TOD & LEBEN - verreimte gedanken, die sich auch um seele ranken

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  harzgebirgler

die sprache spricht und braucht durchaus ein hören
für das sind ohren nicht so von belang -
das aufhören des lebens mag verstören
doch steht’s mit sprache im zusammenhang
auf eine weise die wir kaum schon fassen:
es lohnt sich davon sagen was zu lassen...


*


der tod ist ein gar garstig ding
doch ohne ihn das leben ging
vermutlich nie im leben los
sie sind einander ziel und schoß
und sich von anbeginn vertraut -

so hat geschick die welt gebaut
worin der mensch als fremdling haust
dem es vorm ende meistens graust
vorm leben allerdings nicht oft
weil er wohl stets auf bess’rung hofft...


*


im leben kann der mensch manches verlieren
am schlimmsten ist daß er’s auch selbst verliert
durch krankheit unfall selbstmord kann’s passieren
und anschlag den ein terrorist ausführt

lebens verlust läßt sich ja nie ersetzen -
nur manchmal ist es wirklich kein verlust:
wer würde auch je ungeheuer schätzen
da regt sich doch echt nichts in einer brust

wenn massenmörder endlich auch krepieren
wie stalin hitler mao und pol pot
man könnt’ die liste länger noch fortführen

manch monstrum hält sich gar fürn lieben gott
der kaum etwas gemein hat mit so schlächtern
und skrupellosesten menschenverächtern...


*


wie man es auch dreht und wendet:
leben das beginnt und endet
und es gliche einem märchen
krümmts dir zwischendurch kein härchen
- manches kann dir widerfahren
im verlaufe von den jahren
die du hier auf erden wandelst
wo viel ausmacht wie du handelst -
eh der schnitter es dann kappt
was bei allen letztlich klappt
 
selten früher meistens später
kommt der große attentäter
und nimmt selbst das höchste tier
unbeeindruckt weg von hier
schläfst du einfach friedlich ein
kannst du schon zufrieden sein
fällt der vorhang von dem stück
hat im grunde gleichfalls glück
wer dann weiß noch wer er ist
und nicht alles längst vergißt
 
wo das leben einst entstand
ob im meere ob an land
ist da so was von egal -
eins steht fest : es endet mal
was wohl nur wir menschen wissen
die sich meist noch trösten müssen
durch so sachen wie den glauben
die ein fortleben erlauben
nach dem tod - der schnitter lacht
der nie halbe sachen macht
und wer mitlacht ist echt klug
denn ein leben ist genug...


*


Was am Leben irritiert
ist daß es zum Tode führt
man strebt es besser gar nicht an
weil was nicht lebt kaum sterben kann --
oder birgt in sel’ger Stille
jeder Samen Lebenswille
also Wille selbst zum Tod
der dereinst ja nicht nur droht
sondern dir dazu bestimmt
all dein Leben restlos nimmt
oder reichst du es ihm gar
lebenssatt dar -- was ist wahr?!...
 
Trost mag manch ein Glauben schenken
der von ew’gem Leben spricht
doch du solltest stets bedenken:
Wissen ist ein Glauben nicht --
noch hat niemand je berichtet
was durch Tod ihm widerfuhr
nein das Tor scheint abgedichtet
bestenfalls bleibt eine Spur...
allerhand kann man vermuten
nur verbürgt ist quasi nichts
nicht einmal daß alle Guten
Kinder sind des Gotts und Lichts...


*


der tod ist die VERSCHIEDENheit
heut’ gestern und in künft’ger zeit -
verschied’neres vom leben
kann’s wahrlich nimmer geben...


*


geboren sind wir ENDLICH und der tod
ist uns dann ganz gewiß besagt: er droht
nicht nur und wäre jemals zu vermeiden
obwohl ihn viele vorzeitig erleiden

durch krankheit unfall krieg oder auch mord -
doch !ENDLICH! ist ein merkwürdiges wort
jedenfalls mit ausrufendem zeichen
wo wer kaum bei denkt an tod und leichen...

...weil ich ein mensch und sterblich bin
komm ich dereinst auch nicht umhin
das zeitliche zu segnen
und wem wir dann begegnen
in jenseitigen fernen
zudem ob überhaupt
wenngleich das manche/r glaubt
steht völlig in den sternen...


*


wir haben zeit nur wenn wir sind -
erblickt das licht der welt ein kind
fällt es anheim fortan der zeit
dass ein jahr sich ans nächste reiht

fällt ihm allmählich dann auch auf
so nimmt sein
da sein seinen lauf
wo es einst keine zeit mehr hat
oft hochbetagt und lebenssatt...


*


für sokrates war völlig ungewiss
ob leben oder tod das bess’re is
aus mangel an verlässlichem zeugnis -

es so zu sehen ist gewiss nicht leicht
weil kaum wohl wer gern lebens segel streicht
egal wie weit des weg bisweilen reicht...


*


Als "Spruchschwellen" sind altbekannt
so Balken in der Fachwerkwand,
auf denen manche Weisheit steht,
bei der es meist ums Leben geht,
um Gott, um Glauben und um Zeit
sowie um Tod und Ewigkeit.
"Memento mori" steht zu lesen -
denn ist wer tot und dann gewesen,
kann er, begraben, nichts mehr tun,
als einzig noch in Frieden ruhn.

Wer an den Tod beizeiten denkt
und die Besinnung darauf lenkt,
daß alles Leben dieser Welt
letztlich verwest, verbleicht, verfällt,
der teilt sich "seine" Zeit gut ein,
vertut sie kaum und darf sich freun,
wenn er am Ende seiner Tage
von dannen gehn kann ohne Klage
und Trauer über das Versäumte,
von dem er zeitlebens wohl träumte...

(2011)

*


es kostet viel ein heidengeld
in unserer versorgungswelt
und selbst an wem als bleicher leich
wird dann noch der bestatter reich
das grab ist auch kaum kostenlos -
doch tote kümmerts nicht mehr groß
wobei man aber leicht vergißt
wie hoch der preis fürs leben ist...


*


DOT = PUNKT
TOD = SCHLUSSPUNKT...
wo es sich sammelt, das Leben, und in sein Ende sich verwahrt

*


H3oIhs+2oAzrAAAAAElFTkSuQmCC

der schnitter mit der sense bei der mahd

die möglich wäre kaum je ohne saat

und selbst des leibes frucht wird abgemäht

wenn's an der zeit, was ihm auch nie missrät...

...der horizont des lebens ist der tod

was aus dem blick leicht zu geraten droht -

des aufheben verwahrt's in seel'ger gänze

fortan ohn jede sorge, not und grenze....


*


"es ist die seele ein fremdes auf erden" *)
ob sie überhaupt hier je HEIMisch mag werden
vertraut mit dem dasein geworfen hinein?
sie würde ganz gern wohl gefragt worden sein...
-- hätt’ neugierig dann vielleicht doch gesagt "!ja!"
der schritt in die wirklichkeit liegt ziemlich nah
[oh HEIMat oh HEIMe oh kinderHEIM du
oh altenHEIM auch altes legt sich zur ruh
gefaßt auf entsorgung nach leben oft lang
in HEIMen wo insgeHEIM grauen im schwang]
ob sie nicht ersehnt das was vor der geburt
als sie noch nichts ahnte vom schoß als der furt
zum leiben mit leid last lust arbeit und zeit
ob seele womöglich be-dingt zutiefst schreit
still kauert an mauern von efeu bedeckt
von welt und vom menschsein unHEIMlich erschreckt
wo glocke des kirchturms zur mittagsstund’ schlägt
und vieles was lebt das je seinige trägt --
das steht in den sternen und wissen wir nicht:
doch seellos vollbringt keines je ein gedicht!

*) Georg Trakl, Frühling der Seele

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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (13.02.24, 20:35)
Ein Thema, das für uns Alte immer brisantere Formen annimmt. Aber wir können uns ja mit der Schreiberei etwas ablenken und das Problem mit dem Tod zeitweise vergessen machen. Dir ist ja  eine Menge zum Thema eingefallen.
LG Uwe

Kommentar geändert am 13.02.2024 um 20:44 Uhr

 harzgebirgler meinte dazu am 14.02.24 um 04:29:
:) :) ...dabei immer unausgesprochen präsent, sozusagen als fundierendes hintergrundrauschen, SEIN UND ZEIT von heidegger (https://de.wikipedia.org/wiki/Sein_und_Zeit). :D lg mit herzlichem dank vom harzer
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