Mutterlos auf einem Seerosenblatt - (Gabyi's Fischlexikon)

Skizze zum Thema Tiere

von  Gabyi

Das zierliche Moderlieschen landete unvermittelt in hohem Bogen auf einem Seerosenblatt, als es in der Luft nach einer Stechmücke schnappen wollte. Besser als zum Angelköder zu mutieren ist es allemal, sagte sich der mutterlose Fisch und machte es sich auf dem grünen Blätterschiffchen gemütlich. Der Gartentümpel, in welchem er lebte, war über und über von Seerosen bedeckt und Libellen schwirrten über der Wasserfläche. 
Doch wo war nur seine Mutter ?
Sie fehlte ihm schmerzlich und er erinnerte sich kaum noch an ihr perlenglänzendes Schuppenkleid. Damals nach der Eiablage war sie einfach weg geschwommen und hatte das Moderlieschen einsam in einer Laichspirale auf der Blattunterseite einer Wasserpflanze nahe der Wasseroberfläche abgelegt und zurückgelassen. Von Artenschutz hatte sie noch nie etwas gehört. Das Moderlieschen wäre viel viel lieber - wie manche ihrer Artgenossen - auf Laichbändern an einem Holzstock oder auf einer Wurzel ausgesetzt worden.
Nach 11 endlosen Tagen kam schließlich der Schlupf.
Doch es war noch ein weiter Weg vom Sumpfgraben bis zum Seerosenteich.
Und nach wie vor liebte es stehende, schwach fließende Gewässer und zog kleine Tümpel und Wasserlöcher wie Baggerseen und sumpfige Gräben den reißenden Bächen vor. So blieb es edel, zierlich und zart und wurde am Ende von einer schönen Anglerbraut in ihren Gartenteich entführt.


aus "Gabyi's Fischlexikon"

© 2006



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Kommentare zu diesem Text

Brot (39)
(22.01.24, 15:41)
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 Gabyi meinte dazu am 22.01.24 um 15:56:
Es ist die Schilderung des Werdegangs und Lebens eines kleinen Fisches, der von Anfang an ohne Mutter aufwachsen muss.
Danke fürs Lesen.
Brot (39) antwortete darauf am 22.01.24 um 15:58:
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