sommerabend

Prosagedicht zum Thema Vergangenheit

von  tulpenrot

4. Version vom 25.07.2017

bäume, wiesen und wolken
in warmes licht getaucht
eine alte frau auf der weißen holzbank unter dem goldregen

an der hauswand duften kletterrosen
im beet hüpft eine amsel
sucht zwischen welken blättern nach nahrung
wie jeden abend

sie fürchtet sich nicht
doch sie bleibt stumm

das abendrot findet gegenüber statt
wo elstern die strommasten besetzt halten
und mücken tanzen

ein vogel klagt einsam im birkengrün
dem himmel sehr nah
das land ist trocken und heiß

das zimmer der alten wird kühl bleiben bis zum morgen

*************************************************


3. Version vom 21.07.2017

bäume, wiesen und wolken
in warmes licht getaucht
eine alte frau auf der weißen holzbank unter dem goldregen

an der hauswand duften kletterrosen
im beet hüpft eine amsel
sucht zwischen welken blättern nach nahrung
wie jeden abend

sie fürchtet sich nicht
doch sie singt nicht mehr

das abendrot findet gegenüber statt
wo elstern die strommasten besetzt halten
und mücken tanzen

ein vogel klagt einsam im birkengrün
dem himmel sehr nah
das land ist trocken und heiß

das zimmer der alten wird kühl bleiben bis zum morgen


***********************************************

2. Version vom 18.07.2017

bäume, wiesen und wolken
in warmes licht getaucht
und ich auf der weißen holzbank unter dem goldregen

an der hauswand duften kletterrosen
im beet hüpft eine amsel
sucht zwischen welken rosenblättern nach nahrung
wie jeden abend
sie fürchtet sich nicht
doch sie singt nicht mehr

das abendrot findet gegenüber statt
wo elstern die strommasten besetzt halten
und mücken tanzen

ein vogel klagt einsam im birkengrün
dem himmel sehr nah
das land ist trocken und heiß

mein zimmer wird kühl bleiben bis zum morgen
in dieser zeit zwischen tag und nacht
erinnere ich mich

***********************************************

1. Version

auf der weißen holzbank unter dem goldregen
um mich herum bäume, wiesen und wolken
in warmes licht getaucht
als ob sie ein geheimnis in sich tragen

rote und weiße kletterrosen senden ihren duft
hoch hinauf durchs geöffnete fenster
im beet hüpft eine amsel suchend umher
wie jeden abend
sie fürchtet sich nicht
doch sie singt nicht mehr

das abendrot findet gegenüber statt
wo elstern die strommasten besitzen
und die mücken ihre tänze aufführen

ein vogel klagt einsam im birkengrün
dem himmel sehr nah
das land ist trocken und heiß

mein zimmer wird kühl bleiben bis zum morgen
in dieser zeit zwischen tag und nacht
erinnere ich mich

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (16.07.17)
Spontan sage ich: einer deiner besten Texte.
LG
Jorge

 tulpenrot meinte dazu am 16.07.17:
Das freut mich ungemein. Großes DANKE und liebe Grüße
Angelika

 AZU20 antwortete darauf am 17.07.17:
Da schließe ich mich gerne an. Viele interessante Bilder. LG

 tulpenrot schrieb daraufhin am 17.07.17:
Vielen Dank für das Lob und die Sterne! LG
toltten_plag (42)
(17.07.17)
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 tulpenrot äußerte darauf am 17.07.17:
Spring! Es ist nicht tief, nur Parterre. Die Kletterrosen breiten schon ihre Arme aus.

 tulpenrot ergänzte dazu am 17.07.17:
man müsste sie anschließend wieder ein wenig entwirren.

 Habakuk (17.07.17)
tulpenrot, du weißt es, Friederike Mayröcker ist auch schon tot, ein unfreiwilliger reim, sorry, könnte von ihr sein, dein text, ich muss denn mal,

chow-chow

 tulpenrot meinte dazu am 17.07.17:
welch vergleich! ich nehm ihn als kompliment. danke dafür.
der tod hat schon mehrmals bei mir angeklopft, die verbleibende zeit wird jeden tag kürzer. manchmal hab ich das gefühl mich beeilen zu müssen. und trotzdem: viel zu selten kommt etwas brauchbares zustande. am ende stehe ich doch nur mit leeren händen da.
gruß an habakuk - welch gewaltiger name! - von tulpenrot

 blauefrau meinte dazu am 20.07.17:
Friederike Mayröcker ist nicht tot.

 tulpenrot meinte dazu am 20.07.17:
Und ich lebe auch noch - und danke dir sehr für die Empfehlung.

 Habakuk meinte dazu am 20.07.17:
sorry, habe da was durcheinandergeschmissen, die werte F. M. lebt noch, aber 1924 geb., also nun ja.

 tulpenrot meinte dazu am 22.07.17:
Hochbetagt ist nicht unbedingt tot. Erst tot ist tot. Und wohnungssuchend ist nicht gleich auf den Hund gekommen oder obdachlos.

 Habakuk meinte dazu am 22.07.17:
Nach reiflicher Überlegung muss ich dir vollständig recht geben; ist doch vollkommen klar; war ein leicht unsensibler Scherz zu einem sensiblen Thema; obwohl es Menschen geben soll, die tot sind und es gar nicht bemerken.

 tulpenrot meinte dazu am 22.07.17:
Das mit dem Scherz hab ich dann ja doch richtig geahnt... Es ist nicht ganz leicht, dir NICHT auf den Leim zu gehen. Ich kannte einmal jemanden, ... naja, der ist inzwischen "obdachlos" ... Das ist ja auch fast tot... Ob der das weiß?

 Habakuk meinte dazu am 22.07.17:
Nein, werte tulpenrot, „obdachlos“ ist weit davon entfernt tot zu sein, ich hatte da eine andere Klientel im Sinn; ja, es ist nicht leicht, mir nicht auf den Leim zu gehen, meine Art der Lebensbewältigung; wer mir nicht auf den Leim geht, würde sich wundern. Schönes Wochenende dir.
rochusthal (71)
(18.07.17)
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 tulpenrot meinte dazu am 18.07.17:
hihi, ja fand ich auch. war meiner zeit voraus. habs geändert. und sonst?
(Antwort korrigiert am 18.07.2017)
rochusthal (71) meinte dazu am 19.07.17:
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 tulpenrot meinte dazu am 20.07.17:
dann kann ich erst einmal zufrieden sein. Danke für die Rückmeldung

 GastIltis (18.07.17)
Liebe Angelika, beide Versionen habe ich mit größtem Interesse gelesen. Die Unterschiede sind erkennbar; ich sehe sie aber als unerheblich an. Warum? Weil Inhalt, Form und die Stimmung, die du zu erzeugen vermagst, nicht darunter leiden. In der zweiten Version muss man sich das mögliche Geheimnis denken. Die Vergangenheit birgt doch immer welche. Bedeutende? Die Erinnerungen verklären sehr viel. Und ob die Elstern besitzen oder besetzen, ein einnehmendes Wesen haben sie allemal.
Insgesamt sehr schöne persönliche Naturbeobachtungen mit Tiefgang. Du solltest wieder mehr schreiben. Liebe Grüße von Giltis.

 tulpenrot meinte dazu am 18.07.17:
Lieber Giltis,
wie gut mir dein Kommentar tut - Danke für die Ermutigung!
Auf das Geheimnisvolle zu verzichten fällt mir in der Tat nicht leicht. Zu der 2. Version wurde ich durch einen Autoren-Kollegen angeregt. Da ich immer gerne an meinen Texten arbeite und nach optimalen Ausdrucksmöglichkeiten suche, sind mir alle Anregungen in der Regel recht.
Der Autoren-Kollege meinte, die zweite Version sei nun flüssiger. Ich lasse es erst einmal offen.
Ja, ich sollte mehr schreiben - ich weiß ...
LG und einen schönen Abend
Angelika

 TassoTuwas (20.07.17)
Hallo Angelika,
es gibt kein besser, mit der Apothekerwaage lässt sich der Unterschied beschreiben und bleibt doch nur ein subjektiver Eindruck des Gefallens.
So kommt mir die zweite Version doch leichter daher. Ich finde die Beschreibung hat etwas mehr beobachtende Distanz, was mir persönlich gefällt, wohingegen ich in der ersten Version eine eher emotionale Nähe zwischen Beobachtung und Beobachter sehe.
Aber wie gesagt, andere mögen es anders lesen
Herzliche Grüße
TT

 tulpenrot meinte dazu am 20.07.17:
Guten Morgen TT,
der Vergleich mit der Apothekerwaage ist nett.
Ich erlebe immer wieder, dass sich Texte auch mit der zeitlichen Distanz zu ihrem Entstehungsdatum verändern lassen/müssen. Was mir damals passend und "richtig" erschien, ist es auf einmal nicht mehr in derselben Weise.
Ich bin immer froh, wenn du und andere ihre Zustimmung geben, genauso mag ich es auch, wenn Hinweise auf Schwachstellen kommen. Jedenfalls ist es jedes Mal spannend, wie die Reaktionen ausfallen.
Also mit anderen Worten: Danke für die Beschäftigung mit meinem Text - und natürlich für die Empfehlung!

Viele Grüße und einen gewitterfreien Tag
Angelika
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