Als die Welt noch in Ordnung war

Kurzprosa zum Thema Zeitreise

von  Citronella

 

An heißen Sommersonntagen hielten wir es nicht in der Stadt aus. Nachdem meistens der Samstag für Besorgungen und Haushalt draufgegangen war, fuhren wir hinaus in unser kleines Paradies am Fluss.

Das Parken am Grünstreifen der Landstraße war noch erlaubt, zumal der Durchgangsverkehr ins nächste kleine Dorf kaum der Rede wert war. Allein der dortige Biergarten zog Ausflügler an, die aber überwiegend mit dem Fahrrad kamen. Von der Straße führte ein ausgetretener Trampelpfad durch ein kleines Wäldchen zur Kiesbank am Gebirgsfluss, der sich hier ungebändigt durch die Landschaft schlängelte: Ein Naturschutzgebiet, in dem sich ein FKK-Badebereich entwickelt hatte, der zwar nicht offiziell als solcher ausgewiesen, aber dennoch geduldet wurde.

Es waren überwiegend Paare mittleren Alters, die hierher zum Sonnenbaden kamen und einfach nur ihre Ruhe suchten. Hier spielte nirgendwo Musik, hier wurde nicht in Gruppen rumgealbert, und Handys oder gar Smartphones gab es glücklicherweise noch nicht. Gejohle und Gegröle ertönte allerdings von Zeit zu Zeit vom Wasser her: Es stammte von überwiegend jungen Leuten, die mit Schlauchbooten aller Größen den Fluss hinuntertrieben, schnell noch einen Blick auf die Nackten am Ufer warfen und in seltenen Fällen auch eine anzügliche Bemerkung losließen. Aber sie waren schnell vorüber, so dass wieder absolute Stille herrschte, wenn man vom Rauschen des Flusses absah.

Zum Schwimmen taugte der Fluss nicht, erstens war die Strömung viel zu stark, und zweitens das Wasser selbst im Hochsommer verdammt kalt. Ein kurzes Eintauchen zum Abkühlen musste genügen. Zur Aufbewahrung der mitgebrachten Getränke, gut befestigt in das Kiesbett eingelassen, eignete er sich allerdings bestens.

Eine wohltuende Atmosphäre lag über dem Ganzen, und das gleichmäßige Rauschen des Flusses entspannte so sehr, dass man auch mal eindösen konnte. Wenn es Achim zu langweilig wurde, konstruierte er ein kleines Wasserrad aus Stöckchen und Hölzchen, die er im Kiesbett gesammelt hatte. Er freute sich wie ein kleiner Junge, wenn er es mit Wasser aus dem Fluss zum Laufen gebracht hatte. Und ich konnte während der Bastelstunde in Ruhe lesen.

Mehr als eine kleine Brotzeit, dazu die kühlen Getränke, brauchten wir an so einem Nachmittag nicht. Auf der Rückfahrt holten wir meistens beim Italiener eine Pizza und einen riesigen gemischten Salat zum Abendessen. Kochen mochten wir an so einem faulen Tag nicht mehr. Wir versuchten die Entspannung in die neue Woche hinüberzuretten. Sie würde wieder anstrengend genug werden.



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