Der anormale Abgang eines Normalos
Tag für Tag
tagein, tagaus
Du kommst heim,
gehst aus dem Haus.
Schläfst und ißt,
schaust TV
oder liest.
Machst mal dies
Machst mal das.
Warum und wie,
und wo und was,
ist dir oft nicht ganz klar,
weils ja immer
schon so war.
Tagaus, tagein
derselbe Trott
so lebt man weiter
fort und fort.
Die Zeit vergeht
mit raschem Schritt
und du läufst einfach mit.
Bis eines Tags die Uhr stillsteht.
Niemand durch die Tür mehr geht.
Der Tisch bleibt leer,
kein Fernsehen mehr.
Dieselbe Seite zeigt das Buch.
Und aus dem Bett in dem du liegst
entsteigt ein süßlicher Geruch,
der sich verstärkt sehr penetrant
und niemand, der dich je gekannt,
weiß es, daß du nun nicht mehr bist,
zumal man dich sofort vergißt .....
Was oder wer warst du schon ?
Erntetest weder Spott noch Hohn,
weder Ehre noch Beifall,
warst normal , nur normal
nichtssagend, nichts sagend
nichts hinterfragend .................
Daß du tot bist ist egal
für die andern, auch für dich
auch für mich
gleichgültig, ohne Belang
Anormal war nur dein Abgang :
„ Wegen des starken Verwesungsgeruchs,
den die Anwohner bemerkten, mußte die
Haustür des Eigenheimes eines 70 jährigen
Rentners aufgebrochen werden . Niemand hatte
den Tod des alleinstehenden Mannes, der vor
6 Wochen verstorben war, bemerkt oder den
den Mann vermißt ....... „
Na ja- und... ?
Das passiert
Niemand ist deshalb pikiert.
Und du kamst in die Kurznachrichten.
Interessant ist dies mitnichten !
Ein Tod vielleicht nicht ganz normal
Doch für dich wäre es eine Qual,
doch für dich wäre es ein Skandal,
hättest du deinen Tod erlebt ....
Möglichst wenig aufzufallen,
warst du immer schon bestrebt.
Im Gegensatz zu deinem Leben
war dein Ende nicht so schal
und ein bischen anormal ................