und sie hatte alle Zeitgenossen mit ihren Reizen derart entzückt, dass sie selbst dem König nicht gegönnt wurde. Der selbstsüchtige Tyrann hätte wahrscheinlich über ihren Ehebruch sogar hinweggesehen, doch die Intrige am Hof, die ihre Untreue bekannt machte, zwang ihn, Konsequenzen zu ziehen. Heinrich war über den aufgeflogenen Betrug weder schockiert noch erzürnt, vielmehr verwandelte er sich in ein flennendes Häufchen Elend, und wollte nicht wahrhaben, dass er dieses Juwel der Weiblichkeit nicht länger besitzen konnte. Sie haben sie ihm weggenommen: die Neider, die Hofdamen, und die Vergangenheit, die die junge Königin einholte. Anne Boleyn verlockte Heinrich VIII, mit dem Papst zu brechen, so dass der König, um sich von seiner ersten Frau Katharina von Aragon scheiden zu lassen, und sie zu heiraten zu können, für die Reformation in England sorgte. Für Geschichtskrämer spielt Anne Boleyn eine beachtliche Rolle in der Geschichte Englands, doch sie ist nichts im Vergleich zu Catherine Howard, der Dirne des Jahrtausends. Gedenken wir der jung gestorbenen Frau, die dafür hingerichtet wurde, das „absolute Weib“ gewesen zu sein, und feiern wir diese Märtyrerin der Weiblichkeit an diesem weiningerianischen Frauentag.



Nichtigkeiten.


- Ein zu 120% menschenähnlicher weiblicher Sex-Android kommt voraussichtlich in etwa zehn Jahren auf den Markt. Bis dahin bleiben die Männer weiterhin das überflüssige Geschlecht.


- Schweden wird noch bis Ende 2016 in die Wikingerzeit zurückversetzt (yes, there will be blood).


- 20000 Katzen-Unterschriften für eine Sammelklage: nur Katzen sollen Miezen genannt werden dürfen; die Verwendung dieses Adelstitels für Frauen soll strafbar werden.


- Ein Gerät zur Messung der transzendentalen Penislänge wurde an britischen und deutschen Eunuchen erfolgreich getestet.


- Das Nationalepos zur Begründung einer Wiedervereinigung von Deutschland und Kasachstan wird rechtzeitig zu Merkels Rücktritt in diesem Jahr fertig; Dschingis Khan wird als Urahn beider Völker durch eine spannende und schlüssige Geschichte nachgewiesen. Der Beitritt der Mongolei, West- , Nord- und Südpolens und der Steppe zwischen dem Kaspischen Meer und der Ostgrenze von Slowakei, Ungarn und Rumänien zum neuen Staat ist durch eine Prophezeiung im letzten Lied des Epos bereits beschlossen.



Friend-Thermometer. Freund und Feind der BRD für diesen Samstag:


Deutschland: Selbstfeind.


Sachsen: Feind.


Mauretanien: Freund.


USA: feindlicher Freund.


Frankreich: Freind.


Volksrepublik Pluto: freundlicher Feind.


Alienrepublik Mars: Erzfeind.



Political Correctness.


Ok: Wenn deutsche Frauen und Mädchen lügen und Flüchtlinge falsch beschuldigen, sie bestohlen, sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben. Die Flüchtinge sind zwar die Guten, aber die Frauen eben auch, - eine Pattsituation? Nein, denn es gilt: Im Zweifel für die Anklagende.


Nicht ok: Wenn Medien (insbesondere ausländische (insbesondere russische)) den Lügnerinnen auf den Leim gehen, einen dieser Fälle aufgreifen, und negativ über Flüchtlinge berichten. Die Medien (und die Russen) sind ja schon die Bösen, und sollen das Hetzen gefälligst anderen überlassen!



Gepresste Lügen.


- Die Polen sind EUnser Unglück.


- Die Ungarn wollen Deutschland deentnazifizieren, und zwar den ungarischen Teil des Reiches.


- Die Russen wollen endlich Atomkrieg, hassen unsere lieben deutschen Flüchtlinge fremd, und Putin ist sowieso schwul.


- Der Iran ist (oder war bis vor Kurzem) eine Bedrohung für den Weltfrieden, Saudi-Arabien will nur spielen.




Propaganda auf Russisch. Ein Gedicht gegen Verwirrung von Geschlechtsidentitäten von Kindern an Schulen mit „liberastischem“ Lehrplan („Liberast“ ist eine russische Wortschöpfung aus „Liberaler“ und „Päderast“).


Джендер Мэйнстриминг



В райисполкоме шум: опять приехал

в деревню пидараз, ну и кино, -

народ бушует, людям не до смеха,

а он смеётся: "Я из облоно!"


Попив чаийку, сказав "Кхе-кхе", идёт он в школу,

и проповедует, что нету "М" и "Ж", -

кто пригрозит стиляге-балаболу,

который месяц всем мозги ебёт уже?


Завуч молчит, директору всё по хер,

а участковый дрочит тот же хуй.

В деревне есть цирюльник-парикмахер,

совхоз "Севилья", пидар, не психуй.



Nihilistische Buchempfehlung. Peter Sloterdijk: Die schrecklichen Kinder der Neuzeit. Berlin, 2014.



Lest das Buch und gedenkt mit mir an diesem 13. Februar der bezaubernden Catherine Howard. Zur Erinnerung: sie wurde heute vor 474 Jahren enthauptet, wodurch der englische König Heinrich VIII mit ihr Schluss machte. Und morgen ist Valentinstag.






Nihilistisches Journal vom 9.4.2016



Ächlichstens jalein. Der Fussball verwöhnt mich. Als Leverkusen-Fan hatte ich eine schöne Woche: Real gewinnt gegen Barca 2:1, Wolfsburg besiegt Real klar mit 2:0 und Leverkusen fickt Wolfsburg, anders kann man das nicht nennen, - 3:0. Die Woche davor die Länderspiele. Im ersten Spiel war ich für England; Deutschland führte mit 2:0 und England gewann in letzter Minute mit 3:2. Im nächsten Spiel war ich wohlwollend gespannt, wie Deutschland gegen Italien spielt, und das Spiel gab mir Recht, dass ich im Spiel zuvor für England war. Ein sondergeiles 4:1, ein Genuss mit einem britischen Porter, Stout oder Cider, hab ich vergessen. Ach, ja.



Cheopsbotschaften.


- Die erste Cheopsbotschaft ist die Cheopsbotschaft von der ersten bekannten Benutzung des Begriffs Cheopsbotschaft, und zwar an dieser Stelle: eine Cheopsbotschaft ist eine erfreuliche Hiobsbotschaft.


- Stannis Baratheon ist vermutlich in der kommenden 6. Staffel von „Game of Thrones“ tatsächlich tot, aber er ist bereits in dieser Welt reinkarniert, und wird in 40 Jahren Präsident der USA.


- Bald werden im Nahen Osten viele neue Staaten entstehen, die Antlantenindustrie wird boomen, Kinder werden noch mehr Hauptstädte lernen müssen, und alles davon, was aus der Türkei hervorgeht, spielt in der Qualifikation zur EM 2020.


- Sex mit einer hübschen Frau, deren geistiger Entwicklungsstand dem einer 12-Jährigen gleicht (und das betrifft die kichernde Mehrheit), gilt ab sofort als Erwachsenenkimi (Kindesmissbrauch an einem Erwachsenen).




Propaganda für Rechts. Beim kleinsten verbalen Ausrutscher wird ein Rechtsgesinnter verdächtigt, ein Nazi zu sein, während an einem Linken jeder Skandal abperlt. Schluss damit! Hier sind Argumentationshülfen für Alternativdeutsche:


- Ich bin kein Nazi, aber Schokolade ist braun, und selbst Linke essen sie jeden Tag.


- Ich bin kein Nazi, aber nun ja, ach was, nun, natürlich, ja, nun, ich weiß auch nicht.


- Ich bin kein Nazi, aber die Abkürzung für Niedersachsen ist nunmal NS.


- Ich bin kein Nazi, aber SA könnte auch für Sachsen-Anhalt stehen.


- Ich bin ein Nazi, aber die Kommunisten haben mehr Menschen auf dem Gewissen.


- Ich bin ein Nazi, aber na und, - wir leben in der Postmoderne!


- Ich bin ein Nazi, aber ich werde euch nicht Gefallen tun, und nach einer Relativierung suchen.


Dieser Beitrag wurde von der linken Lügenpresse bestellt, aber nicht bezahlt. Rechte halten ihr Wort, darum wird er dennoch publiziert.




Immigration. Dankesessay eines Spätaussiedlers an Deutschland.



Autobahn. Für mich ist dieses Wort positiv konnotiert. Ich war 13, und fuhr auf der A7 von Hannover ins Aufnahmelager Friedland; es war mein erster Tag in Deinem Reich.


Du warst perfekt, und ich fasste folglich jede Veränderung an Dir als Gewalt auf. Als der Euro eingeführt wurde, war ich erschüttert, es kam mir sogar surreal vor. Du hattest zwei große Kriege verloren, und lächeltest mich an, anstatt mich für meine siegenden Vorfahren zu hassen. Du warst wie ein neuer Audi A8 ohne Dellen, Beulen und Kratzer; Du wurdest in unserem ersten Sommer Fussball-Europameister, und ich bekam nichts davon mit. Wurdest Du deswegen sauer? Mitnichten. Im Gegenteil, Du gabst mir herzensgute Lehrerinnen für den Förderunterricht in Deiner Sprache, die schnell meine wurde.


Soll ich Dich für Deine Presse hassen, die ich nicht lese, für Deine Bordelle und Huren, die ich nie aufsuche? Soll ich in Deiner Gegenwart essen und auf Deine Vergangenheit scheißen? Soll ich andere Kulturen loben und preisen, ohne dorthin auszuwandern, und Deine Kultur verfluchen, auf Deinem gemütlichen Sofa liegend? Deine Milben hassen mich, weil ich es nicht tue. Du hast eine Magenverstimmung, hast was schlechtes gegessen. Wer will, mag unter inneren Werten den Mageninhalt verstehen, ich meine damit etwas anderes. Ich sehe nicht sehr bedrohlich aus, und bin in unzähligen Nächten auf Deinen Straßen gewandert, - in zwanzig Jahren bin ich nur einmal überfallen worden. Nein, nicht von Nazis, tut mir leid.


Deine Landschaften sind herrlich, Deine Figur schlank, Dein Haar lang; Dein Körper verdient viel größeren Luxus, als Du ihm gönnst. Was ist mit Deinen Mädchen los? Sie müssten eigentlich frischer, unverbrauchter, nicht so versoffen resp. verkifft, nicht so hasserfüllt sein auf alles, was nicht Scheiße ist. Deine Männer arbeiten hart und gewissenhaft, aber mit dem Stock in den Arsch gefickt zu werden, haben sie nicht verdient. Gönn ihnen Freude, sie werden im Gegenzug nicht so gleichgültig gegenüber Deinem Schicksal sein.


Wir müssen reden, ich meine, die schönsten Deiner Mädchen und ich. Ich werde ihnen zeigen, dass die Welt nicht nur aus Scheiße und Pisse besteht, dass Lust jenseits der Selbstzerstörung existiert, dass Apfelblüten und Gefühle, echte Zuneigung und ehrliche Zueignung kein Witz sind, Romantik kein verlogener Kitsch, Erotik keine sinnestaube Pornographie. Mach wieder Deine Atomkraftwerke an, sie sind die besten der Welt. Ich weiß, dass ein Loblied auf Dekadenz und Degeneration auch Sarkasmus sein kann, dass ist halt Dein Humor. Brauchst Du Atomraketen? Nein, dann schick sie nach Amerika zurück, kleiner Scherz, gib sie mir, ich beschütze gern kleine Mädchen.


Für all die Bücher in Deiner Sprache, die mich geprägt und aufgerichtet haben, fällt jeder Dank zu bescheiden aus. Kant allein ist mehr wert als der Rest der Welt. Du bist nicht als radikalfeministische Furie auserkoren, nicht als Geißel der Welt, sondern als schönes Mädchen unter schönen Mädchen, lesbisch noch in ihrer Unschuld, und nicht erst nach dem tausendsten Fick mit dem hundersten Arschloch. Umarme Dänemark, küss Schweden, wirf Norwegen zärtliche Blicke zu. Dereguliere die Ladenöffnungszeiten. Ach, ich mag Dich. Bevor der Brief zu lang wird, breche ich an dieser Stelle ab. Wir sehen uns in Berlin.



Geiles Gedicht. Nottrieb


Du bist ein Narr, wenn du entsetzlich leidest:

die Schönheit sei an Niederes verschwendet.

Beobachte die Mädchen nun genau:

viele ganz schön, doch keine schön ist ganz.


Die Weibheit ist ein Sumpf der Körperteile,

mal ragt ein Antlitz raus, mal langes Haar,

ein Bein, ein Fuss, ja Wimpern, Hände, Nasen,

doch ist kein Wesen da, dem Schönheit inhäriert.


Was die Begiere jagt, ist ein Rhizom:

chthonischer Ungott Trieb läßt Blüten sprießen,

fängst du den Nottrieb, gleich hat dich der Schlamm,

und dringt mit größerem Genuss in deine Poren.


Ja, nur ein Proventivtrieb des Rhizoms

ist das, was deinem Triebe schön erscheint,

so lass es welken, trockne so den Sumpf,

und alle Plagen, die er bringt, verschwinden.



Memoiren. Februar 2003


Anfang Februar die Katastrophe. Das gefühlte Ende der Raumfahrt. Der Krieg um Ressourcen ist wichtiger, in den Weltraum wird für Jahrzehnte keiner mehr fliegen. Menschen auf dem Mars? Träumerei aus dem vergangenen Jahrhundert. Ich fange mir eine widerliche Halsentzüngung ein, und fiebere temperatürlich mit, als Koch und Wulff ihre verdammten Wahlsiege feiern. Dazu ist der FC Bayern uneinholbar vorn. Russland und China, aber auch Deutschland und Frankreich sind machtlos gegen die sich anbahnende Aggression der USA im Irak. Die, denen die Welt gehört, essen gut und schlafen gut, der Rest hat weder Spaß noch Zuversicht, dass sich die Waage irgendwann wieder Richtung Gleichgewicht bewegt. Man sagt doch: entweder gut essen oder ruhig schlafen, doch die einen haben beides davon, die anderen gar nichts. Der Film "23" läuft im Fernsehen und zeigt, dass selbst die investigativsten verschwörungstheoretischen Nachrichten nur noch kommerziell vereinnahmt werden, und niemanden mehr zu großen Taten antreiben.



Lest ruhig „Imperien“ von Herfried Münkler. Falls linke HU-Studenten mitlesen: ich empfehle aus seriösester Quelle (meiner Urteilskraft) auch das Buch „Räume der Gewalt“ von Jörg Baberowski. Falls normale HU-Studenten mitlesen: gibt es noch den Büchermarkt im Vorhof der HUlle? Ja? Na dann, Heisenberg, bis nächste Woche.




Nihilistisches Journal vom 16.6.2016



Em... nun ja, damit ist über deren bisherige fussballerische Qualität alles gesagt. Kommen wir zu den



Cheopsbotschaften.


- Wissenschaftler haben festgestellt, dass manche Menschen zur Empathie fähig sind. Somit sind Menschen prinzipiell fähig zu verstehen, dass der Antinatalismus sich aus Mitgefühl mit Mitmenschen motiviert, und nicht, wie Idioten und Arschlöcher meinen, aus dem Rachwunsch, die eigenen Eltern für eine schlechte Kindheit zu bestrafen.


- Ideologen haben einen neuen Hass erfunden, aber haben noch keinen Begriff dafür. Dieser Hass soll friedlichen freundlichen hilfsbereiten und unbescholtenen alleinstehenden Männern vorgeworfen werden.


- Techniker haben eine neue Zuhörtechnik entdeckt, bei der Frau nicht merkt, dass Mann nicht zuhört. Fortschrittskritische Wissenschaftsjournalisten haben keine Ahnung, wovon da eigentlich die Rede, aber wissen ganz genau, dass diese Technik chauvinistisch, neoklassistisch, rassistisch und narzisstenfeindlich ist.



Medien. Ein Prognoseinstitut für Vorhersagen gnostiziert folge Auflagenstärke der 12 auflagenstärksten Wochenzeitungen in Deutschland im Sommer 2018 pro:


1. Der Sex (kultureller Mainstream): 365000


2. Junge Freiheit (politischer Mainstream): 172000


3. Die Zeit (Nonsens-Radikalismus): 153000


4. Die Miezekatz (gehobenes Modeblatt): 137000


5. Der Freitag (kultureller Mainstream): 115000


6. Die Grenze (Flüchtlingszeitung): 103000


7. Der Pöbel (BILD in Schmähsprache): 90000


8. Welt am Sonntag (wirtschaftlicher Mainstream): 87000


9. Der Stürmer (Nostalgiezeitung): 71000


10. Ohne Condom (gehobene Boulevardzeitung): 54000


11. Das Spiegelbild (Lügenpresse-Mainstream): 50000


12. Die Lügenpresse (völkische Medienbeobachtung): 47000




Kapitalismusktirisches Sozialdrama. Gossip in der Gasse



1) Das Schlämpchen Rila


Wie sagen sie heißt das schlämpchen? Rila? Nie gehört. Rila. Warten sie. Doch gehört. Rila ist die mit den zehen ja richtig. Aber vorher noch waschen. Nein nein nicht zu hause hier aufm klo geht danz schnell. Nein nicht wegen schweiß und so. Wegen kohle sie verstehen? Ach sie haaaben kohle na dann... Will sie nicht weiter aufhalten gehen sie. Wollte nur noch fragen aber gut gehen sie schon. Alles gute wünsche ich ihnen noch und meine es auch so das ist keine leere floskel oder so. Ob ich was? Nein ich gehöre nicht dazu ich bin hier nur so. Nein nicht zum spaß nur so verstehen sie. Was ich hier mache ich gucke! Nein ich spanne nicht aber ich gucke schon ob... Ich schau nach wenn... Ich meine sie verstehen schon sie wissen schon kann ja passieren dies und das und dann nun ja gehen sie schon. Ja ich passe halt auf verstehen sie. Es gibt böse menschen da muss man doch was tun also gucke ich dass alles in ordnung ist. Wartet nicht ein schlämpchen auf sie gehen sie! Und ich? Und ich hol mir einen runter von diesem alten foto aus einer zeitschrift... Oh ist das ein brötchen? Essen sie es noch? Nein? Nein nein sie brauchen es mir nicht zu geben ich hebe es schon vom boden auf. Ach was staub ich will ihre kostbare zeit nicht mit belästigung stehlen. Werfen sies mir schon.



2) Der andere Kunde


"Du, Schabe, komm her!" er tritt einen Laufburschen in den Arsch. "Ich brauche ein paar Filmstars, hol den Chef".


- Sind Sie der Chef hier?


- Ja, sozusagen. Wo tut es denn weh?


- Lassen Sie bitte Ihren Nuttenjargon, Sie Schwuchtel, und hören Sie zu: ich brauche noch heute zwei Filmstars.


- Ähm sorry, wir sind gerade etwas unterbesetzt.


- Was stammeln Sie da, sie Hurensohn? Können Sie nicht wie ein Mensch reden?


- Öhm Tschuldigung, aber...


- Zwei Nutten, die keiner vermissen wird. In einer Stunde, hier. Verstanden?


- Aber äh das ist es ja *hüstel* , solche "Nutten" hehe wie Sie sagen habe ich zur Zeit nicht. Das heißt ähm... eine schon, die müsste bald fertig sein, aber nur eine...


- Gut... Die da, wer ist das?


- Ähm das ist Tina, sie ist unser Arsch ähm... und ach ja, ihre Mutter arbeitet auch bei uns.


- Schlecht. Und die?


- Doro ähm, eine ganz gewöhnliche Studentin, die denkt, ´s ´st ein Puff wie jeder andere.


- Das da, was ist das?


- Ähhh... das ist Lipstick.


- Sieht doch wie ein Mensch aus. Ordentlich dünn. Diese hier bitte, und die eine, von der Sie anfangs sprachen. Vielen Dank und hier 5000 im Voraus.



3) Kescha kommt


- Hey Dodo!


- Hallo kescha wie gehts dir lange nicht gesehen was machst du so lebst du noch gehts dir gut?


- Dodo, wo ist Lipstick?


- Ja wo ist es denn wo ist es wo ja vielleicht klo putzen dann muss es noch den mund spülen.


- Putzt sie immer noch mit der Zunge?


- Tja na ja ja klar wegen der zuschauer du weißt und verstehst und so ach so ach ja ach hier ist ein kunde ein reicher mann ja mann ein gutsituierter typ guck da er sagt er nimmt es mit.


- Was nimmt er mit?


- Lipstick du weißt schon filmstars sucht er halt. Hey lipstick wird ein star!


Kescha läuft auf den Mann im schwarzen Anzug zu: "Sind Sie der Filmregisseur?" "Ja, der bin ich, was kann ich für dich tun, mein Junge?" "Sie gehört mir!" "Wer ist sie?" "Sie! Das Mädchen da!" "Gehört ihr nicht alle eurem Chef? Na gut, was willst du für sie haben?" "Was!?" "Sag schon, Junge wieviel". "Nun ja... na ja, wissen Sie... *schluchz* sehen Sie das Café dort hinten?" "Ja, klar und deutlich". "Es gibt da so ein Eis, das ich schon immer probieren wollte. Ein ganzer Eisbecher! Aber leider 4,90..." "Hier hast du 10. Bring sie her zu mir, gleich kommt der Laster, sie abzuholen".



4) Der Kunde geht


- Was schulde ich Ihnen für das kleine Ding?


- Ach, wissen Sie, ähm, die geht aufs Haus.


- Danke, wie freundlich. Ich werde Sie weiterempfehlen.


Kescha sieht dem abfahrenden Laster zu und setzt sich zu Dodo:


- Gleich geh ich in das Café da drüben und hol mir den Eisbecher Panama. So läufts, mein Freund, man muss seine Träume leben!


- Du sollst sagt der chef aber nicht zu viel eis essen sagt der chef weil er sagt du brauchst deine stimme für telefonsex die kunden zahlen gut sagt der chef.


- Ich passe schon auf, keine Sorge! Man sieht sich, Dodo!


- Ähm meine lieben Freunde, ähhhh geht von der Straße runter, da kommen gleich ähhh wie heißt das Wort, gleich hab ichs... ähhh... Limousinen!


- Ja klar chef und danke chef sie boss und so hehe.


- Ciao, Chef.


- Ähhh Kescha?


- Ja?


- Morgen klauen nicht vergessen. Diesmal nimmst du ein paar Touristen am Kanal aus ähm wo das Museum ist. Ähhhh Ohrläppchen hast du keine mehr. Öhm jahh... was mach ich mit dir, wenn du etwas davon für dich behältst? Dann will ich fünf Gramm Haut von dir.


- Zwei!


- Vier.


- Drei!


- Äh gut, drei Gramm Haut, oder, sagen wir mal, zweieinhalb, oder 1000 Küsse aufs Löchchen, oder 10 BJs....



5) Dodo erinnert sich


Ja nun ist es weg das lipstick. Wir aßen aus demselben trog mit ihr. Nettes kind. Elf oder zwölf oder so. Dünn wie ein stock um scheiße zu mischen hehe. Chef sagte immer das ding hat ne zukunft. Na hoffentlich! Will heißen hoffentlich spielt sie so gut mit dass hehe snuff wegen ihr ne zukunft hat. Ein echter filmstar hört ihr wird aus ihr! Was ist schon kloputzen was ist schon hurenfotzen ablecken nach den kunden? Nicht der rede wert. Lipstick ist zu größerem bestimmt. Ich bin nur ein kleiner bescheidener mann ich lebe hier mit den hunden aber sie sie ist ein echter star. Ich habe ja schon meinen abschluss in bwl. Habe auch nicht schlecht verdient. War mal. Bin alt geworden. Hab mich fürs geld verprügeln lassen um mir ficken leisten zu können. Habe gut gefickt! Der chef ist nett hier hat mich krüppel dann aufgenommen. Ich esse gut. Ich schlafe warm bei den hunden hier. Ficken ist aus aber so ist das leben. Man kann nicht alles haben. Lipstick hat jetzt alles. Ein flimstar ist sie. Alles wovon sie geträumt hatte. Wenn der chef jetzt in seinem büro kleckert oder spuckt wer wird das eigentlich ablecken? Rila vielleicht. Nein rila ist alt genug den arsch hinzuhalten. Oh da kommen zwei frauen die straße lang. Hoffentlich biegen sie jetzt nicht ab. Ja. Ja gut. Guuut. Ja gut weiter gehen immer nur weiter gehen. Schwanz raus dodo. Ja guuut jaaaa. Jaaaaa.



Historische Fakten.


Warum haben die Guten alle Kriege gewonnen, und die Bösen alle Kriege verloren? Weil die Guten, sprich die tapferen, aufopferungsvollen, hilfsbereiten, mitfühlenden, schönen und mutigen Frauen demonstrierten, protestierten und feminierten, und die Bösen, sprich die kriecherischen, selbstsüchtigen, hässlichen und feigen Männer mordeten, unterdrückten und maskulierten.



Weisheit. Die Sinnin des Lebens


Vom Sinn des Lebens kann man nur eins wissen: dass er langes dichtes Haar und einen elfenhaften Gang hat.



Und wieder Ende. Wer vom Ende nie genug kriegen kann, sollte wieder vom Anfang an lesen. Oder nur den letzten Satz. Oder nur das mit der Weisheit.




Nihilistisches Journal vom 4.8.2016



Hi und eins vorweg: "Ich sublimiere meine Triebe nicht damit Andere ihre Triebe ausleben können." Frustratus Magnus, 2008. Noch mehr geile Zitate? Bittesehr: "Der Massenmensch braucht eine Herde und einen Hirten, und somit ist die ihm angemessene Staatsform geklärt." Tin Pu, 2012.

"Eine schreckliche Entartung der Sexualität: das Bad in der Menge." Der Gegenpapst, 2013. "Das Sein ist eine unendliche Refelexion des Nichts auf sich selbst." Meister Schreckhart, 2014. "Das Bewusstsein ist ein schwarzes Loch im Kosmos der Information." Nerdus Maximus, 2015. "Schmerzen beheben das Leid öfter als sie es vergrössern, denn erst wenn die Schmerzen verschwinden, offenbart sich das Leid und breitet sich aus im Bewusstsein, und nur durch neue Schmerzen kann man ihm entrinnen." Ein Zeitzeuge des Weltgeschehens, 2016.




Mit Nichtigkeiten wollen wir uns heute erst nach dem Lichtaus befassen, und ja, fassen wir sie so richtig an!




Biologie.


Zu Ostern legt der Osterhase Ostereier. Je nach Wetter schlüpfen daraus am 1. Mai verspielte Kätzchen oder am 1. Juni süße Mäuschen oder am 1. Juli sexy Häschen. Außer die Eier werden vorher von bösen Menschenjungen gefunden und gefressen.



Parapsychologie.


Der Geist, das Absolute, ist Begriff. Er entäußert sich in das Andere des Begriffs, welches im Begriff nicht aufgeht. Indem das Andere des Begriffs sich selbst als Begriff erkennt, geht es im Begriff auf.



Ökonomie. Warum die Mordrate sinkt


Warum bringen wir uns nicht mehr um? Der Einzelne ist als Mensch ersetzbarer denn je, aber als Arbeitskraft sehr teuer. Die ökonomische Hemmschwelle für Tötung eines Menschen, und somit Vernichtung einer Arbeitskraft, ist umso höher, je länger der gesellschaftlich notwendige Bildungsweg für die Ausbildung einer Arbeitskraft mit der auf der jeweiligen Produktionsstufe erforderlichen Mindestqualifikation.



Deutschunterricht. Interpretieren oder Auswendiglernen?


Eins vorweg: Gedichte werden nicht geschrieben, um interpretiert zu werden. Hat mir damals aber keiner gesagt. Und so schrieb ich in der 9-ten Klasse Top-Gedichtinterpretationen, in der 10-ten waren meine Gedichtinterpretationen befriedigend bzw. zufriedenstellend, je nach sexuellem Gehalt des Gedichts. In der 11-ten hab ich das Interpretieren von Gedichten verlernt, setzen sechs. Zum Glück ist mir ein Text von Enzensberger unter die Brille gekommen, in dem er über die Zerpflücker von Gedichten höhnisch lacht. Die Unfähigkeit zum Gedichteinterpretieren erwies sich im Nachhinein als ein Fortschritt. Das, was selbstverständlicherweise gilt, und mir damals im Deutschunterricht in der 9-ten Klasse ausgetrieben wurde, erkannte ich wieder: Ein Gedicht muss unmittelbar auf den Leser wirken, oder es ist ein schlechtes Gedicht. Intellektuelle Kleinkrämer mögen weiterhin meinen, ein Gedicht sein nur dann ein Gedicht, wenn es ihre ausgefallenen Bedürfnisse befriedige, sprich durch seine Unverstehbarkeit durch den normalen Leser dem Profi-Zerpflücker von Gedichten (Langeweile macht offensichtlich krank) ein Gefühl der elitären Überlegenheit gäbe. Wenn man sich so sehr vom Rest der Welt abheben möchte, kann man sich in eine Rakete setzen und auf den Mond fliegen. Was Gedichte angeht: allein die Wirkung zählt, nicht die Form, nicht die Farbe der Buchstaben.




Litherathur. Barmonolog eines jungen Mannes


Ja, sie ist verdammt schön. Wie soll ichs bloss ausdrücken, wie verdammt schön sie ist? Ich sags mal so: Wer die anfasst, ist für mich pädophil, tut mir leid. Auch wenn er jünger ist als sie, das ist keine Entschuldigung, ich rasier ihm die Kehle ab. Echt, wer die anfasst, ist selber schuld. Er wird seine Pfoten nicht mehr finden. Ich werde sie nämlich abschneiden und Tieren wie ihm, sprich Kakerlaken, zum Frass geben. Da gibts kein Erbarmen. Eisenstange in die Fresse und das wars, mein Junge. Nix warte mal, ich warte mal, und ihr vergewaltigt sie oder was? Ja, klar, ihr wollt sie nicht vergewaltigen. Natürlich nicht. Dann aber schön zehn Meter Abstand halten. Sonst ist das ne Vergewaltigung, kann ich nix für. Ich schwörs, wer sie anfasst, mit dem werde ich mich befassen. Ich geb ihm was Saures auf die Nüsse, mit einem Spritzer Salzsäure ist es nicht getan. Der Typ soll sie spüren, die Kehrseite ihrer Schönheit. Diese Kehrseite bin nämlich ich zufälligerweise, und ich bin der Besen, der euch Spanner alle in die Hölle kehren wird. Sie ist unbeschreiblich, Mann. Darum hab ich vor langer Zeit aufgehört zu schreiben, ich sitze nur da und warte, bis sie endlich zu mir kommt, und sagt, was sie von mir will. Sie terrorisiert mich doch mit ihrer Schönheit, ich tu doch nix. Was zur Hölle? Warum sollte ich sie anquatschen? Denkst du sie ist blöd? Denkst du sie hat keine Ahnung oder so? Ist doch ihre Sache. Was weiss ich, worauf sie wartet, vielleicht auf die passende Gelegenheit. Sie kann mich doch nicht einfach blöd anquatschen, das ist nicht ihr Stil. Wer sich das zum Anlass nimmt, sie zu belästigen, dem sag ich klar und deutlich, ich bin nicht tolerant. Das ist mein Mordernst. Es ist keine Entschuldigung, dass sie schön ist. Tut mir leid für dich, echt. Such dir ne Andere. Eine Hässliche oder so. Eine für dich halt. Lass aber die hier in Ruhe. Ich sags nicht nochmal. Verfluchte Spinner, immer wollen sie dasselbe was ich will. Und dann wundern sie sich noch. Ich vollbring hier gleich ein Wunder, du...




Dramatik. Liehbes-Coomer (Monolog eines jungen Jungen)



Droh mir nicht, ich weiß, was mir blüht. Die Hölle. Und ich gehe gern da hin. Ich gehe zum Teufel. Weg von dir. Frag nicht warum.

Eine riesige Wartehaale erwartet mich. Der Fussboden mit Leichenresten gepflastert, mit kalter Asche bedeckt. Millionen werden mich auf meinem Weg begleiten. Doch jeder von uns wird allein sein. So allein, wie er auf Erden nie war. Boote werden uns forttragen. Vom kalten Ufer des blutigen Flusses zum brennenden Ufer des blutigen Flusses. Wir werden verbrennen. Die letzten Reste von Schönheit und Stolz werden verschwinden. Schwarzverkohlt werden wir umherwandern. Hässlicher als jede Nacht, hässlicher als die Nacht, in der die Pest kam.

Ratten. Ratten werden unsere besten Freunde sein. Mich wird das an früher erinnern, als ich noch unter den Lebenden weilte. Schon damals hatten mich nur die Ratten verstanden. Nur sie hatten mich akzeptiert, so wie ich bin.

Es wird eng sein. Wir werden wie Schlangen übereinander kriechen müssen. Unsere verkohlten Körper werden bei jeder Berührung unsagbare Qualen erleiden. Es wird nie Ruhe geben. Kein Schlaf mehr. Nur noch Schmerz.

Ich werde vielleicht mit glühender Lava kotzen. Ich werde vielleicht Gott und die Welt um Verzeihung bitten. Doch in einem kurzen Moment der Besinnung, in dem ein klarer Gedanke über den totalen Schmerz triumphieren wird, werde ich mit großer Erleichterung sagen können: Die Hölle ist besser. Besser als dich zu lieben.




Tragik. Schriftliches Weinen (Monolog eines alten Jungen)


Auf mir liegt ein Fluch: kaum empfinde ich etwas für einen Menschen, schon lehnt er mich ab. Ich habe mal an Gott geglaubt, dann wieder nicht. Spielt keine Rolle, ob du an ihn glaubst. Er ist der Teufel, der dich verflucht. Der Fluch ist grausame Realität, also existiert auch dieser verdammte Bastard.

Jeder, den ich liebte, hat mich abgelehnt. Jeder, den ich mochte. Jeder. Die Leidensgenossen, die nicht. Die anderen Verfluchten. Wir sind ein gutes Team, wir kranken Ausgestossenen. Wir verstehen uns. Manche von uns sind miteinander gut befreundet. Aber wir können einander nichts geben. Wir sind keine Menschen: wir haben keine Herzen. Unsere Herzen wurden uns von all denen geraubt, die wir liebten, oder auch nur ganz wenig mochten. Und irgendwo lauern sie, die Vampire. Besser bekannt als Engel. Gottes Lieblinge. Sie lauern, bis sich einer von uns in sie verliebt, um sein Herz zu rauben.

Engel, wofür hasst ihr uns? Dafür, dass wir lieben können und ihr nicht? Liebe bedeutet Opfer bringen. Alles auf eine Karte setzen. Die Kontrolle aufgeben. Die Macht. Die Zukunft. Im Jetzt leben, für den Anderen leben. Das könnt ihr nicht. Ihr könnt nicht über euch hinauswachsen. Ihr seid in eurem Narzissmus gefangen, in diesem Spiegelsaal, in dem ihr euer ganzes Leben lang euch selbst bewundert und verehrt.

Es gibt nicht so viele von uns. Es gibt weniger Herzen als Herzensbrecher. Darum feiert ihr im Gottes Namen all die Orgien in eurem himmlischen Sodom. Fortwährende Masturbation. Alles, was ihr macht, dient nur dem Zweck, eure Reize zur Schau zu stellen, um uns anzulocken. Ihr würdet töten, um quälen zu können. Ihr würdet über Leichen gehen, um zu foltern. Und für uns gibt es nur einen Ausweg. Sterben. Mehr ist für uns nicht drin. Mehr hat Gott für uns nicht vorgesehen.

Es ist jämmerlich, dass ich nicht tot bin. Es ist mir sehr peinlich. Am Leben zu sein. Das hier zu schreiben. Ich tu es, obwohl ich mich dessen schäme, weil ich Gott und seinen himmlischen Folterknechten kein einziges Herz gönne. Kein einziges Herz. Falls du eins hast, verstecke es gut. Zeig es niemandem. Keinem Engel und auch keinem Verfluchten. Auch unter uns gibt es Verräter. Wir sind nicht schon deshalb die Guten, weil wir verflucht sind. Verstecke dein Herz. Lebe glücklich bis ans Ende deiner Tage, ohne es je einer Menschenseele zu zeigen, denn wenn es jemand sieht, dann gnade dir Gott...




Weltgeschehen. Vom Triumph der Dummheit (Analyse vor Ort)


Dummheit macht sich breit. Selbstherrliche Dummheit. Geschmacklose Dummheit. Klugheit ist schüchtern. Und sie ekelt sich. Vor der Dummheit. Sie geht weg. Sie ist angewidert. Dummheit bleibt. Fühlt sich als Siegerin. Das Hohle, das Banale triumphiert. Wie einst die Pest. Der bevorstehende Holocaust ist ein Hohlocaust.




Was sagen, wenn das Hinterfragen als verschwörungstheorieverdächtig gilt? Wie soll man in Zeiten, in denen jede Kritik am Bestehenden psychologisiert wird, so dichten, dass man nicht terrorverdächtig wird? So neutral wie möglich, etwa so:


Nichtig nichtet nichtes Nichts.



Anstatt des Abschiedsgrusses ein Zitat: "Das Funktionsdenken gradualisiert qualitative Unterschiede und macht aus verschiedenen Qualitäten verschiedene Quanta derselben Qualität." Melancholicus Hannoveranus, 2008.




Nihilistisches Journal vom 10.9.2016



Sehr geehrte Damen und Ritter bzw. Frauen und Herren! Nur noch ein Jahr, und die AfD sitzt im Bundestag. Was haben CDU/CSU und NPD falsch gemacht, dass sich zwischen ihnen eine 10-15%-Lücke aufgetan hat? Die Lucke-Luke schaffte es vor drei Jahren mit 4,7% der Wählerstimmen nicht in den Bundestag, das Petri-Loch ist eine doppelt bis dreifach so breite Spalte. An dieser Stelle muss die Frage gestellt werden: wie feministisch ist die AfD? Die Führerin ist eine Frau, die härteste Hardlinerin ist ebenfalls eine Frau. Verkehrte Welt in Amerika: während in Deutschland die AfD von Journalisten und Politikern beschimpft und verteufelt wird, obwohl sie von einer Frau geführt wird, jubelt eine Hälfte der USA einer schimpflichen und teuflischen Zukunft entgegen, weil eine Frau sie in diese Zukunft führen wird. Der Herausforderer ist als politische Persönlichkeit das flatterhaftestmögliche Leichtgewicht, doch die niedrigste Trumpf-Karte schlägt auch die blutigste Dame. Doch zurück zu den Wahlen in Deutschland, aber nicht zu den Haupt-, sondern den Hauptstadtwahlen.



Politik. Wahlwerbespots zur Berlinwahl.


Mehr Polizei! Noch mehr Polizei! Und noch mehr Polizei!

CDU


AfD wählen? Warum nicht gleich die Linken?

Die Grünen


Burka! Islam! Volk! Europa!

AfD


Den Schwanz des Neoliberalismus zu 98 statt zu 100 in den Mund nehmen!

SPD


Putin ist nicht schwul, du Lügenpresse!

Die Linke


Lass´ Mr. Robot gucken (online und umsonst).

Piraten


Für offenen und ehrlichen Rassismus!

NPD


Wer nicht wählt, wählt die AfD.

FDP



Demoskopie. Analysen der Prognosen zur Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2016.


15% wählen die AfD, also sind 85% nicht für die AfD.


75% wählen nicht die SPD.


80% wählen nicht die CDU.


85% wählen nicht die Grünen.


95% wählen nicht die FDP.


Die Berliner sind zu 3/4 gegen die SPD, zu 4/5 gegen die CDU, 6 von 7 sind gegen die Linken, die Grünen und die AfD. 19 von 20 Berliner verabscheuen die FDP.



Film und Wirklichkeit. Der wirkliche Oscar für die beste Hauptrolle 2016 gehört Dieter Laser (The Human Centipede III).



Schule. Aufsatz und Korrektur.


Deutsch, 4. Klasse. Die kleine Hannah schreibt einen Aufsatz zum Thema Stress:


Eva nahm die Autobahn von Braunschweig nach Wolfsburg. Die Blitzfahrt kriegte sie total nicht hin - sie vergas ihren Führerschein. Wer macht nun die Arbeit, fragte sie sich und aß an der frischen Luft eine Münchner Waffel mit nur 88 Kilokalorien. Um 18 Uhr entartete die Lage endgültig, als ihr Vorgesetzter, Paulus Schäfer anrief, ein Mann, der keinen Stein auf dem anderen ließ, wenn seine Schützlinge ihre Staffel ausließen. Doch er war keineswegs eine Ausgeburt der Hölle, vielmehr ein Himmler, weshlab Eva schon nach 39 Sekunden einen Pakt mit ihm schließen konnte - sie musste am 1. September auf ihren Urlaub verzichten, und somit einen Tag früher zur Arbeit aus dem Ferienlager fahren.


Der Lehrer gibt ihr eine Sechs. Hannah muss eine Berichtigung schreiben. Sie findet aber keine Fehler und bekommt wieder eine Sechs. Ihre ältere Schwester Henrike aus der 7. Klasse korrigiert den Aufsatz für sie:


Evita nahm den Highway von Brunswick nach Fallersleben. Die Überraschungsfahrt zur Jobstelle bekam sie nicht hin - ihr Lappen blieb zu Hause liegen. Was ist nun mit dem Job, fragte sie sich und snackte draußen einen bayrischen Knuspersnack mit nur 400 Kilojoules. Um sechs Uhr Abends wurde die Situation mies, als ihr Boss Paul Schäfer anrief, ein Typ, der es nicht ab konnte, wenn seine Employees ihre Schicht versäumten. Doch er war kein uncooler Typ, vielmehr ein Angel, weshalb Evita schon nach weniger als einer Minute einen Deal mit ihm machte - sie musste am Tag nach dem 31. August wieder jobben, also einen Tag früher vom Beach in die Firma fahren.


Der Lehrer gibt nun eine drei mit der Bemerkung: "machte", "musste", "Haus" - immer noch bedenklich, man kann es auch weniger provokant ausdrücken.



Forschung und Muße. Durchschnittlich 99% der Menschen, egal wo, egal zu welcher Zeit, sind Dummköpfe. Sie, verehrter Leser gehören selbstverständlichst(ens) zu den anderen 1%.



Lehre und Zwang. Vervollständigen Sie die folgenden Sätze:


- Die SPD wird in Berlin die stärkste Partei, weil...


- Mein Nachbar wählt die AfD, und ich...


- Eigentlich finde ich die AfD gar nicht so ...


- Die Demokratie hat endgültig versagt spätestens seit ...



Wer in Berlin lebt, kann in einer Woche seine Bürgerpflicht erfüllen oder sein Gewissen erleichtern. Beides zusammen geht natürlich auch. Einen fröhlichen September-Hochsommer und einen guten Klimawandel!



Anmerkung von Terminator:

Der Vorgähner des beobachtenden Betrachters.

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