drei WEISE aus dem morgenland / die man auch heil'ge kön'ge nannt' / welche einst vor viel'n viel'n jahren / naseweis gewiss nicht waren / und auch sicher kaum klug schissen / jedenfalls soweit wir wissen...
Gedicht zum Thema Weihnachten
von harzgebirgler
drei könige die heilig sind
die folgten einem stern
hin auf dem weg zum jesuskind
das sähen sie sehr gern
sollt’ ja der neue könig sein
der juden wie es hieß
weshalb sich keiner von den drei’n
vom weg auch abbring’ ließ
sie führten mit geschenke schön
myrrhe weihrauch und gold
mochten mit leerer hand nicht steh’n
vorm jesuskind so hold
der stern der überm stall dann stand
von bethlehem und schien
dort wo die krippe sich befand
war’n froh die drei am knien
vorm heiland aller welt zugleich
dem jesuskind ganz klein
sohn gottes der im himmelreich
aus lieb’ ein mensch wollt’ sein...
*
aus dem morgenland drei weise
unternahmen eine reise
einstmals per kamel - sie ritten
auf ihr'm weg nämlich auch mitten
durch die wüste wo im sand
ein kamel vorzüglich stand
mit so füssen, ziemlich breiten
die dort sicher drüberschreiten
und versinken nicht darinnen
denn sie wollten land gewinnen
sprich nicht auf der stelle treten
nein das jesuskind anbeten
von einem stern zu ihm geführt
wie's sich für gottes sohn gebührt...
so weit so gut – doch ob die drei
wirklich drei war'n steht zweifelsfrei
keinesfalls fest, auch was sie war'n
könnt' später man mehr an den haar'n
herbeigezogen haben denn
legenden bilden sich gern wenn
der urbericht zu vage ist
und man halt viel an glanz vermisst:
matthäus nennt ja keine zahl
läßt seinen lesern freie wahl
nennt sie gar weise obendrein
und könige erst recht nicht – nein:
er berichtet von sterndeutern
beziehungsweise magiern
namen nennt er dito keine -
die sind ebenfalls erst eine
kreation spät'rer legenden
gegen die nichts einzuwenden
weil sie kaum dem glauben schaden
und nicht schmälern gottes gnaden
sind zudem ja schöne namen
die die drei dadurch bekamen:
balthasar klingt und melchior
genau wie caspar gut im ohr...
*
die heiligen drei könige
die reiten durch die nacht
weshalb man sie nur unklar sieht
was aber gar nichts macht
man sieht jedoch schon ziemlich klar
beim licht vom weihnachtsstern
sie reiten auf kamelen rum
und nicht auf arabern
so einen siehst du hier in weiß -
es ist ein edles pferd
das sich ja um kamele eh
seit je kein bisschen schert
egal ob eins zwei höcker hat
oder vielleicht nur ein'
dann nennt man's meistens dromedar
denn unterschied muss sein
da kann man wüsten mit durchquer'n
ihr fuß ist groß und platt
was in dem weichen wüstensand
gar manchen vorteil hat
genau auf solchem „wüstenschiff“
da reiten auch die drei
direktemang gen bethlehem
und nicht daran vorbei...
*
Die Heiligen Drei Könige
waren zu dritt nur wenige
doch besser drei als gar kein King
der hin zu Stall und Krippe ging
in Bethlehem wo wie es hieß
Gott seinen Sohn gebären ließ
von einer Jungfrau fromm und schön
und dieses Kind wollten sie sehn
"Die Weisen aus dem Morgenland"
wird dieses Trio auch genannt -
obs Weise Priester Magier war'n
egal - sie kamen nicht in Schar'n
und folgten einem hellen Stern
den sahen sie bereits von fern
er wies ihnen den Weg genau
zu Josef und zu seiner Frau
die hieß Maria und gebar
was ja das Wunderbare war
den Gottessohn das Jesulein
und dieses sollt' verehret sein
als Judenkönig neugebor'n
- Herodes bebte bald vor Zorn
ließ Babys töten ringsumher
und tat sich damit nicht mal schwer
denn Konkurrenz für seinen Thron
durch einen Untertanensohn
war ihm ein Graus da sah er rot
und alle Kinder lieber tot!
Die Jesuseltern und ihr Kind
die flohen deshalb dann geschwind
Richtung Ägypten an den Nil
und das war auch kein Kinderspiel! -
Noch war es aber nicht soweit:
Der kleine Herr der Herrlichkeit
lag in der Krippe und er schlief
auf Heu und Stroh unschuldig tief
Ein jeder König bog die Knie
vorm Jesuskind - die Eltern die
betrachtetens in sel'ger Ruh
und Ochs und Esel schauten zu
Der Caspar und der Balthasar
brachten nun ihre Gaben dar
sowie der greise Melchior
und dazu sang ein Engelschor...
**
ps
weg-weiser
ein weiser weist wege doch in' sternen steht
ob die letzten endes auch wirklich wer geht
und denken steht eh auf ganz anderem blatt
denn das hat bislang - sagt der denker - nicht statt
des gedankengang gleichfalls durchaus wege weist
zumindest wenn einer weiß was denken heißt... *
* “Das Bedenklichste an unserer bedenklichen Zeit ist, daß wir noch nicht denken" (Heidegger, Was heißt Denken?”)
Von Heidegger stammt – passend zur weihnachtlichen Geburt
des Gottessohnes – übrigens auch das bedenkenswerte Wort:
»NUR NOCH EIN GOTT KANN UNS RETTEN«
https://www.spiegel.de/kultur/aber-bitte-nicht-philosophieren-a-d76287f8-0002-0001-0000-000013527171
*
pps
klees drei 'heilige'
drei „heilige“ * hat klee gemalt
auf eine art und weise
da denkt man voll befremdet leicht
der künstler hat ne meise
der aber, sagt er, sichtbar macht
nicht gibt sichtbares wieder:
wir seh'n bislang nur viel zu schlecht
trotz off'ner augenlider
heidegger war von klee gebannt **
ihm schien dort eingetroffen
was unserm blick sich noch entzieht
und sozusagen offen
* Die Heilige vom innern Licht (1921); Die Heilige (1921); Heilige aus einem Fenster (1940)
** Bei Klee wandelt sich für Heidegger die Kunst, es ist da „etwas eingetroffen, was wir alle noch nicht erblicken". (Heideggers nachgelassene Klee-Notizen)
Paul Klee, Die Heilige vom innern Licht
Paul Klee, Die Heilige
Paul Klee, Heilige aus einem Fenster
*
ppps
WAS HABEN DIE DREI STERN'DEUTENDEN' WEISEN/R AUS DEM MORGENLAND MIT DEN 'DEUTSCHEN', DEM DICHTEN UND HÖLDERLIN ZU TUN? Ein etymologischer Denkanstoß
Herkunft von „deuten“:
mittelhochdeutsch und althochdeutsch diuten, um das Jahr 1000 thiuten,
ursprünglich im Sinn „dem Volk verständlich machen“, verwandt mit deutsch
„uns gebührt es, unter Gottes Gewittern,
Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen,
Des Vaters Strahl, ihn selbst, mit eigner Hand
Zu fassen und dem Volk ins Lied
Gehüllt die himmlische Gabe zu reichen.“
(Hölderlin, Wie wenn am Feiertage)
„der Vater aber liebt,
Der über allen waltet,
Am meisten, daß gepfleget werde
Der feste Buchstab, und Bestehendes gut
Gedeutet. Dem folgt deutscher Gesang.
(Hölderlin, Patmos)
„was bleibet aber, stiften die Dichter“
(Hölderlin, Andenken)
*
heiliges gedicht
wenn hölderlin vom heil'gen spricht
meint er damit die gottheit nicht
sondern ausdrücklich DAS GEDICHT*
welches ihm maßgeblich gelang
weil ja es selbst ihn schier zu zwang -
der heil'gen nöthigung** sei dank
den an-spruch allezeit im blick
entsprach er dichtend dem geschick
und steckt' „sein“ glück für bei zurück
*an die parzen
**am quell der donau
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