Meine Antwort bleibt aus

Text

von  tulpenrot

Ich komme nicht aus prekären Verhältnissen

war nicht im Zuchthaus

hatte keinen üblen Umgang

habe die Schule, das Studium nicht abgebrochen

 

hatte Eltern und Schwestern

einen Opa

zwei Großmütter

mehrere Tanten und Onkels

Cousinen und Cousins

Freundinnen und Freunde

 

niemand von ihnen wurde straffällig

niemand war bettelarm

alle hatten Beruf und Einkommen

 

ich hatte immer eine Wohnung

genug zu essen

zum Anziehen auch

es gibt also nichts Außergewöhnliches zu berichten

 

jetzt bin ich alt

ich kann machen, wozu ich Lust habe

„Und? Wie geht es dir?“
Meine Antwort bleibt aus.




Anmerkung von tulpenrot:

Ich habe in der Vergangenheit die Frage „Wie geht es dir?“ ernst genommen und ausführlich geantwortet, hab erzählt, was mich beschäftigt, wo mir etwas gelungen ist, wo ich am Wochenende war oder berichtet, wenn etwas schön war oder weniger schön oder weniger angenehm, bis ich merkte: Das interessiert die Fragenden nicht die Bohne! Sie sind gar nicht an meinem Ergehen, ob gut oder schlecht, interessiert. Es ist eine floskelhafte Frage, die man einfach so nebenbei und gedankenlos stellt. Wahrscheinlich mit der Erwartung, dass ich die Gegenfrage stelle und sie dann ausführlich über ihre Befindlichkeiten reden können!

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Kommentare zu diesem Text

Kuchen (42)
(10.07.24, 19:48)
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 tulpenrot meinte dazu am 11.07.24 um 04:38:
Das tut mir leid.
Für das Sternchen aber vielen Dank.
Kuchen (42) antwortete darauf am 12.07.24 um 09:22:
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 AZU20 (10.07.24, 23:05)
So geht es mir auch. LG

 tulpenrot schrieb daraufhin am 11.07.24 um 04:40:
Manchmal weiß man einfach keine gescheite Antwort auf solche Fragen.
Danke dir für dein Mitempfinden und deine Empfehlung
LG

 Regina (11.07.24, 08:10)
Warum heißt die Antwort nicht "es geht mir gut"?

 tulpenrot äußerte darauf am 11.07.24 um 20:28:
Warum sollte sie so heißen?

 Regina ergänzte dazu am 11.07.24 um 20:58:
In dem beschriebenen Leben sind keine Dramen passiert, keine Abstürze, keine Not, keine Beziehungskatastrophen. Nichts, worunter andere leiden. Warum sollte man das nicht als Segen betrachten? Oder wäre es etwa langweilig?

 tulpenrot meinte dazu am 11.07.24 um 21:22:
Es können doch trotzdem Dramen und Abstürze, Leid ... usw. passiert sein, auch wenn dem Prot. vieles erspart blieb.
Der Prot. hat auch keine Langeweile. Und dennoch kann er die Frage eigentlich nicht so einfach beantworten - weder mit "gut" noch mit "schlecht".
(Aber er hat es gelernt, immer "gut" zu sagen.)

 AchterZwerg (11.07.24, 18:00)
Leider ist es wohl so, dass meist nur Außergewöhnliches Außergewöhnliches gebiert.
Aus der behüteten Normalität, wenn sie nicht vehement durchbrochen wird, entsteht Frustration.
Eigenartig.

 tulpenrot meinte dazu am 11.07.24 um 20:32:
Behütete Normalität ist doch schön und eher kein Anlass für Frustration. Man müsste überlegen, warum die Frage nicht beantwortet werden konnte. Jedenfalls war Frustration nicht der Grund.
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