Mein Olympia Marathon

Glosse

von  Beislschmidt

Mein Olympia Marathon

Immerhin weiß ich jetzt welche Sportarten ich mir nicht mehr anschauen werde. Im Schwimmerbecken sieht man lediglich eine aufgewirbelte Welle von Armen und nach Luft schnappenden Badekappen mit Schwimmbrillen. Am Ende reißen sich alle die Gummikappen runter, hängen auf den Plastikbojen und umarmen sich. Dieses Wasserkuscheln dauert doppelt solange wie der Wettkampf selber und die Moderatoren bemühen sich mit mehr oder weniger gelungenen Anekdoten die Zeit zu überbrücken.

Beim Hockey rennen zwei Mannschaften auf einem Riesenfeld in gebückter Haltung rum, die Nase fast wie ein Spürhund knapp über dem Boden, und versuchen einen Miniball ins Tor zu bugsieren. Ob die alle nach Spielende wieder aufrecht stehen können, ist die Frage.

Großer Gähnfaktor auch beim Dressurreiten, wenn Wallach Wotan von der Vogelweide mit geflochtener Mähne und geföhntem Drei-Wettertaftschwanz von den Sprösslingen des deutschen Landadels quer über den Parcour tänzeln. Wenn Isabella Aurora von Schlagmichtot, die gestylt mit schicker Reitgerte ihren Gaul zu Tangoklängen Traversen trippeln lässt, hat große Ähnlichkeiten mit dem catwalk aus dem Hause Armani.

Und das Synchronschwimmen erst ... Wenn die Riege der Nasenklammerngirls ihre Balletbeine aus dem Wasser strecken und mit den Fußspitzen wedeln. Goddogodd! Die Unterwasserkameras machen das seltsame Treiben noch peinlicher.

Während der Medaillenspiegel - früher das Vorzeigeobjekt der Nation, aktuell nur zweistellig ist, immer seltener eingeblendet wird, hatte Olympia 24 doch viele Kuriositäten zu bieten ... gegenseitiges Würgen nach verlorenem Endspiel, die Adrenalindebatte beim Frauenboxen, verweigerte Shakehands der beleidigten Verlierer, reihernde Sportler am Ufer der Seine, Fechter, die zu Zeiten der Musketiere sich gegenseitig aufgespießt hätten und Medaillengewinner, die wegen Atemnot im Rollstuhl aus dem Stadion gefahren werden mussten.

Am schönsten fand ich die unspektakulären Siegerehrungen bei den Surfern in der Karibik ... Gruppenbild mit Surfbrett und feddich. Warum kompliziert, wenn's auch einfach geht?


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Kommentare zu diesem Text


 Pfeiffer (09.08.24, 13:54)
Danke für die treffliche Satire, lieber Hans. Als ich vom "geföhnten Drei-Wetter-Taft-Schwanz" las, bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gefallen.
Schönes Wochenende wünscht dir 
Fritz

 niemand meinte dazu am 09.08.24 um 15:15:
@ Beislschmidt
Isabella Aurora von Schlagmichtot  :D  Heißt ihr Trainer nicht vielleicht Pferdi von Haferstein und ihre Konkurrenz, ist das nicht
die Gaula von Zügelhausen zur Hüjahhot, die aus Hufeisenhausen
im Nüsterland? Eine schöne Satire!
Olympia ist auch nicht mehr das was es mal war und irgendwie
sahe die teilnehmenden Frauen früher auch mal anders aus. 8-) 
LG Irene
P.S. kann man sich auch als Pferd eintragen lassen, wenn man sich
als solches empfindet? Fragen über Fragen ...

 Beislschmidt antwortete darauf am 10.08.24 um 07:42:
@Fritz
Danke lieber Fritz, ich gehöre ja zu denjenigen, die am lautesten über die eigenen Witze lachen ... hehe.... Beislgrüße 
@niemand
Danke Irene für deine witzigen Namensgebungen. Man könnte ein Kuriosenband herausgeben.
Beislgrüße

 Quoth schrieb daraufhin am 06.09.24 um 21:05:
Schließe mich Pfeiffer vollinhaltlich an! Aber die Surfer surften in Tahiti, und das liegt nicht in der Karibik!

 Beislschmidt äußerte darauf am 09.09.24 um 10:02:
In Tahiti? Oh Danke, da hab ich doch glatt was übersehen.

 Citronella (09.08.24, 23:00)
Du hast ja noch längst nicht alle Kuriositäten aufgezählt. Gab's da nicht noch was bei Stabhochsprung?

:woot: :woot:

 Beislschmidt ergänzte dazu am 10.08.24 um 07:45:
:D :D :D
Für so ein herausragendes Merkmal reißt man gerne mal die Latte runter. Was willst auch mit soner ollen Medaille schon groß anfangen? 
beislgrüße
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