Ein schwerer Gang

Szene zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  PHASEN DES LEBENS (Prosa)

Ihr Exmann schloss sich dem Trauerzug an und richtete seine schmalen Augen mit diffusem Blick auf den Sarg. Seine Lider hielt er gesenkt, was halbgeschlossenen Lamellen von Jalousien ähnelte.

Die nun Verstorbene schleppte ihren Erstnamen Klothilde bis zum Ende mit sich herum, obwohl sie einen viel schöneren Zweitnamen hatte. Ihre frommen Eltern stellte sie nie infrage, denn die legten großen Wert auf diesen altdeutschen Namen, dem die Bedeutung “Wilde Kämpferin“ zukommt.

Ihm ging das Unglück der Menschen durch den Kopf, denn sie gehen zwangsweise durch das ganze Leben mit Etiketten, die ihre Eltern für sie ausgewählt haben. Aber oft passen sie überhaupt nicht zu ihren Kindern. Trotzdem müssen diese ihre Namen bis zum Ende ihrer Tage mit sich herumschleppen. Letztendlich werden sie dann in den Grabstein gemeißelt. 

Die ländliche Luft war erfüllt vom Quaken der Frösche und Kröten im Feuerlöschteich und dem Willen des Sturzbaches, der der Erde neben dem Friedhof den Bauch auswusch. Nach der Versenkung des Sarges und dem Bewurf mit Erde und Blumen fiel die Dunkelheit von den Hängen des Berges ein, legte ihren Teppich über den Friedhof und schlich sich zwischen die Gräber.

Die Trauergemeinde war längst im nahegelegenen Gasthof eingekehrt und die Menschen sprachen nur Gutes über die Verstorbene. Ihr Exmann hatte sich schon vorher abgesetzt, denn der gemeinsame Sohn wollte nicht, dass sein leiblicher Vater am Leichenschmaus teilnimmt.



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Kommentare zu diesem Text

kipper (34)
(29.03.23, 10:30)
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 uwesch meinte dazu am 29.03.23 um 11:41:
Na ich sehe, dass Du Dir viele Gedanken zum letzten "Standort" gemacht. Ich selbst bin für Verbrennung und Sendung des Rauchs gen Himmel und das Problem mit der Asche sollen meine Kinder regeln. Mir ist das alles eigentlich völlig egal.
Dank Dir für Deine ausführliche Auseinander-setzung mit dem Text und LG Uwe
kipper (34) antwortete darauf am 29.03.23 um 13:46:
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 uwesch schrieb daraufhin am 29.03.23 um 14:12:
Dank Dir für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich muss da wohl mal demnächst mit meinen Kindern ins Gespräch kommen. Für viele Menschen, auch meine Eltern, war es ein Tabu-Thema, das vermieden wurde.  :ermm: LG Uwe

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 29.03.23 um 15:12:
@kipper

 In der Schweiz kann die Urne dann als Bücherstütze dienen, auf dem Kaminsims stehen oder ihr Inhalt als Mineraldünger für das Gemüsebeet verwendet werden. Tu felix Helvetia! 
Also kipper,


so geht es nicht. Nach dem Tod auch noch arbeiten oder zumindest ausgesucht nützlich sein?. Neee.
Nützlich ja, aber zufällig. Es geht ja nichts verloren.

 uwesch ergänzte dazu am 29.03.23 um 16:15:
Herrliche Analyse zur Nützlichkeit als Bücherstütze. Ich werde mal meine Kinder fragen, was sie davon halten. Wahrscheinlich werden sie sich nicht streiten, nichts tun und es dem Staat überlassen, wie meine Asche "genutzt" wird.
Bei meiner Mutter wurde sie auf eine anonyme Fläche eines Waldfriedhofes am Stadtrand Hamburgs entsorgt. Ich habe es mir angeschaut. Saftiger Rasen sprießte der Sonne entgegen. Wir Kinder mußten uns um nichts kümmern. Vater hat das alles wohl aus der Ferne in Baden-Baden geregelt.
Sterben scheint noch komplizierter zu sein als geboren zu werden :ermm:

P.S.: Dank für Deine Empfehlung und LG Uwe

Antwort geändert am 29.03.2023 um 16:20 Uhr

Antwort geändert am 29.03.2023 um 16:20 Uhr

Antwort geändert am 29.03.2023 um 16:20 Uhr

Antwort geändert am 29.03.2023 um 16:21 Uhr

 harzgebirgler (29.03.23, 19:58)
dem text verleiht keinen froh'n ton
auch der unversöhnliche sohn!

lg vom harzer

 uwesch meinte dazu am 29.03.23 um 20:57:
Yes :ermm: Dank Dir, auch für die Empfehlung. LG Uwe
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