Wieviel Geld ist genug?

Text

von  Fridolin

Über Geld zu reden, ist immer irgendwie anrüchig. Würde ich, wie Alfons, mit einem Puschelmikrophon auf die Märkte gehen und Passanten diese Frage stellen, müsste ich vermutlich mit einer kritischen Musterung, gefolgt von der Gegenfrage rechnen, wann ich das letzte Mal beim Arzt war. Wenn einer den Eindruck hat, ich könnte noch im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte sein, fragt er höchstwahrscheinlich: Kann man davon jemals genug haben?

Warum eigentlich nicht, würde ich da gern antworten.

Und wenn einer dann noch den Eindruck hat, ich könne es ernst meinen mit meiner Frage, wird wohl kommen: Genug wofür? Da wird es dann heikel, weil ich mich da nicht so recht entscheiden kann.

Es gibt viele Möglichkeiten. Für einen geruhsamen Lebensabend zum Beispiel. Das müsste alle interessieren. Wieviel braucht man, um dem Alter gelassen entgegensehen zu können?

Andere interessiert vielleicht der Erwerb von irgendwelchen Luxusgütern, von denen sie gerade träumen. So eine Dreckschleuder-Luxusyacht zum Beispiel, die man akzeptieren soll, weil sie Arbeitsplätze schafft. Braucht einer, der sich so was anschafft, das wirklich oder bildet er sich das nur ein? Bekommt eine Luxusyacht ihre wahre Bestimmung vielleicht erst dann, wenn sie dem Gegner gehört und beschlagnahmt wird?

Vielleicht aber auch: Genug, um den Hunger in der Welt zu besiegen. Kluge Leute haben angeblich ausgerechnet, dass es dafür erstaunlich wenig Kapital bräuchte, verglichen mit so manchem Verteidigungshaushalt. Oder sagen wir‘s direkter: Verglichen mit so manchem Krieg. Ist es nicht erstaunlich, zu welchen Prioritäten unsere westlichen Werte da kommen?

Oder um die Welt zu kaufen. Es soll ja inzwischen weitaus mehr Geld geben alle Waren dieser Welt wert ist.

Oder wenigstens um einen amerikanischen Präsidenten zu „machen“. Wieviel Geld braucht man dafür, um mitzumischen in diesem Spiel? Wieviel Geld braucht man, um öffentliche Meinung zu machen?


Geld ist schon lange zur Glaubenssache geworden. Ein mittelalterliches Goldstück hatte noch den Wert, der drauf stand. Da brauchte man kein Vertrauen. Heute ist das anders. Ein Hundert-Euro-Schein hat kaum noch Materialwert, ist im Prinzip nur ein Stück Papier, das akzeptiert wird, weil wir glauben, dass er gültig ist. Und die wirklich großen Summen heute haben noch nicht mal diesen Materialwert. Jetzt wird mit Sanktionen hantiert, die diesen Glauben unterminieren. Denn sie zeigen, dass das Vertrauen in die Gültigkeit von Geld auch täuschen kann. Es kann per Federstrich über Nacht nichts mehr wert sein, wenn man sich mit den falschen Leuten anlegt.

Geld als Waffe eben.

Vielleicht sollte ich nicht fragen, wieviel Geld ist genug für einen, sondern wieviel Geld brauchen wir, die Menschheit? Damit würde ich mir vielleicht sogar, bei einigen zumindest, die Nachrede ersparen, ich sei ja nur neidisch. Denn die kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.

Muss es wirklich nach oben offen sein, wieviel Geld sich im Besitz eines Einzelnen befinden darf?


Unsere vielgepriesene Wertordnung enthält auch: Freie Entfaltung der Gier nach mehr … Oder nicht?


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (03.08.23, 09:21)
Guter Einstieg, dann wird es mir aber zu moralisch.

 Fridolin meinte dazu am 05.08.23 um 03:42:
Was soll da denn moralisch sein?
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