Wodka mit Limonade

Kurzprosa zum Thema Geheimnis

von  Regina

Nach dem Einkauf ließ ich mich auf einer Parkbank nieder, um auszuruhen. Nebenan saß ein etwas beschwipster Mann, der mir eine Dose mit einem Mischgetränk aus Wodka und Limonade anbot. Ich ließ die Dose verschlossen, bedankte mich aber. 

Danach erwachte ich auf einer Wiese liegend, von russischen Bäuerinnen umgeben. Sie verhielten sich mir gegenüber nicht übertrieben freundlich gesinnt, mein Land befand sich mit Russland in angespannten Verhältnissen. Auch beherrsche ich die russische Sprache lediglich auf Anfängerniveau. Aber sie brachten mir ein Zelt, wo ich übernachten konnte. Ich dachte noch, dass es viel zu kalt sei, draußen zu schlafen. 

Am nächsten Morgen führte mich ein Polizist auf die Wache, wo ich einem Kriminalkommissar Rede und Antwort stehen sollte. Er wollte wissen, ob ich mit dem Flugzeug, der Bahn oder einem Auto nach Russland gefahren war. Aber ich erinnerte mich an kein Verkehrsmittel. 

Am Oberarm verspürte ich einen leichten Schmerz. Dort fand sich eine kleine Wunde, wie von einem Nadelstich oder einer Spritze. Ich sagte dem Kommissar noch, dass ich den Trinker, der mich angesprochen hatte, nicht verdächtigte, etwas anderes gewollt zu haben als etwas Unterhaltung und jemand, der mittrinkt. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, wer ein Interesse gehabt haben sollte, mir ein Anästhetikum zu verabreichen, um mich nach Russland zu transportieren. 

Nachdem der Wachtmeister mich ziehen ließ, wanderte ich bergab in der Hoffnung, eine Bushaltestelle zu finden, von wo aus ich in eine größere Stadt gelangen konnte. Da ich kein Geld dabeihatte, würde ich betteln müssen. 


 




Anmerkung von Regina:

nicht autobiografisch

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (28.03.24, 10:28)
in der Hoffnung, eine Bushaltestelle zu finden
Vielleicht kommt Graeculus mit einer Thermosflasche Lapsang Souchong vorbei.

 Regina meinte dazu am 28.03.24 um 12:32:
...oder du schickst ein Ticket nach Rumänien, wo wir dann gemeinsam auf die Suche nach der Liebe deines Lebens gehen und endlich fündig werden!

 LotharAtzert antwortete darauf am 28.03.24 um 13:09:
Ou ja, das gäb tolle neue Geschichten ...

 Dieter_Rotmund (28.03.24, 11:57)
Zu knapp gefasster, hastig wirkender Text mit Potential.

 Mondscheinsonate (28.03.24, 12:43)
Ich mag solche Geschichten, eine Vermischung aus Realität und Traum (außer Murakami, der ist mir zu konstruiert und sein Frauenbild ist fragwürdig). Gerne gelesen.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 28.03.24 um 13:56:
Ja, trotzdem kenne ich viele Murakami-Fans - alle weiblich!

Antwort geändert am 28.03.2024 um 13:56 Uhr

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 28.03.24 um 15:44:
Echt? Ich zähle dazu nicht. Die alten Werke waren noch nett, besonders Kafka am Strand.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 28.03.24 um 18:52:
Die Verfilmungen von "Gefährliche Geliebte" und "Burning" haben mir gut gefallen.

 AZU20 (28.03.24, 15:41)
Hoffentlich war das Betteln erfolgreich. LG

 AchterZwerg (29.03.24, 07:49)
Das Mischgetränk gibt ein sehr gutes Bild der deutsch-russischen Beziehung her. :) 
Tief in ihrem Innern spüren wohl viele Deutsche, dass ihnen "die" russische Mentalität mit ihren übertriebenen Sentiments und ihren Grausamkeiten ähnlicher ist als die mit offiziell Verbündeten ...

Tja

 Regina meinte dazu am 29.03.24 um 11:03:
Jetzt machst du glatt einen politischen Text aus meiner Fantasy.
In der Tat, für die NATO hätte vllt. Cola mit Rum besser gepasst und für Frankreich Champagner mit Orangensaft.
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