FÜRCHTE DICH : EIN RILKE - VERSCHNITT

Text zum Thema Tod

von  hermann8332

FÜRCHTE DICH


Fürchte dich nicht,

sind die Astern auch alt,
streut der Sturm

auch den welkenden Wald
in den Gleichmut des Sees

die Schönheit wächst

aus der engen Gestalt;
sie wurde reif,

und mit milder Gewalt
zerbricht sie das alte Gefäß.

Sie kommt aus den Bäumen
in mich und in dich,

nicht um zu ruh'n;
der Sommer ward ihr

zu feierlich.

Aus vollen Früchten

flüchtet sie sich
und steigt

aus betäubenden Träumen
arm ins tägliche Tun.


Warte nur bald balde

wirst du ruhn


und hast nichts mehr

zu tun


als zu warten aufs

Jüngste Gericht


auch wenn du darauf

bist nicht erpicht


Also fürchte dich :


so wie ich fürchte mich ...



Fürchte dich ,

die Phrasen klingen noch voll

doch bald tönen sie hohl


noch hört man

dein mutiges Pfeifen

im Wald


Doch warte , recht bald

wächst das Grauen

zur Gestalt


die du mußt schauen


Es wurde reif

mit den Jahren


bekam Gewalt


Färbte dein Haar

inzwischen schlohweiß


Nun bist du bereits ein Greis


Bricht dir den Mut

den Stolz und die Kraft


bis es dich eines Tages schafft

hinunter in die schwarze Gruft


wenn der Sensenmann dich ruft


Vorbei ist die Schönheit

dieser Welt


Alles alles ist dir vergällt


Du siehst nur die häßlichen

Wurzeln der Bäume


und nicht

ihre schönen Kronen

wie sie im Himmelsblau

thronen


Und bist umgarnt

von Nightmare- Träumen

die um dich wuchern

in schwarzen Räumen


Und wartest auf das

Jüngste Gericht


Und bist auf das Urteil

nicht erpicht …




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