KUNST in fantasie & wirklichkeit – verreimt nicht nur im winter wenn es schneit (6)

Gedicht zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  harzgebirgler


Moritz, lieber Moritz


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https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_von_Sachsen_(1696-1750)


Da steht der Marschall mit der Mähre*,
die lückenlos wohl schöner wäre,
denn so durchbrochen bis zum Schweif
fast wirkt der Gaul echt abdeckreif!
Kein Wunder, daß ihn Moritz hält,
weil er sonst prompt zur Seite fällt
und alle Viere von sich streckt:
Halb scheint der Klepper schon verreckt.

Doch Moritz selbst ist nicht ganz dicht:
Durch breite Risse fällt das Licht,
die spaltentief im Corpus klaffen
und wundersamen Durch-Blick schaffen
vom Nabel bis zur Wirbelsäule -
hat Moritz etwa Leibesfäule,
die ihn von innen so zerfrißt,
daß er nicht mehr zu retten ist?!

Die ausgesparten Standbildflächen
sind ja vielleicht Gestaltungsschwächen,
doch muß man sie den lieben Leuten
zumindest halbwegs logisch deuten!
Zu sagen, daß sie Sitzraum sind
für Köter, Katze, kleines Kind
oder auch Stilmittel der Kunst -
das ist nun mehr als blauer Dunst.

Da Moritz einst ein Feldherr war
(und Krieg bedeutet stets Gefahr
für Leib und Leben, also Tod -
Soldatenblut färbt Erde rot!),
markiert der Riß durchs Eingeweide
des blanken Schwertes scharfe Schneide,
das Augusts Sohn erfolgreich schwang
und so die Gegner niederzwang.

Auf jeden Fall zeigt die Skulptur
von jenen Siegen keine Spur,
die Moritz in so vielen Schlachten
zum legendären Feldherrn machten:
Er schaut dem Gaul beim Grasen zu
mit steckenpferd´scher Seelenruh´,
als würde er Turniere reiten
und nicht mit ganzen Heeren streiten.

So stellt man Heilsarmisten dar -
die krümmen niemandem ein Haar.
Moritz jedoch war Militär
von großem Ruhm und großer Ehr´:
Der, der da steht, der gab Befehle -
der Schlachtruf drang aus seiner Kehle
und feuerte Soldaten an
zum harten Kampf Mann gegen Mann.

Der nahm sein Pferd doch nicht beim Zügel
und schlich zu Fuß vom Feldherrnhügel,
um auf der Wiese zuzuschau´n,
wie Pferdezähne Gräser kau´n.
Das Kriegshandwerk war sein Beruf,
der ihm den großen Namen schuf -
wer das nicht darstellt und verschweigt,
dem hätte Moritz was “gegeigt“!...

[Kritisches Gedicht zum Bronze-Standbild "Moritz von Sachsen" in Goslar. Moritz von Sachsen, in Goslar geboren, war Sohn Augusts des Starken und der Gräfin Maria Aurora von Königsmarck.

*http://www.raymond-faure.com/Goslar/Goslar_Kunst_103.JPG]

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fällen & fallen - auch mit spartanischem 'goslarer krieger'


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Henry Moore, Goslarer Krieger


es bäumt kein baum sich auf gegen sein fällen
das nur dem menschen der ihn fällt gefällt
gefallen finden menschen auch an fellen
doch zieht wer seins ihm übers ohr dann hält

er still kaum sondern wehrt sich wie die wehr-
soldaten allerdings im feld kaum mehr
gefallen an der front fürs vaterland
wenngleich das mancher einst schon irre fand...

vielleicht auch henry moore
der schuf eine skulptur *
von einem der grad fällt,
den schild auch nicht mehr hält
ein krieger, leicht verrenkt,
wo man an sparta denkt...

* https://de.wikipedia.org/wiki/Goslar_Warrior

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felix nussbaum, maler

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Selbstporträt (1940)


in brüssel gibts zwei "stolpersteine" -
mit seiner frau lebte er dort
bis ihn die nazis diese schweine
verbrachten an den grausen ort

in dem das wörtchen witz enthalten
der für millionen keiner war
man tat dort kalt den tod verwalten
selbst kleinster skrupel gänzlich bar...

https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Nussbaum

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IWAN AIWASOWSKI - 'Maler des Meeres' & Hofmaler des Zaren
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oh ja er war einst hofmaler des zaren

und als “maler des meeres” weltbekannt

der ruhm verblasste zwar wohl mit den jahren

doch wirkt sein werk längst wieder imposant


sieht man das meer mit wellen die sich türmen

wie es bei aiwasowski oft der fall

nebst schiffen die sich durchkämpfen bei stürmen

dem element fürs spielen schier ein ball


wird offenbar die meisterschaft des mannes

dem william turner kaum das wasser reicht

  wenngleich natürlich klar ist: auch der kann es -


bei meistern wirkt werk eh meist kinderleicht

und quasi wie vom himmel fast gefallen

dass krüppelkiefern voll die fäuste ballen...

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Iwan Aiwasowski, 'Sturm' (1851)

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klothild & der maler

klothild stand ihre tücke ins gesichte
geschrieben neben neid und arroganz
und sah man die visage voll im lichte
glich sie echt einem welken adventskranz

es sollte sie mal einer porträtieren
der schmiß den pinsel nach ner stunde hin
war nicht den kleinsten finger mehr am rühren
das lag auch keinesfalls am terpentin

was man ja braucht um farbe zu verdünnen
so ölfarbe die leinwände bedeckt
der maler machte sich einfach von hinnen

mit seinen utensilien – ach es steckt
nichts malerisches in manchen visagen
weder an werk- und sonn- noch feiertagen...

*

kurz maler *

nein er war nie lang am malen
lange mal’n war ihm ein graus
ruckzuck malt er muschelschalen
und die seh’n echt super aus
würde man echt kaum erwarten
weil er malte wie der blitz
doch sujet und können paarten
sich bei ihm das war der witz!
 
andere die lange malten
ellenlang mit träger hand
brachten selten an gestalten
was vernünftiges zustand
und nicht einmal muschelschalen
kriegten sie kaum halbwegs hin
waren halt zu lang am malen
null elan war dann mehr drin...

*kleine verballhornung von courths-mahler

[https://de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Courths-Mahler]

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mit einfaltspinseln malen maler selten

doch als motiv kann einer durchaus gelten

wie hier wo nicht so schnell ins auge fällt

warum der künstler den für einen hält...
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[von Chodowiecki]


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