Bodenlose Washeit eigentlich?

Es gibt in Niedersachsen eine Stadt mit 70000 Einwohnern. Bis vorgestern lag dem Betrachter die Information vor, dass eine dringend benötigte Umgehungsstraße um diese Stadt drumrum seit 1956 desideriert und seit 1962 geplant war...

Wer fährt eigentlich die ganze Zeit von Bernburg nach Bitterfeld? Oder von Bitterfeld nach Bernburg? Als der Sportjournalist des Beobachters in Sachsen-Anhalt mit dem Fahrrad unterwegs war, stellte er fest, dass er stundenlang in der Mitte der damals neu gebauten B71 fahren konnte, als wäre sie ein Radweg. Und das war der Weg nach Magdeburg. Bis Magdeburg blieb die Zahl der gegrüßten Autos einstellig. Der Verkehr in anderen Teilen Sachsen-Anhalts muss ja dann wohl wie auf der A7 bei Seevetal sein. Jedenfalls, so für uns neuen Informationen und gewiss schon Jahre alten Tatsachen zufolge, wurde eine Umgehungsstraße um Köthen (!) herum gebaut. Wozu!? Wie, wozu: um von Bernburg nach Bitterfeld zu kommen, ohne in der Köthener Innenstadt feinzustauben.

Gestern musste sich der Chefredakteur des Betrachters festhalten: die niedersächsische Fast-Großstadt hatte ihre Umgehungsstraße nicht 1962, sondern schon 1927 geplant. Seit 96 Jahren gibt es sie immer noch nicht. Währenddessen bekamen Orte wie Bröckel und Pattensen, Uetze und Uelzen, neulich sogar Sehnde (alles in unmittelbarer niedersächsischer Nachbarschaft) ihre Umgehungsstraßen. Der Verkehr mitten durch die Stadt ist eng und nervig, zeitraubend und stauig. Es sind bis zu zehn Kilometer durch das Stadtgebiet zu fahren. Aber immerhin wurde eine kleine Strecke bereits gebaut: die Vorstrecke zur Umgehungsstraße. Wenn es so weiter geht, könnte im Jahr 2222, wenn da Autos noch fahren... Aber vielleicht war das ja von Anfang an der Plan: es so lange in die Zukunft hinauszuzögern, bis keine Notwendigkeit mehr dafür besteht.