WIENER FREITOD

Gedicht zum Thema Tod

von  hermann8332

Wiener Freitod

Ein Tukan
wollte sich
ermorden
und fraß
deshalb
drei Sacher-
torten

Aufgebläht
wie eine Trappe
lag er rücklings
auf der Matte.

Statt
ins Jenseits
abzuheben
blieb er humil
am Boden
kleben.

Und wenn er
nicht gestorben ist,
er nie mehr
Sachertorte frißt .

Warum
den Sacher-
Masoch
spielen,

und qualvoll
hängen
in den Sielen ?

Ja mei ,
a Wiener Suizid

mit Schnitzeln
oder
Sachertorten,



ob nun in Wien,
an anderen Orten,

des is verehrte
gnä Frau,

---selbst wenn
mans nimmt
nicht so genau---,

nix anders
als a bleeder
Schmä ,

so wie ich
die Sache se !

Wenn ich
als alter Papagei
demnächst
aus diesem
Leben geh,

dann stürz
ich mich
vom Riesenrad

Das steht
im Wiener Prater

Das hat bei uns
so Tradition.

So starb bereits
mein Vater.

Mit angelegten Flügeln
einem Stuka gleich
fuhr er in den Boden
und sitzt nun da oben
im Vogelhimmelreich


Morgen mach ich
endgültig Schluß.

Und glaubns mir,
ich red kan Stuß !

Küss die Hand ,
gnä Frau.

An ihrn Gemahl
an schönen Gruß.

Ich  fühl mich
wie der
Leutnant Gustl
in der Nacht
vor dem Duell

Hoffentlich
sterb ich
recht schnell

und nicht so
qualvoll
wie der Tukan,

diese
aufgedunsene
Henne

Selbst
die Mastgans
die ich kenne,

fräße keine
Sachertorten,
würde  sie sich
selbst ermorden

Sondern
höchstens
Gänseleber

mit vier
Flaschen
Heurigen

schnatternd
das Lied
vom
Moser Hans:

„Es wird
ein Wein sein“ 

singt die Gans

„und wir
wern
nimmer
sein“

und geht
am Alkohol

glückseelig
ein :

ein
Wiener Freitod
voller Würde

nicht wie
der Tukan
sich aufführte.

So wie
mein Vater
sich umbrachte

und seinem
Namen Ehre
machte
und stürzte
sich vom
Riesenrad,

während
auf der Wiese grad
eine K und K -Kapelle
hurtig und sehr 
auf die Schnelle
blies ihren 
Radetzky -Marsch

Mei klang das gut,
leckst  mi am Arsch : 

"Wenn der Hund
mit der Worscht
iebern Ecksta springt
und der Storch in
der Luft den Frosch
verschlingt ...."

" Ja mei
lieber Herr Papagei
sei es wie es sei "

fing da die gnädige
Frau an voller Empathie

"Inständig
bitt ich Sie:

Wollns net doch
a Sachertortn
zu ihrer Melange "

Machns sich
die Freud.
Könnt sein,
daß es
sie reut,

wenns da
drauf verzichtn

Könnt ja die letzte
sein vor ihrm
Abschiedstheater

auf dem
großen
Riesenrad
im schönen
Wiener Prater. "

Doch der Papagei
ließ sich nicht erweichen,
zahlte und flog heim
und setzte sich brav
auf sein Stengelein.

Die gnä Frau aber flattert
als die Freifrau Schnepfe
munter in die Donauauen,
um sich nach Freiern
umzuschauen.

Ihrem Ehemann
dem Herrn von Hahnrei
ist dies schon lange
einerlei

Der Tukan kam
ins Krankenhaus.
Man pumpte ihm
den Magen aus. 

Die Gans sie trank
nur Gänsewein
und ging am Alkohol
nicht ein.

Der Vater vom
Papagei
nie den Prater je
betrat
und fuhr auch
niemals Riesenrad.

Versehentlich er
Klorein fraß,
wovon er dann
nicht mehr
genaß.

Der Papagei
wurde sehr alt
Als er an Alters-
schwäche starb,
begrub man ihn
im Wienerwald.

Niemand hat sich
umgebracht,
weil man in Wien
so was nicht macht.

Bevor sich ein
Wiener tötet
er ausführlich
redet ...

nämlich Wiener -
Schmä

und dabei wird
er dichten

statt sich
selbst zu richten.

Denn er liebt
die Wiener
Gschichtn !

Die Kaffeehaus
geschichten,
vom Wienerwald
und die vom Prater

Dort spielt das
Wiener Volkstheater
bei Kaffee, Wein
und Sachertorten

und es spielt noch
an vielen Orten
im guten
alten Wien

Lasset
nach Wien
uns ziehn

und
diesen Schmä
vorsichtig
und dosiert
genießen

bei der
Melange,

den
Sachertorten,

die einen
keineswegs

physisch
oder mental
ermorden,

so wie der
Kaiser-
schmarrn

oder der
Wiener
Schmarrn,

der zum
Hirnschlag
führen kann.

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