Amateurfußball und Rassismus

Kurzgeschichte zum Thema Rassismus

von  Koreapeitsche

Die dritte Mannschaft des Innenstadtvereins war eher als links-intellektuelle Mannschaft mit Hang zum Feiern bekannt. Jetzt sollte die Kreisklassenmannschaft zu einem Punkspiel zu einem Verein im Umland fahren. Das Spiel ging knapp mit 2:3 verloren. Jedoch kam es kurz nach dem Abpfiff und dem Schiedsrichtergruß zum Eklat. Während der Schiri, der einen Migrationshintergrund hatte, mit gesenktem Blick das Spielfeld verließ, wurde er mehrmals von Spielern der Gastmannschaft rassistisch beleidigt.

      „Dieser K*nacke, der hat uns das ganze Spiel zerpfiffen!“

      „Der K*nacke, ey!“

      Die zurückliegenden 90 Minuten verliefen zwar relativ fair, doch die zwei Spieler der Gastmannschaft fühlten sich benachteiligt und machten den Schiedsrichter dafür verantwortlich. Als die zwei Spieler den Schiri aus einem Abstand von nur wenigen Metern mehrmals rassistisch beleidigten, wurden sie fast übergriffig, sodass dem Schiri das Theater sichtlich auf den Magen schlug und er sich nicht traute, diesen Vorgang zu ahnden. Er war stark eingeschüchtert und hatte große Angst.  

      Die Gastmannschaft hatte knapp verloren und erwies sich als schlechter Verlierer. Nicht nur der Schiri schwieg zu den Beleidigungen und trug auch nichts dazu in den Spielbericht ein. Die Gastmannschaft, der die zwei unfairen Spieler angehörten, schwieg zu dem Vorfall ebenso wie die Heimmannschaft. Auch die Trainer nahmen die Beleidigungen schweigend zur Kenntnis.

In der Kabine herrschte zunächst betretenes Schweigen, bis der erste Spieler der Gastmannschaft sich zu Wort meldete.

      „Was sollte denn das?“

Alle wussten, was er mit dieser Frage meinte.

      „Ach, ist doch wahr, Mann, der hat das ganze Spiel zerpfiffen!“

      „Ihr könnt den Schiri doch nicht einfach K*nacke nennen!“

      „Ja, das geht zu weit.“

      „Natürlich kann ich das, bei dem Scheiß, den der gepfiffen hat.“

      „Du kannst von Glück reden, dass ihr zwei nach dem Spiel nicht noch eine rote Karte bekommen habt.“

      „Ach, hör auf, der war doch völlig unfähig!“

      „Aber das ist kein Grund, ihn K*nacke zu nennen.“

      „Und wenn der den Vorfall in den Spielbericht einträgt?“

      „Ist mir egal, dann gibt es eine Sperre und eine Geldstrafe.“

     „Ey, das ist total rufschädigend. Wenn das bekannt wird, gibt das einen Riesenstress.“

      „Mensch, nun beruhig dich mal!“

Danach herrschte für Wochen schlechtes Klima in der Mannschaft. Einer der Spieler, den das unfaire Verhalten seiner zwei Mitspieler besonders störte, kam auch später immer wieder auf den rassistischen Vorfall zurück und berichtete Außenstehenden sehr emotional darüber. Er reagierte dabei dermaßen betroffen, sodass einige den Eindruck erhielten, der Vorfall liege erst wenige Tage oder Wochen zurück. Dabei war das Ganze inzwischen schon ein paar Jahre her. Allein das sorgte für zusätzliche Verwirrung und Verstimmung. Die beiden unfairen Spieler sind immer noch Vereinsmitglieder, spielen allerdings inzwischen in der Alten Herren. Sie führten ihre Fußballkarriere fort, als sei nichts gewesen. Der Verein gilt immer noch als toleranter Szeneverein.



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.04.23, 15:31)
Was willst du damit beschreiben? Dass auch Links-Intellektuelle sich rassistisch äußern können?
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