Auf meinem Schreibtisch liegen unzählige Akten mutmaßlicher oder schon verurteilter Straftäter. Was haben wir da: Aus einer Ehescheidung heraus, kam ein Strafakt dazu. Der Mann wollte seine Frau nicht gehen lassen und verbog ihr den Daumen, sagte:"Wenn du jetzt gehst, brech ich dir nicht nur den Daumen, sondern sämtliche Knochen."
Sie ging. Die Schmerzen im Daumen wurden unerträglich, der konsultierte Arzt stellte einen Sehnenriss fest. Anklage:"Schwere Körperverletzung mit gefährlicher Drohung."
Wieder Ehescheidung, ein Mann entriss seiner Frau den fünfjährigen Buben und verließ mit ihm das Land.
Nochmals Ehescheidung, ein Mann stieß seine Frau die Stiegen hinab, lief zu ihr, trat mehrmals auf sie ein, bespuckte diese, trat wieder auf sie ein, bepinkelte das sterbende Opfer und ließ sie lange liegen, erst nach einiger Zeit rief er die Rettung an, da war das Opfer bereits an inneren Blutungen verstorben.
Ein Ehepaar verdiente gutes Geld mit Schlepperei und Menschenhandel.
Noch ein Menschenhandel und Zuhälterei.
Noch eine Zuhälterei.
Schwere Körperverletzung: Ein Mann begann einen Streit in einer Bar, schlug aber nicht einem Kontrahenten ein Bierglas auf den Kopf, sondern der Kellnerin, die sich mutig dazwischenstellen wollte. Nicht im Affekt, sondern bewusst, denn er sagte:"Wenn du nicht gehst, schlag ich dich tot."
Da ist noch eine Ehescheidung am Landesgericht für Strafsachen, der Mann prügelte seine Frau tot und drei Kinder mussten es mitansehen.
Ja, ich könnte noch weiterschreiben, aber der Rest ist schwerer Raub oder Diebstahl.
Doch, ein Verfahren wurde eingestellt, ein Mann lief nach Cannabis- Konsum, auf die Straße und bat einen Herrn mit wirren Worten um Hilfe, hielt sich an dem fest, dieser stürzte unglücklich und prellte sich das Knie. Ein psychiatrisches Gutachten wurde eingeholt, es kam heraus, dass der mutmaßliche Straftäter psychotische Schübe hat. Er bekommt eine Verwaltungsstrafe, man fand ein bisschen zu viel Drogen bei ihm, aber zu wenig für das Strafgericht.
Das ist jetzt mein Alltag und im Stress habe ich keine Zeit mir Gedanken über Verbrechen und Strafe zu machen. Es ist ein Job. Jedoch, sitze ich privat in meinen eigenen vier Wänden, denke ich darüber nach, wann der Knackpunkt da war, wann die Liebe in Hass umschlug, frage mich, welches Frauenbild manche haben, auch, ob Frauen für manche nur ein Gebrauchsgegenstand sind, auch, ob Ehre wichtiger ist als der Mensch, auch, ob es nicht viel zu leicht ist, über das Thema eine "Meinung" zu haben, wenn man gemütlich im Lehnstuhl sitzt. Ich sehe, was passiert. Allein von zwanzig Akten, waren zwölf Scheidungen mit Körperverletzung, mit oder ohne Todesfolge. Das Opfer war stets eine Frau. Fünfzehn weitere Akten im Schrank nur Unterhaltsstreitigkeiten, drei Akten mutmaßlicher Mord, die Opfer waren Frauen, die von ihren Männern getötet wurden.
Fakt: Männer sind im öffentlichen Raum gefährdeter, Frauen zuhause.