Es war einmal ein Rabe, der hatte seine Frau verloren. Sie war einem Massaker zum Opfer gefallen, bei dem sie von einer blindwütigen Meute gefangen und zu Tode gequält worden war. Die beiden Raben hatten in einem Schlosspark gelebt, dem Park des Schlosses Charlottenburg. Hier trieben sich häufig aufgewiegelte und blindwütige Jugendliche verschiedenster Nationen oder Familien mit Hunden herum, die ihre Vierbeiner auf die Raben hetzten. Niemand gebot ihnen Einhalt, wahrscheinlich aus Angst, selber Schaden zu nehmen. Auch die Obrigkeit war von ähnlichen Motiven geleitet. So konnte es geschehen, dass das Rabenweibchen elendlich zu Tode kam. Dann am Frühlingsanfang kamen die Schafe auf die Weide, um den Rasen zu pflegen. So lernten sich der Rabenwitwer und das Lamm kennen. Es war neugeboren auf der Charlottenburger Weide und ließ sich leicht von dem trauernden Vogel becircen. Der flog über dem Lamm auf und ab und danach auf den Lammrücken und pickte das Ungeziefer weg. Das Lamm dachte nur, dass das zum Leben dazugehört. Und das tat es ja auch irgendwie.
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