Selbstreflexiv

*Selbstreflexiv*

Erstaunlich, welche Auswirkungen unzählige Mobbing-Attacken, selbst nach einigen Jahrzehnten, auf einen haben. Immer noch bin ich sehr empfindlich, wenn es darum geht, dass ich persönlich mit Worten angegriffen werde. Obwohl mir mein Verstand berechtigterweise sagt, ignoriere es bitte, greife ich automatisiert zum Affenbrot. Und befeuere so mögliche Attacken gegen mich. So als ob ich Masochist wäre, der ich definitiv nicht bin. Schon als Kind und als Jugendlicher habe ich Strategien entwickelt, um Anfeindungen zu entgehen. Ich habe körperlich starke Mitschüler auf meine Seite gezogen, indem ich ihnen "zur Belohnung" mein für mich leicht verfügbares Wissen zukommen ließ. Ich habe Hausaufgaben übernommen oder Tests für sie geschrieben. Manchmal flog das auf, dann bekam ich eben auch eine Sechs. Das war nicht weiter schlimm, bei meinem Notendurchschnitt. Trotzdem musste ich Zeiten voller Demütigungen durchleben. Das nagt an einem. Heute darf keiner mehr an meinen Empfindungen handwerken. Außer vielleicht Menschen, die mir sehr nahe stehen und begreifen, was für ein Mensch ich bin.
Warum ich das überhaupt schreibe? Es ist für mich eine Art Selbstheilung. Eine Begründung, wie ich mit anderen Menschen gerade im sozialen Gefüge umgehe. Ich meine es im Grunde nie böse. Es ist für mich nur ein Reflex, ein Selbsterhaltungsreflex. Ich bin kein dummer Mensch, ganz im Gegenteil. Ich bin hauptsächlich selbstreflexiv, das sind die wenigsten Menschen. Doch manchmal wünsche ich mir, ich wäre nur dumm und würde diese Gabe nicht haben.