Immer und immer wieder...

Text

von  Mondscheinsonate

Vieles zu sehen ist wirklich gut, da weiß man wenigstens wie man nicht werden möchte und ganz ehrlich, wenn ich so grobe psychisch kranke Schübe bekommen sollte, nehme ich Tabletten und versuche den Selbstmord hoffentlich erfolgreich. 

Ja, es gibt schlimme Dinge, das Schlimmste habe ich schon gesehen, es war der zu Brei geschlagene Körper einer Frau, das ganze Zimmer war voller Blutspritzer, der ganze Boden voller Blut, die Kleinkinderkleidung voller Blut. Die Kleinen wollten "zur Mami", knieten im Blut. Auch davon gab es Fotos. 

So etwas bekommt man aus dem Kopf nicht mehr heraus, nie wieder. 


Und, ich dachte schon die, die ich sterben sehen musste, selbst R., die Verrückte zeigte mir Fotos, die ein paar Tage vor dem Tod aufgenommen worden waren, wären das Schlimmste gewesen, das Allerschlimmste, überhaupt die milchig weißen Augenschleier meines Großvaters, die sich in mein Sein brannten, aber es wurde Schlimmer. Auch der Tischler, der vor mir seinen Unterarm abtrennte und mein ganzes Gesicht vor Blut tropfte, den Schrei werde ich nie wieder vergessen, das automatische Handeln, das Abbinden, irgendwann lernte ich das, nicht und meinen Schockzustand danach auch nicht. 

Oder die unzähligen Schicksale derer, die ich im Spital begleiten musste und selbst schwerkrank war, aber tapfer den Kopf hochhielt. 

Ja, das hat mich alles sensibel gemacht, aber auch abgehärtet, so tangieren mich Diebstähle oder Hehlereien nicht mehr, es ging sowieso schief. Fazit: Gier ist mir egal. 

Er schrieb: "Du bist lustig". Ja, aber nicht fröhlich. Das Lustigsein rettet mich. "Wer oder was ist dein Jungbrunnen?" - "Beinahe war ich versucht zu schreiben "Kein Mann = keine Sorgenfalten", aber ich schreibe bald eine Antidiskriminierungsrechtklausur, das wäre unpassend." Die Wahrheit: es ist die Wahrheit. Keine eigenen Dramen tun dem Äußeren gut. Mir reichen fremde Dramen. 

Was ich geweint habe, beim letzten Mann, der hat mir so weh getan. Ich denke aber, unsere Trennung hat uns beide zerstört. Endgültig. Der Unterschied ist nur, dass ich mich noch zusammenreiße. Er nicht mehr. 

Ich kann die Selbsttötung an einem Tag festsetzen, er nicht. Er stirbt jeden Tag ein bisschen mehr bis es vorbei ist. 

Ich gebe zu, es gibt Tage, wo es mir noch immer das Herz zerreißt. 

Ich bin zu empfindlich.


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Kommentare zu diesem Text


 Redux (01.03.24, 19:03)
Die richtigen Worte fehlen mir...
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