DER TOD UND DAS MÄDCHEN - gedicht zu einem gedicht von matthias claudius*
dem leben wen entreissen
jung noch kann huldvoll heissen
wohl sicher eher nicht
zwar ist's des todes sicht
zumindest im gedicht
drum ist er drauf erpicht
viel mehr ja auch freund hein
als sensenmann zu sein
und schnitter der vom leben trennt
mit seinem schneideinstrument
weil's seit je ihn vielleicht dauert
daß er allenthalben lauert
jederzeit für jung und alt
mit geschicklicher gewalt
quasi als des lebens preis
von dem kaum wer vorher weiß
wie und wann zu welcher stunde
er ihn holt auf seiner runde...
*Das Mädchen:
Vorüber! Ach vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.
Der Tod:
Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen:
Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen."
(Matthias Claudius, Der Tod und das Mädchen)
*
es kommt für jeden der moment
wo wen freund hein vom leben trennt
mit quasi sensenscharfem schnitt
und er urfremdes land betritt...
*
es streckt gevatter tod uns seine hände
liebreich ja entgegen einst vielleicht
und alles kommt zu einem guten ende
weil das leben meist dann durchaus reicht...
*
TRISOLDE-STENOGRAMM
Dem Tode nah durch Kampfes Wunden,
treibt ihn das Schicksal an ihr Land,
wo sie ihn alsobald gefunden,
ihn pflegt und heilt mit kundger Hand.
Dann wird ihr klar: Sie muss ihn töten,
ihn, der ihr den Verlobten nahm;
des Pfleglings Blick läßt sie erröten -
sie läßt ihn gehn, woher er kam.
Er kehrt zurück, um sie zu werben
für seinen König - tief empört
entscheidet sie: Jetzt soll er sterben
und ich mit ihm, wie’s sich gehört.
Ein giftger Trank soll dazu führen -
den Becher reicht die Dienerin,
kaum, daß die Lippen ihn berühren,
reißt Leidenschaft die beiden hin.
Das Gift vertauscht mit Liebestropfen -
oh Dienerin, welch dumme Tat:
Zwei Herzen, voller Glut am Klopfen,
wußten sich nun erst recht nicht Rat...
am Leben, ja, und Liebe loht,
nur Königs Zorn für Untreu droht -
letztlich erwächst aus dieser Not
dem Mann, der Frau dann doch der Tod...
*
helle war's, die sterne funkeln
voll entlaubt der nadelwald
als ein jeck beim muntren schunkeln
glattweg auf ein virus prallt
schob sich über mund und zunge
langsam in den rachen vor
nahm besitz von seiner lunge
ja corona fehlt humor...
atmung maschinell gesichert
komatös kriegt' er's nicht mit
auch nicht wie das virus kichert
schritt kalt weiter schritt für schritt
saß bereits in leber nieren
nahm voll ran sodann sein herz
wenn organe kollabieren
ist's weiß gott kein faschingsscherz...
(9/20)
*
das jesuskind lag nackt einst in der krippe
und ochs und esel standen staunend bei
es kriegte zum glück weder mumps noch grippe
dank frischer milch aus mutters molkerei -
herodes wollte ihm zwar an den kragen
doch konnt’s sein mordkommando nicht erjagen
dem viele kinder wohl zum opfer fielen
die war’n dann tot und konnten nicht mehr spielen...
*
der den sein sarg
dem blick verbarg
trieb es im leben richtig arg
nicht wen'ge wünschten drum schon sehr
er hätt' gelegen drin eher
doch unkraut vergeht oft nur schwer...
*
den tod hat uns das urpaar eingebrockt
und auch das paradies gleich mitverzockt -
den beiden paaradieschen war nicht bange
sie gingen auf den leim der falschen schlange
was gott mit radikalem schnitt quittierte
der zu den dann letalen folgen führte
zumindest steht es so ja in der bibel:
gott nahm den sündenfall dem urpaar übel!
*
Der Witwer steht am Grab der Frau
und spricht zu ihr "Wer ist jetzt schlau?!
Du bist nun tot und ich ich leb
weil ich ganz gerne einen heb!
Das hat dir leider nie gepaßt
ja Weingeist war dir voll verhaßt!
Ich trink und hab im Puff viel Spaß
und beiß noch lange nicht ins Gras!"
PS
GOETHE SPRACH ZU ECKERMANN:
"WER EIN GLÄSCHEN HEBEN KANN
REGELMÄSSIG UND IN MASSEN
SOLL SICH NICHT BEIRREN LASSEN
VON SO MUFFELN DIE NIE TRINKEN
UND VOR MISSMUT GLEICHSAM STINKEN!"
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mit 50 hat sich onkel wilhelm geschworn:
als rentner zieht keiner mich mehr an die ohrn!
mit 60 hat sich onkel wilhelm gedacht
dass er jetzt am besten ne weltreise macht!
mit 70 hat er sich jedoch überlegt
dass er sich viel lieber daheime bewegt!
mit 80 kam er über nacht auf den trichter:
ich mache furore jetzt einmal als dichter!
mit 90 verlor er allmählich die lust
und nahm sich auch nicht mehr die tante zur brust!
mit 100 lag er auf dem friedhof dann längst
und liegt dort viel länger als du vielleicht denkst...
*
ihr seitenspie- ihr seitenspie-
gelbild oh das entzückte/erzürnte sie
so sehr dass ihr dabei entging
wie voll am seidenfaden hing
schon etwas das sie nicht sah bis
der dann beim kollidieren riss...
*
die schlange am mount everest
kann durchaus tödlich sein
und haut dann ihren luftnotzahn
in “gipfelstürmer” rein
weil ihnen warterei nicht frommt:
der andrang ist sehr groß
was öfter mal wem schwer bekommt
dann tot und atemlos
https://www.spiegel.de/reise/aktuell/mount-everest-erneut-zwei-tote-bergsteiger-am-hoechsten-berg-der-welt-a-1269274.html
*
es war einmal ein affenzahn
der fuhr gern auf der autobahn
voll stoff bis er sich überschlug
und man ihn tot zu grabe trug...
*
ta-ta-ta
das licht erlischt der vorhang fällt
dann war wer mal in dieser welt
steigt seele aus des leibes hülle
TAucht tief hinein in weltalls stille
TAnzt TAngo wehmutsvoll um sterne
und blickt zurück unendlich ferne...
*
“ach du liebes lieschen!”
riefen die radieschen
als wer sie von unten sah
der nicht wußt’ wie ihm geschah
schlag fiel ihn urplötzlich an
raffte hin den propren mann
dem radieschen schmeckten
die sich echt erschreckten...
*
das muss man ihm lassen dem grausen erreger:
er bringt um den schlaf nicht nur ärzte und pfleger
nein bringt sie – wie viele – durchaus auch ums leben
die auf intensiv zu erhalten es streben...
(12/20)
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der dachdecker bedachte beim bedachen
des daches das recht steil war jeden schritt
um bloß ja keinen abgang von zu machen
wie einer den vielleicht der teufel ritt
so blieb er auch am leben bis zur rente
trotz einiger gefährlicher momente
doch brach sich dann den hals nach ein paar jahr'n
als ruheständler beim motorradfahr'n...
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