verreimte gedanken zu TOD & LEBEN / denn das kann's ohne ihn ja niemals geben... (3)
Gedicht zum Thema Leben/Tod
von harzgebirgler
es ruft uns in erinnerung der wechsel
des jahres ja auch die vergänglichkeit
will sagen ohne alles wortgedrechsel:
der mensch hat selber stets nur 'seine' zeit
und muss das feld des lebens einstmals räumen -
vergebens, sich dagegen aufzubäumen...
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KALASCHNIKOW
Sieh, wie sie an der Waffe hängen Mann wird erst Mann durchs Sturmgewehr - wie wild sie sich zu(m) Schlachten drängen Vernunft herrscht scheints schon lang nicht mehr. OH WAFFENSCHMIED, OH WAFFENSCHMIED, ach Trauer bei den Toten kniet’ millionenfach in sechs Jahrzehnten, wo wunde Augen stromgleich tränten und Hoffnung starb in starren Lenden - wann oh mag all der Wahnwitz enden?! Oh Waffenschmied, oh Waffenschmied, weltweit spielt Mensch das grause Lied auf deinem Todesinstrument - gar mancher Afro-Bengel kennt in kurzen Kleidersammlungshosen, zum Dienst gepreßt von Mitleidlosen, vom Leben kaum mehr als die Waffe und wie er damit Waisen schaffe. Es hämmern die Salven aus glühenden Läufen es mähen die Kugeln die Leiber wie Gras es steigen Profite aus Waffenverkäufen und irgendwo reibt sich die Hände ein Aas. Er hätte, sagt der Waffenschmied - ein Greis mit Orden, weissen Haaren, der stolz auf Kindeskinder sieht - sein Sturmgewehr in Nachkriegsjahren rein zur Verteidigung kreiert und zeigt sich mächtig irritiert, daß Menschen damit Menschen töten... Ja, sind denn Schießgeräte Flöten, mit denen man Sonaten spielt und nicht auf Leben anlegt, zielt; sind denn die Kugeln bloße Noten?! - Oh frage die Millionen Toten, ob ihnen die Musik gefiel, das AK47-Spiel?! "Querschläger" nennst du, Waffenschmied, wenn Mensch dies Ding zum Morden nutzt, das selbst durch Kinderhand geschieht mit leerem Blick, der kaum je stutzt. Kalaschnikow, Kalaschnikow, manch Land fast schon im Blut ersoff, wo über Berge von Gebeinen schwer Wolken ziehn und gleichsam weinen - ach glaubst du denn, oh Waffenschmied, wenn Leben aus den Opfern flieht durch Querschlagsnutzung deiner Knarre, sie sehnten sich nach Todesstarre?! Einst halte ach des Lebens Lauf das Leben einzig selber auf!
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalaschnikow
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Als "Spruchschwellen" sind altbekannt
so Balken in der Fachwerkwand,
auf denen manche Weisheit steht,
bei der es meist ums Leben geht,
um Gott, um Glauben und um Zeit
sowie um Tod und Ewigkeit.
"Memento mori" steht zu lesen -
denn ist wer tot und dann gewesen,
kann er, begraben, nichts mehr tun,
als einzig noch in Frieden ruhn.
Wer an den Tod beizeiten denkt
und die Besinnung darauf lenkt,
daß alles Leben dieser Welt
letztlich verwest, verbleicht, verfällt,
der teilt sich "seine" Zeit gut ein,
vertut sie kaum und darf sich freun,
wenn er am Ende seiner Tage
von dannen gehn kann ohne Klage
und Trauer über das Versäumte,
von dem er zeitlebens wohl träumte.
(2011)
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lebenseinstellung
STELLT EINER ERST DAS LEBEN EIN
WIRD ER SEHR LANGE LEBLOS SEIN
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es möchte jeder mensch irgendwann wissen
weshalb wir letztlich alle sterben müssen
egal ob jung alt krank oder gesund
am ende schlägt uns all'n die letzte stund'
das leben ist stets leben in der zeit
und die bedingt des menschen sterblichkeit
sein leben lebt die zeit des lebens ab
und mündet stets unweigerlich ins grab
erst tot ist wer unsterblich und zeitlos
und kümmert ihn das leben nicht mehr groß
doch lebend hält er fest an ihm meist gerne
und hofft der tod sei noch in weiter ferne...
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als mensch kommt man meist in die jahre
oft werden dann schütter die haare
auch grau oder weiss
es hat seinen preis
der weg von der wiege zur bahre...
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henk liebte brunhilde
die ihn aber nicht
prompt führte im schilde
er was und ersticht
- wie vordem schon grete
die ihn auch verschmähte
und anderen mochte
der besser einlochte -
brunhilde jüngst nachts
ihm dito tod bracht's:
ward fangen und hangen
alsbald in erlangen...
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sie saß auf ihrer gartenbank
nun wirklich schon zehn stunden lang
die sonne schien ihr prall aufs haupt
doch liebe leute wer nun glaubt
daß sie das rührte - tat es nicht :
erloschen war ihr lebenslicht
stocksteif saß sie auf ihrer bank
echt mausetot und niemals krank
zuvor im leben kerngesund
bis jetzt zu ihrer letzten stund...
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ein eifersücht’ger gatte schwingt
den dolch und dessen klinge dringt
der ungetreuen in den rücken
unter ihr der würd’ sich verdrücken
wenn er nur könnt’ doch schreckensstarr
und steif wie grad sein glied noch war
ist er des stahles nächstes ziel
er fleht und flennt es nutzt nicht viel
die schneide schlitzt ihm glatt die brust
das war’s dann mit der leibeslust
zwei leichen liegen auf dem bett
der meuchler richtet das stilett
nun gegen sich und in der mitte
des blutgerichts liegt gleich die dritte...
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blätter die zu boden sinken
sieht man herbst zum abschied schminken
bunte farben finden satt
auf des jahres antlitz statt
so als sollt’ das grün im sterben
noch einmal fürs leben werben
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trotz schweineherz-transplantation
wird organhandel weiter sich lohn'n
(1/22)
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wallenstein, seni & die sterne
Wallenstein mit seinem Astrologen
und Leibarzt Seni (19. Jh.)
seni sah liebend gerne
für wall'nstein in die sterne
und sprach zu ihm: “herr wallenstein
ihr habt zwar einen gallenstein
der mindert eure stärke
was ich als leibarzt merke
doch kommt zu tode dadurch nicht
weil euch demnächst wohl wer ersticht
das geben mir die sterne kund -
ansonsten seid ihr kerngesund!”
Seni an der Leiche Wallensteins
(Carl Theodor von Piloty, 1855)
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ein alter knallt in bielefeld
zwei alte ab und dann auch sich
das ist schon konsequent find’ ich
wenn wem was auf die nerven fällt
und einem leben schwer vergällt
vermutlich jedenfalls - derweil
stürzt in pjöngjang nicht nur zum teil
nein ganz ein großes hochhaus ein
baupfusch soll grund gewesen sein
zu hunderten sind menschen tot
da sieht sogar der führer rot,
des lands diktator jong-un kim
läßt köpfe rollen voller grimm...
ja tag für tag ist in der welt
viel grauses los - meist gehts um geld
und macht natürlich ebenfalls
doch auch aus and’ren gründen knallt’s
und explodiert was folgenreich
blitzschnell ist leben totenbleich
zudem steigt wasser manchmal an
wie auf dem balkan, keiner kann
was gegen machen - hilflos steht
selbst staatsmacht da, wenn’s glimpflich geht
schwemmt’s haus und habe nicht gleich fort -
immerhin geht’s da nicht um mord
und totschlag oder krieg, infam,
der menschen leben nimmt und nahm...
(5/2014)
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